Visual Novels... aber hört mich an!

Man kennt Visual Novels als Videospiele, die hauptsächlich als Geschichtserzählungen gedacht sind: Ace Attorney, Hotel Dusk, Persona, Danganrompa, Pentiment usw. Als leidenschaftlicher Leser mag ich solche interaktiven Bücher generell, aber die Qualität der Erzählungen zieht im Vergleich zur Literatur mit wenigen Ausnahmen den Kürzeren.

Wie wäre es, wenn man es andersherum machen und echte Romane interaktiv umsetzen würde? Ich rede nicht von Spielen, die auf Romanvorlagen basieren, sondern von exakten Romantexten, die mit verschiedenen interaktiven Elementen verziert sind.

Ich versuche am Beispiel von Das Rad Der Zeit zu beschreiben, wie so eine Adaption aussehen könnte.

Das Rad Der Zeit ist eine im Original 15-bändige Fantasy-Serie, die stark von Der Herr Der Ringe inspiriert ist. Der eine oder Andere mag die Geschichte aus der entsprechenden TV-Serie kennen. Ich lese die Reihe über ein e-Book auf dem Kindle, das alle 15 Bänder vereint. Da so ein Epos natürlich Hunderte von Charakteren, eigene Geographie und unzählige Fantasy-Begriffe enthält, gibt es eine Art Kodex mitsamt der Weltkarte am Ende jedes Buches.

Nun habe ich über die folgende interaktive Umsetzung gedacht:

  • Man klickt sich durch den Text Absatz für Absatz, wobei Absätze grafisch hervorgehoben und Übergänge animiert sind, z.B. über Pergamentblätter wie bei Sorcery! Mit verschiedenen Schriften, Farben und Effekten könnte man außerdem etwas Dynamik in die Texte reinbringen, so wie Nintendo-Texttafeln das oft machen.

  • Wichtige Begriffe, Namen und Ortsbezeichnungen sind hervorgehoben und können angeklickt werden. Dann kommt die Erklärung dazu, ähnlich wie in Pillars of Eternity oder Pathfinder: Kingmaker.

  • Ein Karten-Button blendet die Weltkarte ein, auf welcher man sieht, wo die aktuelle Handlung stattfindet. Optional kann eine lokale Karte zugeschaltet werden, die mehr Details über den Ort enthält.

  • Man könnte sich eine Art Inventar-Button vorstellen, das zu jeder Szene Gegenstände zeigt, die Charaktere bei sich tragen - inklusive Beschreibungen und Bildern.

  • Ein Journal kann dazu verwendet werden, um eine Art „Previously On“ umzusetzen.

  • Zu jedem Schauplatz gibt es ein Hintergrundbild oder eine Animation.

  • Das Geschehen wird von Hintergrundmusik bzw. Ambient-Sounds untermalt, wie z.B. der Lärm der Menge in einer Taverne.

  • Bei Dialogen werden Charakterportraits eingeblendet, wie in vielen jRPGs.

  • Action-Szenen werden durch Animationen und audiovisuelle Effekte hervorgehoben. Ich stelle mir etwas im Stil von den Zwischensequenzen aus Thief vor.

  • Kapitel starten und enden mit entsprechenden Einblendungen.

  • Texte können auch von verschiedenen Sprechern vorgelesen werden, Erzähler natürlich inklusive.

  • Wenn man es sehr weit spinnen möchte, könnte man die Spieler wichtige Kämpfe und Puzzles selbst austragen bzw. lösen lassen, so wie bei Banner Saga. Wichtig wäre es, dass der Text der Handlung davon nicht verändert wird; es wären eine Art Intermezzos, die lediglich den Leseprozess auflockern.

Was haltet ihr davon? Ich würde solche interaktiven Bücher jedenfalls massenweise kaufen. :grinning_face:

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Wenn da am Ende sowas wie „The 39 Steps“ von den Story Mechanics rauskommt, dann wäre ich da auf jeden Fall dabei.

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Gutes Beispiel, wobei mir aus der Beschreibung nicht klar ist, ob es eine Adaption ist, oder ob der Text der Vorlage exakt beibehalten ist.

Ich meine es ist teils, teils - ist aber schon eine Weile her bei mir.

Ganz schön fand ich inkle - Frankenstein

Natürlich nicht so ausdesignt, wie du es dir vorstellst :slight_smile:

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Cool, danke für den Tipp! Ich liebe Inkle, wusste aber noch nichts von Frankenstein.

Das sehe ich ehrlich gesagt nicht so, es gibt viele viele Visual Novels, die gut über ihrer Liga austeilen. Ich bin über die Zeit ein großer Fan geworden.
Die in Deutschland wohl noch gerade so bekannte traditionelle und wirklich erstklassige Visual Novel (die Community sieht heute Gyakuten Saiban aka. Ace Attorney nicht mehr als VN an) dürfte Clannad sein. Auch wenn es nur die Anime-Umsetzung ist.

Gerade weil Visual Novels wissen, dass sie Videospiele sind, wird diese Tatsache auch gerne in den Novels selbst verwendet (zumindest in den großen Visual Arts/KEY Novels wie eben Clannad war das der Fall). Man versteht in der Serie das Ende garnicht wenn man nicht im Hinterkopf behält, dass es sich hier um ein Videospiel gehandelt hat. Beim Titel „Little Busters!“ war es nochmal schlimmer, aber das nur am Rande.

Ich weiß wir sind hier im Off-Topic, aber trotzdem ist diese Community ja sehr fokussiert auf westliche (!) Retrogames. Daher möchte ich da auch garnicht so groß in die Tiefe gehen, meiner Einschätzung nach sind die ersten VNs im Westen erst um 2014 populär geworden, daher passt das weder von der Zielgruppe noch von der Zeit hier rein.

(Die einzige Ausnahme dabei ist Ace Attorney, weil diese VN eben auch hier lokalisiert im Jahr 2005 erschienen ist. Ich weiß ich widerspreche mir gerade ein wenig, da die Community AA nicht mehr als VN betrachtet. Dennoch glaube ich das man wenigstens einmal über das Medium reden sollte)

Worauf ich eigentlich hinaus wollte war: Ne, Visual Novels sind durchaus konkurrenzfähig mit normler Literatur. Belleteristik allgemein sowieso. Nur kauft die hier keiner, daher findet man davon recht wenig.

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