Puh, jetzt gefährliches Halbwissen von meiner Seite aus dem einzigen Linguistikkurs, den ich je belegen musste. Wenn ich mich recht entsinne, gab es die drei Geschlechter im Englischen auch, allerdings nur im Altenglischen, was nach dem Battle of Hastings dann auch sein schnelles Ende fand.
Das ist also über 1.000 Jahre her und um die Evolution vom Altenglischen bis ins heutige Englisch überhaupt zu erkennen, muss man schon Sprachwissenschaften studiert haben.
Da hast du vermutlich recht. Aber mein Punkt war ja der, dass das „The“ auf die männliche Variante zurückgeht und sich das damit „durchgesetzt“ hat. Akzeptiert man das im Englischen hätte ich Verständnis dafür wenn man das generische Maskulinum im Deutschen akzeptieren kann. So zumindest meine Meinung, mein Eindruck in der Diskussion war dass viele Menschen das generische Maskulinum ablehnt, weil es zu männlichen Rollenbildern führt.
Da wäre eine Auswertung des Rätsels mit dem Doktor doch interessant. Gibt es da Unterschiede bei Engländern und bei deutschen Muttersprachlern?
Hmm, wiktionary sagt:
From Middle English þe, from Old English þē m (“the, that”, demonstrative pronoun), a late variant of sē, the s- (which occurred in the masculine and feminine nominative singular only) having been replaced by the þ- from the oblique stem.
Aber das muss ja nicht erschöpfend sein, die Idee wird ja nicht von irgendwo kommen.
Achso Mist, den relevanten Punkt habe ich vergessen Das „the“ ist meiner Erinnerung nach der Artikel fürs Neutrum gewesen.
Korrekt, und klickt man auf " Middle English þe" steht da:
" Etymology 1
From Old English þē (“the; he”), a late variant of sē, the þ- from the oblique stem replacing the earlier s-, which occurred in the nominative singular masculine and feminine only."
Also die männliche Variante. Oder falsch verstanden?
Tja hm… irgendwie steht da beides. Kann das jemand aufklären?
Ich durchblicke das auch nicht ganz, da bräuchten wir vielleicht doch jemanden, der da genauer Bescheid weiß. Es ist aber auch verdammt schwierig, sinnvolle Google-Ergebnisse mit dem Wort „the“ zu finden.
Da spielt dann aber leider auch die von mir genannte Bias rein, die ja nicht nur mit dem Wort selber zu tun hat. Schwierig.
Im Altenglischen wurden Artikel generell weniger bis gar nicht genutzt. Aber eben habe ich mal nachgeschaut, was Wikipedia denn dazu zu sagen hat. Es gibt einfach ewig viele Deklinationen - daher lässt sich das eher schlecht vergleichen, denke ich:
Old English has no indefinite article.[15] Instead, a noun is most often used by itself:
Old English | Ūs is lēofre þæt wē hæbben healtne cyning þonne healt rīċe. |
---|---|
Literal gloss | Us is dearer that we have crippled king than crippled kingdom. |
Translation | We’d rather have a crippled king than a crippled kingdom. |
The definite article is sē, which doubles as the word for „that.“ It comes in eleven different forms depending on case, gender, and number: sē, sēo, þæt, þone, þā, þæs, þǣre, þām, þon, þȳ, and þāra.
Ja das Problem ist mir auch aufgefallen Bei Baker bezieht sich die Etymologie bei den Übersetzungen unter anderem auf „Bäcker“, würde mir meine Interpretation stützen dass das halt einfach die männliche Variante ist. Alles andere würde mich auch wundern. Die Engländer sind historisch jetzt nicht unbedingt für ihre lange Historie der Gleichberechtigung bekannt (anwesende Engländer: damit meine ich nicht dass andere Westeuropäer irgendwie besser gewesen wären).
Hm… hilft mir nur bedingt. Aktuell verstehe ich das so dass das heutige „The“ auf das Altenglische Old English þē (“the; he”), zurückgeht, und damit die englische Form. Aber da picke ich mir genau das raus, was meine Meinung stützt. Ich bin offen für Gegenargumente.
Wäre ich Anglistik-Student, würde ich da was mit machen. Leider falsche Sprache.
Rahel, ich soll für dich Feminismus definieren? Eine Bewegung, die die Ausbeutung zunächst auf Grundlage von biologischer Weiblichkeit, dann geschlechtsspezifische Ausbeutung im Allgemeinen zu überwinden anstrebt. (Dieser Feminismus ist nach meinem Dafürhalten durch Identitäts- und Repräsentationspolitik abgelöst worden, was ich als Regression betrachte.) Wie definierst Du denn Feminismus?
Ok, das fällt mir zugegebenermaßen schwer zu beantworten.
Wo habe ich das gesagt?
Okay, meine Defintion von Feminismus steht ja jetzt oben.
Das ist billige Bonzenbeschimpfung, auch das Gerede von der eigenen Insel davor.
Ich denke, dass es auch in sich selbst als progressive bezeichnenden Kreisen so etwas wie Cancel Culture gibt, indem bspw. Menschen ihren Kinder nicht mehr Harry Potter zu lesen geben, weil JKR eine TERF ist - aber offensichtlich sind wir da unterschiedlicher Meinung oder kennen unterschiedliche Leute, dann würde ich das gerne so stehen lassen.
Habe ich etwas übersehen?
Naja, was irgendwie IMMER NOCH FEHLT ist dein Argument bzgl der Kapitalismuskritik.
Das ist schon arg konstruiert, für mein Verständnis. Der Feminismus ost für mich erst einmal nur der Kampf um Gleichberechtigung auf sozialer, ökonomischer, rechtlicher, usw. Lage. Mit Biologie hat das erst einmal nichts zu tun.
Mich würde aber noch die Identitätspolitik interessieren, diendu erwähnst. Was meinst du damit? Bisher hört es sich nämlich stark an, als ob du trans-inklusive Ansätze verwerflich findest, ohne das aber einfach mal klar schreiben zu wollen. Den Schuh will ich dir aber nicht fremd anziehen, daher frage ich lieber nach.
Okay, damit gehst du auf meinen Punkt, den du auch sogar zitierst, nicht ein: Wo ist JKR zum Schweigen gebracht worden? Wo ist sie gecancelt worden? Wäre das tatsächlich passiert, würdest du von ihr nix hören und nix lesen. Tatsächlich sind aber weder die Harry-Potter-Absätze eingebrochen (im Gegenteil: Legacy lässt grüßen) noch der Podcast gesperrt worden.
Okay, dann nehme ich das mit dem Trolling zurück. Ich werde das jetzt dennoch nicht weiter diskutieren, weil ich – genau wie du weiter oben schriebst – mit dem Thema für mich abgeschlossen habe. Danke, dass du dir noch die Mühe gemacht hast, zu antworten. Aber ich glaube, das ist für uns alle nicht so gut für die mentale Gesundheit, hier zu diskutieren. Deswegen mache ich für heute Schluss. Nimm es nicht persönlich, ich wollt eh weniger im Internet diskutieren. Und wenn das Thema ein anderes gewesen wäre, – Retrospiele oder so – würden wir uns sicher auch super verstehen. Solche Sachen sind immer so schwierig, weil mit 1000 Assoziationen und Erwartungen behaftet. Ich denke, wir haben dennoch beide unsere Positionen klar gemacht.
Ich bin damit eigentlich sehr zufrieden. „Gleichbereichtigung“ ist für mich zu sehr am Männlichen oder am Normalmaß orientiert.
Ich finde trans-inklusive Ansätze nicht verwerflich, ich finde, dass die Grundrechte (hier insbesondere auf sexuelle Selbstbestimmung) für alle Menschen gelten und dass alle Menschen sie einfordern können sollten und es unsere Aufgabe ist, sie für alle durchzusetzen. Ich finde lediglich viele Dinge an der Diskussion irrelevant, weil sie viele wichtige Fragen, insbesondere die der ökonomischen Teilhabe, ausblenden. Wieviele Jahre über das Gendersternchen diskutiert wird, da werden ganze Wahlkämpfe mit bestritten, weil sich Menschen von der Sprache ausgeschlossen fühlen. Ich schreibe ja auch bspw. „Schüler:innen,“ weil ich es richtig finde, aber ich finde nicht, dass „Sehr geehrte Damen und Herren“ oder „Schülerinnen und Schüler“ trans-exklusiv oder -feindlich oder was auch immer ist. Das liegt aber auch daran, dass ich ein wohlwollender Mensch bin und meinem Gegenüber erstmal gute oder keine schlechten Absichten unterstelle. Wenn ich in den Nachrichten eine Meldung wie „70 Prozent der Deutschen haben Angst vor dem Klimawandel“ höre, dann gehe ich ja auch nicht auf Twitter und schreie „und was ist mit denen, die keinen deutschen Pass haben, ihr Rassisten?“
Der Agora gehört die Zukunft. Ich mache jezt auch Schluss.
Entscheidend ist doch, ob das dem durchschnittlichen Engländer bewusst ist, denn wenn nicht, kann es auch nicht genderungerecht sein.
Ich habe die Diskussion hier verfolgt und lange darüber nachgedacht. Das heißt, nicht über den Gegenstand der Diskussion an sich, sondern darüber, warum manche Themen so polarisieren. Ich habe für mich eine Antwort gefunden.
Wir sind nämlich Heuchler.
Oder zumindest die meisten von uns, auf beiden Seiten der Barrikade. Wir tun so, als handelte es sich bei solchen Themen um intellektuelle Diskussionen, etwas Sachliches also, bei dem es ein Richtig und ein Falsch gibt. Wahrscheinlich gibt es das tatsächlich, aber sind wir mal ehrlich: Das ist den meisten von uns egal. Sowohl die Gegner als auch die Befürwörter der Gendersprache argumentieren zwar mit Studien und Zitaten, die rationale Ebene der Diskussion ist jedoch in Wirklichkeit nur eine Arena, auf der wir unser subjektives Bauchgefühl gegen andere Bauchgefühle verteidigen. Dieses Gefühl, gefestigt durch Erfahrung, Sozialisierung, Herkunft usw., ist der wahre Motiv unserer Position zum Thema, nicht irgendwelche Fakten.
Und das ist erstmal okay.
Ein Gefühl kann nicht richtig oder falsch sein. Es ist einfach nur da. Es zu leugnen ist Heuchelei. Schließlich sind wir Menschen und keine Maschinen. Wir werden von unseren teils unkontrollierbaren Gefühlen getrieben, die oft nichts mit Rationalität zu tun haben. (s. z.B. Daniel Kahnemann und Marshall Rosenberg)
Wenn ich aber eine Gegenargumentation in einer Diskussion direkt auf meine Gefühle anwende, dann entsteht bei mir der Eindruck, man schreibe mir vor, wie ich mich zu fühlen habe, was bei mir verständlicherweise sofort eine Abwehrreaktion auslöst. Das Ergebnis sind Foren-Threads mit verbissenen Grabenkämpfen darin.
Ich glaube, dass der erste Schritt zu einem möglichen Konsens in solch polarisierenden Diskussionen darin besteht, zuzugeben, dass man oft nicht objektiv ist, sondern von Gefühlen wie Angst, Unsicherheit, Stolz, Trägheit oder aber auch einer Art Überlegenheitsgefühl geleitet. Diese Gefühle sollte man dann zulassen und akzeptieren. Der nächste Schritt ist das Loslösen der eigenen Gefühlsebene von der rationaen Ebene. Hat man das geschafft, wird man vielleicht merken, dass die Letztere gar nicht so umstritten und nicht mal so wichtig ist, wie man dachte. (Juckt es jemand z.B. ob man „Kuß“ oder „Kuss“ schreibt?) Besser noch: Man kann dann eigene Gefühle und intellektuelle Positionen zu bestimmten Themen unter einen Hut bringen, auch wenn sich diese widersprechen.
Ich mag das Gender-Sternchen überhaupt nicht. Ich finde, dass es im Text bescheuert aussieht und dass Firmen es in ihren Werbungen heuchlerisch-prätentiös verwenden. Ich empfinde jedes Mal leichtes Unbehagen, wenn ich es in einer Anzeige oder einem Artikel sehe.
Soviel zu meinem Gefühl. Es zu akzeptieren ist irgendwie befreiend. Ich bin nicht stolz darauf und ich schäme mich nicht dafür. Es ist wie es ist.
Gleichzeitig sehe und akzeptiere ich die Argumente der Befürwörter dieser Schreibweise. Ich bin nicht so tief in der Materie drin, um einen Urteil darüber fällen zu können, ob meine Tochter von der Gendersprache in ihrer Zukunft profitieren wird, aber allein der Gedanke dahinter, nämlich Gleichberechtigung, Inklusion und Emanzipation, überzeugen mich auf der intellektuellen Ebene. Ich werde die Umsetzung dieses Gedanken mit der Gendersprache zwar nach wie vor hinterfragen, meine Position aber von den Gegenargumenten beeinflussen lassen.
Ganz entspannt.
Das hat weder Spaß gemacht, noch irgendwas gebracht, ganz im Gegenteil. @Wishbringer-77 hatte völlig Recht.