Wir hatten auffem Discord schon ein oder zweimal drüber gesprochen, aber Golden Gate Killer (auch bekannt als SFPD Homicide / Case File: The Body in the Bay) von 1996 ist so ein Hidden Gem.
Deutsche Texte und Sprachausgabe.
Das Genre ist nicht so ganz eindeutig. Es ist kein Point and Click Adventure, aber schon quasi ein Adventure. Man sieht das Geschenen aus der Ich-Perspektive in Form von Fotos und Videos.
Im eigenen Büro kann man sich unter anderem vom Kollegen ein paar Tips geben lassen.
Man schlüpft in die Rolle des neuen Inspektors bei der Mordkommission, und hat nun zwei Wochen Zeit, den ersten Fall zu lösen: an den Docks wurde eine Leiche angeschwemmt. Man spricht mit Zeugen, schaut sich Beweisstücke an, schickt die Interessanten ins Labor, und macht sich dabei zu all dem (automatisiert) Notizen, anhand derer man neuen Gesprächsstoff für Zeugen kriegt, sowie neue Orte die man bereisen kann. Die Wohnung des Opfers, den Arbeitsplatz, die Lieblingsbar, und so weiter.
Der Anfang: eine unbekannte Leiche an Pier 91.
Die Gesprächspartner sind verteilt auf verschiedne Orte in San Francisco, aber nicht jederzeit anzutreffen. Manchmal zieht man unverichteter Dinge ab, und muss es später nochmal probieren.
Die Uhr tickt nicht in Echtzeit, aber jede Aktion kostet ein paar Minuten - und abends muss man natürlich schlafen. Das ganze wird zusätzlich erschwert durch die immer größeren Zeiträume, die etwa das Labor braucht, um einen Gegenstand zu untersuchen. Oder Zeugengespräche, die ins Nichts oder auf falsche Fährten führen. Im Endeffekt muss man öfter einen Spielstand laden oder ganz von vorn beginnen - und sich besser auch IRL Notizen machen, um gezielter voranzukommen.
Gespräche finden statt in Form von Videos, dessen interessante Inhalte automatisch notiert werden. Nach den gemachten Stichpunkten kann man dann den aktuellen sowie andere Gesprächspartner fragen - auch mehrfach.
Auf der Karte werden die Orte markiert, von denen man erfahren hat. Die Fotos dort sind zumindest größtenteils von realen Straßen und Gebäuden in San Francisco, auch wenn diese sich eigentlich woanders auf der Karte befinden.
So nach und nach erfährt man also immer mehr über das Opfer, dessen Verwandte, Arbeitskollegen, Freunde - und Feinde. Und wie der Mord wohl ablief.
Wenn man für sich den/die Täter:innen ausgemacht hat, gilt es allerdings noch, unwiderlegbar zu beweisen, wer es denn war, denn sonst führt die Anklage zu einem Verfahren, das mit einem Freispruch endet.
Zu den Schwächen des Spiels gehört primär die Technik: es basiert auf Macromedia Director, was so ne Art Macromedia Flash für CD-ROMs war. Man muss die Farbtiefe zum spielen vorab auf 8 Bit (256 Farben) stellen. Und es stürzt manchmal ab - daher öfter mal speichern.
Ansonsten bin ich unentschlossen bezüglich des Zeitdrucks. Einerseits forciert es sich auf den Fortschritt des Falls zu konzentrieren. Andererseits hat man durch das gelegentliche Neuladen das Problem, dass man Zeuge X nach Aussage Y von Zeuge Z fragen will, aber in diesem Savegame noch gar nicht mit Zeuge Z gesprochen hat.
Das alles trübt den Spielspaß aber nur wenig.
(Screenshots/Cover von Uwes Adventureseite und Mobygames).