Welche Gaming-Ära war besser: "Spieletausch" auf Disketten oder Steam und co?

Schwierige Frage. Die Spieleverpackungen und Datenträger waren damals schon schöner und besser. Ich glaube auch, dass Steam nicht gerade zu mehr Qualität geführt hat. Man muss aber auch sagen, dass heute deutlich mehr Angebot vorhanden ist. Und die technische Entwicklung geht ja kaum noch mit einem Datenträger. Und BluRay haben sich am PC nie durchgesetzt.
Aber zurück zur Frage, um so älter ich werde um so mehr vermisse ich die Vergangenheit. Trotz der Unzulänglichkeiten von damals.

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Die Big Box-Ära hat mich geprägt und ich vermisse all die bunten Schachteln sehr.

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Das war natürlich super, schon im Bus nach Hause die Packung aufzumachen und die Anleitung zu lesen. Ich hatte neben Kopien auch viele Originale. Das ist rückblickend alles faszinierend… aber ich war 12,13 Jahre alt. Natürlich ist das heute faszinierend!

Ich habe die tollen Schachteln damals nach Öffnung weggeworfen und würde es heute wohl auch tun.
Ich habe heute eine Platz-Ökonomie und kann keine Sammlung von Boxen gebrauchen.

Es ist ungemein toll, alles digital zu haben und bei Bedarf zu installieren. Und die Preise heute… sobald ein Spiel mal 5 Jahre alt ist wird es dir literarisch hinterher geworfen. Damals (1992) hieß Sonderangebot: 20 Mark.

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Das Problem mit der Nostalgie ist ja, dass viele der Erinnerungsstücke nur ein gedanklicher Wegweiser in eine andere Vergangenheit sind. Big Boxen als Metahpher für eine Zeit, die es nicht mehr gibt. Ich durfte einfach keine PC-Spiele haben und mein PC war die meiste Zeit des Jahres im elterlichen Kleiderschrank verbannt. Ich habe mir, sobald ich das Geld hatte (also sehr, sehr viel später) alle Big Box Games gekauft, die ich als Jugendlicher gerne gehabt hätte.

Die nehmen Platz weg und die meisten alten Spiele waren damals viel toller als sie sich heute anfühlen. Aber es ist irgendwie die Verbindung in eine andere Zeit, wo Freunde Dinge hatten, die ich gerne gehabt hätte.

Also völlig bescheuert eigentlich, aber ich glaube das ist der Kern von „Retrogefühlen“ und Grund dafür, warum viele Retro-Dinge eine Generation "wertvoll sein können, danach aber oft quasi wert- und belanglos werden (mein Sohn wird sehr wahrscheinlich keinen Bezug zu meinen bunten Boxen haben).

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Meinem Eindruck nach geht es bei der Nostalgie um die Wertigkeit einzelner Spiele. In der Flut der Releases auf Steam, PlayStation und Co und der einfachen Verfügbarkeit verliert die Mehrzahl der Titel an Wertschätzung. Wenn ich früher erst eine Diskette auftreiben, installieren und anspielen musste, steckt da einfach mehr Aufwand und bei positivem Ergebnis dementsprechend Befriedigung drin. In gewisser Weise das Gegenstück zu „mit meinen eigenen Händen ausgegraben“. Viele Digitaltitel landen dagegen einfach während dem passenden Sale aus Neugier in der Bibliothek und werden dann doch nicht gespielt. Auch ist meine Bereitschaft, ausufernde Suchen zu veranstalten angesichts meiner sonstigen Aufgaben im Alltag erheblich gesunken. Mit Youtube und dutzenden Spielemagazinen, Influencer und Gedöns steht mir außerdem eine riesige Menge an Vorab-Information zur Verfügung, ohne das Spiel einmal gestartet haben zu müssen.

Rein organisatorisch bin ich dem Digitalvertrieb sehr dankbar, dass er Dinge so einfach macht. Die emotionale Faszination meiner Kindheitstage für die ersten Spiele meiner Gaming-Historie, das Entdeckerfieber der frühen Tage wird er aber natürlich nie erreichen.

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Ich finde tatsächlich auch die 80-/90-iger Jahre besser. Ich glaube, das liegt vor allem daran, daß ich damals als Schüler schlicht viel zu viel Zeit hatte, die vielen eingetauschten Spiele auch auszuprobieren. Und die paar gekauften Originale waren richtige Highlights, ein wahrer Schatz in der Sammlung. Das lag wohl daran, daß die Spiele damals teurer waren und jedes Spiel hart erspart werden mußte. Entsprechend glücklich war ich dann, wenn die Box mit den Disketten oder dem Modul (ich hatte ja auch ein NES!) über den Tresen in meine Hände wanderte. Dann noch das Studium des Handbuches in der S-Bahn, auf der Fahrt nach Hause, was die Vorfreude steigerte. Und zu Hause wurde auch gleich losgelegt. Mußte man ja, war ja teuer erworben.

[PS: Das galt natürlich auch für die vielen Coverdisks mit der Demos auf der Amiga Games, etc… Sobald zu Hause, wurde der Rechner angeworfen, die Disk eingelegt und die Demos gespielt. Vollversionen waren ein absolutes Highlight.]

Und heute? Heute kaufe ich hin und wieder mal 5 Spiele für 10 € im Sale bei gog.com, die ganz interessant klingen. Kostet ja fast nichts. Aber aus irgendwelchen Gründen werden vielleicht eines oder zwei mal installiert, wenn mal die Laune da ist, während die anderen drei jungfräulich bleiben. Eigentlich bescheuert.

[PS: Ich hab ganz vergessen, wann ich zuletzt mal eine Vollversion von der GameStar DVD gespielt habe…]

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Besser finde ich die 80er/90er - aber aus anderen Gründen als im OP benannt wird - schlechte Verfügbarkeit, Recherchenotwendigkeit und zu betreibender Aufwand zählen ganz klar zu den negativen Seiten dieser Epoche.

Was die 80er/90er für mich auszeichnet ist das man selbst noch „grün“ war und nicht schon an 3 Screenshots erkennen konnte wie ein Spiel wohl sein wird. Heutzutage kann ich an kurzen Trailerclips schon ablesen was mich an einem Spiel stören wird, früher habe ich mir da noch die wildesten Dinge ausgemalt und war viel begeisterungsfähiger.

Zum anderen war die Branche kleiner, Teams waren kleiner, es ging mehr um Ideen und Ansätze - es stand nicht so sehr im Vordergrund das perfekteste Spiel abzuliefern, vieles hat den Hauch des Autorenwerks - Coder und Grafiker haben ihre Schwerpunkte und so manches Spiel kann man anhand bestimmter Dinge klar einem Team oder Einzelpersonen zuordnen. Der Scope von Spielen ist überschaubar, wer es drauf hat beendet ein Spiel innerhalb eines Nachmittages - es sind keine wochenlangen Sessions für einen Durchgang notwendig (selbst epische Rollenspiele liegen bei 30-40 Stunden) und alles ist einfach viel freier und kreativer. Ich bin zwar nicht der größte Fan britischer Heimcomputerspiele, aber eine derartige Kreativexplosion wie seinerzeit (die nebenbei auch junge Leute zu Millionären gemacht hat) gab es in der Form nie wieder. Alles hatte diese „Abenteuer“-Qualität, Aufbruchsstimmung, Neuland. Das nächste Spiel konnte Kernschrott oder das beste Spiel deines Lebens sein - es war extrem und extrem aufregend. Dazu die rasante Entwicklung der Hardware - ständig hat sich alles immer wieder neu erfunden und war konstant im Wandel. Aber es gab trotzdem genug Limitierungen um die man herumbauen musste, was der Kreativität IMHO sehr zuträglich war - und was Meisterwerke ihrer Zeit auch entsprechend beeindruckend macht. Die Nachthintergründe am Anfang von Monkey Island 1 werden für mich bis zum Ende etwas unglaublich stimmungsvolles haben, egal wieviel K die Monitore der Zukunft haben können und mit welchen irrwitzigen Möglichkeiten Grafiken heute und in Zukunft gemacht werden. Gleiches gilt für Coverartworks und ausgestaltete Handbücher - das war einfach mehr und beflügelte die eigene Fantasie. Heutzutage ist das alles so nüchtern im Vergleich.

Heutzutage gibt es viel mehr Gleichförmigkeit, viel mehr Standards und auch wir als Spieler sind viel festgefahrener in unseren Ansichten und Vorlieben. Die Industrie möchte uns am liebsten für immer an ein einziges Spiel binden welches sie bis zum Tag des Untergangs mit Updates und Erweiterungen versorgen und der spirit der 80er und frühen 90er (ständig neue IPs und Ideen) ist heute ein finanzielles Risiko das kaum jemand bereit ist einzugehen.

Ein (Über)Angebot an Spielen (original wie Schulhof-Editionen) hatte ich schon immer, insofern ist es schön das dies heutzutage legal abläuft - sich aber ansonsten nicht nennenswert von damals unterscheidet.

Was mir heutzutage wirklich abgeht sind neue oder mich so in den Grundfesten erschütternde Erfahrungen wie damals, im großen Stil hatte ich das zuletzt mit der Dreamcast und dann etwas später mit den Souls-Spielen - aber auch hier machen sich halt Abnutzungserscheinungen breit und es wurde quasi das nächste Genre aufgebaut und es gibt jetzt ganz viele mehr oder weniger ähnlich gelagerte Spiele und es hat wieder ganz viele Konventionen und ist gleich wieder so „eingekastelt“. Das war früher IMO nicht so. Natürlich gab es viele me-too Produktionen aber auch viele die noch irgendwie einen eigenen Spin mitgeben wollten (auch wenn es am Ende vielleicht schief ging) und aus dem Schatten der Vorbilder irgendwo ausbrechen wollten.

Also, lange Rede: mich fasziniert die Naivität der Anfangstage, das enorme Potenzial und die kreativen Freiheiten - auf fehleranfällige Datenträger, teuren Speicherplatz und Beschaffungsprobleme sowie das Nischendasein als Hobby für Kellerkinder am Rande der Legalität kann ich jedoch sehr gut verzichten. Ich liebe Spiele auch heute noch, aber die Magie ist in den 80ern und 90ern geblieben.

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Interessantes Thema, über das ich schon oft nachgedacht habe. Besonders auch im Zusammenhang mit dem Aufbau und Erhalt von Retro-PC-systemen. Am Ende hat Beides Vor- und Nachteile.

Fangen wir mit Heute an. Das ist einfacher, weil es passiert gerade :wink:

Was heute toll ist:

  • alle Spiele die man will, sind quasi immer verfügbar und laufen sogar fast immer einfach so
  • Kaufen, runter laden, spielen
  • Austausch in Internetforen ist so viel schneller als im Freundeskreis zu Fragen und festzustellen das keiner einen Plan hat.
  • nahezu unbegrenzte Vielfalt und Möglichkeiten an Titeln, Themen, Aufbereitung.

Was heute nicht so toll ist:

  • Ich habe noch nie so viele Spiele gekauft und dann nicht gespielt, wie heute

Das ist zwar nur ein Minuspunkt. Aber der ist gewaltig. Mein Backlog ist so groß, ich werde es sicher nie abarbeiten und am Ende habe ich zu viel Geld aus dem Fenster geworfen, was ich besser für andere Dinge ausgegeben hätte

Bei „Damals“ fange ich mit den negativen Seiten an…einfach, weil’s geht :wink:

Was damals nicht gut war:

  • im Großen und Ganzen das, was heute toll ist. Es war teils echt schwierig an Spiele zu kommen oder überhaupt zu wissen, wofür die Ausgabe lohnt.
  • Besonders in 90s und 00s ging die techn. Entwicklung so schnell, dass ich selten ein aktuelles Spiel zocken konnte. Ein neuer Rechner war meist bei Kauf schon veraltet und so habe ich oft Spiele gespielt, die ich mit dem alten Rechner nicht spielen konnte.
  • Wenn man Pech hatte, lief ein Spiel auch mit Mindestanforderungen so schlecht, dass man mal wieder 100DM wertvollstes Taschengeld ausgegeben hat und das Spiel vll erst in ein paar Jahren spielen kann. Es gibt hier ein sehr passendes Video von LGR. In dem redet er davon, wie er damals SimCity2k nicht spielen konnte, weil er keine passende GraKa hatte. Aufgrund fehlenden Internets und Erfahrung im Freundeskreis konnte er auch nicht wissen, warum das Spiel einfach nicht laufen wollte. Sehr frustrierende Zeiten, wenn sowas passierte und man das Problem nicht lösen konnte.
  • Hardware und deren Upgrades waren so unglaublich teuer. Selbst das Mindeste, wie größere Festplatte oder mehr RAM waren Großausgaben die man planen musste.

Was damals ziemlich gut war:

  • Das Erste ist mal die Erinnerung an eine Zeit in der Vieles noch von Anstrengung und Langsamkeit geprägt war. Dinge, die heute einfach nicht mehr da sind. Der Weg zum Spiel war oft das Entscheidende und hat sich mir für fast jedes meiner Spiele eingebrannt. Was ist daran gut? Wenn ich heute z.B. meine 486SX25, mit 4MB RAM und Win 3.1 anschalte, ist da eine besondere innere Ruhe und Entschleunigung. Multitasking ging zwar. Aber eigentlich hat man das System hoch gefahren und genau eine Sache getan. Keine Popups mit Nachrichten, Updates, oder Aufmerksamkeitsdieben. Anschalten, App Starten, Machen. Absolute Meditation, wenn ihr mich fragt. :person_in_lotus_position:
  • Das Zweite ist vll ein Ding was dadurch geschuldet ist, weil ich 1981er Jahrgang bin. Also schon ziemlich Alt in Gamerjahren und meine damalige Peergroup nun „erwachsen“ tut und nicht mehr spielt. Sprich: Auch im Kopf alt ist und so keine persönlichen Austausch mehr bietet … Auf dem Schulhof und im Freundeskreis hat ein reger Handel und Austausch mit und über Spiele stattgefunden. Das war alles Person2Person. Es war ein regelrechter Offline-markt und daran denke ich gern zurück.
  • Die Spiele die ich hatte, habe ich fast alle durchgespielt. Und selbst mit Shareware und Demos habe ich Monate verbracht. Allein weil ich wusste, dass ich mir das Spiel nie als Vollversion leisten können werde. Sprich: Ich habe PC-Spiele viel intensiver wahrgenommen.
  • Eigentlich ist das ein negativer Punkt. Aus heutiger Sicht werte ich den allerdings als positiv. Denn der Punkt bestimmt mein Leben bis heute: Es war vieles ein absoluter Nerv. Man hat oft Stunden, Tage oder sogar Wochen damit verbracht Hardware und Software zum laufen zu bewegen. Ich bin heute Informatiker und habe ein tiefes Verständnis von Hardware und Software. Löten, Schaltungen debuggen und reparieren, Software entwickeln und debuggen sind mein Lebensunterhalt und auch mein Hobby. Denn damals:
    • Zu zchwache Hardware? Basteln, bis das Spiel mit minimalster Grafik und vll ohne Sound dann doch lief
    • Defekte Hardware aber kein Geld? hol den Lötkolben und das Multimeter raus.
    • Zu guter Kopierschutz? Basteln, bis man entweder den Kopierschutz einmal komplett abgeschrieben hatte oder einen Weg gefunden hatte ihn zu umgehen

Fazit: Heute ist vieles deutlichst einfacher. Bis hin zum nicht mal darüber nachdenken. Man kann einfach immer alles tun, was man möchte. Dadurch wird es aber auch schnell beliebig. Damals gab es echt viel Frust. Die Lösung eines Problems hat oft lang gedauert oder das Problem wurde nie gelöst. Aber die Lösung jedes kleinen Problems hat einen für Wochen zum (persönlichen) Helden gemacht, mit einem unglaublich guten Gefühl etwas erreicht zu haben … was man heute einfach googelt oder die KI seiner Wahl fragt und woran man nach ein paar Studen oder Minuten schon nicht mehr denkt und mitten im Spiel ist.

Ich denke oft darüber nach, ob das was man an damals als Positiv sieht einfach nur das Gefühl der überwundenen Schmerzen ist :thinking:, weil Damals ist mal hauptsächlich eins: Verdammt lang her.

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