Monster-Menagerie #5: Der Ninja

Ich würde sagen, dass du mit deiner ADnD-Einschätzung recht hast, und mutmaßen, dass Ur-DnD gleichbedeutend mit altem DnD aus den 80ern gemeint war.

Diese Punktewertungen sind für mich Gedankenspiele. Eine Spielbewertung setzt ein real existierendes Produkt im Rahmen des Wertungssystems zumindest mal im selben Zeithorizont in einen Zusammenhang mit anderen Produkten. Wenn ich demnach ein zu mir passendes Wertungssystem gefunden habe, kann ich anhand der Note eine Ersteinschätzung zu jedem Produkt treffen: Sofort kaufen, intensiver prüfen, Sale oder Finger weg. Ob der Ninja Stärke 1 oder 10 hat bleibt für mich dagegen aus mehreren Gründen bedeutungslos.

Die vielen Beispiele zeigen ja, wie groß die Varianz ist. Ich hab eher den Eindruck, dass sich die Noten aus dem Verhältnis zur Spielerfigur ergeben müssten und dann ein Ninja in einem Klopper von Team Ninja möglicherweise ein deutlich stärkerer Gegner ist als bspw. in Might & Magic gegenüber einer Heldenparty.

Auch kann in einer Kreativbranche wie der Spielindustrie mit einfachen Mitteln aus einer gewöhnlichen Figur bisweilen was höchst Ungewöhnliches werden. Die Note gibt mir also keine „Sicherheit“ für das nächste Spiel. Die Ratte würde sicher mit Stärke 1 abschneiden. Spiel ich dann Planescape: Torment, dann sind Schädelratten im Verbund plötzlich verdammt tödlich, weil Chris Avellone einfach mal gelangweilt war von Ratten als billigen Einstiegsgegnern in Rollenspielen. Wie schnell wird aus dem boshaftesten Widersacher plötzlich ein missverstandenes Wesen mit unverarbeiteten Kindheitstraumata? Oder aus der Hoffnungsträgerin für eine im Chaos versinkende Welt auch nur eine weitere brandschatzende Mörderin? Das ist nicht zwingend Frage der Produktionsqualität oder des Budgets, wie sie bspw. bei Spielebewertungen mitentscheidend und daher nicht so einfach reproduzierbar sind. Oftmals bedarf es nur des Geistesblitzes eines Designers, der das Wertungsgefüge von einem Moment auf den anderen umkrempeln kann.

Dann interessiert mich ja eigentlich auch weniger der Durchschnitts-Ninja, wie er als Kanonenfutter in dutzenden Spielen auftaucht, als vielmehr die ungewöhnliche oder kreative Interpretation. Deswegen holen mich auch die vielen Umsetzungsbeispiele im Abschnitt der Punktewertung vielleicht nicht so ab, wie es vermutlich geplant war. Beim Noten-Battle kann ich mit den vielen „und in dem Spiel gibt’s auch Ninjas und da sind sie so, deswegen Note x“ leider wenig anfangen. Da fehlt mir einfach der Kontext, es ist auch nicht humoristisch und ich komme mir dann wirklich manchmal vor wie in einer Diskussion ob der Silver Surfer oder Spider-Man der stärkere ist.

Als letzter Punkt ist mir auch die Aufhängung dieser Zahlen vollkommen unklar. Mag sein, dass das im Prototypen vll mal erwähnt wurde, aber es ist mir zumindest nicht hängen geblieben. Eigentlich müsste neben jeder Zahl ein Beschreibung stehen, was damit gemeint ist. Bspw. Stärke 1: Verstaucht sich beim Boxen sofort die Knöchel vs. Stärke 10: Hebt notfalls das Universum aus den Angeln. So hat sich bei mir der Eindruck der Willkürlichkeit dieser Noten eingeschlichen, auch verbunden mit ein-, zweimal „ich hab da jetzt nochmal einen argumentativen Kniff gefunden, wie ich die Zahl nach meiner Vorstellung angepasst bekomme“.

Alles in allem bringt mich das in meiner Sicht auf das Medium Spiele gefühlt nicht weiter und meinen Geschmack von Unterhaltung trifft es aber auch nicht. Es betrifft auch wirklich nur den Noten-Teil, denn die ganze Herleitungsgeschichte ist für mich gewohnt gute SF-Qualität, da merkt man die Recherche und die Vorbereitung. Aber anschließend 45 Minuten Freiflug ist für mich persönlich dann zu viel Zeit für etwas, was mich nicht mitnimmt. Das passiert mir so bei keinem anderen Format, ich höre sonst wirklich jede Folge bis zum Ende, weswegen das für mich irgendwie auffällig ist, dass mich ausgerechnet hier immer die Lust verlässt. Jetzt lässt sich über Geschmack natürlich auch viel und trefflich streiten, deswegen erhebe ich da sicherlich keinen Allgemeinanspruch. Aber so zumindest mal meine 2 ct.

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Faszinierend, wie viele Menschen mit Ironie und Satire nicht klar kommen. :thinking:

Ich find’s auch faszinierend, wie viele Menschen mit Sarkasmus nicht zurecht kommen, aber muss ich wohl einfach zur Kenntnis nehmen. :wink:

Beides stimmt: Erstmals wurden Ninja-Regeln für DnD im Magazin Dragon ausformuliert. Das war also Ur-DnD, allerdings noch eher rudimentär. Einige Jahre später kam dann der vollumfängliche Kampagnenband Oriental Adventures auf, der für ADnD geschrieben wurde.
War also auch keineswegs gleichbedeutend gemeint, wie @SebastianT meint.

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Ninjas waren da wirklich schwer angesagt. Sorry fürs falsche Mutmaßen.

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Danke für das ausführliche Feedback!

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Super Vergleich, genau diesen Eindruck kriege ich dabei auch. :grin:

Grundsätzlich lohnt sich das durchaus, wenn man nur die Filme kennt. Die haben sich nämlich nach Goldfinger sehr schnell von den Büchern entfernt.

Empfehlen würde ich da die neueren Übersetzungen aus dem Verlag Cross Cult von Stephanie Pannen und Anika Klüver. Die sind näher am Original, weil un"zensiert". In alten Übersetzungen wurden gern mal Bezüge zu Nazi-Deutschland etwas bereinigt.
Dadurch fällt natürlich öfter mal das N-Wort und gewisse andere Dinge, die der damaligen Zeit entsprechen. Auch der Überlegenheitsgedanke, den Bond in „You Only Live Twice“ gegenüber der japanischen Kultur äußert, ist heutzutage etwas … schwer verdaulich. Der „Ost-Berlin“-Ausschnitt, der im Podcast erwähnt wird, ist da ein gutes Beispiel.

Ich auch, aber das finde ich amüsant und einen schönen Kontrapunkt zu den ernsthaften Herleitungen aus der Historie, Film, Spiel etc. :smile:

Dann ist es wohl nicht mein Humor. :slightly_smiling_face: Finde diesen Part immer recht cringe und höre die Folge nicht zu Ende. Aber den Teil davor mit der historischen Herleitung, den mag ich immer sehr.

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Dann ist alles klar, danke für die Antwort. Die Erwähnung des Dragon Magazines hat sich wohl nicht in mein Gedächtnis gebrannt.

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Ich mag die Monster-Menagerie sehr gern. Was die Diskussion über die Wertungen angeht sehe ich´s ähnlich wie manch andere hier und es ist für mich der schwächere Teil des Podcasts. Die einzelnen Entscheidungen kann man natürlich als willkürlich beurteilen, aber es ist immerhin ein Gespräch von zwei Leuten die sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt haben, und mit der Idee im Hinterkopf, dass aus all den Folgen mal ein Quartett oder sonstiges Kartenspiel entstehen soll, finde ich die Diskussion darüber durchaus berechtigt. Ob ich mir das dann anhören will ist dann meist situationsbedingt, je nachdem ob ich (z.B. beim Einkaufen) gerade nur etwas Ablenkung auf den Ohren, oder aber mit voller Aufmerksamkeit etwas hören und diesem folgen will. Wenn´s mir gerade nicht passt, skippe ich die Verhandlungen, hege dann aber keinerlei Groll und es ist für mich nur ein minimaler Teil aus dem SF-Universum, den ich mir halt nicht anhöre.

Bei der aktuellen Folge, fand ich die geschichtliche Einordnung sehr interessant. Dass es Ninjas so nicht gab, hatte ich schon mal irgendwo aufgeschnappt, aber genauer wusste ich darüber nicht bescheid. Das Beste war für mich dann die Erklärung der Kukuros, der in schwarz gehüllten Bühnenmitarbeiter. Die hat mich an ein schon länger vergessenes Youtube-Video erinnert, das mir damals gut gefallen hat.

Ich finde das nach wie vor eine mir fremde aber fantastische Kunstform, bei der man, aus westlich- oder europäisch-er Sicht man natürlich sagen könnte, dass das Auftreten der Kukuros die vierte Wand durchbricht wird, aber, blendet man die Kukuros aus, wird die vierte Wand äußerst ernst genommen und alles Dargestellte ist auf die Perspektive der Zuschauenden gemünzt.

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Ich stehe auf Ninjas :smiley:

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Schöne Folge. Ninjas haben einen besonderen Platz in meinem Herzen, weil ich in den 80ern teilweise in Frankreich aufgewachsen bin, wo japanisches Kulturgut wie mir scheint viel früher und insgesamt auch viel intensiver angekommen war. So war ich später als Teenager verwirrt, dass Dragon Ball in Deutschland “neu” schien, hatte ich es doch als kleines Kind schon ständig angeschaut…

Interessant, dass ich vor der Folge gar kein so “böses” Bild vom Ninja hatte, aber das scheint mehr an meinem Unwissen und meiner Naivität als Kind zu liegen. Ninjas galten für mich als flink, elegant, kaum wahrnehmbar, wahnsinnig elegant, und gnadenlos tödlich. Dass alleine das letztere Attribut die Moralität ein bisschen verschiebt, war für meine kindliche Seele wohl noch ein Sprung. :sweat_smile:

Was mir aufgefallen ist, ist dass bei der Diskussion um die Bösartigkeit die Ninja Turtles selbst völlig ignoriert wurden? Überhaupt wurde kaum auf sie eingegangen. Ich dachte erst, man könne diese in ihrer comichaftigkeit ja als Ausreißer betrachten (sind ja auch insgesamt sehr speziell, beinahe parodistisch schon), aber dann hat Christian auf einmal die Gegner-Ninjas in der Serie als Beispiel dafür genommen, dass Ninjas (fast) immer böse sind. Das beißt sich für mich sehr, wenn doch die namensgebenden Helden selbst äußerst gute Ninjas sind. Oder kenne ich da die Lore zu wenig? (Ändert wohl aber eh nicht viel gibt ja offensichtlich genug andere Beispiele.)

In der Monster-Menagerie reden wir hauptsächlich über die „Monster“ als Gegner in Spielen und anderen Medien. Positive Beispiele werden meist genannt sind aber nicht Kern der Betrachtung.

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