Wo bleibt das Sprach-Textadventure mit KI?

Zur neuen Bits Folge, und dem Thema Sprachsteuerung mal was in den Raum geworfen… Die ursprüngliche Idee ist nicht von mir, sondern irgendwann mal bei den Spieleveteranen erwähnt worden.

Aber die Idee liegt auf der Hand, wenn man mal mit State-of-the-Art KIs ein bisschen per Audio redet - warum nicht ein Spiel im Sinne von Textadventures auf der Basis machen?

Mal so ein bisschen ins blaue gesponnen:
Es gibt Räume, wie in normalen Textadventures, mit Raumbeschreibungen. Es gibt einmal die komplette Raumbeschreibung, mit allen Rätseln erklärt, allen in Schubladen liegenden Gegenständen aufgelistet. Der Spieler bekommt eine reduzierte Raumbeschreibung, von der KI erstellt, basierend auf der vollständigen Beschreibung, und vielleicht erzählt, dass man wenn man etwas machen will, Sätze am besten mit „ich“ beginnt (Um sie später von Dialogen zu unterscheiden). Dann wird die Usereingabe genommen und zusammen mit der vollständigen Raumbeschreibung in einem Prompt verwurstelt.

Eine Text KI hat ja (Hypothese) überhaupt kein Problem, aus einer Raumbeschreibung und einem Befehl „Ich nehme den Hammer“ sowas zu machen wie „Du siehst keinen Hammer“. Oder nach „Ich lasse den Hammer fallen“ die Raumbeschreibung zu ergänzen um „auf dem Boden liegt ein Hammer“.

Und dann kommt natürlich der Clou, man lässt jede Menge NPCs herumlaufen. Die haben alle eine KI-freundliche Beschreibung (wie die Räume), was eine Agenda, eine moralische Einstellung, einen Bildungsgrad etc angeht. Das Spiel fragt dann für jeden Spielzug die KI, was alle NPCs gerade machen, wo sie langlaufen etc. Und nun kann der Spieler, in natürlicher Sprache anfangen, mit den NPCs zu reden, sie von was zu überzeugen etc… Die NPCs können sich natürlich auch alleine treffen, und sich darüber unterhalten, was ihnen der Spieler erzählt hat.

Ich denke die Idee ist klar. Weiss irgendjemand, ob an sowas schon irgendwo gearbeitet wird? Gibt es vielleicht offen zugängliche Projekte?

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Ja chatgtp und einfach schreiben generiere mir ein Text Adventure.

Wobei das Wort „generiere“ schon etwas komplizierter klingt: du kannst dann einfach direkt mit dem Prompt spielen. Also „generiere mir ein Textadventure im Universum von Pitfall. Ich will mit N, S, O, W, oder ganzen Sätzen steuern“ - klappt für den ersten Eindruck schon mal ganz gut. :slight_smile:

Ich hätte im ersten Versuch „nur“ ein multiple Choice Adventure, wie diese Spielbücher die hier als Podcast besprochen werden.

Aber ich war echt erstaunt, was alles geht.

Ich finde es ist auch irgendwie beeindruckend (obwohl natürlich einfach zu erklären), dass einfach jede Eingabe verstanden wird.

Ich habe nur einen kostenlosen Account, aber evtl. könnte man ja in einer höheren Ebene mal den gesammten Quellcode eines kleineren Textadventurs reinpacken, sagen das das die Welt ist in der man sich bewegen will und das er alles was normalerweise nicht abgefangen wird sinnvoll ergänzen soll.

Zur Verdeutlichung: ChatGPT soll mir kein Textadventure generieren. All die Kernelemente der Handlung, die NPCs etc sollen Handarbeit bleiben.

Aber angenommen der Spieler steht in einer Werkstatt und findet einen verschlossenen Koffer. Um den Schlüssel zu erhalten ist laut Spielekonzept ein Rätsel vorbereitet. Wenn der Spieler jetzt aber anfängt, die Werkstatt zu durchsuchen, denkt sich die KI halt Inhalte aus, was man so in einer Werkstatt finden kann. Und vielleicht fängt der Spieler dann an, mit einer Feile und einem Schraubstock selber einen Schlüssel zu fertigen.

Das neigt wahrscheinlich dazu, dass die Handlung entgleist und vom geplanten abweicht. Am Ende braucht man dann wieder Leitplanken… Aber das zum entgleisen zu bringen wäre ja auch lustig.

Vielleicht bastel ich mal ein Beispiel zB mit der Werkstatt. Testweise kann man ja einen Prompt basteln, und den - erstmal manuell - zusammen mit einer Raumbeschreibung, einem Inventar und dem Befehl des Spielers in ChatGPT fuettern. Der Prompt muss dann so gestaltet sein, dass es drei Resultate gibt: eine Antwort an den Spieler, eine neue Raumbeschreibung und ein neues Inventar. (dass der Spieler vor Eingabe des Befehls nur eine „zensierte“ Raumbeschreibung lesen kann, erstmal außen vor gelassen.)

In der Vollausbau Stufe braucht man dann natürlich noch sowas wie ein Python Skript, dass die Beschreibung von Räumen, NPCs etc verwaltet, und immer für jeden Schritt ChatGPT füttert.

Ach, das klingt nach einer sehr spannenden Idee!
Denkbar ist etwa, dass Du als Spieldesigner nur festlegst, dass in der Werkstatt ein Schlüssel versteckt ist, und die KI übernimmt die Details.

Außerdem könnte die KI direkt zwei typische Problemfelder der Textadventures lösen: Immergleiche Beschreibungstexte, sowie das Verstehen von Benutzereingaben.

Hab mal kurz während der Zugfahrt mit ChatGPT gespielt:

https://chatgpt.com/share/67ceab69-59cc-8013-93a6-ef4d75c14412

Problem Nummer 1: ChatGPT hilft dem Spieler zu viel :smiley:

Habe das ganze mal mit den Z-Code basierenden „Der kleine Halbling“ probiert.

Er will jetzt nicht mehr weitermachen weil ich zu GPT-4o aufrüsten sollte, sieht aber im ersten moment garnicht doof aus.

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Interessant! Spannend auch, wie ChatGPT die ganze Zeit versucht, Dir Hinweise zu geben. Das ist wohl einfach im Original Prompt von OpenAI drin, dass der Chatbot hilfreich sein soll. Müsste man ihm wohl ein stückweit austreiben.

Habe keinen Z-Code Interpreter hier, wenn jemand das spiel mal da ausprobieren könnte damit man die Ausgaben vergleichen kann währe das natürlich toll :smiley:

Aber beim überfliegen der Lesbaren sachen in der sorce.txt macht ChatGPT seinen job erstmal nicht schlecht.

Geht mit Google Gemini auch

Sorry, ich mag meine Spiele nur, wenn ich weiß, dass jemand dafür gecruncht hat.

Aber im Ernst: Ich habe Angst vor generativer AI in Spielen. Erstens, weil dadurch alles seelenlos werden könnte. Und zweitens - und das wiegt viel schwerer - weil ich etwas absolut brillant finden könnte, nur um dann festzustellen, dass es von der AI generiert wurde.

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Ich glaube auch nicht unbedingt daran, dass das spannend wird. Generell sehe ich KI immer noch als Hype, und würde erstmal ein paar Jahre warten, ob das wieder weg geht… (natürlich nicht komplett, klar)

Aber die Idee, dass NPCs wirklich autonom durch die Spielwelt laufen, oder dass man (per voice) mit mehreren NPCs diskutiert, sowas stell ich mir lustig vor.

Quasi die Idee von Demoniak damals - aber halt in funktionierend.

Wenn die Haupt/story NPCs Hardgecodet sind aber die „ohne mich wirkt es seltsam“ NPCs tatsächlich auf dich und die umgebung reagieren könnten, das stelle ich mir schon cool vor.

Och. Ick freu mir. Nie wieder auf Content-Updates in MMOs warten. Eine endlose Flut AI-generierter Sammelquests? Juhuuu :smiley:

Sofern sie nicht politisch verboten werden, wird der Hype nicht verschwinden. Es gab solche neuronalen Modelle ja schon in Spielen wie Creatures. Ein Creatures mit der KI-Power von heute würde ich gerne mal spielen.

Eine Joi wie in Bladerunner 2049 ist ja im Prinzip schon machbar. Eine Kampfflugsimulation mit KI-Piloten, die über Funk realistisch kommunizieren und reagieren. Die ganzen Tonaufnahmen, die man sich in Computerspielen sparen kann. GTA in einer Welt voller Hochleistungs-KI-NPCs.

Ich ärgere mich immer wieder über Neusynchronisationen oder neue Abschnitte mit falschen Sprechern in Filmklassikern. Heute kann man einfach das fehlende Stück mit der Stimme des Originalsprechers auffüllen.

Stelle dir vor, du programmierst als kleiner Entwickler ein Adventure und lässt die Sprachausgabe für die diversen Erscheinungsländer in Minuten generieren, mit der Stimme des Originalsprechers.

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Ganz tolle Idee! Ich habe das mal mit Claude Sonnet nachgebaut und am Prompt herumgefummelt, und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden bisher:

Das war jetzt ein schönes Experiment.

Erstmal der Vergleich:
Hier geht’s zum Originalspiel. Wer mag, kann ja einmal anspielen bis die Truhe geöffnet ist. Es ist nicht allzu schwer.

Und hier geht’s zu meiner Session, in der die KI (Claude AI Sonnet 3.7) den Spielleiter gibt.

Zwei Dinge als Kontext zu der Session:

  • Ich habe die KI angewiesen, den Inhalt stark anzureichern und zu erweitern. Das ist also nicht aus Versehen so stark ausgewalzt, sondern By Design!
  • Ich habe die KI angewiesen, Lösungen zuzulassen, die plausibel erscheinen, auch dann, wenn das Spiel selbst sie nicht zulässt.

Meine Bewertung:

  • Ich fand das echt gut! Ich bin beispielsweise im Wald auf Spuren gestoßen und wollte herausfinden, ob diese gefährlich sind. Die KI hat mich plausible In-Game-Gründe genannt, aufgrund derer ich sie wohl nicht als Gefährlich einstufen würde. Nichts davon steht meines Wissens nach in dem Quellmaterial.
  • Wir haben ein Rätsel geskippt: Eigentlich kommt man den Berg nur hinauf, aber nicht mehr herunter, und um herunterzukommen, muss man ein paar Zwischenschritte ausführen. Ich habe nach der Session die KI gefragt, warum ich einfach den Berg wieder runterstufen durfte, und das Argument ist Folgendes: Die Spieldefinition ist so geschrieben, dass man den Berg hochgeht, dann ist man bei einem Gipfel, dann reist man weiter und erreicht eine Hochebene. Daraus hat die KI geschlossen, dass die Hochebene niedriger liegt als der Gipfel und hat geurteilt, dass ich wohl wie gewünscht sicher von der Hochebene herabsteigen kann (passend zu meiner Instruktion, plausible Lösungen zu erlauben)

Es war interessant, mit der KI um die Limitierungen des Quellenmaterials herauszuarbeiten. Es taucht etwa relativ random ein Einhorn auf, und die KI hat versucht, das irgendwie in die Story einzubauen. Und für ein paar Dinge gibt es eigentlich keinen Grund, sie zu tun, ausser dass es halt keine andere Möglichkeit gibt, und auch damit versucht die KI umzugehen.

Ich spiele jetzt mal weiter. Mal sehen ob ich es durchbekomme.

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