Das Format ohne Namen #17

@Chris ‘ Äußerung zu Latein habe ich mal geflissentlich überhört. :wink:

Ich könnte tausend Dinge zum Thema Schule sagen, ich will mich aber auf zwei beschränken:

Alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig und gleichermaßen zu motivieren, ist schwieriger als man vielleicht denkt. Es sind unterschiedliche Charaktere, die durch unterschiedlichste Dinge motiviert werden und manchmal auch einfach ganz eigene Päckchen zu tragen haben und mit in die Schule nehmen. Da kann man noch so motivierenden Unterricht machen. Und es gibt eben auch mal Dinge, die manchen keinen Spaß machen, aber trotzdem von allen gemacht werden müssen.

Entscheidender als die Motivation finde ich die Beziehungsarbeit. Habe ich ein gutes Verhältnis zu meinen Schülern, interessiere mich (ehrlich) für sie und nehme sie und ihre Interessen und Befindlichkeiten wahr und ernst, lernen sie im Gegenzug viel besser. Ohne empirische Daten zu haben: Die Leistungen bei Lehrern, die von Schülern gemocht werden, sind oft besser als bei denjenigen, die nicht gemocht werden. Und ich bin mir sicher, dass es so herum ist und die Lehrer nicht wegen der Noten gemocht werden.

Einer meiner Grundsätze als Lehrer ist: „Eine Stunde, in der nicht wenigstens einmal gelacht worden ist, ist eine schlechte Stunde.“

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Das Fach Geschichte finde ich persönlich schon wichtig (zu einem gewissen Grad). Gleichzeitig hat es das Potential super interessant zu sein. Aber ein Großteil der Erinnerung daran ist das stupide Auswendiglernen von Daten, Davon weiß ich heute nichts mehr. Ich meine Ok, Daten sind wichtig um Ereignisse die auf der Welt abgelaufen sind in einen Zusammenhang stellen zu können. Aber auswendig lernen halte ich für groben Unfug und den Sinn dahinter hat uns auch lange niemand erklärt.

Aus meiner Schulvergangenheit:

  • Meine Klasse war mal so schlecht in Französisch, dass unser Lehrer Ärger bekam und zusätzliche Stunden halten musste (wir mussten natürlich auch anwesend sein -.-).
  • In Deutsch haben wir irgendwann einen schwulen Lehrer bekommen (vermeintlich, das Verhalten war für uns eindeutig aber gesichert wussten wir es nie) und Plötzlich waren die Jungen bei 1 und 2 und die Einserschülerinnen völlig perplex auf ner 3 :crazy_face:
    Der Mann hat auch einmal eine komplette Schulstunde darauf verwand darüber zu reden, dass wir ja vor der nächsten Arbeit keine zeit mehr haben.
  • Eine besondere Züchtung sind Kunstlehrer. Wir waren mal im Museum und wurden von ihm belehrt nur ja nichts anzufassen. Unter keinen Umständen. Ihr dürft raten wer 10 Minuten später in seiner Begeisterung dann den Alarm ausgelöst hat.
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Das scheinen einige (viele?) Geschichtelehrer so zu handhaben. Wir hatten da Glück, unserer wollte abgesehen von ein paar wirklich wichtigen Jahreszahlen (800 Karl der Große, 1492 Kolumbus) keine genauen Daten wissen, sondern man sollte bei den mündlichen Prüfungen (schriftliche gabs bei ihm nicht) den Ablauf der Ereignisse schildern und erklären können, warum das eine zum anderen geführt hat („das Fach heißt nicht umsonst Geschichte“).

Ihr wart im Museum? Unser Kunstlehrer hat uns zu Beginn der jeweiligen Doppelstunde einen Auftrag gegeben und ist dann zwei Stunden lang hinter seiner Zeitung oder überhaupt gleich aus dem Klassenraum verschwunden, um am Ende wieder aufzutauchen, kurz durch die Reihen zu gehen und Noten von 1-3 zu verteilen. :see_no_evil: Wir haben meist schnell irgendwas hingepinselt und den Großteil der Zeit für Hausaufgaben oder Lernen (für andere Fächer) verwendet.

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Ich hatte auch einen Erdkundelehrer (den meine Mutter bereits in Erdkunde hatte) der hat auch nur sein Minimalprogramm abgespult. Das höchste der Gefühle war, wenn er sich dazu entschloss mal eine Stunde lang nur ne Art Erdkunde-Quiz mit uns zu machen.

Und was mir noch einfällt: Religions-Unterricht. Erstmal fand ich es dämlich, dass die Klasse getrennt wurde (katholisch/evangelisch). Und dann hatte man da so Späße wie Bibelzitate auswendig lernen. Da fasst man sich doch an den Kopf.
Positiv aber: Man hat auch was über andere Religionen gelernt was meiner Ansicht nach positiv ist für deren Verständnis. Aber mal ehrlich: Das hätte man auch in 3 Wochenstunden durch bekommen … -.-

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Stumpfes Auswendiglernen wird heutzutage tatsächlich nur zum niedrigsten Anforderungsniveau gezählt. Den Ablauf darstellen zu können, geht dann schon eher in das mittlere Anforderungsniveau.
Grob zusammengefasst hat der „moderne“ Geschichtsunterricht jedoch das Fällen von Urteilen zum Ziel. Als kognitiv schwerste Disziplin sind diese Kompetenzen dann auch im höchsten Anforderungsniveau festgeschrieben. Dabei ist zu unterscheiden, wie ich das Ereignis/ die Fragestellung / die These mit meinen eigenen Wertvorstellungen sehe, und wie es die Zeitgenossen wohl „damals“ getan haben könnten. Um das fundiert Tun zu können, benötige ich natürlich historisches Hintergrundwissen über das Ereignis. Dabei helfen gelernte Daten, Fakten und Infos natürlich.
Außerdem wird Wert darauf gelegt, an Beispielereignissen historisches Arbeiten zu üben, sprich neben Urteilen auch Quellenanalyse, Vergleiche, das Schreiben und Analysieren von Darstellungstexten usw.
Sorry, falls das klugscheißerisch rüberkommt :slight_smile:

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Grundsätzlich vorne weg: Aus den von Chris genannten Gründen ist eine Pauschalisierung der Kritik an der Schule und den Lehrern schwierig und unfair. Andererseits ist der Verweis auf die Pauschalisierungsproblematik halt auch eine Möglichkeit, sich gegen Kritik zu immunisieren. Ich denke, in manchen Punkten ist auch eine grundlegende Kritik sinnvoll ohne unfair zu werden.
Ich teile mit Gunnar die Irritation über einige Phänomene an dem System Schule. Erst mal zur Beständigkeit. Der prinzipiell vorhandene Fortschritt pädagogischer Methoden scheint auch nach meiner Beobachtung allenfalls unsystematisch an den Schulen anzukommen. Generationen von Lehramtsstudierenden wird an den Unis und Pädagogischen Hochschulen ein didaktisch-pädagogischer Werkzeugkasten vermittelt, der aus verschiedenen Gründen nur begrenzt zum Einsatz kommt. Gerade vor dem erwähnten Hintergrund, dass die Welt der Lehrmethoden in meiner Wahrnehmung eine relativ dynamische ist, Lehrpläne bspw. mit großer Freude reformiert und geändert werden usw., hat das System Schule in vielerlei Hinsicht eine erstaunliche Beharrungskraft (grobe Beispiele: Noten/Tests/Prüfungen, Klassensystem bzw. Klasseneinteilung, Ferienzeiten, Schulorganisation etc.)
Das zweite Phänomen ist das, was Gunnar als „Random“ beschrieben. Die Beobachtung, dass es selbst innerhalb einer Schule bisweilen offenbar nur wenig gemeinsame Standards in der Lehrerschaft zu geben scheint, sowohl was die pädagogischen Methoden als auch das Management einer Klasse angeht. Das mag in irgendeiner Art von Lehrfreiheit begründet sein. Und aus einer Sicht mit ganz viel Abstand mag man auch den „bunten Methodenstrauß“ begrüßen, der unter solchen Rahmenbedingungen bestenfalls entsteht. Für Eltern, die für Ihre Kinder ein stabiles und pädagogisch fruchtbares Lehr-/Lernsetting wünschen, ist das aber zu tiefst verunsichernd und führt fast zwangsläufig zu dem Eindruck bei den Eltern, dass die LehrerInnen quasi tun und lassen können, was sie wollen oder/und es Defizite bei deren professioneller Grundhaltung gibt. Das Mindeste, was man von der Schule dann verlangen kann, ist, gegenüber den Eltern Rechenschaft über diese „Methodenvielfalt“ abzulegen.
Dritte Beobachtung: Lehrer, die wegen ihres Beamtenstatus angeblich nicht sanktioniert werden könnten. Diese Beschwerde höre ich vor allem oft von meinen Lehrerfreundinnen und -freunden, die sich über KollegInnen beschweren und ganz eindeutig darunter leiden, dass nicht einmal die offene Arbeitsverweigerung in einer nationalen und globalen Krise keine arbeitsrechtlichen hat. Ich halte diese Nicht-Sanktionierbarkeit für einen Mythos, gerade bei Beamten. Ja, es mag schwierig sein, einen Beamten aus seinem Dienstverhältnis völlig zu entfernen. Dafür ist es umso leichter, einem Beamten eine Anweisung zu erteilen, die er befolgen muss. Wenn ich sehe, dass es aus Personalmangel problemlos möglich ist, eine verbeamtete Lehrerin oder einen verbeamteten Lehrer an eine andere Schule abzuordnen und ihm /ihr anstatt 20 Minuten täglichem Arbeitsweg 2 Stunden täglichen Arbeitsweg zuzumuten, dann ist es auch problemlos möglich, dieselben Leute dazu zu bringen, während einer Pandemie ihren Unterricht digital durchzuführen. Wenn die Schulleitung an eine Lehrerin oder einen Lehrer die direkte Anweisung erteilt, dass er die Unterrichtsmaterialien bei Moodle zur Verfügung zu stellen hat, dann wird das in der Regel auch passieren. Nach meinem Eindruck scheinen nicht die fehlenden Sanktionen das Problem zu sein, sondern die fehlenden Anweisungen. Ich vermute hier weniger dienstrechtliche, als vielmehr organisationspsychologische Gründe: Schulleitungen, die sich als primus inter pares verstehen, den Konflikt nicht nur scheuen, sondern gar nicht erst danach suchen.
Ich denke viele der Probleme, die in der Folge angesprochen wurden, gehen letztlich weder auf einzelne Lehrpersonen zurück, noch auf das System als Ganzes, sondern vielmehr auf unzureichend geleitete Schulen. Schulleitungen können klare Vorgaben machen, welche Standards sie einerseits im Umgang mit Schülern und Eltern erwarten und sollten dafür Sorge tragen, dass diese auch umgesetzt werden. Im Gegenzug muss eine gute Leitung auch klar die Grenzen der Zumutbarkeit und Belastbarkeit des Kollegiums gegenüber Schülern und Eltern benennen und verteidigen. Das muss man leben und beständig erneuern. Da reichen eine standardisierte Handreichung und/oder ein paar Motivationsfloskeln in der Jahresbesprechung nicht. Ich denke der Umstand, dass viele Lehrerinnen und Lehrer notgedrungen letztlich zu Einzelkämpfern werden, weil ihnen sowohl eine klare Erwartungshaltung an ihre Arbeit als auch das starke Backup der Schulleitung fehlen, produziert eine Menge Folgeprobleme die man vermeiden könnte, wenn die Schulleitungen ihre Aufgaben energischer wahrnehmen würden.

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In BW sind die Schulleitungen imho nur fachvorgesetzt, nicht disziplinarvorgesetzt. Das führt natürlich nicht zu einer integrierten Führung wie in einem Unternehmen, wo es mehrere Hierarchieebenen mit zumindest theoretischen Disziplinarrechten gibt.

Dass man da als Schulleiter(in) vorsichtig auftritt, ist ganz verständlich.

Außerdem ist das auch eine psychologische Frage, eine grundsätzliche Beißhemmung gibt es in der freien Wirtschaft auch überall - der Hausmeister wird im Zweifel gefeuert, unter den Akademikern in den Etagen darüber geht man behutsam miteinander um. Wenn eine große Selbstähnlichkeit mit den zu sanktionieren Kolleg(inn)en besteht, sei es durch das Geschlecht, das Alter, das Spezialgebiet oder durch ähnliche Ansichten, dann tun sich viele Führungskräfte schwer damit, zu fordern geschweige denn Maßnahmen anzudrohen.

Bei Lehrern liegt das natürlich auch daran, wie mir mal ein Rektor sagte, dass die Nachbesetzung so schwierig ist (und ewig dauern kann) - und dass jeder schon Fälle erlebt hat, wo Kolleg(inn)en, auf die man Druck ausübt, dann halt mal ein halbes Jahr krank sind und das war’s dann mit dem Unterricht in dem Fach.

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Es geht auch darum, dass man die ja irgendwo hinbeordern muss und die potenziellen neuen Arbeitsorte für solche Kandidaten sind jetzt nicht unbedingt begeistert davon als „Müllhalde“ für delinquente und renitente Beamte zu dienen.

Das halte ich für einen Trugschluss - das sind fundamental unterschiedliche Dinge. Das erste kommt von ganz oben, aus dem Regierungspräsidium, das ist halt Gottes Wort und nach dem Beamtenrecht statthaft. Kann man schon anfechten, aber die höheren Stellen sind da im Zweifel emotionslos. Das zweite muss der/die Fachvorgesetzte vor Ort direkt aushandeln, das geht oft schief, aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Mein Gymnasium war so eine Abstellkammer für Problembeamte (Kleinstadt im Zonenrandgebiet) und damit bürdet man halt ganzen Schülergenerationen ein ganzes Soziotop an Inkompetenz und Dysfunktion auf.

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Das ist imho die entscheidende Frage hinter meinem ganzen Ärger:

Sind die Fähigkeiten, das Wissen und die Methoden, die die Kinder in den Jahren erwerben, dem gigantischen Aufwand in Lebenszeit bei den Schülern und dem massiven Einsatz von Infrastruktur/Geldmitteln bei den Schulen angemessen? Ist das überhaupt eine berechtigte Frage, bemüht sich das System, Lebenszeit nicht zu verschwenden bzw sinnvoll zu füllen? Oder steht die Verwahrung der Schüler im Vordergrund und die genaue Nutzung der Zeit ist irrelevant, die Schüler können ja eh nicht weg?

Und wenn die Resultate dem Aufwand angemessen sind, wie sehr sind die erzielten Resultate einer ausgefeilten Didaktik, einer tragfähigen Struktur und sinnvollen Plänen geschuldet und wieviel davon ist Zufall und bestimmt durch Outlier beim Lehrpersonal, durch Mitschüler, Eltern, Medien und private Interessen?

Und in welchem Verhältnis stehen die erzielten Resultate in der Bewertung zu dem angerichteten psychologischen Schaden durch schulspezifische Probleme, etwa Lehrerwillkür, Mitschülerbullying, Konformitätsdruck, Elternehrgeiz et cetera.

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Gute Frage, so habe ich das noch gar nie betrachtet.

Zwei meiner Bekannten haben aber aus Abneigung gegenüber dem Schulsystem ihre Kinder im Heimunterricht geschult – der eine nur für die Volksschulzeit (und als Verein mit anderen Eltern zusammen, sodass dann doch wieder eine „Klasse“ aus neun Schülerinnen und Schülern entstand), der andere alle drei seiner Kinder bis zum Ende der Pflichtschulzeit, also neun Jahre lang.

Das muss man aber auch erst einmal schaffen – finanziell, zeitmäßig und vom eigenen Bildungshintergrund her.

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Corona hat gezeigt dass die Verwahrung der Schüler im Vordergrund steht.

Die Argumente für die Wiedereröffnung der Schulen und Kindergärten waren ja unter anderem auch dass ansonsten die Eltern als Arbeitskräfte ausfallen weil sie sich um die Kinder kümmern müssen.

Deshalb gab es ja auch z.B. Ausnahmeregelungen für Schule und Kinderbetreuung für Pflegepersonal, Ärzte und Menschen in „Systemrelevanten“ Berufen selbst zu der Zeit wo alle Schulen und Betreuungseinrichtungen geschlossen waren

Ich habe keine Kinder, aber rückblickend sehe ich in meiner Schulzeit so viel Zeug das unnütz war.
Ein Teil davon ist sicher individuell verhandelbar. Bei Latein hieß es ja z.b. immer, dass das total hilfreich ist wenn man was im Bereich Medizin macht. Habe ich nie und Latein habe ich gehasst. Generationen von Ärzten mögen das anders sehen.
Da ich auch nie studiert habe, weiß ich auch nicht was man konkret fürs Studium aus der Schulzeit wirklich braucht. Aber ich behaupte mal, dass man 3 Jahre nachdem der Stoff dran war (wenn man es nicht dauernd nutzt) halt auch nur ein grobes Grundverständnis noch hat =P
Heutzutage hat man zudem ja auch noch den Vorteil Internet, so nach dem Motto ich muss es nicht wissen ich muss wissen wo ich es finde. Als ich in der Schule hatten wir zu Hause 2 Lexika und laut dem einen war Eisenhower der aktuelle Präsident der USA. Alternative waren dann halt Schulbücher und Bibliothek.

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Umso schlimmer, dass das ein Mythos ist. Selbstverständlich hilft Latein im Medizinstudium kaum, da geht es ja bloß ums Auswendiglernen von Namen – meine Frau hat ihr kleines Latinum im Nachhinein bereut. Aber für sprachliche Studiengänge an konservativen Unis wird das noch manchmal vorausgesetzt.

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Latein ist so ein Ding was ich rückblickend nicht verstehe.

Das Argument mit dem Medizinstudium ist ja Blödsinn denn der überwiegende Teil des Jargons in der Medizin stammt aus dem Altgriechischem.

Außerdem gibt es an den Unis tatsächlich Kurse für Latein und Griechisch die gezielt die Kenntnisse liefern die man für Medizin braucht.

Man braucht ja keine Grammatik. Man spricht die Sprache ja nicht und liest auch keine griechischen oder Lateinischen Texte.

Es geht ja wirklich nur um Jargon

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Ich hatte immer den Eindruck, das wird halt wider besseres Wissen behauptet, um dem Fach einen Hauch von Relevanz zu verleihen.

Dabei hat es den auch so – imho ist das eine Art costly signal von Familien aus dem gehobenen Bürgertum. Die eine Schule mit Latein als erster Fremdsprache hier am Ort hat sich auf diese Art als Einflugschneise für rich kids positioniert. Mir war der Gedanke so unvorstellbar, meiner Tochter Latein zuzumuten und ich wollte auch das uh Klientel vermeiden, dass ich das entsprechende Gymnasium direkt ausgeschlossen haben und lieber das mit dem bilingualen Profil gewählt habe. Aber das war ja offenbar ein Fehler.

Viel der heutigen Schule ist nach wie vor geprägt von Humboldtschen Bildungsidealen und konzipiert von Philologen die eine klassische Bildungstradition aus dem 19. Jahrhundert verinnerlicht haben, insbesondere wenn es um weiterführende Schulen geht.

Das waren halt früher alles Römer- und Griechen Fanboys und man wollte dem ganzen halt schon früh den gleichen Anstrich verleihen.

Bei mir war es einfach so, dass meine Mutter auch Latein hatte (und später im Labor gearbeitet), da ging es nicht mal um weiterführende Gedanken. Offenbar fand sie es nicht so schlimm wie ich, muss sie mal interviewen was da genau der Gedankengang war :smiley:

Französisch war dann solala bei mir und englisch war ich dann durchaus gut - eben auch weil es mich interessiert hat. Konnte man prima für englische Computerspiele verwenden :smiley: Und später mit Verbreitung des Internets war Englisch eh quasi das Tor zur Welt.

Und später habe ich dann festgestellt, dass englische Serien schauen ein tolles Lerninstrument sind. Und das ohne sich anstrengen zu müssen.
Hilft nur leider dann nicht so viel beim schreiben und sprechen :smiley:
Ich beneide da ein wenig die Länder wie Schweden die ohnehin viel englischen Kram im TV hatten.

Ich hatte sechs Jahre Latein. Es ist ganz nett, wenn man lateinische Inschriften auf irgendwelchen Gebäuden übersetzen kann, aber ansonsten kommt es in meinem Alltag kaum vor.

Auch heute noch ist es aber Voraussetzung für die Studienrichtungen Medizin und Jus (Jura), in Latein maturiert/abituriert zu haben. Hat man das nicht, muss man eine Zusatzprüfung ablegen.

Was ich an Latein geschätzt habe, war der Einblick in die vielen antiken Texte, die wir übersetzt haben. Sozusagen ein erweiterter Geschichteunterricht mit Fokus aufs alte Rom (und teilweise Griechenland). Dafür hätte man natürlich die Texte auch in einer Übersetzung lesen können.

Sehr geholfen hat es auch beim Lernen der romanischen Sprachen. Wenn man Latein kann, kommt man sehr leicht in Italienisch und Spanisch rein bzw. kann auch ohne anderweitige Kenntnisse zumindest Infotafeln unter Verkehrszeichen etc. entschlüsseln. :slightly_smiling_face:

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