Wo bleibt das Sprach-Textadventure mit KI?

Ich bin nun durch, und kann meinen vorherigen Beitrag um zwei Dinge ergänzen:

Erstens:
Logische Lösungen zuzulassen, auch wenn das Spiel selbst anders aufgebaut ist, war keine gute Idee. Denn obwohl, wie oben beschrieben, es sehr logisch und daher erlaubt war, den Berg auf andere Art zu verlassen, habe ich dadurch ein Item verpasst, nämlich ein Seil! Im späteren Spielverlauf lande ich dann in einem Sumpf und muss mich daraus befreien. Ich habe nichts in Reichweite, aber dann durchzuckt es mich:

Dann fällt dir ein: Das Seil! Du hast kein Seil dabei. Du erinnerst dich, dass du in deiner Höhle kein Seil gesehen hast, und auf deinem Weg hierher bist du auch keinem begegnet.

Mir fällt also in der Stunde der Not das Seil ein, das ich nirgendwo gesehen habe! Wem ist das noch nicht passiert? Naja, immerhin war die KI so schlau, mir anders aus der Patsche zu helfen. Alleine bin ich aber nicht herausgekommen.

Zweitens:
Die KI ist wirklich sehr daran gelegen, mir zu helfen. Gnädig formuliert, könnte man sagen, dass es versucht, Unzulänglichkeiten des Spieles zu überwinden.
Ein Beispiel: Im Rahmen der vorgesehenen Spielehandlung kommt man an ein Lebkuchenhaus. Zwei Dinge sind nun wichtig:

  • Es ist notwendig für ein späteres Rätsel, ein Stück Lebkuchen mitzunehmen. Das kann man hier aber noch nicht wissen.
  • In dem Hexenhaus befindet sich ein Speer. Auch den braucht man später. Auch das kann man, wenn man davorsteht, nicht wissen.

Die KI hat sich bemüht, mir einen sehr plausiblen In-Game-Grund zu geben, etwas Lebkuchen mitzunehmen: ich hatte schlicht hunger, und in-game ist tatsächlich seit meiner letzten Mahlzeit einiges an Zeit vergangen. Was den Speer angeht, war die KI dann etwas direkter und hat spontan festgelegt, dass ich, während ich außen den Lebkuchen absäble, drinnen den Speer sehe, spontan beschließe, das Haus zu durchsuchen und den Speer dann einzusacken. Damit war’s dann mit meiner eigenen Entscheidungsgewalt vorbei. Schade.
Erst als ich das Spiel pausiert und die KI getadelt habe, durfte ich weitermachen, und ich habe dann im Verlaufe des Spieles einen In-Game-Grund bekommen, den Speer dann doch noch zu finden und einzusammeln.

Ich fand das wahnsinnig cool insgesamt, aber ich weiß nicht, wie schwer oder leicht das Spiel durch KI geworden ist. Das Originalspiel selbst scheint nicht allzu schwer zu sein. Mein Verdacht ist, die KI macht es einem allzu leicht, trotz gegenteiliger Anweisung.
Ich weiß auch nicht, wie die KI auf komplexe Rätselketten reagieren würde, denn in diesem Spiel gibt es die schlicht nicht.

Mir ist noch die Idee gekommen, die KI mit dem Transkript der Fish!-Folgen zu füttern und daraus ein Spiel zu generieren. Wäre mal interessant, wie leicht oder schwer der in der Folge erwähnte Warp in den Wald mit dem epischen Baumstumpf zu bezwingen wäre.

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Wow! was für eine Analyse :slight_smile: Danke fürs ausführliche Beschreiben. Alleine bei der Vorstellung, das Spiel zu pausieren und die KI (stellvertretend für die Game Engine) zu tadeln hat mich spontan zum Lachen gebracht.

Ich glaub, um die KI weniger hilfreich zu machen muss man gezielter den verborgenen Prompt des KI Anbieters überschreiben. Die wollen natürlich dass die KI hilfreich ist.

In meinem Kopf manifestiert sich langsam das Konzept eines etwas anderen Adventures, quasi im Geiste von Demoniak, mit einer Reihe von KI gesteuerten NPCs, die alle Beziehungen und Kommunikation untereinander haben, wo der Spieler dann hauptsächlich mit psychologisch/sozialer Beeinflussung weiterkommt. Aber da werde ich später nochmal was zu schreiben.

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Aber bitte immer schön wertschätzend kommunizieren mit der KI! Wer weiß, ob und wie sie es dir anderenfalls eines Tages heimzahlen wird. :wink:

Ernsthaft: Meine Frau und ich bedanken uns hier und da ausdrücklich bei Copilot oder ChatGPT.

Ich habe echt viel versucht, der KI das auszutreiben, mit meinem Prompt. Und grundsätzlich gelang es ja auch zu einem großen Teil.

Ich weiß auch gar nicht, ob der KI klar war, dass der Speer noch questrelevant sein wird. Bei dem Seil hat sie das ja vergessen. Ich habe die KI dann gefragt, warum sie mir den Speer aufgezwungen hat. Stellt sich raus: Es gibt in der Quelle eine Regel, die den Speer beschreibt und auch automatisch dafür sorgt, dass der Speer eingesackt wird! Diese wird automatisch ausgelöst, sobald man das Haus betritt. Dieser Regel wollte die KI folgen und war nur verwirrt, weil ich ja gar nicht reingegangen bin, um mir Lebkuchen einzustecken. Ansonsten ist sie hier der Vorgabe gefolgt.

Auch interessant: In frühen Iterationen hat die KI schon milde gespoilert was zu tun ist, sowas wie „XY sieht aus, als könnte es später mal nützlich sein“. Das wurde mit anderen Prompts deutlich besser.
Aber ein Blick in die Quellen verrät, dass das auch eine Eigenart des Quellenmaterials ist. Da steht dann zu dem Speer etwa: „Beim Durchsuchen des Hexenhauses fällt dir neben lauter unnützem Hexenkram ein silberner Speer ins Auge. Diese Waffe hat bestimmt einmal einem berühmten Drachentöter gehört.“ Klar, sowas sieht man einem Speer direkt an!

Die KI hat es dann (im zweiten Anlauf, nachdem ich selbst beschlossen habe, das Haus zu durchsuchen), finde ich, viel besser formuliert:

Und dort, lehnend an der Wand neben dem Kamin, fällt dir etwas ins Auge, das völlig fehl am Platz wirkt in dieser Hexenbehausung: ein silberner Speer. Er glänzt im Licht des Feuers, seine Spitze scharf und tödlich. Er sieht aus wie eine Waffe, die einem Krieger oder Drachentöter gehören könnte, nicht einer alten Hexe.