Hier ging mein Puls auch hoch -aber vor Freude und angespannter Erwartung! Denn Deck13 ist ja nun kein großes Studio, das einfach Geld nachwerfen kann, und die Frage, was in dem Fall zu tun ist, ist alles andere als trivial beantwortbar. Es gibt da auch nicht den einen güldenen Weg, und die Frage, welches Feature spielentscheidend ist und daher bleiben muss, und welches weg kann, ist auch nicht leicht zu beantworten.
Vielleicht bin ich da wirklich etwas zu empfindlich. Für mich fühlte sich die Stimmung einfach ganz anders an, als bei den Interviews, die ich von Stay Forever gewohnt bin. Da werden ja auch immer wieder weniger gelungene Aspekte von Spielen angesprochen und das kam mir da immer sehr respektvoll vor. Kann natürlich sein, dass hier zwischen den Gesprächspartnern eine etwas engere Beziehung besteht und es daher okay ist, wenn man mal etwas kritischer nachfragt oder über einen Fail auch mal lacht. Am Ende haben Christian und André ja auch festgestellt, dass das Einhalten von Zeitplänen nicht so leicht ist.
Das ist das erste Mal, dass ich zu einer Folge direkt meinen Senf abgebe – vor allem, weil ich tatsächlich sehr hin- und hergerissen bin. Auf der einen Seite fand ich das Interview, neudeutsch gesagt, ‘cringe’, da eure Art der Fragen und auch der Tonfall nahe an Unverschämtheit und Unhöflichkeit lagen (was ich von Euch, vor allem Christian, einfach nicht gewohnt bin). Auf der anderen Seite war das Gespräch aber sehr interessant, und euer Gesprächspartner wirkte stoisch und mutig. Ich habe diese Folge daher mit einem unentschlossenen Gefühl verlassen und wollte das einfach mal teilen. PS: Wahrscheinlich ist es einfach so, dass ihr Euch alle drei persönlich gut kennt und der Tonfall daher nur für Dritte eher ungewohnt wirkt.
Ich habe hier und da auch mal die Augen aufgerissen, da ich über die teils bohrenden Fragen sehr überrascht war. Unverschämt würde ich dazu aber wirklich nicht sagen. Forsch, meinetwegen, vielleicht gingen mit Christian und André auch ein wenig die Pferde durch, aber doch keinesfalls unverschämt.
Ich schätze auch, dass die drei bereits ein vertrautes Verhältnis zueinander hatten. Zumindest schließe ich das daraus, dass Jan sich weiterhin ruhig, auch zu dem drängenden Fragen, verhalten hat.
Ich fand die Fragen jetzt wirklich nicht so „schlimm“. Es war ja scheinbar auch vorher so abgesprochen, dass sich da nicht zurückgehalten wird. So dramatisch war das jetzt nicht. Halt nicht alles Schönwetterfragen. Und ich fand, Jan hat sich auch gut behauptet.
Vor einiger Zeit gab es mal ein Interview bei The Pod mit einem USK-Menschen (glaub ich), und die Person hat sich unter den Fragen nur noch mit Platitüden hin und her gewunden. Journalistisch fand ich das super, es war aber echt unangenehm anzuhören.
Da war das Interview hier Kindergeburtstag
Zwei Journalisten stellen einem deutschen Unternehmer kritische Fragen zu dessen Geschäftsentscheidungen, der Produktqualität und dem Einfluss auf die Belegschaft. Mag sein, dass man das in unserer kuscheligen Spielebranche nicht gewohnt ist, aber was genau ist daran cringe?
Und bitte sag mal konkreter, woran du den harten Vorwurf der Unverschämtheit festmachst, zumal ich meiner Erinnerung nach gegen Ende des Gesprächs durchaus Verständnis für die Schwierigkeiten von deutschen Entwicklern äußere und die Leistung von Deck13 anerkenne.
Ich würde das gar nicht so sehr auf die Spielebranche beschränken. Ich habe vielmehr das Gefühl, dass der Journalismus generell den Biss verloren hat. Kritische Nachfragen kommen (jedenfalls gefühlt) auch im „normalen“ Journalismus kaum noch vor. Sicherlich liegt das auch an den erheblich geringeren Ressourcen der Presse gegenüber früher.
Aber wenn man sich ansieht, wie Michel Friedmann seine Gäste früher gegrillt hat, gibt es heute nur noch Kuscheljournalismus.
Vielleicht habe ich mich etwas zu extrem ausgedrückt. Auf jeden Fall war das Interview spannend, und ich habe viel Neues gelernt. Für mich war die Chemie zwischen euch dreien einfach ungewohnt. Ich hatte den Eindruck, dass André und du euch ein bisschen gegenseitig „hochgeschaukelt“ habt, wer nun die „kritischeren“ Fragen stellt, auch in der Tonalität. Es kam bei mir so an, als würdet ihr ihn häufig unterbrechen und seine Antworten schnell in Frage stellen – und dabei waren es ja oft persönliche, subjektive Einschätzungen, die man nicht stets hinterfragen muss. Zudem wurde viel im historischen Konjunktiv gesprochen, so nach dem Motto: „Hättet ihr das mal lieber anders gemacht.“ Da hatte ich das Gefühl, dass das ab und dann eher wie ein Vorwurf geklungen hat, an etwas das man nun eh nicht mehr ändern kann. Aber auf der anderen Seite heißt es ja auch „10 Jahre klüger“. Na ja, ich bin eben - wie schon im vorherigen Beitrag erwähnt - unentschieden, ob ich das jetzt wirklich gut finde oder nicht. Und das war ein Prozess, den ich teilen wollte. Insofern war es wohl wirklich eher ein „ungewohnter Tonfall für mich als SF-Hörer“ als „unhöflich“. Und „cringe“ ist wohl einfach ein dieser neuen deutschen Wörter, das ich schon immer mal einbringen wollte (was mir eventuell nicht erfolgreich gelungen ist ).
Ich glaube, Du hast es letzten Endes besser auf den Punkt gebracht als ich
Alles klar, danke für die Erklärung! Kann ich nachvollziehen.