Interessante Antworten, da finde ich mich in einigen wieder. Meine Primärquellen für Nintendo-Neuveröffentlichungen sind der MediaMarkt und Amazon, bei der XBox ist es die XBox-Startseite und auf meinem PC spiele ich, wenn überhaupt, nur alte Spiele.
Ich habe mich schon gefragt, warum das so ist, und verschiedene Gründe dafür gefunden.
An AAA-Spielen kommt man nicht vorbei, sie werden entweder massiv beworben oder man weiß, dass im November ein neues CoD kommen wird.
Bei diesen Spielen wird auch die Qualität mit einer so hohen Wahrscheinlichkeit gut (genug) sein, dass man eigentlich keinen Test mehr braucht. GTA6 wird zu 99,99% ein Knaller. Wieso ich mir so sicher bin? Weil das ja fast alles Nachfolger von guten Spielen mit guten Formeln sind. Wenn da ein neues Mario-Spiel im Regal auftaucht und mir nach einem Mario-Spiel ist, gucke ich vielleicht noch kurz ins Handy, aber da steht dann fast ohnehin immer eine Wertung jenseits der 80%.
Bei kleineren Spielen gibt es Nutzerkommentare auf allen möglichen Plattformen, notfalls recherchiert man gezielt.
Der „Journalismus“ bei Spielen ist ja oft genug eine reißerische Überschrift oder es werden Pressemitteilungen wiedergegeben. Nicht immer, das ist klar, aber die Perlen zu suchen, wird immer mühsamer.
Eine gewichtige „Mitschuld“ tragen zumindest in meinem Fall auch Spielepodcasts, allen voran dieser hier mit Making Mags und The Pod. Gerade in ihren Anfangstagen wurden bei The Pod höchste Ansprüche formuliert, deren Nichterfüllung allen anderen Spielemedien, vor allem Zeitschriften, attestiert wurden, wobei man diskutieren kann, ob The Pod diese Ansprüche erreichen kann. Making Mags, Andrés und Jochens Ausführungen, die vielen Ex-Redakteure, die von früher berichten… Damals war das ein magisches Heft, da war man aber auch 14 Jahre alt. Man hat sich dran gewöhnt, die Zeitschriften gekauft und nicht weiter nachgedacht. Aber was ich in den letzten Jahren so gehört habe, mal von „Hat immer Spaß gemacht, auch wenn es Crunch war“ abgesehen: „Das waren so viele Spiele, manche haben wir halt nur angezockt und dann eine Wertung gegeben.“ „Eine Wertung von unter 80 kannst du heute kaum noch geben.“ „Ob das jetzt 84 oder 85 sind? War auch egal.“ „Da habe ich fast Lust, so eine Motivationskurve zu machen. Das war ein Quatsch. Damals musste man sich immer was ausdenken, aber bei diesem Spiele würde ich das glatt mal wieder machen wollen.“ „Da machst du dann halt eine Top10, die zieht immer. Macht zwar keinen Spaß und ist hohl, aber die Klicks.“ „Ach damals, da haben sie noch versucht, uns zu bestechen. Heutezutage ginge das natürlich nicht, aber da schreibst du eh nur noch die Pressemitteilungen zusammen, sonst lohnt das finanziell nicht.“ „Da gibst du halt eine 85, wenn du nicht weißt, ob es wirklich gut ist oder nicht. Bei einer 85 ruft keiner an und es ist keine unbedingte Kaufempfehlung.“ (Alles nicht wörtlich so gehört, aber sinngemäß mehr als jeweils einmal.) Das sollen keine Vorwürfe sein, vor allem nicht, dass das damals so gemacht wurde, und ich schätze den reflektierten und ehrlichen Umgang mit der Vergangenheit, aber wie soll man noch Spaß an Spielezeitschriften oder ihren Nachfolgern haben? Wenn so viele Ehemalige immer wieder betonen, dass man damals Kohle ohne Ende gescheffelt hat, weil man geschrieben hat, ob einem ein Spiel gefiel oder nicht? Jochen und Christian haben ja sogar mal aufgezeigt, wie wenig objektive Qualität die alten Zeitschriften hatten. Ich betone nochmal, dass das keine Kritik am Handeln in der damaligen Zeit sein soll, aber wenn so oft das Feigenblatt weggezogen wird - gerade von Insidern - verleidet das die naive Lust. Mir jedenfalls.
Ich habe keine Zeit mehr für Hype. Mein Pile of Shame ist groß genug, ich muss mich nicht jetzt auf ein Spiel freuen, dass noch dreimal verschoben wird. Ich brauche keine Vorberichterstattung zu BG3. Sollte ich jemals Zeit dafür finden, schaue ich es mir an. Aber ich baue da keine Vorfreude auf, weil ich höchstwahrscheinlich am Releasetag ohnehin keine Zeit haben werde. Deswegen muss ich auch nicht wöchentlich nachlesen, welche Winzinfo neu ist. Wenn ich mir irgendwann mal Zeit dafür nehme, was vermutlich ohnehin nie der Fall sein wird, was mir der Pile of Shame nahelegt, dann werde ich schon sehen, wie die Charaktertgenerierung passiert.
Retromagazine lese ich dagegen ganz gerne, aber die sind eben auch gar nicht zeitkritisch. Deswegen ist der Schreibstil anders, die Informationsaufbereitung anders, die für mich wahrgenommene Qualität anders (zu bewerten).
Jeder wie er mag, aber um die Eingangsfrage zu beantworten: Regelmäßig konsumiere ich für aktuelle Spiele schlicht und ergreifend nichts.