Noch eben mal Spieleredakteur werden?!

Ich bin zwar ein äußerst bodenständiger Typ, aber manchmal spinne ich eben auch gern herum …

Die ganze Beschäftigung mit Retroinhalten schwemmt jede Menge Erinnerungen mit herauf, auch jene daran, was ich damals einmal werden wollte.
Ich bin jetzt 40, zehn Jahre alt war ich ergo 1992, als eine gewisse Hochzeit der Videospiele stattfand. Unmengen verschiedener Systeme und Spiele, man hörte und sah viel, Freunde spielten, tauschten, schauten einander zu. Eine gewisse ‚Ordnung‘ in die schier unendliche Flut an Neuerscheinungen brachten: Spielemagazine.
Die Hefte, die wir uns damals, wohlgemerkt stets am Erscheinungstag!, am Kiosk besorgten, waren für uns die Bibel, und die Menschen, die hinter Tests und Texten standen, waren unsere Helden. Für mich wie auch einige meiner Freunde stand fest: Das ist unser Traumberuf. Wir werden eines Tages Spieletester/Spieleredakteur!

Meines Wissens hat nicht einer von uns diesen Weg eingeschlagen :smile: aber denkt sich nicht jeder mal: was wäre wenn?
Nur mal hypothetisch: Kann man überhaupt jenseits der 30, 35, 40 hier noch einsteigen? Welche Referenz/ Voraussetzungen muss man heute mitbringen? Ist ein Quereinstieg überhaupt möglich?
Ich habe allerdings den Eindruck, die Branche hat ihren Zenit längst hinter sich. Hat sich nicht der Großteil auf Onlineangebote verlagert? Sind Spielepodcasts der neue, moderne Einstieg?
Wie seht ihr das? Oder hat jemand vielleicht sogar eine eigene Erfolgsgeschichte parat? :relaxed: Ich bin gespannt.

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Als Hobby auf Youtube oder als Podcast geht das wahrscheinlich schon. Nur ohne Bemusterung seitens der Industrie und ohne den Vorteil selbst in irgendeiner Weise bekannt zu sein wird das, glaube ich, recht schwierig.

Das geht dann wahrscheinlich nur über lange Jahre und sehr, sehr viel Herzblut und das dann auch nebenher zum eigentlichen Job.

Bin da kein Experte, aber als reines ambitioniertes Hobby würde das auf einem gewissen Niveau vielleicht funktionieren, aber sicherlich kaum wenn man davon leben möchte.

Aber versuch es doch einfach :slight_smile:

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Danke, aber die Frage ist tatsächlich nur hypothetisch :grin:
Ich hab ‚neben dem Job‘ schon so einiges gemacht. Und etwas ernsthaft und fruchtend zu betreiben, das ist neben einem Fulltimejob gelinde gesagt nicht möglich.
Da lass ich doch anderen Ambitionierten den Vortritt und genieße die Früchte der Arbeit :smile: und das unterstütze ich dann auch sehr gern.

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Für mich persönlich könnte ich mir das schon zumindest als Podcast oder auch in Videoform vorstellen, da ich doch tendenziell eher zur Spezies Rampensau gehöre. Doch ich glaube da gehört so viel mehr dazu als nur Ahnung von und eine Passion fürs Medium Videospiele zu haben.

Allein das ganze technische Grundlagenwissen und die Umsetzung wäre so aufwendig und am Ende käme höchstwahrscheinlich eh nichts bei rum. Da meine ich gar nicht mal finanziell, aber beispielsweise einen Podcast zu starten den am Ende des Tages dann gefühlt nur 5 Leute plus meine Mutter hören wäre mir dann zu doch wenig.

Hätte auch gar nicht die Zeit und die Mittel das so aufzubereiten, dass es auch hörbar oder im Falle von Video-Content guckbar wäre.

Abgesehen davon bezweifle ich irgendwie das sich jemand, in dem Falle, für meine Meinung (also die eines Random-Dudes im Internet) interessieren würde.

Ganz ehrlich? Wäre ich statt Jahrgang 87 Jahrgang 77 hätte ich mich damals vielleicht sogar darum bemüht ein Casting bei Giga zu bekommen. Aber naja, es ist wie es ist.

:slight_smile:

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Ich hab damals auch Spielezeitschriften gelesen, aber die Redakteure waren mir komplett egal, kann mich auch an keine Namen erinnern. Interessiert haben mich nur die Spiele. Witzig, wie unterschiedlich da die Wahrnehmungen sind. :slightly_smiling_face:

Ich hab „was mit Medien“ studiert, aber außer während des Studiums nie in dem Bereich gearbeitet. Schon damals war nämlich gerade der Produktjournalismus durchs Internet massiv unter Druck (wozu teure Fachzeitschriften, wenn ich online Diskussionsforen, Reviews etc. habe), und heutzutage gibt es auch noch Streaming und YouTube. Dann eher als Hobby einen Blog, Podcast, Youtube-Kanal o.ä. starten. Wenn man gut ist und Glück hat (!), kann man damit sogar Erfolg haben.

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Vor ein paar Jahren war ich auch so ein bodenständiger Spinner und habe mit ein paar Freunden in Düsseldorf den Videospiele-Blog »Zockwork Orange« gegründet. Da haben wir dann auch recht schnell - naja, im Verlauf der Jahre - gemerkt, dass sowas gelernt sein will :wink:

Mir hat die Zeit, in der ich aktiv über Videospiele geschrieben habe, sehr viel Spaß gemacht. Am Anfang habe ich versucht, Spieletests zu schreiben, wie sie in der Zeitung abgedruckt waren (grottig, kann ich heute nicht mehr lesen ohne mich zu schämen). Aber je länger ich dabei war und je älter ich wurde, habe ich einen ganz anderen Umgang mit und Zugang zu Spielen bekommen. Das alleine war die Reise schon wert.

Von der ursprünglichen Gründungs-Crew ist glaube ich nur noch einer an Bord, die anderen hat es in alle Welt verschlagen, aber mindestens zwei sind auch in der Gamesbranche gelandet. Hat sich also gelohnt.

Ob Du heute noch mit einem Blog ein Publikum findest, keine Ahnung. Aber für einen „etablierten“ Blog als Gastautor zu schreiben ist vielleicht ein Anfang. Leute kennenlernen, eigenen Stil finden und so weiter. Viel Erfolg!

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Die Schiffe sind doch mit der Verbreitung des Internets allesamt mehr oder weniger gesunken. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, da jetzt noch auf eine treibende Planke aufzuspringen.

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Zockwork Orange sagt mit sogar noch was

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Mutig und bei der Konkurrenz keine einfache Erfahrung.

Interessante Antworten :smile:

Ich habe durchaus eine Vorstellung davon, wie viel Arbeit es darstellt, so etwas auf die Beine zu stellen. Vor ein paar Jahren habe ich mich als Schriftsteller versucht, was aufgrund fehlender Erfahrung im Marketing, fehlenden Budgets, fehlender Fanbase, fehlendem … ach was, es fehlte einfach an allem :laughing: und auch der Verlag, bei dem ich schließlich unterkam, machte es nicht besser.

Letztlich hätte ich am Ende auch nicht genug ‚Ahnung‘ über mein nerdiges Halbwissen hinaus, um so etwas durchzuziehen. Man braucht außerdem, denke ich, schon einen gewissen roten Faden, ein Konzept, wie es viele erfolgreiche und beliebte Podcasts auch vorlegen können.

Trotzdem immer witzig, darüber zu sinnieren. Am meisten Spaß hätte es wahrscheinlich in den Goldenen Zeiten gemacht, mit Lenhardt, Schneider und Co :smirk:

Wenn du ein paar Voraussetzungen mitbringst (gute Schreibe, Ahnung von der Materie), dann gibt es durchaus Möglichkeiten „im Rahmen“ auch noch mit 40 einzusteigen.
Wirst du davon leben können? Sicher nicht, ABER du kannst deine Texte lektoriert und in schniekem Layout bewundern und bekommt im Bestfall auch noch einen (kleinen) Obulus dafür.

Aus sicherer Quelle weiß ich, dass zB die RETURN immer Mitarbeiter sucht. Auch für Layout und Lektorat.

In EIgenregie ein Magazin aus dem Boden stampfen ist ohne Vorkenntnis und Kontakte schwierig. Dann lieber ein thematisches Buch im Selbstverlag.
Oder die einfachste Möglichkeit: OBS installieren, ein USB Micro anschließen und Twitch/YT Videos machen. Oder so ein Podcast Dingens.
Die eigene Kreativität mal auszuloten ist sicher nie verkehrt, dabei hat man außer Anschaffungskosten für Mic/Kamera/Kopfhörer auch kaum etwas zu verlieren. Wenn es nicht läuft - so what?

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Kann deine Spinnerei ganz gut nachvollziehen. Hab vor einiger Zeit wieder mal meine alten Zeitschriften entdeckt und anstatt sie wegzuwerfen damit begonnen sie durchzublättern.
Zumindest bei mir kam da auch wieder ein bisschen diese Vorstellung auf wie interessant der Job damals Mitte/Ende der 90er gewesen sein muss, aber bin mir nicht sicher ob das heute nochmal in ähnlicher Form umsetzbar wäre.

Für ein Blog zu schreiben kommt der Arbeit vielleicht noch am nächsten, die Zielgruppe ist damit aber auch relativ klar abgesteckt. Kommt drauf an wen du erreichen willst und was du mitteilen willst.
Für eine Feature-Aufzählung wie früher interessiert sich heute meiner Meinung eigentlich niemand mehr, weil einem das bereits das Marketing in den Wochen und Monaten vor der Veröffentlichung aufzählt, und den klassischen Produkt-Test übernimmt die Reddit Community.

Vor einigen Jahren gab es das D+Pad Magazine. Gibt sicher auch noch andere solcher Beispiele, aber das war ein voll gelayoutetes, monatlich erscheinendes und kostenloses PDF Magazin.
Kann dir aber nicht sagen wie die sich finanziert haben. Jedenfalls nicht gut genug.

Neben der hier erwähnten Return sucht auch die Amiga Future immer fähige Schreiberlinge. Für nen kurzen Zeitraum hab ich dort auch geschrieben (Amiga Future - Artikeldatenbank - Amiga Future Ausgabe 111). Ein Blog bietet sich auch immer an, als „Spielwiese“ und…ja, als Quasi-Trainingszentrum, um im Lauf der Zeit bessere Spieletests in die Tastatur zu hacken. Das alles ist ja durchaus ein Handwerk, dass man erst nach und nach lernt. (Sarahs Blog)

Ich hab bis zuletzt auch immer mal für Kultboy ein paar Reviews gemacht (Kultboy.com - DIE Kult-Seite über die alten Spiele-Magazine und Retro-Games!). Auch dort war es ein guter Lernprozess. Erst recht so völlig ohne Lektorat. :smile:

Ich hab immer viel Freude am schreiben gehabt. Man lässt danach den Artikel 24 Stunden ruhen, schaut dann noch einmal mit etwas Abstand darüber, korrigiert, verbessert und lässt ihn dann in die digitale Welt raus. Zuletzt ist mir diese Freude aber ein wenig abhanden gekommen. Wenn du plötzlich merkst: es wird anstrengend und das einzig gute Gefühl bei der Sache ist die „Abgabe“, das „endlich fertig werden“ deines Textes…das ist DER Zeitpunkt aufzuhören. Aber ich glaube, dieses Gefühl kommt wirklich erst dann auf, wenn du ZU VIEL (oder zu häufig) geschrieben hast; man ist einfach irgendwie gesättigt von dem ganzen. Schwierig zu beschreiben.

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Mit 40? Warum nicht? Wenn man Spaß und Lust hat, spricht auch nix dagegen. Zumindest als Hobby nebenbei.

Ich glaube mit einer Bemusterung ist es gar nicht so schwer, wenn man z. B. bei YT oder Twitch etwas macht. Man muss da glaub auch nicht so groß sein, solang man z. B. eine Nische findet. Als VR den Boom hatte, bekamen auch kleine Kanäle unter 200 Abonnementen (ja, erst Mal auf 200 kommen) Muster. Zumindest ist es mittlerweile bei Bewegtbildern einfacher als bei geschriebenen Artikeln. Zumindest gefühlt.

Aber Bewegtbilder sind natürlich schwerer und aufwendiger als Text. Ich fand schreiben immer fantastisch und hat mir sehr viel Freude gemacht. Noch immer lese ich lieber, aus ein Video zu schauen. Gerade, wenn man keinen Konventionen unterliegt, alles nur ohne Geld macht und keine Verpflichtungen hat. Ich schrieb wie mir der Schnabel gewachsen war, egal, ob’s jemanden gefiel oder nicht (egal ob User oder Publisher). Von einer Agentur gab’s auch Mal einen Rüffel bei meiner Wortwahl, der aber keine Konsequenzen bei der Bemusterung hatte. Ich finde, man benötigt auch keine redaktionelle Ausbildung.

Ich selbst war von 2004 (da war ich 24) bis 2019 aktiv als Schreiberling bei einem Online Spielemagazin, welches in der Hochzeit über 1 Millionen Hits hatte. 2019 kam dann meine wundervolle Tochter zu Welt und ich wechselte auf Arbeit von einem 3-Schicht System und die Tagschicht. Damit war das ganze Thema leider Geschichte. Was ich sagen will, es ist verdammt viel Arbeit und seit Ende 2019 fehlt mir einfach die Zeit. Zeit, die wichtigste Zutat nach Können. Allein ist es zudem noch schwerer als im Team.

Am besten Probeartikel an kleinere Onlinemedien schicken, die ihr Website nur als Hobby betreiben. Da braucht man sicher keine Mühe zu machen an Muster zu kommen.

Kann man schon machen, auch nebenbei. Kommt halt auf die Ambition an – und worüber man schreiben will.

Für „Ich möchte alle drei Monate mal 25000 Wörter über ein obskures Indie-Game schreiben“ zahlt kaum noch wer. "Ich mache dir in 4 Tagen einen sauberen Guide zu einem populären Titel, vielleicht gar einem mobile Game" kann man leicht verkaufen, denke ich, wenn man nicht zu teuer ist. (Ich, hust, hätte da vielleicht was.)

Originelle Reportagen sind vermutlich auch verkäuflich, aber das ist schwer zu machen und schwer zu pitchen.

Die Retro wäre schon ein guter Startpunkt, um ein paar Credits zu sammeln.

Aber hey, das ist was, was Leute beruflich machen. Immer schwierig, da als Amateur mit den Profis mitzuhalten, selbst wenn man kein Geld will.

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Wer sich auf den Beruf des Spieleredakteurs einlassen will, der muss sich halt vor Augen führen, dass die goldenen Jahre vorbei sind. Die fallenden Printzahlen haben sich enorm auf Honorare und Gehälter ausgewirkt. In meiner freiberuflichen Zeit (2010 bis 2015) wurde Print immer noch spürbar besser bezahlt als Online-Aufträge, doch gibt es immer weniger Magazine, immer weniger Seiten, die man Monat für Monat abgreifen kann.

Wer indes als Freiberufler die Miete nur mit Online-Reviews plus dem einen oder anderen Preview-Event, Komplettlösungen oder Reportagen bezahlen will, der muss aufgrund des geringen Stundenlohns eigentlich 24/7 durcharbeiten. Realistisch funktioniert das über einen längeren Zeitraum kaum, ohne irgendwann auszubrennen. Machbar ist das eigentlich nur, wenn man sich nebenbei noch andere Standbeine aufbaut, wie Übersetzungen, PR-Aufträge, ertragreiche Podcast-Projekte, einen gut laufenden Twitch/Youtube-Kanal oder vergleichbares.

Nicht ganz so nervenaufreibend ist es, wenn man es tatsächlich schafft, bei den (wenigen) Redaktionen fest angestellt unterzukommen … aber auch hier sind die Zeiten vorbei, in denen man 8.000 DM Gehalt bekommt, bei einer Miete von 250 DM plus Firmenwagen (Anekdote von Fabian Döhla aus seiner Zeit beim Future Verlag). Mit Glück produziert man so viel, dass einmal im Jahr eine ordentliche VGWort-Ausschüttung wartet, aber auch dann wird man nicht reich mit der Arbeit. Am besten hat man einen Partner, der gut verdient. :smiley:

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Interessantes Thema, vielen Dank für die Idee :+1:.

Inhaltlich kann ich zum Spielekosmos leider nichts beitragen. Generell aus anderen Branchen und von außen betrachtet würde ich mich den anderen hier anschließen und erst einmal sagen, dass es von den jeweiligen Zielen/Vorstellungen abhängt. Ein spaßiges Hobby-Projekt, was vom Hauptjob finanziert wird, das geht nach persönlicher Lust sicher immer.

Wenn es ein Haupterwerb sein soll, dann kommt es aus meiner Sicht immer auf Angebot vs. Nachfrage an. Andere haben schon angemerkt, dass für den klassischen Print-Journalismus und co. die goldenen Zeiten vorbei sind.
Was aber aus meiner Sicht nicht heißt, dass das Thema nicht etwas hergeben kann. Muss halt ein gewisses Alleinstellungsmerkmal haben.
Könnte mir z.B. halb-interaktive Twitch-Sessions (Zuschaltung von Zuschauern, die dann temporär mitspielen und Entscheidungen treffen, z.B. bei komplexen Strategie-Titeln wie von Paradox) oder sowas vorstellen. Oder am anderen Ende wirklich Hardcore-tiefe Recherche im Sinne von investigativem Journalismus, der dann als Freelancer an große Adressen verkauft wird…

Viel Erfolg, Spaß oder was auch immer :sweat_smile: :smiley: :+1:.