Pen and Paper - Spielt ihr (noch)?

Also ich bin jetzt 45 und spiele seit ca. 30 Jahren DSA. Seit der Seuche spielen wir DSA über Foundry. Seit ca. 5 Jahren spielen wir im 2 Wochentakt immer Sonntags von 14.30 - 20.00 Uhr. Wir sind insgesammt 6 Leute + Meister.

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Ein schöner Thread! Ich bin meinen älteren Cousins ewig dankbar, dass sie mich sehr früh mit DSA 2 oder 3 ins Rollenspielen eingeführt haben. Am Land war das mein erster und lange Zeit einziger Kontakt mit diesem wunderbaren Hobby. Die Runde hat mich dann auch lange begleitet, wie auch bald die breitere Community (das war zu GroFaFo-Zeiten) und die Freude am Homebrew-Systeme basteln.

Mir wurde dann recht schnell klar, dass ich viel Lust auf die Erzählung hatte und wenig auf die Simulation und mich stundenlange Kämpfe bis heute massiv langweilen. Dafür fand ich lange Zeit zwar keine Mitspielenden, aber hatte, wie @Rahel und @Hardy etwa, viel Freude am Lesen der lore. Das Geniale an diesen Spielen bleibt ja einfach, wie wenig es braucht, um eine grandiose Geschichte im Kopf entstehen zu lassen.

Das hier schon mindestens zweimal genannte Unknown Armies war da etwa ein Augenöffner. Postmoderner Horror mit Verschwörungsmythen und wirklich kaputten SCs, das sprach mich unglaublich an und Greg Stolze finde ich bis heute einen sagenhaften Autor. Dazu kamen die vielen spannenden ungewöhnlichen Spiele aus dem Indie-Bereich - das ist der Empfehlungsbereich - , wie z.B. das oben erwähnte „A Quiet Year“/„Ein ruhiges Jahr“ (Avery Alder ist ganz allgemein zu empfehlen), „Kagematsu“ (Genderrollen, das Rollenspiel), „Dog Eat Dog“ (die Brutalität des Kolonialismus als PvP-Rollenspiel), oder die vielen, vielen powered-by-the-Apocalypse- (pbtA, große Empfehlung: „Pasión de las Pasiones“, das Telenovela-Rollenspiel) und forged-in-the-dark-Spiele. Auch „Dread“ mit dem Jenga-Horror oder „Soth“ (ihr seid ein cthuloider Kult in einer Kleinstadt und dürft nicht entdeckt werden) sind echte Perlen.

Schwierig war und bleibt für mich immer die Termin- und Gruppenfindung. Eine Gruppe zu finden, die ähnlich tickt und sich zu koordinieren ist, gerade nach den Schul- und Studiumstagen, schon eine ganz eigene Aufgabe. Doodles über Doodles :roll_eyes:

Online zu spielen war da für mich eine echte Entdeckung. Ich hielt das lange nicht für eine vergleichbare Spielerfahrung, finde es aber auf andere Art mindestens genauso gut. Neue Leute, die ich sonst nie erreicht hätte und die die selben nischigen Spiele kennen, keine langen An- und Abfahrten oder Esspausen, das kann ich schon sehr weiterempfehlen. Hat da jemand ähnliche Erfahrungen?

Und weil das hier ja Stay-Forever-Land ist: wem auch die historische oder wissenschaftliche Beschäftigung mit P&P aus dieser Perspektive Spaß macht, dem/der seien auch die Ziegelsteine von Jon Peterson oder „Role-Playing Game Studies“ sehr ans Herz gelegt (letzteres aus einer Uni-Bibliothek ausleihen, das ist fies teuer) oder für den deutschsprachigen Raum die Chronik deutschsprachiger Rollenspiele und das dazugehörige Wiki. Für ähnliche Resourcen bin dankbar!

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