Ah, da haben wir dann tatsächlich ähnliche Erfahrungen, ja. Bei mir kam AS/400 vor Mainframe, und war dann allerdings auch genau so augenöffnend. Ist ein bisschen wie japanisch lernen wenn man sonst nur deutsch, englisch, französisch, spanisch etc. kennt… auf einmal kommt etwas daher was völlig anders funktioniert, etablierte Begriffe und Konzepte die man für so selbstverständlich hielt dass man sie kaum selbst wahrgenommen hat völlig ignoriert, und am Ende steht ein Weltbild in Frage… klingt dramatisch, empfand ich innerhalb des Feldes aber durchaus so.
Das mit dem langweiligen Innenleben sollte sich ändern, wenn du bei den AS/400 in der Zeit ein bisschen zurückgehst, vor die Umstellung auf POWER, als sie also noch eigene CISC-Architekturen waren. Das waren dann tatsächlich ganz eigene Dinge, die auch in Punkto Hardware keine Ähnlichkeit mit PCs haben. Die Umstellung auf POWER hat die Formen dann quasi konsolidiert.
Das hat schon was. Sieht ja fast ein bisschen aus wie ein Schaltschrank. Ich find das faszinierend, wie man Dinge eben auch ganz anders denken kann. Der Vergleich zum Lernen einer Sprache wie dem Japanischen trifft es da ganz gut. Das hat auch das alte Apple so ein bisschen faszinierend gemacht. Die hatten ja auch mal Power-PC-Architekturen und zwar waren die immer schon PC-näher, aber manches war dann eben doch sehr anders. Heute sind das alles im Wesentlichen ja dieselben Kisten, nur dass ein anderes OS drauf läuft. Gut, mit der Verbreitung der ARM-CPUs ändert sich da schon noch mal ein bisschen was, aber die Faszination dieser alten IBM-Kisten erreicht das nicht. Man kann sich da fast vorstellen, wie es in Sachen PC auch hätte kommen können – vielleicht in einem anderen Hosenbein der Zeit, wie Gunnar sagen würde.
Hah, „Schaltschrank“ trifft’s gut. So alte „Industrierechner“ haben oft schon echt was martialisches.
Die Kabel waren oft auch richtig krass. Der Anschluss für den seriellen Port („COM-Port“), den wir noch heute kennen, wurde damals als „Sub-D“ bezeichnet, wobei das „Sub“ für „Sub-Miniature“ steht. Also galt dieses heute klobige Kabel damals noch als kleiner als klein…
Ja, das andere Hosenbein der Zeit ist wirklich faszinierend. Nachdem ich mich damit beschäftigt habe, bin ich wie schon angedeutet ja echt viel von meinem UNIX-Glauben abgekommen. Im Vergleich zu manchen alternativen Konzepten ist das zugegebenermaßen ein bisschen… „janky“. Kein Wunder, dass UNIX damals, ganz im Kontrast zu heute, damals manchmal doch eher kleingeredet wurde.
Aber heute steht UNIX im Vergleich zu Windows (auch wenn die beiden, wie ich auch rausgefunden habe, letztendlich sehr viel mehr gemeinsam als Unterschiede haben), und, nun, da ist die Messlatte niedrig.
Ja, unter den Blinden ist der Einäugige König. Ich will Unix aber auch gar nicht schlechtreden. So wie es gekommen ist, kann man am Ende ja froh sein, dass wir in einer Welt von Linux-Servern leben und nicht jede Bude einen Windows-Server benutzt (immer nur Ärger mit Firmen, die sowas haben). Die Flexibilität dieses OS als „Bodenplatte“ quasi ist schon auch bemerkenswert.
Ich muss ja direkt mal das Video zum Sony 43"-CRT loben!
Das ist ja eine Wahnsinnsgeschichte, spannend erzählt und unglaublich faszinierend! Wer das Video (35 Minuten) noch nicht gesehen hat, sollte es unbedingt nochmal in Erwägung ziehen!