Original Post: Die Welt von Das Schwarze Auge | Stay Forever
Gast: Mháire Stritter
Da ich gerade Satinavs Ketten und Memoria nochmal spiele passt das zeitlich für mich ganz hervorragend. Ich freue mich aufs hören.
Zwei sehr schöne Spiele. Gibt’s immer mal wieder auf Switch für 'nen Appel und ein Ei hinterhergeworfen (Tipp: Das DSA-Bundle mit zusätzlich Blackguards 2, aktuell 3,99 €) und unterstützt dort sogar Touch. Auf GOG fehlt bei beiden leider aus unerklärlichen Gründen weiterhin die deutsche Version.
Vielen Dank an @Rahel und Mháire für die tolle Einführung in DSA. Ich habe eines Nordland-Spiele um 2000 rum mal angespielt, fand sie da allerdings zu angestaubt und bin bisher noch nicht zurückgekehrt. Aber wenn ich mir noch ein paar Dutzend Lore-Videos dazu reinziehe, traue ich mich doch mal dran.
Da Ihr ja etwas an der Oberfläche des Pantheons gekratzt habt, würde ich mich bei der nächsten Welt von - Folge eines Rollenspiels (jaja, wir müssen verschiedene Genres durchwechseln) über Tamriel und deren Götter und Daedra freuen. Und ja, ich weiß, dass die Herren Schmidt und Lott noch Jahre für die Morrowindfolge (oder wird es doch Oblivion? Wartet bloß nicht, bis Skyrim 20 Jahre alt ist!) brauchen, aber vielleicht darf Rahel ihr Format noch weiter von den Hauptfolgen emanzipieren!
In den Shownotes wird ja gefragt, wie sich die ganzen verschiedenen Elemente von Aventurien zusammenfügen? Ich würde ja darauf antworten: Gar nicht! Aventurien ist ein schrecklicher, urdeutscher Clusterfuck von einer Welt, bei der jeder Kieselstein in irgendeinem Quellenbuch beschrieben wurde. Schlimmer als Welt sind eigentlich nur noch die Regeln.
Jetzt habe ich Lust nochmal Drakensang zu spielen. Danke für die tolle Folge.
Weil…?
Ich würde mich echt freuen, wenn du dir die Mühe machen würdest, dein ziemlich aggressives Statement mit wenigstens einem Argument zu begründen.
Das wäre wirklich hilfreich, um deine Meinung nachvollziehen zu können.
Aggressiv? Okay.
Ich habe damals echt einige DSA Quellenbücher und Regelwerke gelesen (zu DSA 3–Zeiten) und auch Runden gespielt und ich fand das einfach immer unerträglich. Die Welt ist furchtbar deutsch, so wie die ADL bei Shadowrun. Alles wird ausgewalzt und toterklärt, die Regeln sind umständlich und langatmig (Attacke, Parade, Attacke, Parade ad nauseum), es gibt 467 verschiedene Fertigkeiten für jeden erdenkbaren Mist und und und…
DSA war für mich immer das spießbürgerliche Rollenspiel für die deutschen Kleinstädter die gern „Flim Flam Funkel“ rufen. Keine Ahnung wie sich die Regeln später entwickelt haben, das letzte was ich mitbekommen habe war dieses lächerliche Sex-Regelwerk.
Die beiden großen deutschen Fantasy-P&P, DSA und Midgard, fand ich immer aus verschiedenen Gründen sehr bescheiden. Hier war nie etwas cool, sondern höchstens erbaulich.
Ansonsten schau doch mal in einem großen P&P-Forum wie dem Tanelorn in die DSA-Rubrik. Da gibt es 49865 verschiedene Threads darüber was alles schlecht bei DSA ist
Klar, DSA ist wahnsinnig beliebt (oder war es zumindest mal), aber es hat mindestens so viele Kritiker wie Fans.
Und natürlich generalisiere ich etwas, aber im großen und Ganzen empfinde ich DSA mit seiner Welt und seinen Regeln als einfach richtig, richtig schlecht.
Wie cool, das zieh ich mir jetzt rein! Hab die Mhaire schon vermisst
Danke für die schöne Folge.
Als Kind fand ich das DSA Logo, dieses schwarze Auge ohne Pupille, immer irgendwie gruselig und mystisch. Es ist ein großartiges Logo, finde ich. Es sieht aus wie Plastik aber so unheimlich. Ich liebe es. Geht Euch das auch so?
So sieht das aus:
Bei Schatten über Riva ist dieses Logo sogar in einige Wandtexturen im Sumpf eingearbeitet. Leider finde ich gerade keinen Screenshot davon.
Hindert dich ja keiner daran D&D oder Pathfinder zu spielen,. In dem Tanelorn Forum gibt es zu jedem Rollenspielsystem X Beiträge warum System X total schlecht ist. Für eine P&P Runde ist meiner bescheidenden Erfahrung niemals das System, sondern immer die Leute der Grund für den Erfolg und Spaß.
Stimmt, zum Glück kam nie die Rollenspiel-Polizei wenn ich Shadowrun gespielt habe. Das war ja aber auch nicht der Punkt. Ich wollte meine begründete Abneigung zu DSA mitteilen, einem System was schon immer stark polarisiert hat. Das es auf dem Markt mittlerweile hunderte von Alternativen gibt ist mir bewusst.
Und das System kann durchaus dafür sorgen das eine Runde keinen Spaß macht… beschissene Regeln die den Flow bremsen sind ein starker Spasskiller.
Ich habe das gleiche „Problem“ mit Dungeons & Dragons, finde das auch schrecklich uncool und zusammengesucht (und hasse im Speziellen das Magiesystem sehr).
Tatsächlich finde ich das sehr bieder-bodenständige von DSA manchmal sogar ganz nett (und wenn man in Schicksalsklinge erst einmal drin ist und es läuft, dann macht sogar dieses CRPG-Gerümpel Spaß, gleiches gilt für Schatten über Riva - nur zu Sternenschweif habe ich nie den Zugang gefunden), ist für mich oft dichter an so Uralt-Sword&Sorcery als viele andere Systeme welche die Marvel/Fantasy-Regler deutlich aufdrehen.
Was wäre denn ein Fantasy-System wo du sagst: cool, das sollte man sich mal ansehen (Warhammer Fantasy RP zählt nicht ;P)
Gute Frage… Ich bin bei P&P leider seit vielen Jahren raus. Früher haben wir hauptsächlich Shadowrun gespielt, das ist natürlich kein Fantasy. Ich habe gute Erinnerungen an Savage Worlds, das hat aber kein definiertes Setting.
Ansonsten haben wir tatsächlich meist irgendwelche D&D Varianten gespielt, lange Zeit bspw. Wheel Of Time mit dem D20-Regeln.
Ich meine das im Studenten-Rollenspiel-Zirkel bei uns hier auch eine Gruppe Savage Worlds-Fans war die da irgendwas Mittelalter/Kreuzzüge-mäßiges mit veranstaltet haben und davon geschwärmt haben.
Wir waren ansonsten viel in D&D 3.0/3.5 unterwegs, Forgotten Realms geht natürlich immer irgendwie, aber so richtig geil wars nicht weil ich das System selbst sehr gamey/tabletop-ig finde.
Das perfekte System zu finden ist auch schwierig, ich habe das nie geschafft
Für mich war immer Shadowrun 3. Edition die beste Mischung aus geiler Welt und akzeptablen Regeln, aber wir haben da auch viel Hausmeisterei betrieben und einiges ignoriert (i look at you, Rigger-Regeln!).
Wir haben das immer so gehandhabt wie in den 2nd Edition Regeln von 40K vorgeschlagen, also GMV und im Zweifelsfall für den Spaß und das coole Erlebnis ausgelegt statt genauester Regeltreue. So kann man btw auch in DSA sehr viel Spaß haben.
Bin allerdings auch eher Fan von so Erzählspielen, wo es zwar auch einen Unterbau an Regeln und Systemen gibt - aber man nicht so Stat-Min/Maxen kann und „Regelfickerei“ nicht an der Tagesordnung ist. Oft mit dem Ergebnis das man dann jedwede Herausforderung schreddert weil man irgendwelche Tricks/Builds ausnutzt. Da war D&D damals total anfällig für (und ist es vermutlich heute noch). In einer meiner schlimmsten Runden fühlte sich das schon fast nach analogem Diablo an - hat mir keinen Spaß gemacht.
Mit DSA habe ich nur eine Verbindung, und zwar die für beide Autoren ungewöhnlich großartige Das-Jahr-des-Greifen-Trilogie von Hohlbein und Hennen. Die gibt’s in einem Buch, kann ich nur empfehlen.
Klar, so haben wir das im Zweifelsfall auch gemacht. Aber dann spiele ich lieber was anderes wo die Regeln und die Welt mich mehr ansprechen als hier.
ich hab die Folge noch gar nicht gehört, aber das Gespräch läßt mich doch schon mal etwas sagen wollen.
Ich persönlich verstehe eigentlich nie, weshalb sich Spieler vom System gängeln lassen, wenn sie es doch gar nicht wollen, oder sich davon so annerven lassen, wenn sie das doch gar nicht müssen und damit meine ich nichtmal das meist gar nicht so gut gemeinte „SPIELDOCHWOANDERS DU EITRIGER KRÖTENSCHEMEL!“
Wenn ich ganz ehrlich sein müßte, würde ich an jedem Rollenspielsystem herummäkeln, wohl wahrscheinlich, weil jedes System oder Regelwerk setzt sich doch schon mal auf Deinen Kopf und quetscht und drückt und ist unbequem.
Vorweg geschickt, DSA war mein erstes Rollenspiel, so ungefähr mit 12 in den 80ern und ich spiele es, leider zu unregelmäßig, heute noch/wieder. Ich fühle mich in Aventurien so richtig zuhause, habe dort viel erlebt, was auch die Welt verändert hat, meine Spieler haben die Welt verändert, es gibt ganze Städte, die es ohne sie nicht gäbe, die auf der offiziellen Karte gar nicht drauf sind oder, besonders hübsch, das kleine beschauliche Albenhus ist eine sehr schöne, sehr unaventurische Stadt geworden, irgendwas hat sie dort hingezogen und verwurzelt und um sie herum wuchs das und… so, egal!
Man sollte sich selbst und seine Spieler von System und Regeln nicht einengen lassen, passts einem nicht, wird es anders. Zum Beispiel: natürlich nervte schon sehr bald das Attacke/Parade/Repeat-System, man muß das übrigens heute, meine ich, schon den offiziellen Regeln folgend, nicht so spielen, also haben wir das schnell gelassen, ich lasse meine Spieler möglichst offen kämpfen, vielleicht sagt ja jemandem das „dramatisch-taktische Kampfsystem“ (oder so ähnlich) aus Paranoia was.
Es gibt in Aventurien unglaublich liebevoll gestaltete, geschriebene, erdachte Beschreibungen von Regionen, Religionen, Geschichten, Personen, das ist eine unglaublich reiche schöne Welt, ich mag`s, manche nicht. Ich mag die lebendige Geschichte, daß sich die Welt verändert und wenn mir was nicht gefällt, dann nehme ich es nicht oder schreibe es um. Häufig lese ich bei der Abenteuervorbereitung die Regionalbände viel zu doll und lange und erforsche dann noch dies und was wurde aus dem, es ist eine Fantasywelt mit unglaublich vielen Geschichten, was willste mehr.
Absolut faszinierend finde ich die Werdung der Welt, wie aus der Hauruck-Schöpfung, aus Gründen, alles schön nachzulesen, spannend für sich, die heute immer noch existierende und sich entwickelnde Welt wurde. Was damals aufgeschrieben oder in die Karte gezeichnet wurde, das gibt es heute noch, das gilt heute noch, oder wurde in der „realen“ Geschichte der Welt geändert, mit all seinen Widersprüchen und Alberneheiten, nie hat einer gesagt „WIR MACHEN DAS JETZT ALLES NEU!“ immer durften sich alle Spieler*innen weiter zuhause fühlen.
Ich hadere auch mit manchem, der Veröffentlichungspolitik der aktuellen Redaktion/Verlag zum Beispiel sehr, manche Geschichten find ich auch nicht so, manche Entwicklungen, naja, dann finden die bei mir eben anders statt.
Eigene Geschichten kann eh jeder schreiben, veröffentlichte Abenteuer sollen tolle Geschichten erzählen, die die Spieler berühren, da muß ich natürlich als Spielleiter*in mithelfen, aber wie man sich von einem System oder einem Regelwerk wirklich so angegriffen fühlen kann, ist mir völlig unklar, da kommt doch ein bißchen eine kleine Krämerseele zutage, ist doch ein Rollenspiel, kann ich doch mit machen was ich will!
Nach einer Zeit, die ich bei Planescape verlebte, habe ich sogar davon Anklänge in Aventurien, vielleicht nur eine Plane, vielleicht können meine Spieler*innen von dort auch in jede andere Rollenspielwelt reisen.
SO sehe ich Rollenspiel und dessen Welten: frei für alle und alles, das System und die Regeln sind nur eine Hilfestellung, etwas woran man sich ein bißchen halten kann, aber nicht muß, am Ende erlebst Du Geschichten, ich glaub so war das immer gedacht.
Ich bin jedenfalls jederzeit bereit, eine Lanze für die Welt von DSA zu brechen, für das gute alte, ein bißchen absurde Aventurien, wo die größte Stadt noch immer Gareth ist, weil es in Düsseldorf einen Stadtteil namens Garath gab, als jemand sich einen Haufen Namen aus dem Bregen wringen mußte.