Ein Gedanke hat sich bei mir in einem anderen Thread etwas verselbständigt und wie ich so drüber nachdachte und auf einen Podcast-Vorschlag antworten wollten, merkte ich: ich bin da was ganz großem auf der Spur
„Selbstkasteiung“ war das erste, was mir einfiel… keine Sorge, SO ein Thema wird das hier nicht, das trifft es nämlich auch gar nicht, es geht darum, sich bewußt etwas auszusetzen, was nicht gut für Dich ist:
vielleicht zum Beispiel Bungee Jumping und Glasbrücken bei Höhenangst, eine Zeit lang sah ich gerne mit schweißnassen Händen Roofer-Videos… Schokolade, Gummibärchen und sogar GLÜHWEIN?!
Nee, vielleicht ist es auch ein Auseinandersetzen, um daran zu wachsen (zurück zur Glasbrücke…?), die eigene Meinung zu entwickeln und zu schärfen, sich gar einer anderen Meinung auszusetzen…iiiehgehmirweg!
Der Bogen wird immer größer, worüber ich stolperte:
[…]Lanz & Precht - Höre ich auch immer mal wieder gerne rein. Oftmals der entspannte Feierabendpodcast im Auto.[…]
Lanz & Precht… ich hör das… leider… immer wieder mal… und merke, es tut mir nicht gut, ich merke es an Körperkennwerten wie Blutdruck, subjektivem Empfinden wie Irritation und Erregung, ich werde beim Hören immer ein bißchen zu meinem Oppa wenn Herbert Wehner in der Hauptnachrichtensendung auftauchte, Momente, die ich vermisse, die viel zu meiner paradoxen Politisierung beigetragen haben, ich liebte meinen Oppa und mir wurde klar: ich mochte Herbert Wehner…
Vielleicht waren es aber auch die Momente, in denen er am meisten aus sich herausging, die ihn belebten, ich denke, er hatte ein bißchen Freude daran, sich über Herbert Wehner zu erregen, und hier formulierte er Standpunkte und Meinungen, vielleicht auch mal nicht druckreif, ich sollte in der Folge meist andere entwickeln, aber ich hörte ihm gerne zu, wenn meine Omma aus der Küche geeilt kam, um dem ganzen zuzustimmen und als Verstärker zu wirken, war Leben in der Bude und bei mir vollzog sich politische Meinungsbildung, toll!
Was möchte ich hier besprechen: Habt Ihr auch so etwas, etwas, dem Ihr Euch immer wieder aussetzt, um dann zu merken, wie wenig das Euch gut tut, aber gleichzeitig gibt es auch Freude am Widerspruch?
Und sei es irgendein Schokoschmatzrigel mit gesalzenem Karamel, den Ihr immer wieder probiert und Euch denkt, daß die Person, die gesalzenes Karamel in die Welt entlassen hat, schlimm und böse und gewissenlos und auch ein bißchen bewundernswert ist, oder so?
Spielt Ihr immer wieder Civilization, nur um Euch darin bestätigt zu finden, daß Alpha Centauri inzwischen den 7 Teil bekommen sollte und mit dem anderen irgendwas aufwischt?
Ist es gut für uns? Ich verlasse beispielsweise bei jedem Hören von Lanz & Precht meine Blase, ich verlasse vertrautes lieb gewonnenes und auenlandartiges Wohlfühlgelände und gehe den Weg der intellektuellen Schmerzen, wachse ich daran oder wird mir meine Mienung klarer, erkenne ich dort im Podcast auch an, wenn ein Gedanke doch mal klug und bedenkenswert sein sollte?
Geht es anderen so wie mir mit Lanz & Precht, mit Böhmermann und andersrum, gucken die den trotzdem und hassen es nicht nur, sondern geniessen es auch ein bißchen und erkennen trotzdem an, wenn da etwas ist, was sie überrascht, fordert und die eigene Meinung weiterentwickeln läßt.
Vielleicht habe ich mehr wirr ins Textfeld gedacht, vielleicht isses aber doch ein Thema, über das man sprechen kann…