Hallo, an die Stay Forever-Community! Ich dachte, es wäre mal ganz interessant, sich darüber zu unterhalten, in welchen Fällen ihr eure Meinung zu einem Spiel stark geändert habt. Dabei denke ich eher an Positivbeispiele. Ihr könnt hier aber natürlich auch davon berichten, wann euch ein anfänglich reizvolles Spiel dann doch verlassen hat. (passt vielleicht dann aber auch in den Thread Gehypte/beliebte Games, die ihr nicht mochtet)
Mein krassestes Beispiel:
„Horizon Zero Dawn“. Das hatte mich bei seiner ersten Präsentation voll abgeholt, was sich bis zum Release aber wieder abgekühlt hat. Weiß nicht mehr genau, was mir da im Vorfeld irgendwann misfiel. Vielleicht war’s Open-World-Ermüdung.
Aufgrund des allgemeinen Hypes hatte ich es dann aber doch irgendwann und war erstmal ziemlich ernüchtert. Die schöne Grafik wirkte wie Augenwischerei, weil die Welt in meinen Augen gar nicht natürlich erschien. Zwei, drei willkürlich platzierte zerfallene Hochhäuser vermitteln nunmal nicht den Eindruck, dass hier mal eine Stadt gewesen sein soll. Zudem wirkte das Spieldesign so beschränkt. In Missionen wurde ich durch den Fokus immer wie an einer Schnur von Ort zu Ort gezogen, ohne dass es irgendeine Form von spielerischem Anspruch gab. Als jemand, der super gerne klettert, war das Erklimmen von Höhen in „Horizon“ auch absolut lächerlich. Zu diesem Zeitpunkt hatte „Breath of the Wild“ mir zudem bereits gezeigt, was ich von Open-World-Spielen erwarten darf. Auch die Kämpfe haben mir keinen Spaß gemacht, wirkten zu schwierig und erforderten außergewöhnliche Präzision, was sie sehr unbefriedigend machte. Zudem schien man keine zwei Meter gehen zu können, ohne gleich wieder in eine Robo-Herde zu stolpern. Abbruch.
Ich hab’s dann später noch ein weiteres Mal probiert. Ich dachte, irgendwas mache ich falsch und mir muss das doch gefallen, wenn das links und rechts als Meisterwerk gefeiert wird und die Story ja so fantastisch sein soll. Und zugegeben, mich hat natürlich auch interessiert, warum man hier in der Post-Apokalypse mit Pfeil und Bogen auf Roboter-Tiere schießt. Aber auch diesmal hat’s nicht geklickt.
Aus irgendeinem Grund bin ich es dann noch ein drittes Mal angegangen. Da wollte ich dem Spiel nochmal eine ernsthafte Chance geben. Also hab’ ich das ultralineare Design der Quests so gut es ging hingenommen, meinen falschen Stolz abgeworfen und schnellstmöglich die Skills ausgebildet, die mir das Spielen erleichtern (sprich, alles was Zeitlupe beim Zielen ermöglicht), mir das UI so gestaltet, dass es nicht nervtötend überladen, sondern so immersiv wie möglich und so informativ wie nötig ist und vor allem, anstatt die Kämpfe als beiläufiges Hindernis wahrzunehmen, mich wirklich mit dem Kampf- und Ausrüstungssystem auseinandergesetzt, Stärken und Schwächen der Gegner, Waffen, Rüstungen und Module beachtet und meine Taktiken immer wieder darauf ausgerichtet.
Und da hat’s gefunkt! Ich bin völlig versunken im Grind aus sorgfältiger Vorbereitung, nervenaufreibenden Kämpfen und der Optimierung meiner Ausrüstung. Schnell hab’ ich mich total auf die Schlachten mit immer fieseren und größeren Robo-Kreaturen gefreut und bin praktisch keiner Konfrontation ausgewichen. Ich hab’ auch ausführlich die Welt erkundet. Trotz der schwachen Klettermechanik hatte ich meinen Spaß daran die unmöglichsten Bereiche zu „erhüpfen“. Und auch wenn die Welt im Kontext der Handlung nicht endgültig überzeugt, sucht die Darstellung der Natur ihresgleichen. Als jemand der gerne spaziergehend durch schöne Landschaften irrt, ziehe ich daraus in Open-World-Spielen einen erstaunlich großen Reiz.
Das Ende vom Lied: Ich habe 130 Stunden in Hauptspiel und Expansion versenkt, war unendlich gehypet auf den Release von „Forbidden West“.
Nebenbei bemerkt: Ja, auch die Story ist gut. Wenngleich es eher das stückweise Aufdecken der Vergangenheit ist als der eigentliche Gegenwartsplot. Und „Horizon Zero Dawn“ zeichnet mit Sicherheit die trostloseste und niederschmetterndste Vision vom Weltuntergang, die mir je untergekommen ist. Das hat mich 'ne Zeitlang echt fertig gemacht.
Heute mag ich die Reihe sehr und sie gehört sicher zu meinen Kaufgründen für die Sony Systeme. Ich weiß dennoch nicht, ob ich die Spiele wirklich weiterempfehlen würde. Um es runterzubrechen: Wenn man mit den Kämpfen nicht warm wird, kann man auch den Rest vergessen. Dazu sind sie zu präsent und in meinen Augen der wichtigste Spaß-Faktor. Die Story kann man ja auch nachlesen.
Was waren eure spektakulärsten 180°-Wenden bezüglich eines oder mehrerer Spiele?