Der Spoiler-Leitfaden

Der folgende Post enthält keine Spoiler!

Hallo, liebe Stay Forever-Community!

Ich wollte diesen „Artikel“ eigentlich schon länger mal schreiben, weil das Thema immer wieder auftaucht, aber gefühlt nie differenziert behandelt wird. Und deswegen dachte ich, entwerfe ich doch einfach mal eine Art Leitfaden, an dem man sich orientieren kann, sowohl in der Position einer potenziell spoilenden als auch Spoiler fürchtenden Person, damit am Ende alle was davon haben und niemand in der Auslebung seiner Medienleidenschaft beeinträchtigt wird.

Ich habe im Folgenden einige Punkte aufgezählt, die vielleicht als Merksätze dienen können und sie den beiden Parteien zugeordnet, welche ich „Die Spoilenden“ und „Die Heulenden“ (bitte, nicht zu ernst nehmen) genannt habe.

Da ich aber natürlich auch nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen habe und klar auch falsch liegen bzw. Aspekte vergessen könnte, soll das hier keine ultimative Auflistung sein, sondern selbstredend eine Anregung für Diskurs, Ergänzungen und konstruktive Kritik. Hauptsache friedlich und schlussendlich für alle nützlich.

Die Spoilenden

Damit sind natürlich erstmal grundsätzlich alle Personen gemeint, die potenziell interessierte Mitmenschen irgendwelche Werke verderben könnten. Ganz besonders schiele ich hier aber auf all diejenigen, die das Berichten über Medien bzw. mediale Werke ihren Beruf nennen.
Was mir in der Hinsicht nämlich schon oft aufgefallen ist, dass sich hier aus einer privilegierten Position heraus, eine gewisse Arroganz abzeichnet, mit der etwaiges Spoilern gerechtfertigt wird. Sie haben einen leichteren Zugang zu den Produkten und der bloße Konsum ist teilweise in die Arbeitszeit integriert. Das sorgt von vorneherein für mehr Aktualität und mehr Zeit, wo Andere mitunter selbst ihre am heißesten ersehnten Titel aus unterschiedlichsten Gründen aufschieben müssen.
Hier also meine Leitsätze für diese Fraktion:

1. Es ist IMMER möglich, vor Spoilern zu warnen, das gilt auch und besonders in Podcasts und Videos. Kündigt das an oder markiert es entsprechend! Und zwar so, dass man auch genug Zeit zum Ausweichen hat. Das ist ein Mindestmaß an Arbeit und Verantwortung, die man eurem Berufsbild abverlangen kann. Spoiler können in der Vorbereitung auf ihre Notwendigkeit und die Art wie sie am besten zu integrieren sind abgewogen werden. Versteht das einfach als einen Aspekt einer professionellen Arbeitsweise. Denn genau das ist es.
2. Das Alter des Werkes spielt keine Rolle! Vor allem wird auch gerne mal ein eigentlich super kurzer Zeitraum von zwei Jahren oder so genannt. Und ja klar, kann man davon ausgehen, dass einige spektakuläre Twists bereits ins kollektive Popkulturgedächtnis gebrannt sind. Ich denke da an die große Offenbarung in „Das Imperium schlägt zurück“ oder die niederschmetternde Erkenntnis am Ende von „Planet der Affen“, welche dummerweise bereits auf den Titelbildern moderner Neuveröffentlichungen vorweggenommen wird. Tut aber nichts zur Sache. Vor allem in einem Metier, in dem Nostalgie und das Abfeiern von alten Titeln einen nicht unwichtigen Teil ausmachen und gerne von den Rezipienten erwartet wird, diese Begeisterung auch heute noch nachzuvollziehen.
3. Auch wenn über die Fortsetzung gesprochen wird - ich denke an Previews - ist es nicht angebracht vorauszusetzen, der oder die Vorgänger wären bereits in allen Facetten bekannt. Das Interesse am Nachfolger kann unabhängig davon da sein. Manchmal sind es auch erst Sequels, die es besonders lohnenswert machen, in eine Reihe einzusteigen. Oder man hat, im Falle eines längeren Projektes wie einem Spiel oder einem Buch, den Vorgänger gerade angefangen, weil man ohnehin im Hype-Zug für das neue Spiel ist.
4. Dass interessante Dinge locker gespoilert werden können, nur weil sie in den ersten Minuten passieren, ist auch ein Irrglaube. Wenn überhaupt, spricht das wohl eher dafür, darauf zu verzichten, sie zu erwähnen. Klar möchte man oft eine Einführung geben, worum es überhaupt geht. Irgendwo muss man ja auch das Interesse erst wecken. Manchmal kann man dabei die Leser-/Hörer- oder Zuschauerschaft jedoch auch um ein cooles Aha-Erlebnis bringen, das vorwegzunehmen sie nicht zusätzlich informiert oder anreizt, weil es dann eben nicht mehr wirkt. Ein Beispiel wäre etwa der Anfang von „Fallout 3“ im Bezug auf die Charaktererstellung. Wer das kennt, wird wissen was ich meine. Das ist eine witzige Idee, die aber letztlich keine weitere Relevanz für den Rest des Spiels hat. Viele Tests haben das aber munter ausgeplaudert, was den Witz direkt verpuffen lässt, sobald man selbst Hand anlegt.
5. Ähnliches gilt für das illegitime Argument „Das war schon im Trailer zu sehen“. Betrifft sicher hauptsächlich Filme. In meinen Augen, eine absurde Rechtfertigung, da gerade innerhalb einer spezifisch informierten Community inzwischen bekannt sein sollte, dass Trailer selbst oft schon so viel vorwegnehmen, dass sie eigene Spoiler-Warnungen vorschalten müssten. Nicht alle, natürlich. Doch ich vermute, das ist für nicht wenige ein Grund, auch auf Trailer zu verzichten, anststatt eine Rechtfertigung dafür frei herauszupusten was man eigenständig als massiven Spoiler identifizieren kann.
6. Achtet auf visuelle Unvermeidbarkeit. Ich denke dabei an einen älteren Artikel aus der M!Games in dem die 100 beeindruckendsten Momente der letzten Konsolengeneration (zu der Zeit Wii/360/PS3) oder so gefeiert wurden. Einige davon bezogen sich natürlich auf das Ende eines Spiels und waren mit passendem Screenshot versehen. Diese waren manchmal so eindeutig und selbst beim Überfliegen/Durchblättern nicht zu übersehen, dass, selbst wenn unerwartet am Ende doch gar nicht eintrat was das Bild suggerierte, kein weitestgehend unbefangenes Erleben des Titels mehr möglich war.
7. Eindeutige Suggestionen sind auch Spoiler. Das ist vielleicht etwas spezifisch und taucht weniger oft auf. Doch manchmal kommt es vor, dass Dinge zur Handlung überhaupt erst auf den Tisch gebracht werden, mit denen man von vorneherein vielleicht gar nicht gerechnet hätte, gefolgt von der pseudo-relativierenden Anmerkung, dass man das aber jetzt offen lässt. Eines meiner in dieser Hinsicht prägendesten Beispiele war vor schon einigen Jahren ein Test-Bericht (vielleicht auch eine Preview) in einem großen deutschen Spiele-Magazin, in dem erklärt wird, dass der Protagonist eines Spiels zwischen zwei Parteien steht, um dann anzuschließen „Oder gibt es vielleicht noch eine dritte Partei? Das verraten wir hier nicht.“ Ja, hmm, diese Möglichkeit wird ja nun nicht aus dem Nichts kommen. Das Auftauchen einer dritten Partei sollte also wohl niemanden mehr überraschen.
8. Und schlussendlich, l****asst dumme Vergleiche! „Überraschung! Die Titanic geht am Ende unter.“ Sowas ist einfach arrogant und dumm. Mal ganz abgesehen davon, dass das natürlich nicht der Hauptspoiler in „Titanic“ wäre, kann man wohl davon ausgehen, dass in überraschend vielen Geschichten, der Ausgang wenig überraschend ausfällt, sondern überwiegend oft der Weg dorthin den eigentlichen Reiz ausmacht.

Komme wir zur Empfängerseite:

Die Heulenden

1. Entspannt euch mal! Wir alle haben vermutlich eine große Leidenschaft für Geschichten und mediale Erlebnisse. Einige sind vielleicht auch tiefer emotional involviert. Doch nichts davon ist wirklich lebenswichtig, gerade wenn es sich um Einzelfälle handelt. Die nächste Alternative für Spaß und die Erfüllung der zugehörigen Bedürfnisse ist vermutlich nicht weit weg. Damit einher geht…
2. Die meisten Bücher, Filme, Spiele, Comics, Serie usw. haben viel viel mehr zu bieten als nur den einen Plottwist, das eine Bild oder was auch immer gerade vorweggenommen wurde. Nicht umsonst konsumieren wir sie wiederholt, selbst wenn wir sie eigentlich schon in ihrer Gänze erlebt haben.
3. Ihr seid auch selbst verantwortlich! Man kann Menschen nicht das Recht auf allumfassenden Diskurs absprechen, wenn man genauso gut auch gehen kann. Dabei hilft ein gutes Maß an Medienkompetenz. Wer nicht gespoilert werden möchte, sollte vielleicht auch mediale Stellen vermeiden, wo Spoiler zeitnah und/oder weitreichend zu erwarten sind - Memes im Internet, Trailer, Analysen, Retrospektiven usw… Das ist nicht immer leicht, aber in den allermeisten Fällen möglich.
4. Je weniger Gewicht man einem Spoiler zumisst und je beiläufiger man ihn wahrnimmt, sprich keine große Nummer draus macht, desto wahrscheinlicher ist es, dass man ihn vielleicht sogar wieder vergisst, wenn etwas Zeit ins Land streicht. Das ist sicher etwas schwammig, mit Tendenz zu Stammtischpsychologie. Meine Erfahrung hat mir aber gezeigt, dass das durchaus funktionieren kann.
5. Ein gewisses Maß an Spoilern kann auch die Begeisterung für ein Werk erst wecken bzw. die Erwartungen in die Rechten Bahnen lenken. Das ist ein Balanceakt, der eher bei den oben genannten berichtenden Medien liegt. Dennoch ist wichtig in dieser Hinsicht wieder ein gewisses Vertrauen darin zu entwickeln, weil die ganzen kollateralen Aspekte (Previews, Tests, Community-Austausch, Insiderhumor etc.) ja nicht erst seit heute einen großen Teil der Leidenschaft für die entsprechenden Hobbies mittragen.

Das ist erstmal alles was mir dazu einfällt. Ich hoffe, es war hilfreich.
Was sagt ihr? Kritik? Ergänzungen?

3 „Gefällt mir“

Manchmal sind Spoiler sogar förderlich für den Genuss beim Konsumieren einer Geschichte. Zwei Beispiele:

  1. Ich hatte damals Knights of the Old Republic bereits aufgegeben und würde es nicht mehr durchspielen, wenn ich nicht zufällig erfahren hätte, dass spielt es selbst :slight_smile: .
  2. Wenn ich The Sixth Sense nur einmal sehen dürfte, würde ich es vorziehen, es mit der Kenntnis des Geheimnisses zu tun, um auf alle Details und Hints in der Handlung achten zu können.

Hab da eine unpopuläre Meinung zu: Wer im Internet Inhalte zu einem Werk sucht, dessen Inhalt er noch unverblümt erleben will, hat selber Schuld wenn er gespoilert wird. Wenn ich keine Spoiler will konsumiere ich das Werk und suche dann nach Sekundärinhalten - und nicht andersherum… Wenn ich den Zeitraum meines Konsums über mehrere Monate oder Jahre strecke bin ich auch selbst Schuld. Irgendwann sind Spoiler eben unausweichlich.

Schlimm finde ich nur Gegebenheiten in denen Menschen absichtlich in Spoiler hineingelockt werden. Also quasi Forenthreads die absichtlich missverständlich formuliert sind und die Leute dann mit entsprechenden Spoilern konfrontieren. Was den Rest angeht bin ich ein großer Fan von Intelligenz und Eigenverantwortung.

4 „Gefällt mir“

Als Game of Thrones noch nicht völlig den Bach runter war, spülte mir Twitter 10 Minuten nach US-Erstausstrahlung eines Staffelfinales dankenswerterweise eine Headline (mit Bild) eines von mir nichtmal abonnierten Newsportals in den Feed:

IS THE UNDEAD DRAGON IN GOT REALISTIC?

Reichte dann mit Social Media für die nächsten Tage.

War insgesamt ziemlich belastend damals. Arbeitete seinerzeit im Großraumbüro, und zwei Kolleginnen tauschten sich laut schreiend stets über die Spoiler der nächsten Staffel aus. Man soll sein Herz einfach nicht an Geschichten hängen, ist da wohl die Lehre. Oder „Normies ruin everything“. Ja, vielleicht nehm ich das.

1 „Gefällt mir“

Bin ich ganz deiner Meinung. Diese Erwartungshaltung heutzutage ein Anrecht darauf zu haben, dass alle auf einen Rücksicht nehmen, weil man könnte das Spiel, den Film, die Serie, das Buch, was auch immer, noch nicht konsumiert haben, ist kaum tragbar. Vor allem bei Inhalten, die schon älter sind.

Ohne jetzt wie der alte Onkel klingen zu wollen, der von früher erzählt … auf dem Schulhof haben wir uns Filme und Spiele bis ins letzte Detail gegenseitig erzählt, ohne auf irgendjemanden Rücksicht zu nehmen. Und man hat es dann trotzdem noch genießen können, wenn man das Medium dann endlich konsumiert hat.

Heutzutage möchte ich natürlich auch nicht, zu einem aktuellen z.B. Film gespoilert werden. Aber dann muss ich mich halt von allem wo gespoilert werden könnte fern halten. Da fällt mir nur die Folge von den Simpsons ein, wo Homer nach „Das Imperium schlägt zurück“ aus dem Kinosaal kommt und an der Schlange vorbeiläuft, die auf die nächste Vorstellung warten :slightly_smiling_face: Wer auf den Link klickt … achtung, Spoiler :wink:

6 „Gefällt mir“

Bei Sixth Sense muss ich dir aus persönlichem Erleben widersprechen, ein Astloch, welches den Film zum zweiten Mal sah, blökte den Clou raus. Das wars das einzige Mal das ich mich im Kino beherrschen musste ihm mein Getränk über den Kopf zu entleeren.

4 „Gefällt mir“

Das hatte ich auch mal in einem Film (der auch für Kinder geeignet ist) im Kino den „Vorfall“, dass beim ersten Auftauchen einer Figur ein Kind in Saal rief: „Die ist später die Böse!“ Na, danke. Aber Spaß hatte ich trotzdem mit dem Film.

Spoilerparanoia stört leider häufig den Diskurs über aktuelle Werke. Man muss ein Werk doch vollumfänglich besprechen können. Aber Nein, da halten sich die Leute im Podcast zurück, weil das ja in den Spoilerbereich gehe. Auch der Hinweis, dass die vorliegende Kritik keine Spoiler enthält, nervt. So viel vorauseilender Gehorsam muss doch nicht sein.

Aber wir sind leider in einem popkulturellen Zeitalter, in denen doofen Twists viel zu viel Bedeutung zugemessen wird. Hauptsache die Reaction-Videos werden toll…
Große Werke, die Jahrzehnte und Jahrhunderte überdauern, kommen auch ohne aus.

Doch! Zwei Wochen maximal.

4 „Gefällt mir“

Das ist ein Satz. Was ist daran so schlimm?

Es ist kaum tragbar, sich dieses klitzeskleines bisschen Mühe zu geben, vorher zu fragen, ob man spoilern darf? Ich kann dem Argument da irgendwie nicht folgen. Es wachsen auch täglich Menschen nach, die alle mit 0 konsumierten Medien auf die Welt kommen. Denen braucht man es nicht zu gönnen, ein altes Medium erstmals semi(!)-unvorbereitet zu entdecken?

Wenn man vorher davor warnt ist das doch kein Problem. Nur einfach denen eine Chance geben, die es nicht gespoilt kriegen wollen.

Kann man doch. Mit kleiner Spoiler-Warnung. Dauert 5 Sekunden, und sowohl Spoiler-Freunde als auch Spoiler-Gegner sind glücklich.

1 „Gefällt mir“

Ich werde sicher nicht Spoiler Warnungen aussprechen wenn ich mit Menschen über alte Filme oder alte Spiele diskutiere. Irgendwann ist das eben Kulturgut. Wer die Welt unverblümt erleben will soll selbst sehen, wie er seine Isolationsmaßnahmen trifft. Wir haben größere soziale Probleme als dass ich Mühe in Spoiler-Warnungen investieren, wenn es sich nicht um neuen Content handelt.

Aber mal im Ernst, fragst Du nie auch nur beiläufig im Gespräch sowas wie „Hast Du Film XY gesehen? Nee, echt nicht? Ah nee, dann will ich nicht zu viel verraten.“
Oder geht es Dir gerade ausschließlich um die Unverblümtheit, mit der man im Internet agieren dürfen sollte? Denn das sehe ich auch nicht ganz so leicht. Ich persönlich störe mich nicht daran, gespoilert zu werden - bei mir ist das quasi Berufsrisiko und gehört zum Alltag dazu. Aber weiter oben schreibst Du:

Genau so funktioniert es ja meistens nicht. Und damit meine ich auch nicht die missverständlich formulierten Forenthreads, sondern schlicht weg den Algo, der mir auf den verschiedenen Websites/Medien, die ich so nutze, permanent Spoiler auf die Timeline spült. Ich muss nicht nach Sekundärinhalten suchen - die kommen zu mir, egal ob ich möchte. Von daher kann ich schon verstehen, dass das Leute enttäuscht.

2 „Gefällt mir“

Naja, ich sehe eher die Situation, dass ich mich mit ein paar Bekannten am Tisch über div. Medien unterhalte und jemand am Nebentisch reinlauscht und dann die Spoiler beklagt. Wenn ich aktiv in der Diskussion mit Menschen bin, halte ich eine grundsätzliche Rücksichtnahme für vernünftig (es sei denn ich will, dass keiner mehr mit mir redet). Ich will aber ungern Verantwortung für die Nebentischsituation tragen - also die Auswertung durch irgendeinen Algorithmus oder ähnliche Situationen. Wer spoilerfrei sein will muss in erster Linie eben mit Selbstdisziplin an das Thema herangehen. Die kann niemand durch Spoilerwarnungen ersetzen. Ich finde es interessant wie die Eigenverantwortung einer auferlegten Ambition hier anderen Leuten im Gleichverständnis als Pflicht oktroyiert wird. Ich glaube da gehen unsere Menschen- und Gesellschaftsbilder vermutlich etwas auseinander.

Ich möchte an der Stelle aber nochmal hervorheben dass ich damit keinesfalls Situationen in Schutz nehmen will, in denen jemand anderen Leuten hinterhältig und mit voller Absicht den Konsum eines Filmes, Buches oder anderen Mediums verdirbt. Alles andere können Menschen untereinander klären.

1 „Gefällt mir“

Moment, wo habe ich denn bitte irgendwas oktroyiert und wie meinst Du, davon ausgehend auf mein Menschen-/Gesellschaftsbild schließen zu können?

Und zu Deinem Bild mit dem Nebentisch: Da würde ich auch keine Rücksicht drauf nehmen. Denn das sind dann „Lauscher“, für die trage ich keine Verantwortung. Aber von denen war doch hier nie die Rede, oder sehe ich das falsch? Hier geht es ja in erster Linie um den Forendiskurs. Wenn wir den Tischvergleich ziehen wollen würden, ist jeder Thread ein Tisch und man entscheidet selbst, ob man sich an den Tisch setzt. Von daher tragen da alle erstmal Eigenverantwortung, insbesondere wenn der Thread schon den vielversprechenden Titel „Wir reden über die neueste Staffel von XYZ“ hat.

Aber was ist, wenn am Tisch gemütlich über spannende Charakterentwicklungen gesprochen wird und dann auf einmal jemand reinblökt „Ich finde Figur XYZ besonders spannend, weil die war in Wahrheit die ganze Zeit ein Alien und böse.“ Das ist ja eher das Problem, um das es hier geht, so wie ich es verstehe.

Da ist jetzt die Frage, ob es wehtut/übermäßig kompliziert ist/die Diskussion plötzlich und unvermittelt zerstört und unmöglich macht, kurz vorher „Spoiler“ zu schreiben oder eben per extra dafür bereitgestellten Funktion den Satz Spoiler-unkenntlich zu machen. Das ist in meinen Augen nicht mehr Arbeit, als auf korrekte Grammatik zu achten.

3 „Gefällt mir“

Ist das dein Ernst?

Naja, wenn es dein Anliegen ist Dinge spoilerfrei zu konsumieren und du daraus ableitest, dass alle Menschen nun deshalb Spoilerwarnungen an ihrer Postings schreiben müssen, dann kann man aus der Erwartungshaltung schon etwas herauslesen. Ich würde im Regelfall nicht erwarten, dass sich andere Menschen nach meiner Bedürftigkeit richten und mich aus entsprechenden Diskussionsthreads fernhalten ehe ich Werk konsumiert habe - oder ich gehe halt das Risiko ein gespoilert zu werden. Man kann sicher auch noch über die Härte der Spoiler diskutieren; aber es werden ja schon Diskussionen über Inhalte geführt, die man teilweise als „Flavour“ kategorisieren könnte.

Ich halte insgesamt dagegen weil ich meine Beiträge nicht konstant mit Spoilerwarnungen durchziehen möchte und ich mir auch nicht die Verantwortung aufbürde, jedes kleinste Detail entsprechend auszulassen oder zu verfremden. Wenn man Etwas nicht gespielt / gelesen / gesehen hat und wirklich naiv an die Sache herangehen möchte, dann sollte man nicht in entsprechende Diskussionen eintreten und ein bisschen Verantwortung für das eigene Konsumverhalten zeigen. Nur als hartes Gegenbeispiel: Ich habe schlichtweg keine Lust um Storyinhalte für einen Film herumzudiskutieren den Person X seit 3 Jahren naiv und unverblümt gucken will. Irgendwann ist der Drops einfach gelutscht und die hochgehaltene Spoilerfreiheit wird zum Problem für jede Diskussion.

Aber…ich…habe oben explizit geschrieben, dass das nicht mein Anliegen ist? Und ich schreibe erst recht niemandem etwas vor - weder, indem ich von ihnen etwas ausdrücklich verlange, noch es ausdrücklich verbiete. Das könnte ich auch überhaupt nicht.

Noch einmal: Mir sind Spoiler herzlich egal. Die sind in meinem Job unvermeidlich. So unvermeidlich, dass das ehrlich gesagt überhaupt kein Thema mehr ist. Aber ich habe bemerkt, dass das für Leute außerhalb dieser Bubble durchaus anders ist. Und da kann ich pusten und prusten und argumentieren, die Leute mögen es oftmals einfach nicht, wenn ich aus Versehen Spoiler von mir gebe. Das kann ich denen auch nicht wegreden, es ist für sie nun einmal so. Da muss ich mir jetzt überlegen: Rede ich lieber nur mit mir selbst oder nehme ich ein wenig Rücksicht?

Ich überziehe das gerade natürlich gezielt. Nicht, um Dir da den Standpunkt kaputt zu machen, sondern einfach nur, um zu verdeutlichen, wie schnell man eben doch in einer Zwickmühle hängt. Denn gerade das Beispiel von „ich halte mich aus entsprechenden Diskussionsthreads fern“ ist schwierig, wenn Du einen Thread hast, der mit Thema X anfängt, dann über Thema Y sich hin zum Spoilerfeed entwickelt. Was ja oft der Fall ist. Die wenigsten Threads fangen an mit „So, lasst uns mal fröhlich spoilern“, sondern de facto ist es meistens eher ein „ups, habe ich da jetzt etwas verraten?“

Die Lust hätte ich auch nicht. Da würde ich dann eher klarstellen: Hier geht’s jetzt gleich ins Detail - take it or leave it.

Was…eine Spoilerwarnung ist.

1 „Gefällt mir“

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich das Drama um Spoiler nicht nachvollziehen kann. Mir scheint das das Resultat einer Konsumgesellschaft zu sein, in der dem „Neuen“ und „Unbekannten“ im öffentlichen Diskurs etwas zu viel Stellenwert eingeräumt wird. Die teilweise schon auftretende Spoiler-Hysterie scheint bei den Betroffenen irgendeine Form von emotionalem FOMO zu sein, nach der sie nicht richtig dazugehören, wenn sie nicht die gleiche unbefleckte Empfängnis haben konnten. Das erscheint mir dann doch eher pathologisch. (* ich meine damit nicht diejenigen, die nicht gleich den Mörder offenbart bekommen wollen, ich meine die Hysteriker)

Das vorausgeschickt, würde ich natürlich niemandem direkt und ungefragt das Ende von The Sixth Sense oder andere offensichtlich bemühte Wendungen aufs Auge drücken. Aber dass Star Wars zum Teil auf dem Todesstern spielt oder James Bond sich in Vesper Lynd verliebt hat, muss man imho ertragen können, wenn man sich in solche Themen einklinkt.

Meine eigene Erfahrung war bislang auch eher, dass Produkte, die nur aufgrund des Neuheitsgrades interessant sind, letztlich Wegwerf-Produkte sind. Das interessante an der Dune-Verfilmung ist meiner Meinung nach nicht, ob es Paul Atreides gelingt, seinen Vater zu rächen (was auch schon wieder ein Spoiler wäre).

Was ich übrigens auch nicht verstehe, ist die krampfhafte Fixierung von Medienschaffenden auf den Twist, die solche Spoiler-Ängste auch noch befeuern. Dabei sind sehr viele „Twists“ einfach übers Knie gebrochen, ähnlich Deus ex machina. Da ist bessagter M. Night Shyamalan eigentlich wiederum ein hervorragendes Beispiel, weil man ihn gar nicht richtig besprechen kann, ohne auf seine Twist-Fixierung einzugehen. Wer sich in eine Shyamalan-Diskussion einklinkt und dann über Spoiler zu seinen Filmenden beschwert, lädt seine Probleme bei anderen ab. Klar kann man das vorher nicht unbedingt wissen, aber genauso wenig können die Diskutanden wissen, dass sich ein Spoiler-Allergiker einklinkt. Das ist einfach Alltagsrisiko.

Und um das ganze in eine konstruktivere Richtung auch wieder zu lenken: Das Wissen um den Ausgang öffnet den Blick für die Inszenierung und all die handwerkliche Kunst, die Regisseure in die Verfilmung stecken. Das tolle an Game of Thrones ist nicht die Überraschung der Red Wedding, sondern mit welcher Sorgfalt und Detailfreude alles auf diesen einen Punkt zugesteuert hat.

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Ich meine immer alles ernst.

Bitte beachte auch meinen nächsten Satz. Der gehört zum Gedanken dazu.
Die Besprechung eines Spiels - gesprochen oder geschrieben - entwickelt sich eben manchmal organisch ins „Spoilergebiet“. Da finde ich es schade, wenn dann abgebrochen wird, und auf den Spoilerteil verwiesen wird. Gefühlt kommt dann eben keine kurze Spoilerwarnung , sondern die Diskussion wird abgebrochen oder hakelig umschifft. Man will ja, dass die Leser:innen oder Hörer:innen dranbleiben. Fällt mir ab und an zum Beispiel bei ‚Auf ein Bier auf‘ (ohne das empirisch belegen zu können).

Vielleicht stört mich nicht der Satz an sich, sondern hauptsächlich das Mindset dahinter, es sich auf gar keinen Fall mit der Leserschaft verscherzen zu wollen, und es ja allen recht machen zu wollen und nix zu verraten. Führt meiner Meinung nach häufig gefühlt zu leeren Worthülsen, wenn es um die Story u.ä. geht.
Ich will jetzt auch keine Rezensionen, in denen alles verraten wird, aber es müsste doch einen eleganteren Weg geben.

Ich finde deinen gesamten Post gut, bei diesem Part über die Hysteriker musste ich mich daran erinnern, dass mir mal in einem alten Star-Wars-Forum das Spoilern vorgeworfen wurde, weil ich mein Avatar-Bild aus einem geleakten Revenge of the Sith Trailer gebastelt hatte. Zu sehen war Obi-Wan Kenobi mit kurzen Haaren und Bart…

Zu dem Thema kann man lange Aufsätze schreiben, hier nur ein paar Gedanken.

Als Medienschaffender kommuniziert man ja durch das eigene Werk mit dem Rezipienten. Das Werk ist entsprechend darauf ausgelegt. Seit den 90er-Jahren erfreut sich dabei der Twist einer immer größeren Beliebtheit. Ob man das jetzt gut oder schlecht findet: Der Twist trägt somit eine gewisse Verantwortung im Funktionieren der Geschichte und entsprechend schwierig sind Spoiler.

Es gab und gibt eine Entwicklung im Medienkonsumverhalten, auf das auch die Schaffenden Rücksicht nehmen müssen. In den 80ern gab es einige wenige Fernsehsender, es liefen einige wenige Filme oder Serien. Die kannten dann auch viele und sie wurden Teil eines kollektiven Medienwissens. „Hast du gestern den Tatort gesehen?“ Serien mussten so funktionieren, dass das Auslassen einer Folge nicht zum Verständnisabbruch der Zuschauenden führte. Was wollte man auch zur letzten Folge Star Trek spoilern? Die konnte man ohnehin nicht gleich wieder gucken. Im Freundeskreis hat man sich ausgetauscht, aber dank begrenzter Filmmenge, festen Serienterminen und Raubkopien waren alle auf dem Schulhof mehr oder weniger auf demselben Stand und dann war die Airwolf-Folge auch noch ohne jeden Twist und es ging nur ums Explodiren von Holzhütten.

Heute ist fast alles anders. Es gibt so viele Serien, Filme und Spiele, dass sich der Pile of Shame als Begriff entwickelt hat. Es gibt keinen kollektiven Erlebenshorizont mehr und durch das Internet ist die Gruppe der sich austauschenden viel heterogener als damals auf dem Schulhof. Serien zeigen Entwicklungen und leben vom Twist in Form des Cliffhangers. Man kann jeden Tag einen anderen Film schauen und dennoch bleibt etwas vom vorletzten Jahr übrig. Und welches der letzten drei AC-Spiele ich auch spiele, sie sehen alle noch sehr ordentlich aus. Spiele haben eine längere Halbwertszeit.

Insofern würde ich früher und heute nicht gleichsetzen wollen.

Mir scheint aber, als würden hier einige Dinge vermischt werden. Es geht ja nicht darum, inhaltsfrei zu schreiben. Ich kann die Befürchtung verstehen, dass eine SF-Folge ohne Fleisch auf den Rippen erscheint, weil niemand den Inhalt anfassen möchte. Das wurde so aber nicht gefordert. Es ist auch klar, dass in einer Folge zu Freelancer Spoiler zu Freelancer folgen können.

Aber ich sehe durchaus Probleme im Umgang mit Spoilern an anderen Stellen. Und ich kann den Wunsch nachvollziehen, dass hin und wieder über Spoiler und die Notwendigkeit derselben nachgedacht werden kann. Ich kann Avantenors Position nachvollziehen, dass hätte ich aber auch tun können, ohne dass er vier Filme spoilert. Ist es abwegig, dass jemand beide Dune-Filme am Stück sehen möchte, das Buch nicht kennt und den Spoiler nicht hätte hören wollen? Nein. War das Setzen des Spoilers so unumgänglich, dass Avantenors Position ohne den Spoiler nicht hätte verstanden werden können? Hier kann es doch Sinn ergeben, sich darüber auszutauschen.

Ein zweites Beispiel wäre die Freelancer-Folge. Hier gibt es jetzt also Spoiler zur Folge und zum Spiel selbst.
Chris möchte ausdrücken, dass Elemente aus der Kampagne später nicht mehr aufgegriffen werden. Da geht es um Jammer und Torpedos, weil letzteren die Ziele fehlen. Dann erklärt Chris als drittes Beispiel, dass Figuren aus der Handlung nicht mehr auftauchen. Auch das ist eine valide Kritik und soll benannt werden. Die Aussage wird aber nicht dadurch verständlicher, dass gesagt wird, dass eine bestimmte Person die Kampagne überlebt und nicht mehr auftaucht. Der Hinweis, dass sämtliche die Kampagne überlebende Personen nicht mehr auftauchen, hätte die Kritik bereits getragen. Chris sagt dann - ebenfalls vollkommen zutreffend - dass der Held die Galaxis rettet und das später unbedeutend ist. Auch das ist eine legitime Kritik am Spiel und die soll beschrieben werden. Was im Podcast nicht besprochen wurde waren Details zu Missionen mit Ausnahme einer exemplarischen, auch der Storyverlauf wird größtenteils ausgespart. Um zu unterstreichen, dass der Held der Galaxis nicht als Retter wahrgenommen wird, fällt aber in einem Nebensatz die Info, dass der Held die fiesen Aliens im Finale plattgemacht hat. Ich glaube, dass ich seine Kritik auch ohne den Spoiler zusammengefasst habe und der Spoiler die Aussage nicht stärker macht. Es geht mir hier nicht um Kritik an Chris, aber man kann diskutieren, ob es dieses Spoilers bedurft hätte, um die Position zu untermauern.

Ich selbst kann gut damit leben, im Freelancer-Podcast gespoilert zu werden. Wenn ich Lust auf das Spiel bekommen, unterbreche ich den Podcast halt. Ich weiß, was passiert, wenn ich den Freelancer-Podcast höre. Ich gehe an den Spoilerort. Schade finde ich es aber dann, wenn gespoilert wird, ohne dass ich das vorher erwarten kann.

Die Welt von-Folgen genieße ich inzwischen mit Vorsicht, weil da oft die Welt und die Geschichte von den Gästen vermischt wird, so etwa bei der Star-Wars-Folge. Dass es anders geht, hat die Pilotfolge gezeigt, aber das kann auch gut daran liegen, dass die Welt eines Tabletop-Spiels anders gebaut, beschrieben und mit Schwerpunkten versehen ist als eine Film- oder Romanwelt, die eng entlang einer bestimmten Geschichte beschrieben wird. Fordere ich deswegen, dass alles mit Spoilerwarnungen zugekleistert wird? Nein. Finde ich es begrüßenswert, sich einmal darüber auszutauschen? Schon. Man kann ja zu dem Schluss kommen, dass an einem bestimmten Ort Spoiler sein müssen und dann sollen sie dort auch eingesetzt werden. Niemand möchte die Stayforever-Folgen banalisieren. Aber es spircht auch nichts dagegen, hin und wieder über das Thema nachzudenken und zu schauen, auf welche Spoiler man verzichten könnte und wo man vielleicht spoilert, ohne dass Menschen dem ausweichen könnten, weil sie an dieser Stelle nicht mit einem Spoiler zu einem anderen Werk rechnen könnten.

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