Kundenservice heute – ein Beispiel, wie es nicht laufen sollte

Hallo zusammen,

ich möchte heute ein kleines Beispiel teilen, das mir zeigt, wie sehr guter Kundenservice immer noch Mangelware ist. Wir bei Stay Forever und Retroshirty achten darauf, unseren Kunden den bestmöglichen Service zu bieten – und wenn ich so etwas erlebe, bin ich umso dankbarer, dass wir einen anderen Standard verfolgen.

Ich habe bei einem Shop bestellt, der eigentlich vielversprechend klang. Alte Metal-CDs, ein Vintage-Shirt – genau mein Ding. Leider lief die Lieferung komplett schief: Die Bestellung wurde nicht an die von mir klar angegebene Lieferadresse geschickt, sondern an die Rechnungsadresse. Diese beiden Adressen sind bewusst unterschiedlich – und in meinem Fall ist die Rechnungsadresse kein Ort, an dem ich wohne oder die Möglichkeit hätte, die Sendung entgegenzunehmen.

Mal ehrlich, meine Rechnungsadresse könnte auch in Buxtehude, Frankreich oder China sein – wie soll ich mich da „durchklingeln“? Genau das wurde mir vom Kundenservice vorgeschlagen: Ich solle im Haus nachfragen, wer das Paket angenommen hat. Ehrlich gesagt, warum sollte ich als Kunde hinterherlaufen, wenn der Fehler eindeutig beim Shop liegt?

Und wir wissen alle, dass Zusteller wie Hermes an die Adresse liefern, die auf dem Paket steht, nicht an die Namen auf den Klingelschildern. Das Problem war also eindeutig, dass der Shop die falsche Adresse angegeben hat – und nicht der Zusteller. (Ließ sich auch deutlich rekonstruieren aus der Sendungsverfolgung.)

Ich habe dem Shop freundlich geschrieben, den Fall ausführlich erklärt und sogar betont, dass ich die Artikel wirklich gerne hätte und ein Ersatzversand völlig ausreichend wäre. Statt einer Lösung oder auch nur einer Entschuldigung kam dann die Antwort: „Ist erstattet.“ (Das war dann die zweite Mail nach dem “Klingel dich mal durch.”)

Das war’s. Kein Name, kein Sorry, keine Erklärung, warum es schiefging. Natürlich ist eine Rückerstattung besser als nichts, aber ich wollte die Artikel – nicht das Geld. So etwas fühlt sich einfach lieblos und respektlos an.

Das Schlimme ist: Mit etwas Freundlichkeit und einer proaktiven Lösung hätte der Shop mich als Kunden behalten können. Ich hätte sicher weiterhin dort bestellt, wenn der Fall sauber und wertschätzend gelöst worden wäre. Stattdessen bin ich jetzt so enttäuscht, dass ich dort nicht mehr einkaufen werde. Will der Shop keine Kunden?

Das soll jetzt keine Lobeshymne auf Retroshirty sein, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, wie man auch bei Fehlern eine gute Beziehung zu Kunden aufrechterhalten kann. Eine Entschuldigung, eine klare Lösung und vielleicht sogar ein kleiner Gutschein zeigen, dass man den Kunden schätzt. So macht man aus einer potenziell schlechten Erfahrung vielleicht sogar eine gute – und behält die Kunden langfristig.

Was hätte man hier anders machen können? Aus meiner Sicht ist das ganz einfach:

  1. Die Verantwortung übernehmen und eine Lösung anbieten – sei es ein Ersatzversand oder eine Rückerstattung mit einer Entschuldigung.

  2. Freundlichkeit und Transparenz zeigen. Ein „Es tut uns leid, dass es schiefgelaufen ist“ kostet nichts und macht einen großen Unterschied.

  3. Proaktiv handeln und die Kundenzufriedenheit in den Mittelpunkt stellen.

Fehler können passieren, aber wie man mit ihnen umgeht, zeigt, ob man den Anspruch hat, gute Arbeit zu leisten.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie geht ihr mit solchen Situationen um?
… bin ich zu streng? Ich war echt enttäuscht!

7 „Gefällt mir“

Ich habe früher lange genug im Kundenservice gearbeitet, um da heute nichts zu erwarten. Speziell in großen Unternehmen mühen sich die Leute für 1.200€ Netto mit knackigen Ticketzielen und nervigen Kunden rum. Da erwarte ich dann nicht, dass sich die Leute für mein Problem oder die Reputation des Großunternehmens interessieren.

Dementsprechend bleiben mir positive Erfahrungen wirklich in Erinnerung.

Was mich hingegen wirklich stört ist die Unsitte von Amazon und DHL, den Kunden zu zwingen, sich erst durch diverse Supportseiten klicken zu lassen, ehe man sich mit einem echten Menschen unterhalten kann.

Kleiner Tipp für dich: Verzichte auf ausführliche Erklärungen, sondern schreib dein Anliegen so kurz und präzise wie möglich nieder. Egal wie groß oder klein der Shop auch ist, lange Texte will da niemand lesen.

Kleine Bitte an alle: Wenn ihr nach dem Kontakt mit dem Kundenservice um ein Feedback gebeten werdet, gebt 'ne gute Bewertung, wenn euer Problem gelöst wurde. So eine Feedback-Abfrage bedeutet nämlich, dass die Kundenzufriedenheits-Statistik in die Bewertung des Agenten einfließt.

7 „Gefällt mir“

Da würde ich auch nichts erwarten – bin mir aber ziemlich sicher, dass der Shop, wo ich bestellt habe, kleiner als Retroshirty zB ist. :smiley: Deswegen auch meine Enttäuschung.

Zudem … das hier war die ganze Mail:
Bildschirmfoto 2024-12-04 um 18.02.19
Keine Signatur, nix. Ich glaube, da kann man schon höhere Standards ansetzen, egal wie groß oder klein. :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

Dann bin ich die Ausnahme, ich freue mich nämlich über jeden freundlichen Menschen, der mir via Retroshirty schreibt und dabei nicht wie ein Roboter mit mir spricht. :slight_smile: Ist aber vielleicht auch ein Ausnahmefall, da weniger gesichtslos durch Verbindung mit dem Podcast.

2 „Gefällt mir“

memo an mich selbst
einfach mal nen langen Text an den Retro-Shirty Support aka Christopher schreiben.
Ich mein, ich hab nix bestellt, und nen Problem gabs auch nicht, aber er freut sich ja darüber. :stuck_out_tongue: duckundrenn

5 „Gefällt mir“

Klar, warum nicht. :smiley:

2 „Gefällt mir“

Ach so, haha, ja das ist schon arg knapp.

Tangente, weil ich stimme dir in der Situation vollkommen zu, aber „knappe, direkte Antwort ohne Anrede und Signatur“ ist außerhalb Deutschlands tatsächlich wie verfahren wird. Meine Emails in den USA zwischen Kollegen, oder auch zwischen Firmen, sehen z.B. so aus (heiße nicht Horst, ist ein Beispiel):

Dienstag ist machbar, wenn die Ananas vorliegt.
Horst

Oder allenfalls ein:

Gute Diagnose, nachdem wir die Ananas ausgetauscht haben funktioniert der Trabbi jetzt.
Danke,
Horst

Keine Anrede, keine Signatur, maximal ein vorangestelltes „Danke“… das ist etwa für eine Woche komisch, danach findet man im Gegenzug Anreden und Signaturen komisch!

2 „Gefällt mir“

Wie alle Leser hier gehe ich davon aus, dass die Mails inhaltlich authentisch sind, und ich rätsele fieberhaft, in welcher Branche Du arbeitest. Ägypten?

1 „Gefällt mir“

Wie alle wissen, arbeitet Mr.BobDobalina natürlich im Ananas Großhandel.
Wer ne Ananas braucht, schreibt ihm einfach, er besorgt euch die. Und wenn sie mit einem Trabbi geliefert werden muss. :smiley:
Das dürfte es klären @Bernard_B :stuck_out_tongue:

1 „Gefällt mir“

Volltreffer! Wegen dem Namen “Horst” erkannt, nehme ich an. Das ist immer zu verräterisch…

2 „Gefällt mir“

Im professionellen Kontext sicher, aber nicht im Kundenkontakt meiner Erfahrung nach. Da muss man sich erstmal durch 1-3 Fluff-Sätze graben um zum eigentlichen Content vorzustoßen.

1 „Gefällt mir“

Mir ist Kundenservice derart wichtig, dass ich eher einen „schlechten“/chaotischen Dienstleister mit gutem Kundenservice nutze als einen Profi mit schlechtem Service.

Ich weiß, dass ich für das Folgende völlig zu recht kritisiert werden kann, aber der (mittlerweile schlechter gewordene) Kundenservice von Amazon ist ein sehr wichtiger Grund, warum ich noch immer unfassbar viele Sachen bei Amazon bestelle. Amazon hat mir schon mehrfach ohne jegliche Probleme Recht gegeben in Situationen, wo meine Behauptungen objektiv nicht nachprüfbar waren oder sogar haarsträubend ausgedacht klangen.
Und ungelogen fast jedes mal, wenn ich denke, dass ich doch lieber lokale Geschäfte unterstützen sollte und es dabei zu Schwierigkeiten kommt, erlebe ich noch immer schlechten Kundenservice.
Besonders unangenehm empfinde ich es jeweils, so wie Du es auch beschreibst, wenn eine einfache Entschuldigung fehlt.

Ich gehe damit in der Regel so um, dass ich, falls es die Umstände zulassen, einfach die Situation beende, egal ob ich nun bekommen habe was ich wollte oder nicht. Und dann bringe ich mein Geld einfach woanders hin. Jeff Bezos nimmt es gerne.
Sofern ich das Gefühl habe, anderswo auf offene Ohren zu stoßen, beschwere ich mich mitunter etwa bei der Filialleitung über die Situation.

Ach, ich finde, den besten Service kriegt man schon von kleinen Firmen, wo noch Leute die eigentliche Arbeit machen, die was mit dem Produkt zu tun haben.

Hier, ein Beispiel:

Die Mail habe ich zwei Minuten nach der Bestellung von Vinny, dem Macher von Freeze64, bekommen.

Awww.

Aber klar, das ist natürlich für mittelgroße Händler nicht möglich. Aber man kann schon das Herzblut von kleinen Händlern ein bisschen durch Herzblut-getriebene Prozesse ersetzen, denke ich. Schaun mer mal, da geht bei RetroShirty auch noch was. Nächstes Jahr nehmen wir uns da einige Sachen mal im Detail vor.

Ah, und noch was zu Amazon: Amazon ist, IMHO, im Kundenservice so lange super, wie nichts passiert ist, was nicht mit der Goldenen Trias RETOURE-ERSTATTUNG-GESCHENKGUTSCHEIN zu lösen wäre. Wird es komplizierter, gibt es fast keine Möglichkeit, eine korrekte Antwort/Information aus den Systemen rauszupressen, weil sie halt niemand mehr komplett durchschaut und niemand mehr die Fähigkeit hat, ein Problem außerhalb des Prozesses direkt zu lösen. Ich bestelle da nicht mehr. Nicht nur aus ethischen Erwägungen, ich finde auch die „Customer Experience“ nicht (mehr) ideal.

4 „Gefällt mir“

…ich weiß nicht, ob das nicht vielleicht eine etwas romantisierte Vorstellung ist. Ich sehe in meinen Erfahrungen keine Korrelation zwischen „sehr guter Service“ und „kleine Firma, wo noch Leute die eigentliche Arbeit machen, die was mit dem Produkt zu tun haben“. Klar gibt es die großen, gesichtslosen Konzerne, die ihre Kunden via Telefonhotline ins Haus das Verrückte macht entführen, das will ich gar nicht abstreiten (und schon gar nicht Amazon in Schutz nehmen), aber wenn ich in mich gehe und meine Top Ten der schlechten Kundenserviceerfahrungen durchgehe, dann waren etwa die Hälfte eher kleine Läden.

Eine Nähe zum Produkt macht einen nicht automatisch zu einem emphatischen Kundenversteher., und die Mitarbeit im Kundenservice bei einem großen Unternehmen macht Dich nicht automatisch zu einem zynischen Menschenhasser. Es kommt sowohl in kleinen wie auch in großen Unternehmen darauf an, wie man als Unternehmen auf die Kunden blickt.

3 „Gefällt mir“

Kleine Unternehmen mit einem seit 30 Jahren als Sonnenkönig agierenden Chef können schon auch nicht die beste Adresse sein, wenn es um Kundenservice oder -freundlichkeit geht.

Anekdotisch wurde ich vor kurzem sehr rüde telefonisch angeschnauzt, weil ich es gewagt habe, an einem Samstag nach 13 Uhr bei meinem zuständigen Trockenbauer anzurufen. Auf der Geschäftsnummer. Ohne Öffnungszeiten online. MIT aktivierter Weiterleitung aufs Privathandy.

„DAS MACHT MAN NICHT.“

Keine Pointe.

8 „Gefällt mir“

Gut, Handwerker sind ja nochmal eine ganz andere Nummer dieser Tage. Ich kenne da die öknomische Lage nicht, aber die Preise haben sich gefühlt verdoppelt, die Zuverlässigkeit halbiert. Wenn man nicht Rosen aus gefalteten Geldscheinen auf den Weg streut, kommt da keiner.

9 „Gefällt mir“

Kardinalsfehler: Die rosengefalteten Geldscheine pünktlich zu übergeben. Dann sinkt die Motivation zu gewissenhafter Arbeit und zivilisiertem Gebaren unerklärlicherweise nämlich auf ein Minimum (in meinem anekdotischen Beispiel jedenfalls).

Ich mag Amazon auch nicht mehr. Nicht zuletzt, weil es sich in ein schlechteres Ebay verwandelt hat, und anscheinend immer mehr billigster Ramsch gepusht wird.

Prime hatte ich vor einiger Zeit schon gekündigt, und jetzt haben sie Dark-Pattern-mäßig beim Bestellen immer den „Prime 30 Tage testen“-Haken drin. Wollte mir am Montag ne Sportmatte bestellen. Verkauft vom Hersteller, versand von Amazon - Lieferzeit circa ne Woche (whaat?!). Und noch bevor ich auf „Bestellung abschließen“ oder wie’s heißt klicken konnte, war ich schon wieder im Prime-Abo drin. Das hat mich genug geärgert, dass ich das nicht nur direkt wieder gekündigt habe, sondern auch die Matte über Ebay direkt beim Hersteller bestellt hab. Preis war identisch, und sie war bereits am Dienstag da. Ganz ohne Prime.

Was mir Sorgen macht, ist das es Amazon inzwischen nicht mehr nötig hat, gut zu sein. Der Elektrofachmarkt hier in der Nähe hat inzwischen nur noch bis 19 statt bis 20 Uhr auf. Die letzten Male, wo ich dort war, war vergleichsweise wenig los. Und - das ist natürlich eher Streaming und Steam zu verdanken - die Spieleabteilung und vorallem die CD-Abteilung war ein Trauerspiel im Vergleich zu noch vor 10 Jahren und vorallem auch zu den späten Neunzigern und 2000ern.
Ich hab mir aber schon vor Ewigkeiten gedacht, dass insbesondere Amazon die Blödmärkte wenn nicht komplett verschwinden, dann zumindest dezimieren würde. Zumindest wenn die sich nicht ordentlich ins Zeug legen.
Als ich mal frech einen kleinen Rabatt raushandeln wollte bei irgendwas, und auf den deutlich günstigeren Amazon-Preis von, ich glaube 20 gegenüber 26 Euro, verwies, wurde ich im Laden richtig angeschnauzt. Man könne „nicht mit dem Internet konkurrieren“. Ich dachte halt, man trifft sich in der Mitte. Im Endeffekt ging ich über die Jahre immer weniger und weniger dorthin.

1 „Gefällt mir“

Amazon meistert die Enshittification und reduziert alles, was geht, solange es die Gewinne nicht beeinträchtigt. Für den Kundenservice bedeutet das etwa: Kunden mit Rücksendungen oder Gutscheinen bombardieren bis diese aufgeben. Ich habe mal versucht einen Software-Fehler in einem Echo zu melden und habe im verlaufe der Diskussion drei neue Ersatz-Echos bekommen. Das ist offenkundig günstiger als Prozesse zu schaffen, bei denen der Support Anfragen an die Entwicklung weiterleitet.

Was ich echt nicht verstehe, ist, wieso so viele kleinere Händler, offline wie online, trotzdem noch so hinterherhinken was den Fokus auf Kunden angeht. Du selbst schreibst ja etwas, das ich auch oft erlebt habe: man kann mit Amazon preislich nicht mithalten, und übersieht, dass es die Kundenbeziehung ist, über die man punkten könnte.

Ich etwa trage mein Geld ja nicht zu Amazon weil Jeff Bezos so sympathisch oder bedürftig wirkt. Amazon ist ein Stück weit wie McDonald’s: nicht gesund, nicht gut, aber du weißt zuverlässig was du geboten bekommst.

5 „Gefällt mir“