Ich fand die Osten-Ard-Bücher von Tad Williams eigentlich allesamt unterhaltsam. Er neigt zwar manchmal zu Geschwätzigkeit, aber es waren alles Bücher, die ich trotz epischer Länge flott und gerne durchgelesen habe.
Es gibt die erste Trilogie (bzw. im Taschenbuch-Format Tetralogie, weil der letzte Band so dermaßen lang war, dass er nicht in ein Buch gepasst hätte), „Memory, Sorrow, and Thorn“, die Ende der 80er / Anfang der 90er erschien und die ich zur Corona-Zeit in der deutschen Fassung durchgelesen habe. Ist natürlich ein wenig Kind der Zeit, aber man merkt auf jeden Fall, warum es u. a. eine Inspiration für GRRM und seinen „Song of Ice and Fire“ war.
Dann habe ich letztes Jahr die beiden Einzelromane „Brothers of the Wind“ und „The Heart of what was lost“ auf Englisch gelesen, die ich beide exzellent fand. Ersteres ist ein Prequel, das die Vorgeschichte u. a. des Hauptbösewichts aus der ursprünglichen Romanreihe erzählt, letzteres ein Sequel, das die Nachwirkungen des Krieges beleuchtet und außerdem die Perspektive eines Gegnervolkes der Original-Trilogie zeigt.
Beide Bücher sind quasi Vorbereitung für die zweite Tetralogie „The Last King of Osten Ard“, die zwischen 2017 und 2024 erschienen ist und die ich in englischer Fassung diesen Dezember und Januar durchgelesen habe. Spielt 30 Jahre nach den originalen Büchern und nimmt das auch als Thema auf … dass die Figuren einfach auch alt geworden sind und dass es ein happily ever after auch in Fantasiewelten eher selten gibt. Ich muss allerdings sagen, dass es mir anfangs schwer fiel, in das erste Buch reinzukommen. Irgendwie waren mir die Figuren zunächst fremd und die Weitschweifigkeit von Williams hat mich nach den beiden kürzeren Einzelromane doch genervt, weil ich ja nun weiß, dass er es auch anders kann. Aber es hat mich dann doch irgendwie gepackt und spätestens ab der Hälfte des ersten Buchs war ich voll drin. Und seien wir ehrlich: die meisten Fantasie-Romanreihen haben ihre länglichen Ausschweifungen.
Es gibt außerdem noch die Kurzgeschichte „Der brennende Mann“, die ich just an diesem Wochenende gelesen habe. Hat mich etwas irritiert, was aber vermutlich daran lag, dass mir die nun wieder auf Deutsch vorlag und mir das nach den ganzen englischen Büchern irgendwie gestelzt und unnatürlich vorkam. Bisschen wie bei einer Synchro, nachdem man das Original gesehen hat. Mein Tipp daher: bei einer Sprache bleiben. Ansonsten nette Beigabe, aber das einzige Osten-Ard-Werk, das man auch ignorieren könnte.