Das Format ohne Namen #19

Vielleicht. Oder es ist der Versuch, Relevanz zu erzeugen, für etwas, was nicht mehr relevant ist, aber von Leuten mit Einfluss sehr geschätzt wird. Die zehn Milliarden Subvention, die Deutschland jedes Jahr in die Opernhäuser pumpt, müssen halt zum Teil in Tickets fließen, sonst wäre das ganz weg.

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Dem würde ich deutlich widersprechen wollen. Man muss mir nur genug Helene Fischer & co. vorspielen, dann mag ich das? Glaube ich nicht.
Dann: Warum hassen ziemlich viele Menschen (einschließlich mir, von ganzem Herzen) so abgrundtief die Musik von Phil Collins? Weil sie damit in den 80ern vom Radio so gestopflebert wurden. Nicht Gewöhnung, einfach nur Ekel durch Überdruss.
Ähnliches gilt für mich ein Jahrzehnt weiter mit Robbie Williams.

Oder meintest Du das anders?

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Ey wasn, natürlich wissen die Kinder, was ein Chemie-Baukasten ist. Die lesen doch alle noch ihr Yps-Heft…ODER???

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Naja, wenn du einen festen Geschmack hast und dann einzelnen Interpreten Tag und Nacht hörst, funktioniert das nicht.

Aber wenn du im Freundeskreis intensiv einer neuen Richtung ausgesetzt wirst, funktioniert das natürlich.

Nicht grad Freundeskreis, aber ich habe mal bei der Bundeswehr eine Woche lang den Spieß durch das Gelände gefahren und der wollte nur Schlagersender hören. Nach einer Woche war ich quasi Experte und konnte schlechten Schlager von schlimmem Schlager unterscheiden, hatte meine Favoriten und sogar Lieder, die ich regelrecht gemocht habe, fast.

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Man verknüpft ja mit Musik, genau wie mit Düften, Erlebnisse und Gefühle. Ich persönlich merke durchaus immer wieder mal, dass ich irgendwelche furchtbaren Lieder heimlich gerne höre, weil ich was positives damit verknüpft habe.
Ok, Helene Fischer ist da halt echt ein Totschlagargument!

Alles hat imho Grenzen. Denke nicht, dass ich ein Freund asiatischer oder arabischer Musik werde, egal wie oft man es mir vorspielt. Die Klangmuster sind mir einfach zu fremd und vermutlich fehlt mir dafür das Kulturverständnis. Aber selbst im klassischen Bereich gibt es Zeitperioden, die ich grundsätzlich nie mögen werde.

Das war ja mal eine grossartige Folge (kein ß in der Schweiz).

Erst mal riesen Respekt an Gunnars Frau!

Ich hab ähnlich wie Gunnar abgeschnitten, nur John Williams und die Marseillaise war sofort klar. Auf jeden Fall hab ich mich oft wiedergefunden und bin gespannt, mit welchem Instrument/Möbelstück die musikalische Erziehung beginnt. Metal ist schon mal schwierig (Papa warum schreien die so?), während Klassik Radio geduldet wird.

Für Gunnar und allen, denen kurze, eingängige Stücke lieber sind, kann ich laienhaft nur Saties Gymnopédie 1 ans Herz legen. Das kriegt mich echt jedes Mal: https://youtu.be/S-Xm7s9eGxU?si=ung2XxZ4dZPNBA3w

Habt ein schönes Wochenende!

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Hi, das ist super und eine schöne und auch lohnenswerte Aufgabe, weil sie einem Genuss bringt, wo man vorher keinen oder nur wenig hatte. Ein bisschen wie sich mal mit Wein zu beschäftigen oder mit Architektur: Plötzlich sieht man mehr und hat ein Empfinden dafür, das vorher nicht da war.
Ein Tipp von mir: Man kann Jazz und Klassik auch super verbinden, es gibt ja jede Menge Klassik, die „verjazzt“ wurde, vieles in den Siebzigern, wo man auch moderne Synthesizer und Percussion als alternative Instrumente für Klassik entdeckte (Vorreiter war da Jaques Loussier und sein Play Bach Projekt - not my favorite allerdings). Mein Liebling dahingehend ist Ray Manzarek (der Keyboarder der Doors) und seine Version der „Carmina Burana“. Hör da mal rein, das ist phänomenal. https://www.youtube.com/watch?v=94P8Y_etFN4&list=PL636511758C9089BA

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Mein Vater war Schlagzeuger in einer Band, die auch die Studiomusiker für Michael Holm waren, der ja in den Siebzigern die halbe „Hitparade“ produziert hat (nicht nur seine eigenen Lieder) und wenn Du „Mendocino“ hörst - also die Original Single Version von damals - und du ein bisschen was über Schlagzeuger weißt, dann kannst Du raushören, dass er das Schlagzeug im Stil von Ringo Starr eingespielt hat :slight_smile:

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Katzen und Allergien übrigens: Es kommt tatsächlich ein bisschen drauf an, was die allergische Reaktion angeht. Die wird nicht von Haaren ausgelöst, sondern vom Speichel, den Katzen natürlich übers Putzen auf die Haare verteilen und wenn die Katze viele Haare verliert, kommt man damit in Kontakt. Es gibt aber Katzen - vor allem wenn es Freigänger sind - die nicht so viel haaren oder wo der Speichel nicht so allergen ist. Das kann man ausprobieren. Besser allerdings ist, dass es Katzenfutter gibt, die den Speichel tatsächlich neutralisiert. Das macht man mit Ei von Hühnern, die Katzen kennen - die produzieren nämlich ein Antiallergen, das dann auch in den Eiern ist und wenn Katzen das essen, sind die tatsächlich weniger bis gar nicht mehr allergen. Ich habe einige Freunde, die dadurch Katzen haben, obwohl sie eigentlich allergisch sind.

Das ist ja FoNtastisch!

Meine zwei Cents zu dem Musikthema in der Folge.

Moi: Über 30 Jahre Klavierspieler, davon die ersten 12 Jahre mit Lehrern und klassisch. Gelegentlich mal Ausreißer Richtung Rag oder Zeitgenössischem. Aufgewachsen fast ohne Musik. Keine Eltern, die musizieren oder Großeltern und das Musikhören zuhause ging gegen 0. Seit 20 Jahren nur noch Improv-Klavier und einige andere Instrumente, die leicht auf der Welle liegen ausprobiert.

Dazu kommt seit 15 Jahren ein reger und emsig betriebener Musikaustausch mit zwei anderen Musikgourmets und fast der gesamten bekannten und unbekannten musikalischen Bandbreite mit nur ganz kleinen Lücken (Deutsch-Rap und Schlager).

Nun zum Gedanken: Die Umwelt kann vielleicht Einfluß darauf haben (klassischer Punkt: Privilegiert aufwachsen. Zugang zu Instrumenten. Musik bereits im Haus…), aber ich bin fest davon überzeugt, dass Musik und wie wir sie wahrnehmen und was uns gefällt fast ganz aus jedem einzelnen kommt. Als Hauptbeispiel, um das zu untermauern, führe ich Jazz und progressive Musik (Prog-Metal, experimentelle und polyphone Sachen) ins Feld. Zu Jazz haben meine beiden Musikbuddies keinen Zugang. Ich liebe ihn absurd. Fühle mich da immer auf eine bestimmte Art und Weise stimuliert und aufgehoben. Andere somit wohl nicht. Ich meine, Jazz ist „wie für mich gemacht“. Nicht alles, aber tendenziell.

Zu Klassik habe ich keinen Zugang, hatte ich nie. Auch wenn ich sie aktiv gespielt habe. Mittlerweile gibt es ganz wenige Stücke, die ich anerkenne und die schon in Ordnung gehen. Aktiv aufgelegt habe ich klassische Musik fast nie.

Andere vergehen darin und genießen jede Note.

Es liegt meine ich am Zuhörenden und wie Musik verarbeitet wird.

Plus ein klein wenig Umfeld und eine vielleicht nicht zu verachtende Prise „Werdegang“. Z.B. werden Metal-Heads immer ganz viele Gefühle mit Metal verbinden und mit den Festivals und der ersten Liebe und so weiter. Daher immer auch fest verankert und schwer zu verlassen.

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:rofl: :rofl: :rofl: Sehr gut, gefällt mir!

Zur Folge: Die habe ich sehr genossen - tolle Folge, danke dafür!

Ich hab vor geraumer Zeit auch mal versucht, in klassische Musik reinzukommen. So richtig hat’s nie geklappt, aber gleichzeitig hab ich eine offene Haltung dazu behalten und lerne seit 1.5 Jahren auch Klavier (E-Piano). Harfe wollte ich eigentlich zuerst, aber das war mir der Anschaffungspreis noch zu hoch.

Ein großer Unterschied zu moderner Musik ist, finde ich, dass man einen Großteil fokussierter hören muss als moderne Lieder. Ich höre heutzutage fast alles nur nebenbei. Beim Programmieren, beim Autofahren, beim Zocken. Wenn’s nicht gerade ein eingängiges Stück ist, hat man bei Klassik so natürlich keine Chance. Klar, das fokussierte Musikhören lässt sich auch mit Popmusik machen, aber irgendwie ist das schon etwas anders. Andererseits eignet sich klassische Musik auch sehr gut zur Untermalung und Unterstreichung - Filmmusik als Stichwort.

Und ja, ich glaube auch dass man sich bei Klassik wie bei Wein mehr auskennen oder sich damit auseinandersetzen muss, um die Nuancen würdigen und letztendlich auch genießen zu können. Oberflächlich toll finden geht dann halt nur bei relativ wenigen Liedern. War jedenfalls ein interessantes Thema.

Ein Stück, dass mir einmal erfahrbare Freude und Spaß an Klassik nähergebracht hatte, war das hier:

Gustavo Dudamel - Márquez: Danzón No. 2 (Orquesta Sinfónica Simón Bolívar, BBC Proms)
https://www.youtube.com/watch?v=4geywAF2_iQ

Und da ich der Meinung bin, dass wenn man z.B. seine Kinder für irgendeine Sportart, Musik oder sonst irgendwas begeistern will, müsste man ihnen nur eine passende Anime-Serie vorsetzen, an dieser Stelle auch noch eine Empfehlung: Nodame Cantabile.

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Wie immer habe ich euch auch diesmal gern beim Plaudern zugehört. Schön, dass ihr die Themen Kultur und klassische Musik im Speziellen angeschnitten habt!

Ich bin mir nicht sicher, ob Leute, die ins klassische Konzert gehen sich dadurch vom „gemeinen Volk“ abgehoben fühlen. Umgekehrt glaube ich durchaus, dass viele Leute die sich für etwas besseres halten ins Konzert gehen, weil man das in „ihren Kreisen“ so macht, egal ob sie davon viel haben oder die Musik verstehen oder wertschätzen.

Ich finde z.B. schon, dass man sich an die allgemeinen Verhaltensregeln im Konzertsaal halten sollte. Handy lautlos, möglichst kein Getuschel, Klatschen am Ende des Stücks und nicht zwischen den Sätzen (ausnahmsweise vielleicht nach einer spektakulären Kadenz). Das kann man als altmodisch, steif oder auch snobbistisch ansehen, aber ich finde das gehört zu diesem Erlebnis dazu, genauso wie ich im Jazzclub oder auf einem Rockkonzert mit den Musikern mitgehe und nach jedem Solo klatsche, weil das dort eben dazugehört.

Ich bin mit klassischer Musik aufgewachsen, meine Mutter gab in unserem Haus Klavierunterricht. Zur Schulplatzmiete bin ich auch jahrelang gegangen (und später ab und zu ins Studententheater). Mit 16 oder 17 habe ich begonnen mit Verwandtschaft ins sinfonische Konzert zu gehen. Das Abo wurde mir geschenkt aber ich habe mich da nicht gezwungen gefühlt, Interesse war schon da. Aber die langsamen Sätze in den Sinfonien fand ich anfangs auch oft langweilig und „moderne“ Stücke wie Mahler-Sinfonien oder etwas von Debussy furchtbar. Das kann man sich ja kaum anhören! Jetzt bin ich 33 und gehe nach wie vor mehrmals pro Jahr in klassische Konzerte. Die Musik ist für mich viel zugänglicher geworden und mein Geschmack viel toleranter, Mahler ist einer meiner Lieblingskomponisten und sogar zeitgenössischer Orchestermusik kann ich bisweilen etwas abgewinnen. Auch wenn ich früher nicht so genau hingehört habe wie heute spielt die Gewöhnung an diese Art Musik sicher eine Rolle. Und heute ziehe ich noch mehr draus als damals.

Das beste Erlebnis habt ihr mMn live im Konzert, weil man dort nicht abgelenkt ist und sich gut auf die Musik konzentrieren kann und mehr Details hört als zuhause. Vielleicht findet ihr dadurch auch noch mehr den Zugang. Trotzdem schließe ich noch einige Empfehlungen an, die ihr auch auf spotify oder youtube zum Reinhören findet:

Eingängige Orchesterstücke, aber nicht die totalen Evergreens:

  • Saint-Saëns: Sinfonie Nr. 3 (mit Orgel)
  • Mendelssohn-Bartholdy: Sinfonie Nr. 5
  • Haydn: Sinfonie Nr. 85
  • Torroba: Sonatina (Gitarre solo)

Und jetzt noch ein paar „anspruchsvollere“ Stücke:

  • Rimskij-Korsakov: Scheherazade
  • Liszt: Hexameron (Klavier solo)
  • Korngold: Violinkonzert
  • Mahler: Sinfonien Nr.1 & Nr. 5

Ich glaube, wenn man grundsätzlich Interesse an klassischer Musik hat kann jeder seine Sorte finden, die ihm gefällt, sei es Kammer- oder Operettenmusik oder Sinfonien/Instrumentalkonzerte oder oder oder :blush:

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Bei Gunnars Beschreibung der Oper musste ich lachen, da mir ein alter russisch-jüdischer Witz eingefallen war:

Treffen sich zwei Freunde. Sagt der eine: „Was haben alle mit diesen Beatles. Sie können gar nicht singen - treffen nicht die Töne, nuscheln und überhaupt - kein Talent!“
Sagt der andere Freund: „Ich wusste nicht, dass du Beatles hörst.“
„Tue ich auch nicht“, sagt der erste, „aber Rabinovicz sang mir gestern was davon vor.“

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Ich habe die Folge noch garnicht gehört, aber ich wundere mich schon etwas, wenn Leute kundgeben, sie könnten mit „klassischer Musik“ nichts anfangen. Das ist ja kein Genre sondern eine Zeitperiode, die etwa 100 Jahre umfasst. Also etwa so, als ob man sagt, „Kein Lied, das zwischen 1920 und 2020 entstanden ist, sagt mir zu“.

Auch inwiefern klassische Musik snobistisch oder elitär sein soll erschließt sich mir nicht ganz. Man kann klassische Musik heutzutage genauso leicht streamen wie den neuesten Song von Taylor Swift oder Capital Bra. Kostet 0 Euro. Dass ein klassisches Konzert mit 5-40 hochtrainierten Musikern erstmal Geld kostet finde ich ziemlich verständlich. Und dass einige Komponisten klassischer Musik alle nachfolgenden musikalischen Entwicklungen nachhaltig geprägt haben ist auch mehr oder weniger selbsterklärend. Ich finde auch rein gar nichts anstößiges daran, wenn man in ein Klassikkonzert geht, ohne Musiktheorie zu verstehen. Vieles davon hört sich halt einfach gut an. Ich glaube, man braucht genausowenig musikalische Vorbildung um die Mondscheinsonate, Liebestraum, die 4 Jahreszeiten oder die 16. Pianosonate von Mozart zu genießen, wie es bei der neuen Single von RAF Camora oder Ayliva der Fall ist.

Entschuldigt und ignoriert mich bitte, wenn ich da als Nichthörer der Folge etwas in dieser Diskussion missverstanden habe.

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Das ist natürlich shorthand für das, was damit normalerweise gemeint ist, aufwändige Orchestermusik von den bekannten Komponisten der entsprechenden Episoden. Klar gibt es da massive Unterschiede, aber ich würde mal so laienhaft sagen, das es da schon über die Jahrhunderte starke Konventionen gibt, vor allem in der Instrumentierung. Aber ich hab das Label ja nicht erfunden, das wird ja von Leuten so breit verwendet, die Klassik verkaufen. Die werden es schon wissen :slight_smile:

Thema Musik: ich komme aus einem sehr unmusikalischen (Bildunsgbürger)Haushalt, habe selbst nie ein Instrument gelernt und klassische Musik war auch kein Thema. Dennoch höre ich heute gerne Klassik, bin allerdings bei weitem kein Experte. Musik muss mich vor allem emotional berühren, und das schafft klassische Musik dann doch häufiger als viele anderen Stilrichtungen. Ganz im Gegensatz zu Gunnar brauche ich überhaupt kein Gesang, eine tolle Melodie reicht mir vollkommen. Bin daher auch großer Fan von Filmmusik, das ist einfach Klassik etwas anspruchsloser :grin:

Das Quiz war sehr unterhaltsam, höre heute Abend noch mal Bilder einer Ausstellung, für mich ein absolutes Meisterwerk.

Thema Freizeitpark: Ruhpolding ist wirklich fantastisch, war da auch schon mehrfach. Generell ist die Gegend da unten zu jeder Jahreszeit zu empfehlen, gerade auch im Sommer ist die Region um den Chiemsee wundervoll, war da mittlerweile schon mehr als 40 mal in meinem Leben. Falls Du Tipps brauchen solltest @Chris :wink:

Nachdem es bei den Musikfolgen schon vereinzelt Kritik gab nun also der Double down :sweat_smile:

Natürlich dient klassische Musik als ein gesellschaftlicher Marker - am schlimmsten habe ich das in München erlebt…

wobei das wohl eher ein Ding der Vergangenheit ist. Heutzutage scheint mir Hochkultur nicht unbedingt mit sozialem Status verbunden zu sein.
Zum Beispiel gehst du, Gunnar, ja eben nicht regelmäßig in klassische Konzerte😉

Und natürlich gibt es auch viele Menschen, die ein echtes Interesse an der Musik haben.

Durchaus verständlicher Einwurf, aber das ist natürlich auch eine sehr konstruierte Einschränkung von „klassischer Musik“, die so überhaupt nicht notwendig ist. Dass die klassische Musik als „aufwändig“ und „orchestral“ verstanden wird, ist ja keineswegs vom Genre oder vom Zeitalter bedingt. Mal als Beispiel: die 5 momentan meistgespielten Stücke auf Spotify von J.S. Bach (dem man nun wirklich nicht vorwerfen kann, er sei kein „klassischer“ Komponist) sind Cello Suite 1 BWV 1007, die Prelude & Fugue BWV 846, die Suite in D Dur BWV 1068, die Prelude in C Moll BWV 999, sowie die Goldberg Variationen BWV 988. Klingt erstmal abstrakt, aber jeder der Eins dieser Stücke abspielt, wird sie wohl aus popkulterellen Anspielungen moderner Art wiedererkennen. Sind also alle Millionen von Menschen, welche die Cello Suite No. 1 spielen, elitäre Oberschichtler? Glaube ich kaum. Viel wahrscheinlicher finde ich (ohne da Daten angeschaut zu haben), dass die Abspieler vorallem aus Schülern und Studenten jeglicher Couleur bestehen, welche dieses Stück zum lernen abspielen.

Dazu kommt: 4 dieser 5 wahnsinnig populären Stücke bestehen aus einem einzigen Instrument und sind zwischen 1-3 Minuten lang. Was Bach da vor hunderten von Jahren geschrieben hat, ist quasi 100% TikTok tauglich in der Komposition. Eine Ablehnung von klassischer Musik als zu „aufwändig“ oder „orchestral“ klingt für mich also so, als würde man von vornherein riesige Bereiche des Ouevreus ausblenden; nach dem Motto: ich kann überhaupt nichts mit dieser ganzen klassischen Musik anfangen, das ist ja viel zu orchestral und lang - und alles was nicht orchestral und lang ist, ist natürlich per se keine klassische Musik :wink:

Was du mit dem erfundenen Label meinst, ist mir nicht so ganz klar. Es erscheinen eine ganze Reihe von Stücken unter dem „Klassik“ Label - das herausfordernde Violinkonzerto von Béla Bartók ebenso wie das herumplätschernde „Classical Piano Pieces for Studying“ welches kaum aurale Herausforderungen zu bieten hat. Wie ein Label eine Platte vermarktet ist in erster Linie eben Marketing und hat mMn wenig mit einer musikhistorischen Einordnung zu tun. Genau das ist ja mein Punkt, wenn ich die rundherause Ablehnung von „klassischer Musik“ nicht ganz verstehen kann.

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