Das Format ohne Namen #17

Meine Frau und ich waren beide Einser-Kinder und sind durch die Schule gesegelt. Jetzt hatten wir hier einen Zweitklässler, der schon zu Schulbeginn eher im 3er-Bereich gelandet ist, und klare Anzeichen gezeigt hat, dass dieses ganze „Lernen und Konzentrieren“ nicht so sein Ding ist, mit gelegentlichen 4ern, was jetzt in der Grundschule schon bisschen ein Zeichen ist. Dafür zeigt er Begabung im Handwerklichen und Technischen. Selbstverständlich war mein erster Reflex da „Nachhilfe“, etc., oder wie du schreibst „alles dafür tun, dass das Kind einen guten Start zu ermöglichen.“

Und ich habe mich dann ernsthaft gefragt: Bin ich eigentlich bescheuert? Wer sagt denn, dass der als Handwerksmeister von der Realschule nicht am Ende mehr (und früher) Geld verdient, als ich, und obendrein kann er noch was „sinnvolles“? Wer sagt denn, dass er es als 1er-Schüler auf der Realschule nicht am Ende sogar noch aufs Gymnasium schafft, anstatt seine Gymnasialkarriere mit 4ern und Demotivation zu beginnen? Das genau ist doch das Problem vieler 5/6. Klassen, dass da haufenweise Kinder sitzen, die da nur sitzen, weil die Eltern der Überzeugung sind „dass es gefälligst Gymnasium zu sein hat“, und darunter leidet dann der gesamte Fortschritt der Klasse.

Der Teufelskreis besteht halt tatsächlich in dieser Denke: Dass bereits die Realschule die Schulform ist, auf die jene Kinder kommen, deren Eltern nicht ehrgeizig sind, irgendwie schon der „halbe Rest“, und die Hauptschule ist dann der ganze Rest. Das ist ernsthaft gruslig. Und ich bin hier so offen über meine privaten Überlegungen, weil ich nicht mit dem Finger auf andere zeigen will, ich habe diese Gedanken an mir selbst festgestellt und bin ernsthaft darüber erschrocken.

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Ja, aber man kann ja das eine tun und das andere nicht lassen? Ich fände es gut, wenn meine Tochter die Chancen nutzt und studiert, aber wenn das zu stressig ist oder sie andere Begabungen zeigt, unterstützen wir sie auch bei jedem anderen Weg.

Ich glaube, die patriarchalen Familien, die die Kinder ins Jurastudium zwingen, weil schon der Großvater Richter war, sind deutlich seltener geworden. That being said, gibt es natürlich trotzdem einen Run aufs Abi, weil man mit Abi auch Gärtner werden kann, mit dem Realschulabschluss aber (erstmal) nicht studieren.

Aber du hast mit der Beobachtung natürlich schon recht - meine Frau und ich haben uns vor der Einschulung gegenseitig geschworen, dass wir das Kind nicht zwingen, unsere Vorstellungen auszuleben. Wenn es was anderes will, so be it.

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Ich sehe das ähnlich. Gymnasien haben vollgestopfte Lehrpläne, die Höchstschülerzahl pro Klasse (36) wird auch heute noch ausgereizt wie damals, der Druck ist enorm. Besser ein anderer Schultyp, als im Gymnasium zu lernen, das Lernen zu hassen. Danach kann man immer noch auf eine weiterführende Schule gehen und heutzutage kann man ja sogar mit Lehrabschluss + Studienberechtigungsprüfung studieren, wenn man das möchte – ein guter Freund von mir hat ein abgeschlossenes Studium und nie ein Gymnasium von innen gesehen.

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Ich schrub es oben schon mal: In BW kommen 11% der Schüler ohne Empfehlung aufs Gymnasium. Kann sein, dass das von Fall zu Fall mal ein Problem ist, aber „haufenweise“ ist vielleicht nicht die perfekte Beschreibung.

Und zu unterstellen, die Empfehlungen seien stets quasi Gottes Wort und die Eltern, die sich dagegen entscheiden, nur vom eigenen Ehrgeiz verblendet, erscheint mir einen Tick zugespitzt. Gibt schon Grund zur Vermutung, dass die Empfehlungen zumindest zuweilen nicht die perfekte Prognose sind: Studie in NRW: Gesamtschüler ohne Gymnasialempfehlung schaffen oft ihr Abi – oder: Studie: Beurteilungen von Viertklässlern für weiterführende Schule oft fehlerhaft | nw.de

Auch die Länder, in denen die Empfehlung bindend ist (etwa Bayern), haben einen Mechanismus für Eltern, das anzufechten. Es reicht ja schon ein Lehrer, der sich irrt oder ideologische Motive hat, um ein Kind von höherer Bildung auszuschließen.

Man kann diskutieren, ob der Elternwille ein besserer Indikator ist, aber das ist imho auch einfach eine ideologische Diskussion, die wir hier nicht aufmachen müssen.

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Ich weiß nicht, wie es in Deutschland ist (worauf basiert die Empfehlung?), aber in Österreich gibt es eine Art „Numerus Clausus“ fürs Gymnasium: Im Abschlusszeugnis der Volksschule muss in Deutsch, Lesen, Schreiben und Mathematik die Note zumindest ein Gut (also 2) sein und in allen anderen Fächern zumindest Genügend (also 4). Trotzdem hört man von überfüllten Klassen und überforderten Lehrern.

EDIT: Wahrscheinlich ist meine (relative) Abneigung gegenüber dem Gymnasium auch in der eigenen Erfahrung begründet. Nach vier ganz okayen Volksschuljahren war ich im Gymnasium nicht besonders glücklich. Im Studium hat Lernen dann wieder Spaß gemacht.

In BW sollte man in Mathe und Deutsch einen Schnitt von 2,5 haben, dazu kommt die Einstufung des Lernverhaltens und der Reife.

Die Tatsache, dass Klassen überfüllt sind, hat imho viel mehr mit fehlgeschlagener Bedarfsplanung und unvorhergesehener Migration zu tun als mit den paar Eltern, die gegen eine Empfehlung entscheiden.

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Aber das klingt ja wie ein Traum. Gibt es das häufiger? Das ist doch genau das, was ich mir (laienhaft) im Cast wünsche. Ich bin ja nun vom öffentlichen Sektor weit entfernt, aber als Dienstleister tut man genau das – mit einem grundsätzlichen Vereinheitlichen sicher stellen, dass Mitarbeiter-unabhängig jeder Kunde die gleiche Service-Qualität erfährt und dass nicht alle Kollegen/Kolleginnen das Rad individuell neu erfinden müssen. Das ist keine Gleichmacherei, die Aufgaben sind komplex und Raum für Kreativität bleibt mehr als genug.

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Ich bestelle seit Jahren nichts mehr bei Amazon weil deren Webseite einfach nur furchtbare Grütze ist und voll mit Dark Pattern und Nutzer-Beschei**erei.

Ich vermisse nichts.

Gerade in Deutschland gibt es mittlerweile Dutzende anderer Online-Shops die einfach zu finden sind und viel besser sortiert sind und eine deutlich bessere Nutzererfahrung bieten.

Das einzige wofür ich Amazon noch nutze sind eBooks, weil es leider der einzige Anbieter ist wo ich englischsprachige eBooks kaufen kann

Edit: das hätte jetzt keine direkte Antwort werden sollen

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Hm? Ich kaufe für meinen Tolino alles auf Thalia und käme nie auf die Idee eine Übersetzung zu lesen. Also, sofern ich die Originalsprache verstehe. Und selbst wenn nicht, sind englische Übersetzungen irgendwie häufig besser. Bisher auch alles gefunden was ich gesucht hätte. Hab den eReader zugegebenermaßen noch nicht lange, aber gestöbert hab ich natürlich schon ein wenig.

Dann István vermutlich jetzt auch besser als noch vor einigen Jahren.

Gut noch ein Grund weniger Amazon zu nutzen

Ein pet peeve von mir noch:

Es heißt physisch, es sind physische (die echte Welt betreffend) Dinge nicht physikalische Dinge.

Physikalisch ist eine dieser kaputten Rückübersetzungen aus dem Englischen (über physical). Das Englische kennt diese Differenzierung zwischen physisch und physikalisch so nicht und physical steht für beides.

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Korrekt, das habe ich eine Zeitlang komplett falsch gemacht, dann gemerkt, jetzt fange ich mich meistens rechtzeitig. Hab ich das irgendwo wieder gesagt?

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Nein, Christian hat das dauernd :wink:

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Meiner Erfahrung nach leider nicht.
Wenn wir unser Konzept auf Fortbildungen, Foren, Wettbewerben etc. vorstellen, hat noch niemand gesagt, dass sie das auch so machen.
Es wird aber sicherlich Schulen geben, die ähnlich arbeiten. Oder einzelne Fachschaften. Es ist ja nun kein Hexenwerk, erfordert aber einiges an Absprachen etc.
Ich war diese Art der kollegialen Zusammenarbeit vorher auch nicht gewöhnt. Als mir gesagt wurde, dass alle Einheiten schon vorbereitet sind, habe ich erstmal nach der verstecken Kamera geguckt. Nicht, dass mich hier jemand veralbern will :laughing:
Inzwischen möchte ich aber nicht mehr anders arbeiten.

Ein Vorteil für uns ist sicherlich, dass wir mit rund 50 Lehrkräften ein relativ kleines Kollegium sind. In kleiner Runde fällt es nunmal leichter Absprachen zu treffen. Ganz wichtig für schulweites Arbeiten ist natürlich auch eine Schulleitung, die es schaffen muss, diese Prozesse zu moderieren und gleichzeitig auch dieses Arbeiten einzufordern.
Problematisch beim Einfordern / Kontrollieren dieser Arbeitsweise könnten die fehlenden Hierarchien an Schulen sein. Es gibt die Schulleitung, die Anweisungen geben kann, alle anderen sind vom Rang gleichgestellt. Einzig die Fachschaftsvorsitzenden könnten hier noch einwirken und Rückmeldung an die Schulleitung geben. Es muss also schon vom Großteil des Kollegiums aktiv mitgetragen werden, damit die Unwilligen im Gruppenzwang mitgezogen werden (um es mal drastisch zu sagen).
Aber grundsätzlich sehe ich nicht, warum nicht auch größere Kollegien so arbeiten könnten.

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Wirklich spannend zu hören. Ich würde Behaupten, dem steht ein wenig entgegen, dass nach meinem Eindruck Lehrer sich tendenziell ungern in die eigene Arbeit reinreden lassen wollen😅.

Hatte selbst schon mal ein Kollegium erlebt, dass sehr intensive Fachpläne erstellt hat - was soll im entsprechenden Fach wann Unterrichtet werden etc. Aber nicht wirklich eine Vorbeifahren der Stunden.

Setzt ihr euch regelmäßig mal wieder dran? Bzw. Wie sichert ihr ab, dass es nicht irgendwann veraltet ist?

Das ist irgendwie ganz komisch - die Demographie ist irgendwie so schwer vorherzusehen- kann ja keiner Ahnen, dass Kinder 6 Jahre nach der Geburt in die Schule kommen.
Hat ehrlicherweise auch nicht so wirklich viel mit Migration zu tun, sondern ist einfach politisch-verwaltungstechnisches Versagen mit der Demographie umzugehen.

Das hat wohl (auch) mit Legislaturperioden zu tun – in der Politik kann man besser mit Sofortmaßnahmen Eindruck schinden („wir haben die Krise beendet!“) als mit Maßnahmen, die erst in einigen Jahren Wirkung zeigen, wo man nicht mehr im Amt ist. Womöglich wird einem dann noch Geldverschwendung vorgeworfen, weil man für ein Problem budgetiert, das zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht existiert.

Hinterher haben es dann natürlich alle immer schon gewusst, siehe Pandemie oder Ukraine.

Ja, das scheint in der Tat eine Berufskrankheit zu sein. Und es kommt vor, dass es Stunden oder Einheiten gibt, die ich anders gestaltet hätte. Aber da ist dann wieder der Zeitfaktor…
Ich habe aber immer die Möglichkeit Änderungen vorzuschlagen / einzubringen, über die sich die Kolleg:innen in der Regel aber freuen.

Das Problem, dass die Einheiten irgendwann veraltet sind, weil man sich zu lange darauf ausruht, besteht natürlich. Ich behaupte aber, das passiert mir auch, wenn ich mir die Einheiten selber erstelle. Wobei dies bei kollektiven Einheiten wohl leichter passieren kann und Innovation auch länger benötigen kann, als das bei einer engagierten Einzelperson der Fall wäre.

Ja, mindestens einmal im Jahr schaufeln wir Zeit frei, in der sich das ganze Kollegium der Evaluierung der Einheiten widmet. Meistens schafft man dann in Partnerarbeit 1 bis 2 Einheiten. Im Idealfall macht man das natürlich begleitend während des Unterrichtens, aber naja… gibt genug zu tun.
Gute Gelegenheiten dazu sind auch, wenn größere Änderungen in den Fächern anstehen. In Weltkunde (Geschichte und Erdkunde) erstellen wir momentan alle Einheiten fortlaufend neu, da wir uns dem aktuellen Lehrplan anschließen wollen(müssen), der für das Fach nicht mehr epochale Einheiten (also Geschichte und Weltkunde getrennt) sonder integrative vorsieht. Und in Englisch führen wir gerade in Klasse 5 ein neues Lehrbuch ein. Da wird also auch alles neu erstellt in den nächsten Jahren.

Wie gehst du an das Thema ran?

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Thema Amazon Code: Ich habe mir vor einiger Zeit auch ein Handy bei Amazon bestellt und musste dem Zusteller entsprechend den Code nennen (der soweit ich mich erinnern kann in der Amazon App einsehbar war). Leider hat der Code nicht davor geschützt, dass statt dem Handy ein ungefähr handyschweres Stück Seife im - ganz normal mit Amazon Packband, etc. verpackten - Paket war. Es hat einige Anrufe beim Amazon Support gebraucht bis ich mein Geld wieder hatte. :expressionless:

Heieiei das passiert mir auch ständig, bemerke ich gerade :grimacing: Gut dass du das hier noch mal klar machst.