Im Gegensatz zur Literatur werden Spiele selten als ein intellektuelles Medium wahrgenommen. Zum größten Teil zurecht. Die meisten Spiele haben Unterhaltung zum Ziel. Gesellschaftskritik, Chronik der Ereignisse oder Kommentare zur Politik finden nur selten statt.
Das ist schade, denn durch die Interaktion erschließen sich bei Videospielen ganz neue Möglichkeiten zum Kommentieren von wichtigen Themen. Deswegen interessieren mich die Ausnahmen - Spiele, die man in der Zukunft als Klassiker in das Schulprogramm aufnehmen könnte.
Mir kommen folgende Beispiele in den Sinn:
The Stanley Parable - Kommentar über den freien Willen
What Remains of Edith Finch - Poesie und Kunst
The Last of Us Part 2 - Kommentar zur Gewalt
This War of Mine - Antikriegspiel
Papo & Yo - Metapher auf Auswirkungen der Alkoholkrankheit
Inside - Keine Ahnung was, aber auf jeden Fall etwas Tiefgründiges.
Silent Hill 2 - Analyse der Abgründe der menschlichen Psyche
Alpha Centauri - Ernsthafte Science Fiction basierend auf verschiedenen Philosophien zur Entwicklung der Menschheit
Trinity - Kommentar zur Gefahr durch Atomwaffen
Hat jemand weitere Vorschläge für Spiele dieser Art für mich? Pluspunkte gibt es für Vertreter aus dem AAA-Bereich (da sie dort viel seltener sind).
Ohne es schon beendet zu haben (aber stecke gerade mittendrin): Nier Automata als Reflexion über das Streben nach Mensch sein/Menschlichkeit und die Frage, ob Mensch sein auf „Fleisch und Blut“ reduziert werden kann oder nicht doch durch Handeln zugesprochen werden muss.
Schwieriges Thema. Bin mir nicht sicher ob ich This war of mine als ein Intellektuelles Spiel bezeichnen würde. Das Label Intellektuell ist ja auch nicht deckungsgleich mit Gesellschaftlich relevant.
Finde das gesamte Label „intellektuell“ für Spiele schwierig. Fände es besser wenn man gute Spiele nicht mit Begriffen wie „Kunst“ oder „Intellektualität“ aufwerten müsste, sondern sie einfach als das akzeptieren könnte, was sie sind: gute Spiele.
Man sagt ja auch völlig ohne Scham: ich sehe mir jetzt einen guten Film an. Einige sagen das sogar bei schlechten Filmen
Gorogoa fällt mir da zum Beispiel ein, das ist ein Puzzlespiel und gleichzeitig eine Art spirituelle Reise.
Thirty Flights of Loving und sein Vorgänger Gravity Bone sind ziemlich artsy, fällt wohl auch in diese Kategorie. Ungewöhnlicher Erzählstil.
Jazzpunk würde ich auch in diese Kategorie reintun, wobei das vor allem aus bizarr verfremdeten popkulturellen Referenzen besteht und einen ganz eigenen Stil hat.
Spiritfarer wär mein bester Tipp für diese Kategorie Spiel. Vordergründig bzw. spielmechanisch ist es ein Platformer mit Crafting. Aber tatsächlich ist es ein Spiel übers Sterben, mit einem krassen Plot-Twist, der nicht plötzlich kommt, sondern den man im Laufe der Story zuerst erahnt, dann befürchtet und am Ende akzeptiert. Hat mich ziemlich geflasht.
Ach, ich finde, dass es sich nicht widerspricht. Ein Doom ist für mich genauso grandios wie ein Journey. Manchmal hat man halt Lust, sein Horizont zu erweitern, und manchmal will man einfach knietief in Gedärmen waten und Monstern in die Mäuler schießen
Ich habe seit der Folge über Zork so gut wie alles auf dem Gebiet gespielt. Da gibt es tatsächlich coole Sachen: Counterfeit Monkey, Photopia, Hadean Lands, Shade, Spider and Web, Galatea und Vieles mehr.
Ganz oberflächlich setzt es auf ähnliche Mechaniken, aber es ist ein narratives Spiel, und was für eins. Hab mich lange nicht mehr so mitgenommen gefühlt von einem Spiel. Man begleitet zwar auf den ersten Blick die Seelen verstorbener Menschen (in Form von Tiergeistern) ins Jenseits, daher auch der Name des Spiels, aber die Dinge sind dann doch nicht ganz so, wie sie scheinen.
Glitchhikers: The Spaces Between passt auch ganz gut, wobei mir das zu gewollt intellektuell und philosophisch war. Ist sicher Geschmackssache. Ich fand das originale Glitchhikers von 2014 (mittlerweile als Glitchhikers: First Drive gratis downloadbar) besser, da war das noch nicht so dick aufgetragen.
To the Moon wird ebenfalls hoch gelobt für seinen intellektuellen Anspruch, aber ich konnte mich mit dem Spiel nie anfreunden, obwohl ich es mehrmals versucht habe.
Hmm, ich habe Disco Elysium etwa 5 Stunden gespielt und kann mich nicht entscheiden, ob es grandios oder schlicht pretentiös ist. Es scheint etwas Relevantes erzählen zu wollen, aber ich komme nicht darauf, was genau es sein soll. Vielleicht soll ich etwas weiter spielen.
Ein paar letzte Nennungen noch, dann höre ich schon auf: ISLANDS: Non-Places, Anodyne, Proteus und natürlich den Klassiker Yume Nikki (wenn man das heutzutage überhaupt noch zum Laufen kriegt?). Alle irgendwo zwischen intellektuell, artsy oder einfach nur weird.