Mini Indie Wargaming Revue

Moin,

in unserem Lieblings-Podcast fällt ja regelmäßg mal das Wort „Warhammer.“ Und da es hier ja eine gewisse Wertschätzung für alles gibt, was „artsy“, „Indie“ und „Retro“ ist, dachte ich, ich mach mal einen Thread über das schöne 28-Movement auf, vielleicht interessiert das ja nicht nur mich.

In the beginning there was silence and darkness
Hintergrund ist wie bei allem dieser Tage: Die Pandemie. Weltweit hatten Nerds plötzlich Zeit und Langeweile, haben das irgendwann nach der Adoleszenz abgelegte Hobby wieder aufgenommen, Games Workshop-Aktien schossen durch die Decke und hunderte kleinere Firmen und Künstler gingen auf den Markt mit ihren ganz eigenen Kreationen. Da viele dieser älteren Semester ihre prägenden Wargaming-Jahre in den 80ern oder 90ern hatte, spielt die Orientierung an älteren Stilen und Ästhetiken hier eine sehr große Rolle.

Ein Beispiel dafür stelle ich mal im nächsten Post vor und ich freue mich über eure Empfehlungen und Erfahrungen mit dem Thema.

Warum 28?
Das ist kein geheimer Rocker-Code, sondern kommt aus dem Maßstab. 28 Millimeter von der Sohle bis zu den Augen ist das Standardformat von Warhammer (dass es dank Scale Creep mittlerweile eher 32mm sind, ist ein Thema für einen anderen Tag).

Dieser Maßstab ist für die Community so interessant, weil sie sich anfangs um den einzigen Games Workshop Titel scharrte, der einen größeren Maßstab nutzte. „Inquisitor“ war ein Hybrid aus Pen’n’Paper und Skirmish Wargaming im 54mm Maßstab. Das Spiel war ästhetisch für alle Freunde des grimdarken ein Fest, aber kommerziell für Games Workshop eher uninteressant und wurde bald wieder eingestellt. Es gab nun also eine dichte Welt, super Artwork und interessante Regeln, aber nur wenige Figuren, die auf ebay jedes Jahr teurer wurden.

Das hat die Teile der Community aktiviert, die gerne ‚kitbashen‘ (also Komponenten verschiedener Model-Ranges zusammenbasteln, um eigene Charaktere und Figuren zu schaffen). Die haben die Welt und anfangs noch die Regeln genommen, und unter dem Hashtag Inq28 das Spiel einfach mit eigenen Basteleien miniaturisiert auf den gebräuchlicheren Maßstab.

Analog-digitale Kunst
Mittlerweile gibt es ganz viele Indie-Spiele die das 28 in Anlehnung an diese Tradition im Titel tragen und mit dem 28-mag auch ein großartiges, kostenloses Webmagazin dieser Community, die sich so ein bisschen auch als Art-Movement versteht und ich glaube, wer sich durch die Werke von Ana Polanšćak oder den Insta-Kanal von Ben „apocrypha now“ gräbt, der findet manches, was man Kunst nennen darf.

Überhaupt ist (mMn leider) Instagram DAS PORTAL in diese Welt. Hier hat sich das 28 Movement gebildet und ist auch heute noch rege Aktivität. Viele Artists haben gar keine anderen Websiten oder Kanäle (discord ist noch recht beliebt), auf denen sie ihre Werke anpreisen. Wer ganz tief in das Thema einsteigen mag, dem sei der Indie Dunkelheit-Podcast empfohlen.

Und du so?
Wie schaut das bei euch aus? Habt ihr selbst noch ein paar Zinn-Squats aus den frühen 90ern im Regal oder zockt ihr mit euern Kumpeln regelmäßig OPR, Stargrave oder Space Weirdos?

Ach ja, das mit Abstand größte Ding, was bisher aus dieser Bewegung rauskam, ist natürlich Trench Crusade, welches aus dem Stand auf Kickstarter 3,3 Millionen US-Dollar geholt hat, trotz kostenlosen Regeln und dem Versprechen, dass Spieler jede Figur nutzen dürfen, die sie möchten - für immer. In diesem Genre eine bis dahin unerhörte Summe an Geld und Vertrauen. Dahinter stecken mit Mike Franchina und Tuomas Pirinen übrigens zwei Künstler, die sowohl in Wargaming als auch Videospielen manches geleistet haben zuvor, weshalb nun natürlich auch die große Diskussion in der Szene schwellt: „Ist das noch Indie?“

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Saucooles Thema. Wäre ich noch im Studentenalter wäre das voll mein Ding, das ist aber lange her - deswegen erfreue ich mich noch an meinen Oldhammer-Regelwerken und das wars. weil Job/Kinder/Altersgebrechen.

Finde aber alles aus der Richtung super, Trench Crusade hat ein paar brutalst-geile Designs - hoffe sehr das es das mal in digitaler Form gibt.

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Ja, das kann ich gut verstehen.

Für mich als alternden, berufstätigen Vater ist die ganze Indie-Geschichte aber auch deshalb so attraktiv, weil es meist deutlich simplerere Regeln als in den GW-Systemen sind, besser ediert, schneller zu lesen und zu spielen und sie brauchen viel weniger Figuren, Kram und altern besser - also, ich will dich jetzt nicht auf den schiefen Pfad bringen (Plastik Crack sagen manche ja), aber so formuliert: Irgendwann sind die Kinder aus dem Haus, und schau doch dann noch mal rein :wink:

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Ein aktuelles Talisman und Zeug zum Bemalen (Warpaints Fanatic, Speedpaints und Primer) stehen hier schon eine Weile rum. Vielleicht fixe ich die Kids einfach an.

Allerdings braucht es natürlich noch Mitspieler - meine Abhängigkeit an sich hat sich nicht geändert - und da wird es schon schwierig(er).

Hast Du Mitstreiter zum Spielen von „Indiekrams“? Das ist ja noch einmal ganz anders Nische.

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Jein. Ich habe Freunde und Kinder, die sich freuen, wenn ich Spiele mitbringe und so erkläre, dass wir sie gemeinsam spielen können.

Ich hab eine ganz kleine Hobby Runde im Freundeskreis, da spielen wir aber vor allem GW Systeme.

Ich versuche grade in unserem lokalen Tabletop-Laden das Thema ein bisschen zu setzen.

Aber zu 80 Prozent ist meine Hobby-Zeit Me-Time: Regeln lesen, basteln, malen und öfter auch mal was mit Solo-Regeln spielen. Die „The Last War“-Kampagne fange ich bald zum dritten Mal an.

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So, ich hatte ja noch ein erstes Beispiel versprochen und dachte, wir fangen mal mit Morgvl an, auf Instagram Grim Hive 28. Wir erkennen die Zahl wieder und schreiten voran, er war so nett, mir zu erlauben, ein paar seiner Werke mit euch hier zu teilen. Ich finde vor allem seine Illustrationen wahnsinnig toll:


Bastards mit zerrissenen Bettlaken
Nein, so schaut der gute Herr nicht aus. Dies ist der Titelheld von Bastards in Basquinets. Das ist ein von Monty Pythons Holy Grail inspiriertes Skirmish-Spiel, bei dem jeder Spieler genau eine Figur spielt. „Best played with up to 5-6 players for more chaos. Enjoy!“

Das ganze gibt es als Pay What you Want bei Wargame Vault. Die 16 schön illustrierten Seiten nutzen das populäre Zine-Format, das es ermöglicht, das ganze daheim auszudrucken und schnell zu einem kleinen Heft zu tackern. Ich mag die Relikte, mit denen man seinen Ritter ausrüsten kann, hier zwei Beispiele für den Stil:

And Now for Something Completely Different


Im Weltall hört dich keiner würfeln
Sein Hauptwerk ist sicher Negative Space. Ein klassisches Skirmish-Spiel. Das Spiel mischt ästhetisch Alien mit Starship Troopers, Lovecraft mit H.R. Giger. „Players control a crew of Nekronauts, unfortunate spacefarers who are stuck in a black hole, fighting for their survival.“ Alle Regeln, inklusive NPCs und Szenarios sind auf 51 Seiten abgehandelt.

Der Abschnitt zu den Figuren steht prototypisch für die Attitüde der ganzen Bewegung. Wer gar keine Lust auf Plastikfiguren oder andere Menschen hat, findet auf Wargame Vault auch noch ein Solo Roguelike RPG in derselben Welt.

Wie das ganze dann aussehen kann, sieht man auf seinem Insta, hier ein paar Kitbashes, die mir besonders gut gefallen haben:


Hier nochmal der Link zu Morgvls Linktree.
Ist das hier interessant? Macht es Sinn, dass ich ein paar mehr dieser Spiele und Künstler vorstelle?

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In meiner Brettspielgruppe hatte ich mit kooperativen Spielen den meisten Spaß. Zum Beispiel 7th Continent, Villen des Wahnsinns, Sword Quest, Folklore - The Affliction, etc.

Im Warhammer Laden in Karlsruhe hatte ich, wohl-wissend dass die meisten Warhammer Spiele das Gegenteil von kooperativ sind, nach kooperativen Spielen gefragt. Die nette Verkäuferin hatte mir tatsächlich 3 Spiele genannt und mir eines gezeigt, was auch Karten und Miniaturen hat, was ich an den oben genannten Spielen auch nett finde. Das Spiel war „Warhammer Quest: Die verfluchte Stadt“.

Meine Brettspielgruppe ist gerade nicht aktiv, aber rein aus Neugier, könnt Ihr aus dem Indie Sektor kooperative Spiele in der Art empfehlen?

Das sind alles jeweils so ziemlich komplette Boxen, oder? Das kompletteste, was ich da empfehlen könnte, wäre die Forbidden Psalm Last War-Box, aber die kommt komplett ohne Gelände und das Spiel ist so semi-kooperativ, weil jeder Spieler eine eigene kleine Warband hat, und ihr im Wettkampf, aber gegen NPC-Figuren, Kämpfe gewinnen müsst.

Wenn euch das jedoch nicht zu viel, sondern sogar zu wenig Hobby Arbeit sein sollte, dann rate ich gerne zu Frostgrave und OPR Quest, aber da müsstet ihr dann Regeln, Figuren und Gelände getrennt Zusammenklappern.

Zu Frostgrave gäbe es hier ein längeres, aber unterhaltsames Einführungsvideo:

Und wenn wir schon bei Peachy sind: hier verrät er, wie man aus billigen Kinderbauklötzen stimmungsvolles Fantasy Terrain basteln kann:

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(kann jemand aufklären, warum das eine Youtube-Video als Video, das andere nur als Link da steht? Hab in beiden Fällen nur plump die URL ins Textfeld gekippt.)

Das ist mir auch schon passiert. Bei mir hat eine Leerzeile vor dem Link und eine Leerzeile nach dem Link geholfen. Und vor allem einfach den Link einfügen und nicht das Link Icon benutzen mit der getrennten Syntax für Linkziel (URL) und Linktext.

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Danke Dir für die Tipps! Die Beispiele, die ich genannt hatte, sind tatsächlich komplette Boxen. Mit Basteln und Bemalen haben es die meisten in der Gruppe nicht so. Wir spielen voll-kooperativ und bevorzugen als Setting die Phantastik.

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Hmm, da hab ich leider keine große Expertise, weil ich von diesem DIY Quatsch so besessen bin mittlerweile. Vielleicht geht Guards of Traitor Toll noch am ehesten in die Richtung.

Aber vielleicht hat ja wer anders hier noch gute Ideen und danke für den Tipp mit Videos, hat geholfen.