Keinesfalls genug!
Mein Atari 800 XL begleitet mich nun schon fast 40 Jahre und ihr habt die Timeline wirklich ganz hervorragend zusammengestellt und vorgetragen. Spiele gab es hier in Deutschland, präziser im Saarland, praktisch nicht zu kaufen. Und außer mir hatte auch noch ein Freund einen Atari 800 XL (weil ich ihn überredet hatte, dafür hate er mich ewig „gehasst“ :). Alles musste abgetippt werden - am Anfang noch ohne Datasette, also jedes mal wieder, wenn man Spielen wollte. Und so nach dem zehnten Mal fing der Text dann an Sinn zu ergeben und man hat am Sourcecode rumgespielt. Und 40 Jahre später mache ich beruflich und als Hobby genau das.
Nach den verbreiteten Berichten über die Ausgrabungen und einigen internen Memos wurden da nur Spiele-Module und Konsolen-Zubehör verbuddelt. Es wurden keine ganzen Heimcomputer oder Spielkonsolen, keine Trackbälle, Module von Atarisoft und mutmaßlich auch keine Joysticks entsorgt, da man diese Geräte noch sehr gut versilbern konnte, ohne den Markt weiter zu schädigen. Das war ja die große Angst von Atari, die zu den Vergrabungen führte.
Das ist auch mein Kenntnisstand. Ich fand bei der Recherche gelegentlich die Behauptung, es wären auch unverkaufte Computerteile oder gar ganze Prototypen in der Wüste vergraben worden - aber ohne Beleg, und das kann ich mir auch wahrlich nicht vorstellen.
Mein bester Freund hatte damals einen Atari 800 bzw. sein Vater, der das Gerät mit kryptischen Assembler-Code fütterte. Zum Glück konnte man damit auch was sinnvolles machen, wie z.B. M.U.L.E. oder Kaiser spielen. Und als ich einen C64 bekam, war ich immer neidisch auf die Farbpallette, insbesondere Grafix8. Ganz toller Computer!
Eine großartige Folge! Vielen Dank dafür!!
Ganz hervorragend recherchiert! Un das von einem C64 Fanboy und einen Atari ST Heini
Es war gut das ihr am Ende der Aufnahme einmal die Atari Management „Fehler“ durchgegangen seid. Ich denke der Atari ST spielt auch eine große Rolle im Ableben des 800/XL/XE.
Aber: Nach fast 40 Jahren Atari-XL/XE „User-sein“ sehe ich in der Geräte-Familie trotz aller Einschnitte eine riesige Erfolgsgeschichte. Die User liebten damals wie heute ihre „kleinen 8 Bitter“. Es gibt bis heute eine eingeschworene und kreative Community. Viele tolle Software- und Hardwareprojekte und ganz ganz tolle internationale Begegnungen. Ich bin den „Vätern“ der 400/800 Plattform so dankbar!!
Bin zu ca 1/3 durch, kann also noch nicht wirklich viel zur Folge sagen, außer das es mal wiede sehr interessan tist. Ich hab zu Atari leider keinen Bezug weil Ostkind…aber was ich mit Erschrecken feststellen musste war, wie sehr ich über den Namen Atari gestolpert bin, es hört sich so unvertraut an. Als ob ich das Wort zum ersten Mal höre. Ich hab es jetzt gefühlt ewig nicht gehört, aber wohl regelmäßig im Bezug auf Retro gelesen. Sehr seltsam jedenfalls
Ab wann spricht man überhaupt von einem Erfolg der Serie?
4 Mio „Sold Units“ ist doch schon ein echter Erfolg…
Wieviel Atari STs (520,1040, STFM, STE)? oder Amiga500/600/1200 gab es denn im Vergleich?
Der Hersteller Support war jedenfalls bis ca. 1983/1984 wirklich sehr gut. Drastisch abgenommen hat der Support dann jedoch ab ca. 1985. Hier spielte mMn am meisten der Full-Focus vom Atari ST eine Rolle und die Tatsache das Tramiel mit den den XL/XE/XEGS Zeug keine Leidenschaft hatte. Aber bis dahin gab es wirklich allerhand gute bis sogar sehr gute Titel von vielen nahmhaften Herstellern für „Atari Computer“.
Darunter große Arcade Hersteller die bis heute bekannt sind und weitere gute alte Cabinet-Hersteller:
- Sega, Nintendo, Konami, Taito, Namco, Bally, Midway, Parker Brothers, Williams, Stern Electronics, Gottlieb
Und somit Spiele wie:
- Wizard of Wor, Q*bert, Zaxxon, Frogger, Gyruss, Buck Rogers, Star Wars, Popeye
Atari selbst hatte die Heimcomputer Lizenzen („Atarisoft“) und damit sehr schöne Versionen auf den Atari 800 gebracht:
- Defender, Joust, Qix, Pacman, Robotron2084, Berzerk, Dig Dug, Moon Patrol, Jungle Hunt, Space Invaders, Pole Position, Donkey Kong (Jr), Mario Bros.
Atari’s eigene Arcades wurden natürlich auch umgesetzt:
- Asteroids, Missile Command, Battlezone, Centipede, Millipede, Crystal Castles, Realsports Serie (Tennis, Soccer, Football, Baseball)
Es gab auch einige sehr schöne Activision-Perlen:
- River Raid, Ghostbusters, Hacker, Hero, Master of the Lamps, Pitfall, Zenji, Zone Ranger
Unvergessen sind die Lucasfilm Games „Firsties“ der 80er:
- Resuce on Fractalus, Koronis Rift, Ballblazer, Eidolon
Die 80er Jahre Infocom Textadventures sind auch fast vollständig verfügbar:
- Zork, Hitchhiker, Moonmist, Planetfall, …
Synpase hatte einige sehr innovative Atari800-First games:
- Blue Max, Alley Cat, Fort Apocalypse
First Star Software, Datasoft, US Gold, System3, Novagen haben Anfangs auch fleissig für den Atari 800 published:
- Bouldedash, Spy Vs. Spy, Dropzone, Bruce Lee, Alternate Reality, International Karate, Mercenary, Encounter!, Conan, Goonies, Dallas Quest, Mr.Do!, Pooyan
Origin Systems war auch dabei:
- Ultima 1-4, Auto Duel, Ogre
Brøderbund natürlich:
- Choplifter, Karateka, Loder Runner, Serpentine
SSI darf nicht fehlen:
- War Games, Colonials Conquest, Wizard of Crown, Gemstone Warrior, Phantasie I+II
Electronic Arts hatte seine berühme Start-Lineup und weitere Games auf den Atari 800 gebracht:
- Archon, MULE, 7 Cities of Gold, Lords of Conquest, Mail Order Monsters
Sid Meier & Microprose haben großartige Games entwickelt und z.T. auf dem Atari 800 zu erst
- Solo Flight, Kennedy Approach, F-15, Crusade in Europe
Es gab auch einige günstige Budget Games über Mastertronic
- Rogue, Rockford, Feud, Henrys House, Kikstart, Attack of the Mutant Camels, Hover Bover
Einige (wenige) „Official Titles“ gab es z.B. nur für die Atari’s jedoch nicht für den C64:
- Alley Cat, Donkey Kong Jr., Berzerk, Star Raiders
Derweil sind viele Spiele in der „Porting Scene“ von Atari2600, BBC, C64 und ZX Spectrum endlich auf den Atari XL/XE angekommen:
- Prince of Persia, Stunt Car Racer, Bubble Bobble, Bosconian, Scramble, Space Harrier
Natürlich gibt es auch unzählige sehr gelungene Homebrew Originals und vervollständigte Prototypen erschienen:
- Yoomp, Time Wizard, His Dark Majesty, Ruff in Trouble, Commando, Deflektor
Was ich als XL/XE-Atarianer aber immer noch vermisse sind die starken „late 80s“:
- Gunship
- Pirates
- Katakis, RType, Co. horizontal Shooter
- 1942 & co vertikal Shooter
- Turrican & co.
- Bard’s Tale & Co.
- Winter Games & Co.
- Maniac Mansion & co
- Microprose Soccer & co.
- Speedball & co.
Was ich hingegen nicht vermisse sind die vielen billig runterkonvertierte und lahmen Multi-Disk 16bit/Arcade Titel.
Das wäre ein cooles SF-Planungsdokument für die nächsten fünf Jahre.
Stimmt, verglichen mit sehr vielen anderen Heimcomputern ist das ein Erfolg (das bestreiten wir ja auch nicht). Vermutlich wird die Reihe oft als gescheitert betrachtet, weil sie mit dem C64 verglichen wird - oder an ihrem eigenen Potenzial gemessen, das so viel größer war (die Management-Fehler haben wir ja ausführlich behandelt).
Und: schöne Aufzählung!
Danke für die Listen, ich nehme deinen Post mal als Grundlage die Kisten „spielerisch“ zu erschließen.
Zu Beginn der 80er Jahre wurden „Homecomputer“ nicht als Spielgeräte aufgefasst und auch nicht als solche vermarktet. Computer erschienen als neuartige Arbeitsgeräte, die sich schon durch ihren Verkaufspreis deutlich von Vidospielkonsolen unterschieden. Als Inhaber von Atari hat Warner, wie auch Commodore über die Computer den Markt für Geschäftskunden angestrebt. Das große Vorbild war für beide höchstwahrscheinlich IBM. Hybridgeräte wie der Atari 400 markierten den Übergang von den Spielkonsolen zu den Computern und repräsentierten die kurze frühe Phase ihrer Koexistenz. Auf dem Atari 400 spielte ich 1984 stundenlang Star Trek und war davon total fasziniert. Trotzdem war das für mich ein Computer und keine Spielkonsole. Aber selbst die Intellivision Tastatur-Erweiterung oder der Mattel Aquarius wurden nicht primär als Spielcomputer betrachtet, sondern eher als Programmier-Plattform. Ein Gerät mit Tastatur wurde grundsätzlich mehr respektiert, auch wenn es nur eine Folientastatur war. Aus heutiger Sicht wirken diese Geräte ganz anders. Sie erscheinen primitiv und wirken wie Kindercomputer oder bessere Spielkonsolen. Damals war das aber nicht so. Die enge technologische Verwandschaft von Spielkonsolen und Computern war nicht so offensichtlich. Begriffe wie RAM und ROM waren weitgehend unbekannt. Das lernte man erst im Umgang mit Computern. Jedes der damaligen Computermodelle hatte seine eigenen Stärken und Schwächen und die technischen Beschränkungen von Computern wie dem C64 mit dem Atari 800XL wurden eigentlich erst im direkten Vergleich erkennbar. Das macht eine absolute Bewertung der beiden auch so schwierig. Die Aufspaltung in Homecomputer und Personal Computer wurde für mich erst lange nach dem Konsolen-Crash wahrnehmbar. Die Homecomputer ersetzten die Spielkonsolen und die Personal Computer ersetzten die Homecomputer.
Spiele kommen schon vor in der Kommunikation, die Geräte werden nicht als reine Arbeitsgeräte vermarktet. Aber das Gaming steht noch nicht so stark im Vordergrund wie später, das stimmt (und im Falle Ataris viel zu wenig, wie wir in der Folge analysieren).
Vielleicht mischt sich da auch die Geschichte um die Apple Lisa mit unter, von der Apple eine 4-stellige Zahl auf einer Kippe entsorgt haben soll. Da gabs auch mal eine Doku zu, aber bei dem Wahrheitsgehalt bin ich mir nicht ganz sicher. Die Wikipedia formuliert an der Stelle auch eher vorsichtig.
Geschichten dazu wird es in Wirklichkeit 1000fach geben, denn immer wieder werden Hersteller Hardware in Massen entweder aus eigenem Inventar oder aus Trade-In Programmen vernichtet haben. Deswegen würde ich mich auch nicht wundern, wenn an der Atari-Story am Ende irgendwo was dran ist.
Als Mitte/Ende der 1990er-Jahre geborener Mensch habe ich natürlich überhaupt gar keine Berührungspunkte mit Atari 8-Bit-Computern, fand aber diese Folge wahnsinnig fesselnd! Vor allem, zu hören, in welchen Belangen Atari der Konkurrenz Jahre voraus war, fand ich kurios und faszinierend.
Moin Henner, Colossus Chess 4 für den Atari 800 ist vom Aufbau und den Einstellungsmöglichkeiten identisch zur C64-Version. Du kannst die Anzeige zwischen 2D und 3D wechseln und die Spielstufen sind beliebig einstellbar. Es startet mit der Einstellung 10sec/Zug, aber für Gelegenheitsspieler ist das bei dem Programm schon eine unüberwindbare Hürde!
Moin! Ah, danke für den Hinweis! Ich hatte mir die Anleitung durchgelesen, aber keine Hinweise zur Einstellung des Levels oder Schwierigkeitsgrades gefunden - nun aber sah ich noch einmal nach und tatsächlich, man kann stattdessen die Zugzeiten definieren. Da ich das nicht tat, spielten beide Systeme mit der Standardeinstellung von 10 Sekunden (brauchten für spätere Züge aber deutlich länger). Danke!
Wieder eine grandiose, haarklein recherchierte und hervorragend aufbereitete Folge! Allmählich ergibt sich mir ein rundes Bild dessen, was damals in den Entwicklungsbüros und Szenen der Heimcomputer-Ära vonstatten ging.
1981 geboren und bereits um 1987 mit einem C64 ausgestattet, hatte ich die „heiße Phase“ ja nicht miterleben können. Die Materialschlacht in den USA wird man hier auch nicht so hautnah erlebt haben.
Die Differenzierung Computer/Konsole wird auch immer klarer. Ich habe damals schon ansatzweise begriffen, was das eine und das andere war. Heimcomputer weiß ich allerdings erst durch euch richtig einzuordnen.
Ich hielt meinen C64 ja früher immer für einen alten, schwachen PC
Schöne Folge! Ich wusste auch nicht, dass Atari 400 und 800 besser als der Atari 2600 waren. Hielt die aufgrund der Namensgebung für schlechtere Vorläufer des Atari 2600. Diesen hatte ich als Kind der 80er noch mitgekriegt, für mich war der aber damals schon veraltet. Mein Bild vom Atari 400 bzw. 800 war dementsprechend.
Diese Fehlbenennung zusammen mit den anderen in der Folge erzählten Managementfehlern bestärkt mich wieder mal im Eindruck, dass unfähige Manager und Marketingleute alles kaputtmachen können, was fähige Ingenieure und Entwickler aufbauen. Die Boni streichen natürlich trotzdem die Manager ein und nicht die Entwickler, wie es bei Atari dann ja auch der Fall war.
Schon faszinierend diese Diskussion bzgl der Namensgebung. Da ich mit den 8bit Computer groß geworden bin und generell nur die Computer kannte, hatte ich tatsächlich nur einmal die Irritation beim 800XE vs. 130XE. Mit meinem 10 Jahren oder so hatte ich meinen Opa gefragt warum er nicht einen 800XE gekauft hat, wo der doch eine so viel „größere“ Zahl hatte als der 130er.
Ich bin aber nie auf die Idee gekommen, dass die 400/800/XL irgendwie im Zusammenhang mit dem 2600er „kleiner“ oder „schlechter“ sein könnte. Das lag daran dass ich in meiner Erlebniswelt bis 1990 überhaupt nie einen 2600er je gesehen hatte. Als ich das erste mal einen 2600er sah, war ich regelrecht erschrocken wie primitiv und simpel die Spiele und Grafiken auf dieser Konsole waren. Da war ich auf der XL/XE Plattform schon allerhand mehr gewohnt. Als XL/XE Atarianer war mir dieser 2600er dann auch regelrecht peinlich
Ehrlich gesagt ist mir diese Produktnamen-Problematik bis zu dieser Stay Forever Folge überhaupt nie besondres aufgefallen. Spannend dieser Blick von außen.