Baldur's Gate 2, geht's euch auch so?

Hab einen sehr ähnlichen Kommentar im „Pile of Shame“ Thread verfasst, aber das mal zum Anlass zu nehmen eine Diskussion loszutreten.

Habt ihr euch auch nach der SF-Folge Baldur’s Gate 2 zugelegt, weil das genau wie euer Ding klingt, aber beim Anspielen dann (wie von Gunnar fast vorausgesehen) am Kampfsystem dann fürs erste total die Lust verloren?

Das besondere dabei ist, dass ich ja normalerweise auf sowas stehe. Ich mag komplexe Spiele. Ich mag komplexe Kampfsysteme. Magie ist toll. Aber das Problem bei BG2 ist, dass das System nicht aus dem Spiel an sich kommt, sondern einfach aus D&D in all seiner Komplexität „rausgenommen“ wurde.

Da gibt’s nicht nur kein Tutorial, da gibt’s auch noch schon in den ersten Spielminuten dutzende von Zaubern und Fähigkeiten, von denen bei nicht mal allen klar ist, dass sie überhaupt sinnvoll einsetzbar sind. Die Gegner haben auch entsprechende Fähigkeiten, Stärken, und Schwächen, und die Würfelwürfe die im Hintergrund passieren wären selbst wenn man sie mitbeobachten könnte ohne Vorerfahrung vermutlich immer noch sehr verwirrend.

Sowas ist bei anderen Spielen ok, weil man normalerweise a) mit dem Spiel mitwächst, und b) Spiele dazu tendieren zumindest die meisten Optionen die nix hinzufügen wegzulassen, bzw. gar nicht erst auf die Idee kommen sie einzuführen. Hier ist das nicht so. Hier existierte ganz klar eine D&D-Edition (was ich nie gespielt hab), und das Regelwerk wurde (zumindest gefühlt) einfach in Gänze übernommen, Spiele-Kontext hin oder her.

Das Ergebnis ist, dass ich schon selbst beim „Vorbereiten“ der Zauber und der Fähigkeiten, was gleich im Spieleinstieg notwendig ist, vom Geist eines D&D-Regelbuch erschlagen werde. Ich hab keine Ahnung was ich auswählen soll, und es ist schwer im Spiel Wachstum zu erfahren wenn man die Baseline nicht versteht.

Ich hab das dann als Anlass genommen BG2 erstmal wegzunehmen und Disco Elysium durchzuspielen, weil mir klar wurde dass das wohl genau die Art Spiel nur halt praktisch ohne Kampfsystem ist.

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Kann ich nachvollziehen, allerdings ging es mir schon 1999 bei Baldur’s Gate 1 so. :slight_smile:

Hab mich dann durchgebissen durch intensives Studium der umfangreichen Anleitung, die alles erklärte, plus Strategy Guides online (dort erfuhr man, welche Klassen, Zauber etc. wirklich brauchbar waren und welche eher unnütz).

Mein Gripe mit BG2 war dann, dass der Open-World-Aspekt des ersten Teils nahezu gänzlich wegfällt und man nur noch in langweiligen Dungeons herumkriecht (u.a. gleich am Start). Teil 1 hatte viel Wildnis, wo man hin und wieder ein paar NPCs oder Monstern begegnete, mit vielen „Mini-Stories“ – ein bisschen wie später Skyrim oder Zelda: Breath of the Wild. Das entfiel in Teil 2 komplett, machte für mich aber den Großteil der Atmosphäre aus. Dementsprechend war ich von keinem Spiel je so enttäuscht wie damals von BG2.

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Kann ich so nicht sagen, aber ich kann natürlich auch leicht reden, ich hab BG1 und BG2 als sie rausgekommen sind bis zum Umfallen gezockt und davor auch schon einige auf D&D basierende Spiele. Als ich dann vor ein paar Jahren die Enhanced Versionen angepackt hab hat es auch gleich wieder funktioniert.

Ich denke mal man darf sich einfach keinen Kopf über irgendwelche D&D Regeln machen, das Spiel hat halt eine Mechanik die man irgendwie knacken muss, im Zweifelsfall mit Try&Error und man wird sicher ein paar mal von vorn anfangen müssen.

Es ist vielleicht empfehlenswert mit Baldurs Gate 1 anzufangen, da wird man, soweit ich mich erinnere, mehr an der Hand genommen und eingeführt am Anfang.

Ich habe BG2 schon lange als Fehlkauf abgetan. Ich bin eigentlich kein Rollenspiel-Fan, aber die Power Play war damals so enthusiastisch und empfahl es auch Nicht-Fans, so dass ich es mir zugelegt habe.
Grundsätzlich fand ich das Setting und die Grafik toll, aber der Schwierigkeitsgrad hat es mir verleidet, und ich habe schnell in der Stadt aufgegeben.
Ich verstehe nach der Folge die Faszination, aber für den Einstieg ist es vermutlich das denkbar ungünstigste Spiel.

Ja, bei Baldur’s Gate 2 wirste ganz schön ins kalte Wasser geworfen. Trotz dieser Tutorial-Mission. Ich hatte das Problem weniger, da ich direkt vom durchgespielten Teil 1 kam - aber so als Neuling dürfte dich die Fülle an Optionen/Magie erst einmal überfordern.

Fan vom Kampfsystem war ich auch nie. Ich muss aber sagen, dass es sowohl bei „Knights Of The Old Republic“ und auch „Dragon Age“ richtig gezündet hat. Eigentlich war sogar „Neverwinter Nights“ schon viel nachvollziehbarer als BG1+2. Bei all diesen gelungenen RPGs startet man allerdings auch von 0 an…und hat nicht gleich drölfzig magische Sprüche.

Perfekt waren die ersten 2,3 Stunden in „Pillars Of Eternity“. Die Kämpfe waren SO gut! Der anfängliche Wald war perfekt ausbalanciert. Sobald das Spiel etwas offener wurde, gab’s wieder das übliche Problem: viele Gegner nur Kanonenfutter. Einige übermächtig, sodass man ohne Regulierung des Schwierigkeitsgrades kein Land sah.

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Vor langer Zeit hatte ich auch mal versucht Baldur’s Gate 2 zu spielen, weil man ja viel Gutes über das Spiel hörte. Aber nach einer Stunde hatte ich es auch schon wieder abgebrochen, aus ähnlichen Gründen wie der Threadersteller. Hinzu kam, dass ich vorher schlechte Erfahrung mit DnD Systemen gemacht hatte (Computerspiele können so viel als nur Würfeln zu simulieren). Und mir gefiel es auch nicht, dass man da den Kampf andauernd pausieren musste. Aber allgemein tun sich RPGs schwer, dem Spieler zu erlauben, eine ganze Gruppe in Echtzeit zu steuern. Aber irgendeine Neuerung musste her, da der Kampf in den klassischen westlichen RPGs und JRPGs recht tröge war (von Menükämpfen fühle ich mich geistig unterfordert).

Master of Orion 3 hatte ich ebenfalls nach einer Stunde abgebrochen, weil ich beim Start mit Menüs und Schiebereglern bombadiert wurde. Und dabei hatte ich doch MoO 1 & 2 gespielt.

Ich kann mir vorstellen, dass spätere Echtzeitstrategiespiele ebenfalls Neueinsteiger überforderte. Bei WarCraft 3 kamen massig neue Systeme hinzu (im Vergleich zu WarCraft 1 & 2) und die 3D Grafik schadete der Übersichtlichkeit.

edit: Ich hatte vor einem Jahr vorgehabt, nochmal Spellforce zu spielen. Aber das Spiel war doch deutlich komplizierter als in meiner Erinnerung. So viele Systeme. Da hatte ich dann doch keine Lust mehr, mich noch einmal einzufuchsen.

Ich hab schon im anderen Thread geantwortet. Ich gehöre zu den Menschen, die das Spiel mit geschlossenen Augen durchspielen können. Mein Tipp: BG2 ist das bessere Spiel aber wenn ihr noch keinen AD&D2 Charakter entwickelt habt → Fangt mit BG1 an. Es gibt ne sehr gute NPC Mod die das Spiel unendlich aufwertet und das Party Banter Niveau nicht ganz auf BG2 Niveau bringt, aber doch erheblich aufwertet.

Grade die Magiesysteme (da liegt meiner Meinung nach die Komplexität drin) sind im niedrigstufigen Bereich noch sehr beherrschbar. Empfehlung für den eigenen Char: Fighter/Cleric (Zwerg) oder Berserker (auch Zwerg). Warum? Als Krieger muss man primär nur auf niedrigen THAC0/ETW0 und niedrige AC/RK achten. Der Klerikeranteil bringt ein paar nützliche Sprüche ohne Rüstungsbeschränkung rein an denen man üben kann. BG1 unterstützt das Spielen eines Klerikers massiv, da im Spiel mehrere Weisheitsboni versteckt sind und in der „Out of the Box“ party auch kein Kleriker vorhanden ist.

Vom „Dual-Classing“ der Menschen lässt man am Besten erstmal die Finger. Experten raten oft dazu keinen Dieb mitzunehmen… Als Anfänger sollte man das aber trotzdem tun. Experten spielen außerdem mit einem hohen Magieranteil in der Gruppe… auch das sollte man eher lassen wenn man nicht weiß was man tut. Eine gute Kombination aus Klerikern und Kriegern mit einem Magier für einen Hilfszauber hier und da ist für BG mehr als ausreichend.

Es ist ebenfalls keine Schande den Schwierigkeitsgrad leicht zu wählen. Damit sollte BG1/2 auf jeden Fall schaffbar sein.

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Das sind sehr gute Tipps! Danke für die klare, nachvollziehbare Erklärung!

An den Spielen liegt es bei mir nicht. Ich beiße da vermutlich einfach zu viel auf einmal vom Kuchen ab. Alle Jahre wieder installiere ich Baldur’s Gate Trilogy (Mod) und will das dann in einem durchspielen, bleibe aber jedesmall irgendwo in BG1 hängen, weil ich das halt schonmal separat durchgespielt habe.

Ich muss einfach mal direkt mit BG2 anfangen, denke ich.

Es gibt für mich in BG1 eine „Null-Bock-Schwelle“ und die ist meist der Zeitpunkt, an dem man Baldurs Gate betritt. Zum einen gibts da diese „Gegengift-Quest“ die man schnell erledigen muss, zum anderen wird man von allen Seiten mit Aufträgen zugebombt. Eine ganz tolle Sache an beiden BG Spielen ist, dass man die einzelnen Bereiche immer sehr disjunkt und Stück für Stück angehen kann…

außer Baldurs Gate in Baldurs Gate. Wenn du BG1 schon hinter dich gebracht hast und das Spielsystem verstehst kannst du auch direkt in BG2 anfangen. Gibt was die Chars angeht eh nicht viel Kontinuität… das ändern auch die Drahtseilakte mit SoD und BGT nicht.

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Ich kann die geschilderten Probleme mit Baldur’s Gate 2 absolut nachvollziehen.

Mir ging es seinerzeit (im Jahr 2000) nicht nur mit der Magie so, sondern mit nahezu allen Systemen des Spiels. Ich hatte nie D&D oder AD&D gespielt. Das erste Baldur’s Gate (bei dem ich auch nichts kapiert hab) habe ich an einem Punkt frustriert aufgegeben an dem ein Eis spuckender Wolf ständig meine Party ausgelöscht hat. :slightly_smiling_face:

Dann kam Baldur’s Gate 2 und aus irgendeinem Grund war mir klar, dass ich dieses Spiel unbedingt spielen muss und will.

Aber, wie oben geschildert, hab ich die Systeme nicht verstanden. Und irgendwann haben mich nachts, beim Rumstrawanzen auf Waukeens Promenade, ein paar Vampire angefallen. Ich war so schnell tot, dass ich erst nach erneutem Laden und nochmal Spielen überhaupt bemerkt hab, dass meine Leute auf einmal ganz wenig Lebensenergie haben und dass der Grund der vermaledeite Level Drain ist. Und dann hab ich den Kampf irgendwann gewonnen, aber der Level Drain ging auch dem Rasten nicht weg. Und niemand sagt dir, wie du ihn los wirst.
Das war der Punkt, an dem mir klar geworden ist, dass ich Hilfe brauche um dieses Spiel und seine bescheuerten Systeme (THAC0, das gesamte Magiesystem, was bedeuten die Sterne bei den Waffenfertigkeiten, etc.) lernen muss.

Ich habe mich durch viele Tipps und Tricks von Spielemagazinen gelesen um voranzukommen.
Am hilfreichsten war dann gamefaqs.com.
Nicht im Jahr des Erscheinens von BG2, sondern wesentlich später.
Hier gab und gibt es unter anderem einen Guide, der einfach die Regeln des zugrunde liegenden AD&D Regelwerks erklärt (alleine, dass in der BG2 Sektion so ein FAQ notwendig ist, erklärt einiges).
Aber auch Guides für Zauber. Guides für die Klassen und Rassen und so weiter und so fort.

Worauf ich eigentlich hinaus will: Baldur’s Gate 2 schenkt einem nichts (die Enhanced Edition kenne ich nicht) und ich musste mir quasi alles mühevoll selbst beibringen. Aber ich habe mich durchgebissen und die ganzen Informationen haben mir dann später auch bei anderen D&D Spielen sehr geholfen.

Ich habe BG2 dann wegen der Guides mit einem Mönch durchgespielt, der am Anfang nicht viel aushält, später aber über eine große Widerstandskraft gegen Magie verfügt und Gegner so schnell vertrimmt, dass es eine wahre Freude ist.

Auch empfehlen kann ich die Paladinklasse „Undead Hunter“, welche gegen Level Drain einfach immun ist. :slightly_smiling_face:

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Genau da bin ich zuletzt hängen geblieben. :wink:

Yay, ich liebes es auch mit dem Mönch zu spielen. Nur für BG1 nicht zu empfehlen weil Mönche vor Stufe 7 so gar nichts können und sehr von Items abhängig sind. Ich kann sonst noch Keldorn als anfängerfreundlichen NPC in BG2 empfehlen. Der ist nicht gegen Level Drain aber gegen Charme immun und hat Magie-Bannen als natürliche Fähigkeit, die sämtliche Zauber (positiv oder negativ) von den Zielen nimmt. Ist quasi wie ein Reset-Button wie die halbe Gruppe durch irgendwelche Zauber ausgeschaltet wurde. Wenn man gegen irgendwelche Magier mit Super Schutzbarrieren kämpft → erstmal Magie Bannen drauf. Wenn das nicht klappt mit Bresche (Magierzauber) nachlegen.

Ansonsten ist Mönch als reine Einsteigerklasse zwar einfach - weil der Char so durchlevelt… aber dann wiederum schwierig, weil man ihn trotzdem richtig einsetzen muss.

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Also zumindest in BG1 wurde das AD&D-System im Handbuch gut erklärt. Musste man sich halt durcharbeiten, aber das war damals ja normal.

Evtl. wurde das in BG2 verkürzt oder gar weggelassen?

Ich hatte weder für Baldur’s Gate 1 noch 2 ein Handbuch. :grimacing:

Oh. Dann ist es natürlich schwierig. Aber das kann man nicht dem Spiel anlasten. :slightly_smiling_face:

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Ich möchte es nicht dem Spiel anlasten.

Die Systeme sind teilweise sehr schwer zu durchschauen, teilweise extrem sperrig.

Und ob man sich durch das Handbuch durchbeissen muss, oder durch externe FAQs, macht keinen großen Unterschied.

Und das Magiesystem und die Frage welchen Spruch man in welcher Situation und gegen welchen Gegner einsetzen muss und warum, verdammt nochmal dieser und jener Widersacher schon wieder immun gegen Spruch XY ist, das muss man sich mit Blut, Schweiß und Tränen aneignen. :smile:

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Das Gute ist aber, dass viele der Kernregeln auch über spätere Spiele erhalten geblieben sind. Der Sprung von AD&D2 zu D&D3 für NWN, NWN2 und Kotor ist zwar schon ordentlich, aber man erkennt doch sehr Vieles wieder. Außerdem orientieren sich sehr viele komplexe RPG System an AD&D2.

Pathfinder 1st Edition ist irgendwie mit einem Fuß in beiden Systemen. Würde auch jederzeit behaupten, dass Kingmaker mechanisch auf jeden Fall anspruchsvoller ist als BG2. Von Icewind Dale 1 (und insbesondere 2) natürlich zu schweigen.

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Danke für die Tipps, vielleicht versuche ich es irgendwann doch nochmal - direkt mit Mods.

Ich war seinerzeit schlichtweg zu jung, um das D&D - System völlig zu durchblicken, und bin heute schon Zugänglicheres gewohnt. Muss aber zugeben, dass mir auch Pillars of Eternity und sein Nachfolger, die ich wirklich gernhaben wollte, nicht lang gefallen haben.

Modernere Ansätze dieser Art Rollenspiel, wie sie z.B. ein Divinity: Original Sin 2 darstellt, liebe ich hingegen sehr. Auch das neue Torment hat mir recht gut geschmeckt.

Um ehrlich zu sein fand ich Pillars of Eternity generell eher schwach. Ich weiß gar nicht wie das ist wenn man BG2 nur durch die „Story-Linse“ betrachtet. Vieles davon wurde einfach nochmal besser / anders gemacht. Entweder in Mass Effect, Dragon Age oder KotoR. Mir persönlich macht das Gameplay einfach mehr Spaß. Daher weiß ich gar nicht, ob BG2 diesbezüglich nicht etwas zu sehr glorifiziert wird. War halt eines dieser Spiele das bestimmte Dinge zum ersten Mal auf einem damals sehr hohen Niveau gemacht hat.

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