Für mich war die Einführung von Trefferpunkten in Civ2 eine Verschlimmbesserung. Ich kann nicht abstreiten, dass Civ1 so seine Probleme mit dem Kampf hat. Wenn zum Beispiel ein Panzer gegen eine veralterte Einheit wie Krieger verlieren kann … ähm … da ist das Verlangen zum Neuladen groß (ebenfalls wenn die KI ein Weltwunder geschenkt bekommt). Aber das System in Civ2 hat ebenfalls seine Probleme:
Ein Kampf besteht aus Minikämpfen und wenn zwei gesunde Einheiten aufeinander treffen, dann überlebt in der Regel die Einheit, die zuerst 10 Minikämpfe gewinnt. Wenn beispielsweise der Verteidigungswert der verteitigen Einheit doppelt so hoch ist wie der Angriffswert der angreifenden Einheit, dann ist die Erfolgswahrscheinlichkeit der angreifenden Einheit pro Minikampf 33,3% (wie in Civ1), aber die Überlebenswahrscheinlichkeit ist dann doch nur 6.5%. Tausche „zweifach so hoch“ mit „dreifach so hoch“ aus, und dann ergeben sich 25 % pro Minikampf und schon unter 1 % bei Überlebenswahrscheinlichkeit. Civ2 hat viele günstige Einheiten mit hohem Verteidigungswert und wenn man 3 davon übereinander stapelt, hinter Stadtmauer oder mit Festung auf gutem Terrain, dann sind die praktisch unbesiegbar (weil ein Multiplikator für Terrainbonus und ein zweiter für Stadtmauer/Festung/Befestigen). Wenn die erste Einheit verletzt wird, dann greift die zweite Einheit stattdessen ein, und 2 Runden später ist die erste Einheit dann auch schon wieder vollständig geheilt (falls befestigt).
Will damit sagen: In Civ2 spielt der Zufall eine zu geringe Rolle (einerseits kein Frust aber auch keine Überraschung) und Verteidigen ist viel zu stark (ohne Diplomat zur Zerstörung der Stadtmauer geht da gar nichts). Ich hätte weniger Probleme mit dem System, wenn es nur 5 Minikämpfe wären, oder wenn direkt Stapel gegen Stapel kämpfen würden (wie in Warlords wo jede Einheit zwei Trefferpunkte hat).
Eine weitere Sache, die ich als Verschlimmbesserung in Civ2 ansehen würde, ist der Zufallskartengenerator. Einerseits kann man die Kartengröße einstellen … aber anderseits entsteht bei kleiner Kartengröße eine zusammenhänngende Masse mit übertriebend großen Anteilen an Hügel und Gebirge.
Bei feinerer Untergliederung in Civ2 (mehr Einheiten, mehr Regierungsformen usw.) gebe ich dir komplett recht. In Civ1 ist es so, dass man anfangs mit Phalanx, Streitwagen und Katapult kämpft, zur Mitte dann Ritter, Musketiere und Kanone, und dann kommt lange Zeit nichts … bis Schützen, Kriegsschiff und Panzer. Ritter und Kanone sind auch kaum besser als Streitwagen und Katapult, und das entwertet meiner Meinung nach die Forschung. Ebenfalls bei Regierungsformen, wo Despotismus die einzige Regierungsform bleibt, bei der (in der Regel) Militäreinheiten keinen Unterhalt brauchen (in Civ1 ist Monarchie kaum besser oder gar schlechter als Despotismus; in Civ2 hingegen ein deutliches Upgrade).
Civ1 hat ebenfalls eine Sackgasse im Forschungsbaum: Reiten, Monarchie, Feudalismus, Kavallerie. Wer die Sackgasse erforscht, der verbraucht nicht nur Zeit bei der Erforschung dieser Technologien, nein, auch alle weiteren Technologien werden dadurch teurer (die Forschungsdauer einer Technologie hängt nicht von der Technologie selbst ab, sondern wie viele Technologien man bisher erforscht/gestohlen hat; die Starttechnologien zählen da übrigens nicht mit; ein weiteres dummes System der alten Civ Teile).