Erinnert ihr euch noch an das erste mal?
Nicht was ihr jetzt denkt, denn wir sind hier schließlich nicht bei der Bravo. Ich meine das erste Computerspiel, das erste mal mit Maus lenken oder der erste eigene PC/Konsole. Diese magischen Momente, die man damals erlebt hat und mit der Zeit leider immer seltener geworden sind.
Mein erstes Computerspiel dürfte ich 1986 gespielt haben als der Vater mein Freundes aus der Nachbarschaft seinen Atari XE präsentierte. Es war der bis 2010 indizierte Titel Blue Max. (Toller Einstieg für einen Sechsjährigen
) Die Option auf dem Fernseher etwas steuern zu können war für mich wie pure Magie. Vorher kannte ich nur Möglichkeiten, wie dem Fernsehprogramm die Farbe abzudrehen oder mit der Stummtaste jemanden zu ärgern. Aber nu konnte ich ein Flugzeug über ein Schlachtfeld fliegen, Gegner abschießen und Ziele bombadieren? Unglaublich! Mein Vater war auch ganz angetan und kaufte dem Nachbarn den Computer mit reichhaltiger Software ab. Ich war gefühlt das einzige Kind weit und breit, welches einen Computer zuhause gehabt hat und gefühlt unbegrenzt viele Spiele hatte.
Mein erstes soundtechnisches Wow! hatte ich bei zwei Spielen. Das erste war Ghostbusters für unseren neuen Atari XE. Beim Start ertönte eine blecherne Stimme und rief einmal „Ghostbusters! Hahahaha!“ und dann startete die 4Bit Version des bekannten Liedes von Ray Parker Jr.. Wieder so ein Moment. Der Computer hat das erste mal mit mir gesprochen und nicht nur gepiepst, gequäkt oder gerauscht. Es ist zwar nur dieses eine Wort mit Gelächter gewesen, aber in meiner Fantasie eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten. Was wenn eines Tages Spiele eine Sprachausgabe und geniale Soundtracks hätten?
Das zweite Spiel war StarGlider für den Atari ST. Die Intro-Melodie war keine 20 Sekunden lang, aber der Song hatte eine für damalige Verhältnisse unglaubliche Qualität für eine einzige Diskette. Ich erkannte Instrumente und die Stimme war gefühlt glasklar. Das klang ja fast so gut wie das Intro von damaligen Cartoonserien wie Galaxy Rangers, Mask oder Saber RIder. Ich will davon eine Extended Version!
Mein erstes 100% eigenes Spiel war New Zealand Story. Ich habe sämtliches Erspartes zusammengekratzt und bin zu dem kleinen Softwareladen in der Stadt gegangen, um mir mein erstes eigenes Spiel zu kaufen. Doch was sollte es sein? Ich hatte ja praktisch keine Erfahrung oder Informationsquellen. Ich musste mich also auf die Grafiken der Spieleverpackung verlassen.
Da schaute mich dann dieses kleine gelbe Küken an und eroberte sogleich mein Herz. Nun war ich also nicht mehr nur im Besitz von irgendwelchen Raubkopien oder Spielen, die ich mit meinem Bruder teilen musste, sondern auch von einem echten Spiel, welches 100% nur mir gehörte.
Allerdings war ich ein wenig enttäuscht, denn das Spiel war gefühlt sackschwer.
Welches Kind könnte bei dem Cover widerstehen?
Das erste mal Arcadeautomat war während eines Sommerurlaubs 1991 im Hambachtal. Dort gab es im Ferienresort eine kleine Videospielecke, wo man gegen Geld an Automaten spielen konnte. Und dann spielte ich das erste mal Street Fighter 2.
Wow! So etwas kann ein Computer heute? Ich war ja noch den Atari gewohnt und da gab es keine solchen Beat em ups. Mein ehester Vergleich war Yie Ar Kung Fu vom C64 eines Mitschülers, aber das hier war ja aus einer anderen Dimension! Ich habe Street Fighter 2 gespielt gut ein Jahr bevor es auf dem SNES erschien und die Welt eroberte.
Die erste eigene Konsole war ein SNES, der am 16.9.1994 um 15:30 mein eigen wurde (Ich habe den Kaufbeleg noch. Siehe im Thread Was sind eure größten Retro-Schätze? Zuvor habe ich meine anderen Freunde mit ihren NES und superteuren Spielen belächelt, da ich mit dem Atari ST gefühlt Welten weiter war und ein viel größeres Spielangebot zum Kleinstpreis genießen durfte. Sollen die doch ihre 3-4 Spiele spielen. Ich habe über 100 Spiele!
Doch dann knallte der SNES mitten in unsere Pubertät. 32.000 Farben??? Es gibt rot, gelb, grün, blau, grün, schwarz und weiß. Die letzten beiden Farben sind zwar keine, aber mehr Farben kann ein männliches Wesen sowieso nicht deuten. ![]()
Aber nun soll es 32.000 Farben, 3D Grafik und noch vieles mehr geben? Außerdem kann ich darauf mein geliebtes Street Fighter 2 spielen? Ich muss das Teil haben! Zuerst ging es immer noch in die Videothek. Mein Vater musste stramme 100DM Pfand für die Konsole im Alukoffer und 2 Spiele hinterlegen und dann ging es am Wochenende wieder mit dem versammelten Freundeskreis an den SNES. Das wurde dann von Freitagnachmittag bis zum Sonntagabend ze-le-briert.
Aber dann wieder alles Gesparte zusammen gekratzt und dann ging es zur Kaufhalle und das ganze Taschengeld, Geld vom Rasenmähen und Zeitungsaustragen auf den Tresen gepackt und mit der Konsole unter dem Arm nach Hause. Stolz wie Bolle war ich!
Dann wurden die ganz großen Magic Moments langsam weniger oder fielen kleiner aus. Da war dann der etc eigene PC, der zur Konfirmation anfiel und die darauffolgenden großen LAN Sessions im Freundeskreis. Der erste eigene Brenner fällt mir noch ein und erste Gehversuche im Internet.
Die letzten großen Wow-Effekte hatte ich wohl beim ersten mal als ein Freund bei einer Hochzeit eine Bluetooth Box im Raum drapierte, um ein wenig Atmosphäre zu erzeugen. Kein Kabel dran? Wie geht das? Über Funk? Bluetooth? Ich war fasziniert!
Das andere mal als ein Kumpel mir 2007 sein I-Phone stolz zeigte und damit ich das erste mal ein Smart Phone in der Hand hatte. Das war ja wie Star Trek! Mein RAZR V3 Klapphandy von 2004/05 kam mir plötzlich wie ein Faustkeil aus der Steinzeit vor.
Das letzte Wow hatte ich als mir die KI von Suno mir recht brauchbare Songs ausspuckte. Egal zu welchem Thema oder welches Genre. Die Ergebnisse konnten sich tatsächlich einigermaßen hören lassen, dafür, dass es nur ein paar Sekunden dauerte. Wozu diese Technik wohl in ein paar Jahren alles fähig sein wird? Werden Musiker, Grafiker oder Texter noch Geld verdienen können oder rutscht da ein großer Teil der Kunst ins bloße Hobby ab? Schachcomputer waren auch irgendwann besser als die größten Großmeister. Bald kann man einer KI sagen: Erstelle mir ein Album inspiriert von Mozart oder Freddy Mercury und dann wird es mindestens so original und evtl. besser klingen, wie die Vorlagen. Noch können geübte Hörer die Unterschiede hören, aber geübte Schachspieler konnten früher auch noch Computer besiegen.
Genug von mir erzählt und spekuliert.
Was sind eure ersten male in der digitalen Welt?




