Deine persönliche Hardware-Geschichte?

Ich bin relativ früh mit Computern und Konsolen in Kontakt gekommen. Meine Eltern hatten in den späten 80ern und bis Mitte/Ende 90er einen Videospielverkauf und -verleih. Durch das familiäre Ladengeschäft hatte ich stets Zugang zu Konsolen und den neuesten Titeln, darunter auch Import-Spiele, die man zu dieser Zeit selten irgendwo anders im Markt gesehen hat, geschweige denn, anspielen konnte. Und so lungerte ich eben nach der Schule hin und wieder auch in unserem Laden rum und habe so manchem Kunden verraten, wie man die Secret Exits in Super Mario World findet. Da war es nicht so schlimm, dass ich selbst eher selten eine eigene Konsole besessen habe. Meine erste eigene Konsole war übrigens ein Gameboy. Rückblickend eine schöne Zeit, die sicherlich auch meine Präferenz geprägt hat, wenn es um Retro-Spiele für Konsolen geht: mit den 8-Bit- und 16-Bit-Konsolen von Nintendo und Sega bin ich quasi aufgewachsen und gut vertraut (die eine oder der andere hat das möglicherweise bei meinen Puzzlevorschlägen für das Bilderrätsel bemerkt) und beschäftige mich auch noch heute gerne damit.

Bei Videospielen auf Konsole ist das aber nicht geblieben. Zuhause hatten wir den PC meines Vaters. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was für ein Modell es gewesen ist (vermutlich irgendetwas 386er-esques). Aber eine Erinnerung ist mir durchaus im Kopf geblieben, die tatsächlich auch mein berufliches Leben geprägt hat. Mein Vater arbeitete an seinem PC, ich stand eines Abend ehrfürchtig daneben und er fragte mich: „Lust mal ein Spiel zu programmieren?“ Zu dem Zeitpunkt war ich 10 oder 11 Jahre alt. Naja und dann haben wir zusammen eine kleine Würfelsimulation in GW-BASIC programmiert. Der heimische Computer ist dann auf einen 486er DX mit 33 MHz aktualisiert worden, den wir selbst zusammengebaut haben. Und kurze Zeit später hatte ich auch mein eigenes Gerät, ähnliche Leistungsklasse. Das muss 1993 gewesen sein. Darauf habe ich dann gespielt und programmiert. GW-BASIC hat für mich schnell seinen Reiz verloren, ich bin dann direkt auf QBasic 1.1 umgestiegen. Ich weiß nicht mehr genau wann, aber irgendwann zwischen 1995 und 1996 hatte ich auch mal einen ganz obskuren Rechner zuhause stehen: Einen gebrauchten Compaq Portable 368SX 20 MHz mit satten 2MB RAM und bernsteinfarbenem Monitor.

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Bedingt durch das damalige Ladengeschäft meiner Eltern hatten wir verhältnismäßig früh ein 28.8k Modem von US Robotics zuhause. Mein Vater nutzte es zum Abruf von Großhandelsdaten, ich trieb lieber die Telefonrechnung durch anderweitige Nutzung in die Höhe, denn ich hatte CompuServe als Spielwiese für mich entdeckt („Bitte erst ab 18 Uhr einwählen!“).

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Wir waren damals alle total begeistert von der Möglichkeit, dass man über CompuServe einfach einen Chat aufmachen und sich mit jemandem unterhalten konnte. Aber das, was mich an CompuServe eigentlich interessierte, waren die Foren zu div. Programmiersprachen. Heutzutage mag man sich das schwer vorstellen, aber für mich war das damals tatsächlich ein Augenöffner, die Programme anderer Entwickler runterladen und davon lernen zu können. Eine Möglichkeit, die ich ausgiebig genutzt habe. Parallel dazu habe ich mich durch div. Bücher von Data Becker gewühlt („Das große QuickBASIC Buch“, steht aus nostalgischen Gründen auch heute noch in meinem Bücherregal) und dann schlussendlich auch mein erstes eigenes, größeres Programm in das BASIC-Forum auf CompuServe geladen: Einen Menu-gestützten Deutsch-Englisch Vokabeltrainer, der sich mit der Maus steuern ließ! Über den Austausch via CompuServe bin ich dann an eine, wie sagt man, Sicherheitskopie von Visual Basic 3.0 gekommen und folglich zur Entwicklung von Windows-Programmen übergegangen. Nach meinen ersten Gehversuchen mit VB 3.0 war ich damals total überrascht, dass die Maus einfach „da“ ist und im Rahmen der selbstgeschriebenen Programme funktioniert, ohne dass man mühselig den Maustreiber integrieren musste. Aus heutiger Sicht klingt das alles so unglaublich banal. Die Programme, die in dieser Zeit entstanden sind, habe ich leider alle nicht mehr. Mein inzwischen fast-40-jähriges Ich würde aber definitiv etwas dafür geben, um nochmal einen Blick darauf erhaschen zu können. Vielleicht ist es aber auch ganz gut so, dass diese Erinnerung eine nostalgisch-verklärte bleibt.

Konsolen spielten in dieser Zeit bei mir eine untergeordnete Rolle; ich habe vordergründig am PC gespielt und hauptsächlich die Gamestar gelesen (von der Erstausgabe an über die ersten Jahre hinweg), um mir Informationen zu neuen Spielen zu holen. So bin ich schließlich auch irgendwann bei Stay Forever gelandet: Das gilt zwar nicht ausschließlich, aber insbesondere die Schriftsprache der Herren @Gunnar_Lott und @Chris hat mich angesprochen, so dass ich irgendwann über Gunnar’s Blog gestolpert bin und schlussendlich über diese Verbindung auf Stay Forever aufmerksam wurde. Gespielt habe ich anfangs auf einem Intel Pentium mit 66 MHz und defekter FPU (!), später auf AMD-basierten Rechnern (angefangen mit einem AMD K6 200, später Athlon K7 mit 800 MHz, Athlon XP 1700+ und AMD Athlon 64 FX).

In der Frühe / Mitte der 2000er hatte ich dann auch wieder eine eigene Konsole: einen Nintendo Gamecube. Später gesellte sich ein Gameboy Advance sowie ein DS dazu, mit denen ich mir u.a. die Freizeit neben dem Studium vertrieben habe. Da ich zwischenzeitlich meine Konsolen und Spiele immer wieder mal verkauft habe (als Student ist man schließlich chronisch pleite - das ist ein Naturgesetz), ist aus dieser Zeit fast nichts mehr vorhanden. Das habe ich über die letzten Jahre wieder etwas wett gemacht: Ich würde mich nicht als ehrgeizigen Sammler bezeichnen, aber aus den Konsolengenerationen, die ich aktiv mitbekommen habe besitze ich in der Regel mehrere Vertreter in meiner Sammlung inkl. den Spielen, die mich interessiert haben und immer noch interessieren. Den Griff zum Lötkolben scheue ich da nicht: Meine 8- und 16-Bit-Sega-Konsolen habe ich modifiziert (50hz/60hz Switch, Language Switch, RGB-Out etc.). Computerseitig blieb es während des Studiums bei dem einen oder anderen gebrauchten IBM Thinkpad, der ausschließlich als Arbeitsgerät genutzt wurde. Den letzten davon, einen Thinkpad X61, besitze ich immer noch.

Heute spiele ich grundsätzlich weniger, da Familie an erster Stelle steht und ich auch noch andere Freizeitaktivitäten verfolge. Wenn ich spiele, dann weniger am PC, sondern eher auf Konsole (vorzugsweise Switch und PS5). Was sich über all die Jahre gehalten hat, ist die Leidenschaft fürs Basteln und Tüfteln und der frühe Einstieg in die Programmiererung ist letzten Endes auch einer der Grundpfeiler für meine Karrierelaufbahn: Als freischaffender IT-Berater/Softwarearchitekt entwickle ich nämlich noch immer. Zwar keine Spiele, wie ich mir das im Alter von 12-14 Jahren mal für meine Zukunft ausgemalt habe, aber hey, besser als gar nichts, oder?

Und diese Leidenschaft versuche ich an die nächste Generation weiterzugeben. Meine Tochter ist jetzt in einem Alter, in dem man Kinder langsam an das Programmieren heranführen kann. Der Frage „Lust mal ein Spiel zu programmieren?“ konnte sie sich genauso wenig wie ich damals entziehen und nun arbeiten wir gemeinsam an den ersten Scratch-Programmen.

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