Intellektuelle Spiele

Ich würde Lernsoftware sogar Tendenziell eher ausschließen weil sie meist relativ stumpf wissen vermitteln und eben nicht zum Denken anregen will

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Glaube das wurde hier noch nicht erwähnt, aber drüben bei The Pod gab es eine Folge über Crusader King im Geschichtsunterricht.
Hoffe man darf das hier verlinken: Wer macht denn sowas: Geschichtsvermittlung mit Spielen | The Pod

Weiß worauf die hinauswillst, würde das aber nochmal überdenken. So wirklich prätentiös fand ich das gar nicht (obwohl manche Charaktere in dem Spiel prätentiös sind), dafür fand ich es von Anfang an stellenweise einfach schwülstig geschrieben, was finde ich schon noch was anderes ist. Nichtsdestotrotz, mir persönlich fiel es nicht so schwer den eben auch nur stellenweisen schwülstigen Schreibstil einfach zu akzeptieren, und dahinter findet sich dann doch ein ganz wundervolles Spiel.

Leider wird man halt schon gleich am Spielanfang mit einer der schwülstigsten Szenen bombardiert, was mir auch erst mal ein maues Gefühl gegeben hat, aber ich bin froh dass ich mich nicht davon hab abschrecken lassen.

Um auf deine weiter oben stehende Frage, was das Spiel sagen will, einzugehen: Ich weiß gar nicht, ob das Spiel wirklich etwas direktes „sagen will“. Ich glaube, es will dem Spieler eher seine außerordentliche und auf mehrere Arten interessante Welt zeigen.

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Ich werde es auf jeden Fall irgendwann noch weiter spielen. Finde die Welt und die Prämisse sehr originell. Mich haben damals diese ewigen inneren Monologe des Protagonisten etwas abgestoßen. Ich habe irgendwann den Faden verloren, und wusste nicht mehr, ob ich noch einen Mord aufkläre oder schon eine sozialphylosophische Debatte mit mir selbst führe.

Kannst du mir einen Hinweis geben, ob es später noch ein Krimi mit Twists etc. sein wird oder eher in Richtung Philosophie geht?

Das Thema ist ja alt, aber schau mal @alexander_brink , das ist aus einem neueren Lehrbuch. Würde mich interessieren, was Du und andere davon halten.

Ein paar Gedanken:

  • Ich finde den Ansatz gut. Medien Kompetenz/-Kritik ist m.E. Ein zu wenig beackertes Feld in der Schule und sich mal dem Geschichtsbewusstsein zuzuwenden ist keine schlechte Metabrtrachtung. => Also Fragen wie “Wie beeinflussen spiele unsere Vorstellung von vergangenen Zeiten?“ und „Welche Vor- und Nachteile, welche Grenzen hat das Spiel als Medium?“ finde ich sehr sinnvoll.

  • Die Ausführung finde ich aber eher so meh.

  • „Darkest of times“ ist ja nicht umsonst der Posterboy der Geschichtsspiele, gleichzeitig werfe ich mal die Frage auf, ob (gerade mit Blick auf aktuelle Entwicklungen) es sinnvoll ist wieder den Fokus auf den Widerstand zu legen. (Zentral ist m.E. Die Mittäterschaft des Großteils der Deutschen und zu verstehen wie es dazu kommen konnte - dafür ist eine Fokussierung auf den widerstand eher hinderlich) => gleichzeitig kann man das natürlich auch thematisieren.

  • D1 und D2 haben halt das Problem, dass sie ein Spiel abbilden, aber keine Spielerfahrung ersetzen - gerade bei DoT ist es doch ein unterschied ob man selber spielt oder diesen Screenshot anschaut.

  • D3 ist relativ nichtssagend - hat die Zeit halt irgendwen gefragt. „Spiele sind immersiv“ und „SPiele bilden nicht alles ab“ sind Kernaussagen, die die SuS auch selber rausbekommen.

  • D4 ist Unsinn - dieser Kategorisierung nutzt nur im akademischen Umfeld und was ist den das Lernztiehl dahinter - die SuS können Spiele nach ihrer Historizität Kategoriesieren?

  • D5 und die Arbveitsschritte oben drüber (da hätte ich auch fragen zum Layout, aber das ergibt sich vielleicht aus dem Buch) sind m.E. Zu sehr im Detail verhaftet. Es ist sicherlich sinnvoll da Kategorien und Eigenheiten des Mediums zu betrachten - finde es aber zu detailliert. Ist es wirklich sinnvoll eine Rezension zu schreiben? Oder den Spielwert zu beurteilen?

  • nachgefragt 5 ist halt wieder eine typische pseudodiskussion; weil schon beantwortet. kann man natürlich machen aber ich bevorzuge „echte“ Diskussionen in denen der Schüler und seine Meinung auch ernst genommen wird.

Insgesamt bin ich also wenig zufrieden sowohl mit den Aufgaben als auch mit den meisten Materialien und würde mir für eine Stunde eigenes Zusammenbauen.

Ich hätte glaube ich lieber vergleichend gearbeitet:
Ein Spiel, ein Roman, ein Film nebeneinander legen und herausarbeiten, worin sich das Geschichtsbild unterscheidet, wo die Stärken und Schwächen des Mediums sind und welche Auswirkungen das ganze auf das Geschichtsbild in der Gesellschaft hat.

P.S.: Weil ich es gerade gelesen habe: Art Spiegelmans “Maus” kann ich sehr empfehlen und kann mir gut vorstellen, dass man das auch imm Unterricht einsetzen kann.

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Das ist ja die totale Vernichtung :smile:

Das geht halt leider selten, aber das hatten wir ja oben schon…

Ist halt immer auch eine Frage der Anwendung.

Hast du’s mal ausprobiert?

Bzw. Was war denn dein Eindruck?

Was Alexander sagt.

Ich würde mal in den Raum werfen, dass es gar nicht so sehr an den Spielen liegt, sondern auch daran wie Spiele besprochen werden.

Es gibt reviewtechnisch oft nur Servicekritiken. Diese stellen darauf ab, die Frage zu klären, ob sich der Kauf eines Spiels lohnt. Also quais alles das was Spielemagazine so machen.

Was nie gemacht wird mal mit verschiedenen Analysemodellen an ein Spiel herantreten und dies danach untersuchen. Also z.B. mal mit Marxscher Ideologiekritik der Frankfurter Schule, Systemtheorie, Psychoanalytisch oder was es sonst noch so gibt. Diese Analysemodelle ermöglichen es i.d.R. auch auf eine Meta-Ebene zu wechseln, sodass ein Spiel nicht mal unbedingt ein fettes Storyspiel sein muss und man die Analyse auch um das Gameplay herumstricken kann.

Vielleicht bin ich dafür zu pessimistisch, aber ich fürchte, dass leider 80% der Spielerschaft auch einfach diese Ansätze gar nicht mitgehen können oder wollen und ich bin der Meinung, dass Soziale Medien einen großen Anteil daran haben, da diese Analysemodelle teilweise auch mittlerweile da verschwinden wo sie lange gang und gäbe waren, wie z.B. bei Filmen oder in der Literatur. Man will nur noch kurze leicht verdaubare Informationen vom Lieblingsinfluencer, der aber oftmals ungebildet wie sonst was ist (Ausnahmen gibt es hier natürlich). Selbst etablierte Spielemagazine müssen sich auf dieses niedere Niveau begeben wenn sie relevant bleiben wollen.

Was das ganze auch verhindert ist diese unsägliche Spoiler-Unkultur im Internet. Wenn man sich ernsthaft kritisch mit etwas auseinandersetzen will kann man das ohne Spoiler nicht. Aber heute wird schon rumgeweint wenn man auch nur 2 allgemeine Sätze zu Sachverhalten nach dem Intro verliert.

Ansonsten würde ich als Spiel hier noch Returnal in den Raum werfen. Hier gibt es auch ein exzellentes Video Essay zu. Wenn Reivews mal endlich so aussehen würden, wäre es auch wieder interessant.

Das ist aber nicht für die Oberstufe, oder? Anstatt einer Rezension fände ich eine Analyse ertragreicher. Leider sind die vorgegeben Kategorien dazu nicht annähernd ausreichend. Wichtig ist, dass man vorher lernt, Spiele, die letztlich auch eine Form von Text darstellen, zu lesen. Meiner Meinung nach sollte das im z.B. Deutschunterricht flankiert vorbereitet werden. Wir haben damals in der Oberstufe z.B. richtige Filmanalysen verfasst. Dann kann diese Kompetenz auch freier im Geschichtsunterricht genutzt werden. Um ein Gunnar-Wort zu verwenden, mir sind die vorgegebenen Kategorien zu unterkomplex.

»Art Spiegelmans Maus«

Das ist das Meisterwerk des Comics, bezogen auf den Holocaust.

Aktuell würde ich auch mit Euren Schülern in den Film The Zone of Interest (Aktuell im Kino) gehen. Hier wird die Banalität des Bösen, das Alltagsleben der Täter gezeigt.

Das hatten wir ja oben schon :wink:

Der Mensch hat insgesamt nicht viel zu sagen, das stimmt. Der erste Satz hätte völlig gereicht.

Ich finde D4 sehr gut. Letzten Endes drehte sich ja ein Großteil der obigen Diskussion genau um diese Frage, und es ist schon eine Leistung, einen Gegenstand kriteriengeleitet zu kategorisieren. Man kann ja mal für TtDoT den Selbstversuch machen und sich seinen eigenen Denkprozess vergegenwärtigen - da ist schon eine Menge los. Ich finde, dass das mindestens eine AFB 2-3-Aufgabe ist, anders, als auf der rechten Seite unten angegeben.

Das ist der Dreischritt für nicht-schriftliches Material, angepasst an Videospiele: Beschreiben - deuten - Beurteilen. Das soll den Schülern die Werkzeuge an die Hand geben, ich finde das gelungen, zumal die Dinge hinter den Spiegelschritten nicht in Stein gemeißelt sind. Aber Rezension interessiert eh keinen, weder in Spielemedien noch im Schulbuch :slight_smile:

Ich finde die Kategorisierungen prinzipiell gut, allerdings interessiert mich persönlich wenig bei Filmen und Spielen das Handwerkliche, ich würde mich da auf die Erzählstrukturen beschränken.

Ich finde nicht, dass die Frage schon beantwortet ist, sondern dass die Diskussion im Gegenteil gut vorbereitet wird.

Da reden wir aber nicht von Geschichtsunterricht 9./10. Klasse 67,5 Minuten die Woche, sondern von Proseminar :grinning:

Insgesamt finde ich das gut. Es befähigt mich, das Spiel im Unterricht zu behandeln, so dass jede/r in der Lage ist, am Ende zu einem begründeten Urteil zu einem Spiel über den NS zu gelangen. Das ist schon eine Leistung, auch wenn ich inhaltlich nicht mit allem mitgehe. Das Spiel zu spielen/spielen zu lassen und danach drüber zu reden, reicht halt nicht (da weißt Du ja auch). Dann sitzt da eine Schülerin, die sich keinen Meter dafür interessiert und überhaupt keinen Zugang dazu hat und sagt nichts, weil sie nichts an die Hand bekommt und kriegt am Ende 'ne fünf von mir reingeknallt.

Alles in allem habe ich mir schon gedacht, dass Dir das nicht gefällt, ich wollte Dich nur provozieren :wink:

Ich finde das auch gut und es gibt auch viel Gutes dazu, aber ich komm persönlich nicht drauf klar, dass man die Juden da an ihrem Aussehen erkennt. Aber gut, das kann man auch problematisieren.

Nach den Osterferien, und die Schüler spielen sogar selbst.

Ich mach das mal konkreter: Braucht es dafür 4 Sperrige Begriffe, die kein Neuntklässler versteht? Historisierend, historistisch - ich hätte dir das jetzt nicht aus dem Stegreif deklinieren können. Und am Ende bin ich nicht so überzeugt vom Kategorisieren => weil es impliziert es gäbe eine klare Hierarchie und dem würde ich entgegen halten, dass es da auf die Fragestellung ankommt. (Vgl. Dazu die die Bestrebungen zu archäologischer Authentizität in moderneren Filmen - die sind aber nicht unbedingt historischer geworden.

Reduktion ist natürlich ein probates Mittel. Ich möchte aber anmerken, dass bei guten Filmen/Spielen das Handwerkliche eben die Bedeutungsebene beeinflusst und somit für die Interpretation nicht vernachlässig Bar ist. Also wie Stilmittel im Text.

Welches Argument gibt es denn, das Spiele so etwas nicht thematisieren sollten?

[quote=„Myron, post:73, topic:1800“]
Da reden wir aber nicht von Geschichtsunterricht 9./10. Klasse 67,5 Minuten die Woche, sondern von Proseminar :grinning: [/quote]

Weiß ich nicht, Hätte jetzt 90min im Kopf:

  • Gruppenweise Erarbeitung 1x Film 1x Ttdot 1xMaus 1x Text (20 min)
    => was erfahren ihr über den Nationalsozialismus im jeweiligen Medium
  • Präsentation der Ergebnisse (10 min)
  • Kategroriesierung und aufzeigen von Clustern und Unterschieden der Ergebnisse im Gespräch an der Tafel (5min)
  • Zurück in die Gruppen => SuS erarbeiten die Stärken, Schwächen und Eigenheiten ihres Mediums heraus => Erstellung eines Plakats (hier könnte eine Hilfestellung durch sachtexte sinnvoll sein) (20min)
  • Präsentation und Ergänzung (10min)
    -Abschlussdikussion vlt. Zum Thema welchen wert solche Erzählungen. Im Vergleich zu quellen haben. (5min)

Mal so hingerotzt… :wink: vlt auch eher 3 stunden oder nur 3 Gruppen, aber so in die Richtung….ist aber auch klar, das hier die Materialauswahl super wichtig ist und das du hier easypeasy 15+ Stunden in die Vorbeireitung stecken kannst, wenn du alles sauber vorbereitet haben willst.

Wäre hier zum Beispiel mal eine handwerkliche Komponente => wie machst du denn eigentlich dem Leser deutlich, wer ein Jude ist und wer nicht?

Bin gespannt, viel Erfolg.

Den fand ich leider insgesamt sehr schlecht. Darüber hinaus wüsste ich nicht, was da im Unterricht das konkrete Lernziel sein sollte - außer, dass Fernbeziehungen auch schon im Holocaust ein Beziehungskiller waren.

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Das ist ja nur die vordergründige Geschichte. Der eigentliche Film findet im Kontrast über das Ohr statt.
Im Grunde wird hier Geschichte über den Ton vermittelt. Ich würde Deinen Schülern mehr zutrauen. Aber vielleicht ist das auch eher für den Deutschunterricht. Schade, dass er Dir nicht getaugt hat.

Du hast ja oben den Film wegen seiner Darstellung der Banalität des Bösen gelobt, nicht wegen des Sounds. Darauf bin ich eingegangen (gut, „eingegangen“ kann man das vielleicht nicht nennen).

Das gehört ja zusammen bzw. ergibt sich daraus. Der Alltag der Täter unter dem Ascheregen und die Geräuschkulisse der Massenvernichtung. Habe eben einen Artikel gelesen, in welchem Steven Spielberg den Film als den besten Holocaustfilm seit seinem eigenen Bezeichnet. Ich weiß, Autoritätsargument. Ich würde ihm da persönlich zustimmen.

Ich hab nichts gegen Autoritätsargumente, und Steven Spielberg hat ja Ahnung von Filmen, denke ich. Aber um das aus dem Weg zu räumen, ich finde Shoa von Claude Lanzmann den besten Holocaustfilm, denn ich denke, dass das die einzige Art und Weise ist, wie man das Thema behandeln kann - das kann man auch anders sehen, eine Diskussion, welcher der beste Film ist, kann ja auch unwürdig werden. Aber komm, wir gehen rüber in den Filmthread :wink: