DDR-Computer (SFT 14)

Propaganda muss keine falschen Informationen enthalten.
Propaganda machen natürlich immer nur die anderen. Heute wird genauso Propaganda betrieben.
Das machen alle Systeme.

Man sollte nicht so tun, dass wir ideologiefrei wären.

Ihr habt erwähnt, dass in der DDR bestimmte Themen Tabu gewesen sind.
Das war im Westen und ist in Deutschland doch genauso. Man bekommt Probleme, wenn man zu viel Gewalt in Spielen zeigt, oder verfassungsfeindliche Symbole zeigt. Das ist eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, aufgrund der Staatsideologie.
Belehrt mich nicht wegen der Gründe. Die sind mir bekannt und ich nenne hier nur einen Fakt ohne ihn zu bewerten.
Es ist also mitnichten so wie Christian behauptet, dass die DDR Dinge verboten hat, weil sie eine Diktator war. Sie hat es eher verboten, wegen ihrer kommunistischen Ideologie. Das ist ein Unterschied.
Eine demokratisch organisierte Herrschaft kann genauso gut oder schlecht Dinge verbieten.

Ist das dann nicht totalitär? :stuck_out_tongue_winking_eye:

Wie gesagt… Nicht nur die anderen betreiben Propaganda. Eventuell man über diese Dinge in einigen Jahrzehnten sehr kritisch richten.

Ach und noch ein Beispiel für Propaganda. Ihr nennt am Anfang den Warschauer Pakt. Das ist natürlich auch westliches Framing. Dieses Bündnis nannte sich selber die Warschauer Vertragsstaaten. Aber da einen Pakt nur der Teufel schließt, wurde das im Westen so bezeichnet. Wir könnten auch die Nato als Transatlantikpakt bezeichnen.

Vielen Dank für den Einblick! Als Wessi hat man sowas nie so recht auf dem Schirm.

Ich frage mich nur ob Christians These(oder war es Henner?) wirklich stimmt, das eine Planwirtschaftssimulation sich anders spielen würde als eine Marktwirtschaftssimulation.

Weil die Marktwirtschaftssimulationen die ich kenne haben mir immer so Planwirtschafts Vibes gegeben. ^⁠_⁠^ Marktwirtschaftssimulationen wie zB Jowoods „Industriegigant“ waren immer so ein „ökonomisches uncanny valley“ wo man halt versucht den Bedarf zu erfüllen.

Meine Eltern haben bis zur Wende im Büromaschinenwerk Sömmerda gearbeitet. Im Jahr 1990 brachte mein Vater unseren ersten Computer mit nach Hause. Es war ein Soemtron PC 286 mit 1 MB Ram, 16 Mhz und 40 MB Festplatte.

So sah er aus:

Unser erstes Computerspiel war „Prince of Persia“.

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Prachtvolles Gerät! Steckt da ein sowjetischer 286-Nachbau drin oder schon (da Baujahr 1990) ein importierter Intel-Prozessor? Die Seite des Museums führt unter „Technik“ nur „Kunststoff, Glas, Metall“ auf, was die un-nerdigste Beschreibung eines Computers ist, die man sich vorstellen kann :smiley:

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Der DDR Arkade Automat Poly-Play wurde in der Folge kurz-möglichst abgehandelt. Kommt dazu noch eine Folge (SFT Bits oder sogar Hauptfolge)? (Sehe gerade dass es die spielbare Browser Version zum Poly-Play nicht mehr gibt, schade)

Da hier noch nicht die in der Folge genannte KC85 Emulatoren Webseite verlinkt wurde:

Ich bin erstaunt, dass man in der DDR Mikroprozessoren herstellen konnte. Wohl mit Mangelware, zu teuer und Bau abgekupfert aus der USA, aber immerhin. U880:

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Es muss wohl ein Intel-Mikroprozessor gewesen sein, wenn ich das richtig verstanden habe, steht gleich im ersten Absatz. Hier wird zwar der Vorgänger beschrieben, darunter ist aber auch ein Bild vom Nachfolger:

Der Rechner war wirklich gut und hatte viele Jahre seinen Dienst geleistet. Mein Vater hatte für meine Tante auch einen besorgt, zumindest der zugehörige Monitor stand noch bis vor einigen Jahren bei ihr auf dem Dachboden.

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Keine eigene Folge, aber wir werden das Gerät in der Bonusfolge noch mal würdigen.

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Klar geworden ist mir hier vor allem, dass die DDR-Computer ebenso rückständig waren wie die DDR es als Staat war. Das wundert mich aber auch nicht und es muss auch den ostdeutschen Usern sehr bald klar geworden sein. Ich kann an den beschriebenen DDR-Computern überhaupt nichts Interessantes finden und wüsste auch nicht, was man an diesen Nachbauten respektieren sollte. In einem Fall ist es den Nachahmern halt gelungen, das Chip-Layout einer bekannten CPU zu sezieren und daraus dann einen Computer zu entwickeln. Aber einen Computer in dem die CPU abgekupfert ist, kann man kaum als Eigenentwicklung bezeichnen. Man sollte die staatlich geförderte Industrie-Spionage des Ostblocks auch nicht mit dem technologischen Austausch unter westlichen Chip-Entwicklern gleichsetzen. Natürlich gab es auch im Westen CPU-Nachbauten, aber nicht ohne dass dafür hohe Lizenzgebühren gezahlt wurden.

Leute, die in so einer Planwirtschaft aufgewachsen sind, kann ich nur bedauern. Es gab in der DDR durchaus Privatleute, die solche DDR-Computer hatten. Das waren dann aber meist die Söhne und Töchter der SED-Bonzen. Es ist auch völlig unbegreiflich, dass dieses rückständige Land ausgerechnet auf dem Halbleiter-Markt mit dem Westen konkurrieren wollte. Das war wahrscheinlich die größte strategische Fehlentscheidung der DDR-Führung überhaupt. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell, denn Kaum etwas steht stärker im Widerspruch zur sozialistischen Ideologie als der Homecomputer, als Repräsentant der Individualisierung. Die paradoxe Situation, den Kapitalismus des Westens zu bekämpfen und zugleich seine Produkte zu kopieren und ihn in dieser Hinsicht als Vorbild zu nehmen, ist wohl in kaum einem anderen Bereich deutlicher geworden. Es ist bestimmt kein Zufall, dass sich der Zusammenbruch des sozialistischen Systems gerade im Zeitalter der Computerisierung ereignete. Sie war dafür vermutlich die entscheidende Voraussetzung.

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Liest sich wie bait. :hook:

Aber ich sage nur: „Systemrivale“ China existiert und beweist uns allen fast täglich das Gegenteil. Und wieviele kaufen hier gerne „Nachbauten“ von Technik auf Aliexpress und Co.?

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Naja, China ist auch keine Planwirtschaft. Und der Aufstieg Chinas kam nur dadurch zu Stande, dass ausländische Unternehmen & reiche Leute massiv in das Land investiert haben, weil man davon ausging das China sich öffnen wolle (aber dann kam Xi Jinping). Es gibt gute Gründe die DDR zu kritisieren, aber eins kann man ihr nicht nehmen: Sie war wirklich sozialistisch - im Gegensatz zu China (China ist Turbokapitalismus mit massiver Ungleichheit in der Bevölkerung).

Es ist bestimmt kein Zufall, dass sich der Zusammenbruch des sozialistischen Systems gerade im Zeitalter der Computerisierung ereignete.

Ersetze Computerisierung mit enormen technologischen Fortschritt und ich gehe vollkommen mit. Planwirtschaft wird leicht technologisch abgehängt. Die DDR hat ausländische Währungen gebraucht und hat deswegen Produkte ins Ausland verkauft, deren Produktionskosten weit über den Verkaufserlösen lagen.

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Damals aber schon. Ist ja erst seit 1993 gewechselt und sollte nur aufzeigen das es die Reds (und sei es nur rot auf dem Papier) durchaus schaffen konnten in der Welt eine Rolle zu spielen. Vom Stigma „made in China“ sind wir jetzt bei akzeptierten chinesischen Handies gelandet die du in jedem Saturn/Mediamarkt bekommst.

Insofern finde ich hier getroffene Aussagen großspurig und arrogant. Da die DDR schon erkannt hat wo die Reise hingeht,diese auch angetreten ist und das alles nur mit Spucke, Bastelkleber und Holz bewerkstelligt hat. Natürlich war das Endergebnis Murks wenn man nur auf die Technik schaut - aber das man überhaupt über ein Ergebnis sprechen kann ist eine Leistung in sich - und wer weiß was daraus hätte im weiteren Verlauf erwachsen können, fähige Leute waren ja offensichtlich vorhanden. Ebenso die Akzeptanz von Computern und Informatik die in der Folge thematisiert wird - während in der BRD das Internet heute noch „Neuland“ ist (ich habe täglich mit solchen Menschen zu tun).

Und wie gesagt, finde es auch Quatsch Nachbauten zu kritisieren - gerade im Retrobereich heute - irgendwo zwischen Repros, Flashcarts und Lösungen um optical drives gegen SD-Kartenslots zu tauschen greift man schon aus Kostengründen auch gerne mal zur alternativen oder überhaupt verfügbaren Nachbau-Lösung.

Also einfach mal gönnen das die doofen Ossis aus Dreck was zusammengestöpselt haben. Am Ende konnte man drauf zocken (ganz viele Exclusives!!!1!) und das sollte doch reichen.

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Ich finde auch, man sollte die Kreativität und das Talent, aus den gegebenen Optionen etwas zu machen, durchaus anerkennen. Politische Dinge dabei komplett außen vor gelassen. Und ob, auch oder vor allem heute noch, der Terror-High-Tech-Konsum was positives ist, sei auch mal dahingestellt.

Klar, aus heutiger Sicht ist es krude Technik. Jedoch locken „westliche“ Geräte aus der Zeit heute auch keinen mehr hinterm Ofen hervor, wenn man nicht irgendeinen schrägen Fetisch oder Kindheitserinnerungen hat.

€: Komisch finde ich jedoch die Entscheidung über diese „Tastatur“, wo doch offensichtlich die händische Eingabe die wichtigste Schnittstelle war und es ja durchaus schon richtige Tastaturen gab.

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Es gab auch im Westen nicht allzu viele (Heim-)Computerhersteller, die ihre eigenen CPUs entwickelt hätten - Atari, Amstrad, Apple, Sinclair, IBM beim PC, die allermeisten haben fertige Prozessoren eingekauft und in ihren Rechnern eingesetzt. Auch Commodore hat keinen eigenen Chip entwickelt, sondern den Entwickler MOS übernommen, im Amiga steckte später ein Motorola-Chip.

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China war bis 1993 offiziell eine Planwirtschaft und die chinesische Wirtschaft hat auch heute noch Elemente einer Zentralwirtschaft mit einem Maß an Staatskontrolle, das weit jenseits von dem in Europa liegt. Man denke nur an die zentrale Rolle der staatlichen Banken, an die vielen Staatsunternehmen, die ganze Wirtschaftszweige dominieren. Sicher kein „Systemrivale“, aber „Turbokapitalismus“ sieht anders aus.

Für Chinas Aufstieg gibt es viele Gründe, das allein auf ausländische Investments zurückzuführen, greift imho zu kurz. Klar stieg in den 90ern das ausländische Investment an (das seinen Zenit erst unter Xi erreichte), das aber auch heute noch stärkerer Regulierung unterliegt als in westlichen Staaten, aber der Aufschwung kam doch eher wegen der Umstellung des Wirtschaftssystems, der rigorosen Ausbeutung von Rohstoffen, der Öffnung für den Weltmarkt und den Investitionen in die Bildung.

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Volle Zustimmung bis auf den vermutlich bewusst polemisch formulierten letzten Absatz :stuck_out_tongue_winking_eye:

Man sollte auch bedenken, das auch westliche Firmen wie zum Beispiel AMD auch als wenig mehr als Copycats angefangen haben. Und darüber haben sie sich know how aufgebaut. Natürlich auch im Rahmen des Technologie Austauschs mit intel.

Ich denke bei der Isoliertheit die die DDR hatte (keine Unterstützung diesseits des eisernen Vorhangs, Technologie Embargos jenseits), wäre das Aufholen zum Weltmarkt schier unmöglich gewesen. Dennoch denke ich das sie durchaus zu Achtungserfolgen in der Lage gewesen wären - wenn man die KC Modelle selbst noch nicht als solchen sehen möchte.

Aber nochmal als Erinnerung an diejenigen die hier nur Schrott sehen: es sind und bleiben die einzigen Computer, die aus deutscher Entwicklung und Produktion stammen.

Oh, aber wir sollten Zuse, Nixdorf und Siemens nicht ganz vergessen, auch wenn die auf dem Heimcomputermarkt keine Rolle spielten :slight_smile:

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Stimmt, da hab ich Quatsch erzählt. Diese Industriecomputer sind doch aber eh egal, weil man damit nicht spielen kann :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Aber mal Spaß beiseite, der Zuse Z1 und Nachfolger wäre auch mal ein gutes Thema auch wenn es dafür vermutlich keine Spiele gab. Oder du überrascht uns mit einem donkey.bas Port komplett in Assembler :face_with_hand_over_mouth:

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:wink: Das mit dem Gönnen meinte ich durchaus ernst. Der Rest war natürlich absichtlich überspitzt. Ich kann aber auch sagen das ich im Anschluß an die Folge zwei Abende auf „Digger“ im KC-Emu hängen geblieben bin. Hatten wir damals dann zwar auch in einer aufgebohrten PC-Fassung (Nostalgie ist also vorhanden), aber so in der reduzierten, originalen Fassung hat das auch toll funktioniert und richtig Spaß gemacht. Auch das Bennion Geppy ist tatsächlich cool und imo technisch durchaus beeindruckend.

Was Copycats angeht, gerade die ganze Spieleszene auf Computer ist fast durchgängig zusammengesetzt aus Copycats - welche Bude hat denn nicht mit irgendwelchen Arcade-Nachbauten auf Heimgeräten angefangen und war auch ähnlich schmerzbefreit was copyrights angeht?

Selbst Leute die heute für ganz andere Werke bekannt sind (Jordan Mechner) haben mit Kram wie Asteroids und Co. angefangen. Macht auch Sinn so - denn IMO gibt es für das Erlangen von Verständnis und Skill nichts besseres als Bestehendes umzusetzen oder nachzuahmen mit den Mitteln die man hat. Aber das ist ein anderes Thema.

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Das geeeeeht doch gar nicht!

Mit Copycats beginnt meist der Aufstieg. Made in Germany ist das beste Beispiel, weil es die Briten vor deutschen Copycats „schützen“ sollte. Lernen durch Nachahmen ist das simpelste Lernprinzip, macht jedes Kleinkind. Nur dass die DDR nie die Möglichkeit hatte, es weiterzuentwickeln.

Was man zusätzlich berücksichtigen sollte: Es besteht auch immer noch ein großer Unterschied zwischen „eine Vorlage haben“ und „eine Vorlage verstehen“. Elektrotechnik ist nun auch nicht gerade die unterste Technikstufe. Nicht nur, dass es schwierig gewesen sein muss, überhaupt an Vorlagen zu kommen, man konnte vermutlich auch nicht so einfach mal jemanden fragen, wofür dies steht und wie jenes gedacht war. Es war demnach trotzdem in vielen Punkten ein Trial-&-Error-Spiel, für das eine entsprechende Expertise benötigt wird. Die war recht offensichtlich in der DDR vorhanden.

Mag auch sein, dass es anderswo schon fortschrittlichere Dinge gab, aber Du steigst bei der Stromgewinnung normalerweise auch nicht sofort mit einem Atomkraftwerk ein. Es wäre natürlich interessant zu sehen gewesen, zu welchen Leistungen die Ingenieure mit mehr Ressourcen noch fähig gewesen wären. Und zur Wahrheit gehört, dass die Wertschätzung und Unterstützung für diese Technik in der DDR deutlich höher gewesen zu scheint, als in der Bildungsrepublik nebenan.

So gesehen finde auch ich die Leistung bemerkenswert, wie unter den widrigen Bedingungen Dinge versucht wurden und ihnen im Rahmen ihrer Möglichkeit auch gelungen sind. Da waren gute Leute am Werk und mit entsprechender Unterstützung hätte die noch mehr gekonnt. Hat in Westdeutschland nach der Wende aber offensichtlich niemanden interessiert. Heute zahlen wir Milliardensubventionen, damit amerikanische und taiwanesische Unternehmen sich dort ansiedeln, wo Robotron und Mikroelektronik schon damals waren. In Zeiten, in denen Autarkie und Systemkonkurrenzen wieder verstärkt eine Rolle spielen, rückblickend vielleicht auch nicht die beste Variante. :wink:

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