Der Amiga (SFT 19.2)

Meine anekdotische Erfahrung sagt auch was anderes. In unserer Stadt (normales Mittelzentrum, 50.000 Einwohner) hatte ich Anspielstation für Konsolen in den beiden großen Warenkaufhäusern, in den großen Supermärkten und in den Spielwarenläden. Ich hab die ersten Spielerfahrungen auf einem C64 gemacht, hab dann aber erstmal überwiegend SNES und Mega Drive gehabt und bin erst danach auf den PC gewechselt, hatte aber auch zusammen mit meinem Bruder PlayStation 1 und 2.

Was imho viel relevanter als die Plattform war, rsn8887 hat es angedeutet, waren die bevorzugten Genres. Wer auf Ego-Shooter oder Strategie stand, der war zwangsläufig auf dem PC unterwegs, weil C&C oder Warcraft 2 auf der PlayStation – mit Verlaub – eine Krücke war. Bundesliga-Manager, Anstoss, Siedler, Anno und dann die großen westlichen Rollenspiele waren halt auch alles PC-Titel, da hatte man also gar keine Auswahl.

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Da könnte was dran sein, bei uns war das eher der ländliche Bereich (allerdings auch nähe Hannover), es gab zwar einige größere Warenhäuser wie RATIO und EXPERT, aber ich kann mich auch nicht wirklich daran erinnern, dass dort zu Zeiten des Amiga schon Konsolen von Sega oder Nintendo ausgestellt wurden. Mag aber auch damit zusammenhängen, dass man als Jugendlicher eher selten in der Spielzeugabteilung unterwegs war sondern direkt den siebten Hardware-Himmel angesteuert hat. :sweat_smile:

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So ging es uns auch. In meinem Wortschatz waren das damals ohnehin alles „Computerspiele“ - ob nun LCD-Handheld, NES oder C64, solange es ein interaktives Display gab, waren uns solche technischen Feinheiten egal. Auch über Genres dachte ich nicht nach, ich spielte einfach alles, worauf ich Zugriff hatte. Erst später erkannte ich technische Unterschiede und merkte: Herrje, Sim City sieht auf dem C64 des Nachbarn viel schlechter aus als auf meinem ST, auf dem aber wiederum Speedball 2 schlechter klingt als auf dem Amiga.

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Und ich dachte immer die Heimcomputer-Fraktion wusste wenigstens ein zünftiges Shmup oder Run and Gun zu schätzen, zumindest beim Amiga empfand ich die Kluft zwischen PC und Konsole im Spieleangebot noch nicht so groß wie in der zweiten Hälfte der 90er mit den von dir genannten Titeln.

Aber vermutlich regional ein unterschiedlicher Geschmack, auch hier scheint sich England von Deutschland ganz gut unterschieden zu haben. In der Diskettenbox des Amigas zu dem ich Zugang hatte gab es quasi nur UK-Titel von der arcadigen / actionorientierten Sorte, also Bitmap Brothers, Team 17 und Gremlin rauf und runter.

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Also, bei uns war das jedenfalls nicht so. Wir waren Opportunisten durch und durch! Hauptsache zocken :deaf_man:
1989 bis 1993: Zwei Brüder gegenüber hatten dank Papi immer einen PC, ging bei 286er Laptop und Textadventures los, bis hin zum 486er DX2 und Jump&Runs bis hin zu Rebel Assault.
Parallel hatte nebenan einer ein NES, ein Haus weiter ein Mega Drive (das noch zum MegaCD hochgerüstet wurde).
Mein Bruder hatte zeitgleich den Amiga 500, später einen 486 DX4, und gefühlt JEDER hatte einen Gameboy.

All das wurde dann rasch durch SNES ersetzt, da waren plötzlich alle drauf, dieses wiederum ab 1995/1996 durch den PC wieder abgelöst. Natürlich inkl. permanentem Hochrüsten und Grafikkartengebattle.

Dazwischen hielten natürlich auch PS1, Saturn und ein paar seltsame Experimente Einzug (jemand hatte sich das sündteure 3DO besorgt, also das, wo es nur eine Handvoll Spiele für gab …)

Aber WAS es gab, war Konkurrenz zwischen den Konsolen :grinning_face_with_smiling_eyes: Nintendo vs. Sega war schon spürbar und … peinlich heute … ich erinnere mich noch, dass ich abfällige Aussagen über Sony getroffen habe:
„Playstation? Äh! Die haben doch eh keine Ahnung von Konsolen! Das wird nix! Sega ist ganz in Ordnung, und Nintendo rules!!“

Und später:
"3D … okay … sieht aber matschig aus, und auf dem PC meines Bruders immer noch besser. Aber auf meinem SNES, da ist die Pixelgrafik ja immer noch am schönsten! "

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Schon alles seltsam … ich war früher samstags regelmäßig im Einkaufszentrum, der Hertie (später Karstadt) hatte in einer Rotunde die Konsolen hinter Plexiglas zum Spielen aufgebaut. Dahinter Regale voll mit Nintendo und Sega. Weiter hinten auch Regale voll mit PC, wenig Amiga, aber kaum Hardware.

Aber um mal zum Amiga zurückzukommen: bei uns (Raum Frankfurt) doch eher nischig! Nur mein Bruder und 1 aus meiner Klasse hatten einen. Dafür hatten wir aber eine Menge Spaß damit und wussten ihn sehr zu schätzen. Anders als auf dem PC haben wir aber, mangels Community, beileibe nicht alles aus dem Ding rausgeholt, was gegangen wäre. Wir haben halt echt nur gezockt und kopiert :melting_face:

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Ja gut, ich denke es kommt auch auf den Zeitpunkt an, zu welchem jeder so seine Eindrücke gesammelt hat. Ende der 80er war der Amiga noch voll im Rennen, und entsprechend waren wohl auch die Warenhäuser bestückt, da waren Konsolen (wohl) noch die Nische, und „High-End“ PCs wie der 486er noch recht teuer. Anfang der 90er Jahre sah das schon ganz anders aus, erst das Mega Drive, dann das SNES und letztendlich die Playstation. Spätestens Mitte der 90er gabs die Amiga-Titel höchstens noch auf dem Grabbeltisch, wie schon angedeutet worden ist.

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Ganz wichtig, vorab, das war damals so. Heute finde ich in allen Systemen was, das mir gefällt.

Also der Sprung vom C64 auf Amiga 500 war schon gewaltig. Vollkommen herzlos wurde der Brotkasten zur Seite gelegt. Bei meinen Großeltern auf dem Dorf (Bladersbach bei Waldbröl) gab es einen Schreinersjungen, Dietmar, der besaß nicht nur einen Amiga, sondern ne PC Engine, auch noch seinen C64 und diverse Hifitechnik (damit hat er mich dann angesteckt).

Wir haben, wenn ich dort war, gerne oben in seinem Dachzimmer auf dem Amiga gezockt und unsere Spiele getauscht (kopiert). Irgendwann hat er mir dann Bonk & Co (Amiga = BC Kid) darauf gezeigt. War ein schönes Gerät. Hauptsächlich war Dietmar eine gute Quelle für Demos. Dietmar war etwas älter als ich und ist dann so 2002 plötzlich gestorben. Das war son WarGames (Mathew Broderick) Typ. Eine Art großer cooler Bruder. Das ist auch jemand, den ich immer mit meinem Amiga verbinde.

Also die PC Engine kenne ich. Nix dagegen.

Habe mir aber heute mal einige gute Amigaklassiker in ihrer Mega Drive Version angeschaut. Ich hatte früher keine Berührungspunkte mit dem Mega Drive. Er ist augenscheinlich wirklich nicht schlecht. Aber sorry, der Sound ist defintiv schlechter als auf dem Amiga und zwar bei jedem Spiel, das ich mir angesehen habe. Auch die gewählten Farbschemas muss man mögen, Geschmackssache.

Mit Klassenkamerad Thorsten bin ich früher gerne zu Hertie in Wuppertal. Dort gab es diese Ecke mit Konsolen. Da standen die jüngeren Kids stundenlang Schlange um NES zu spielen. Mein damaliges ich hat diese Spiele und auch die Konsolen dann doch mit einem abwertenden Auge betrachtet und das war auch bei meinen Amigafreunden in Wuppertal (Dietmar war da offener) so. Das waren dann Geräte für Leute, die sich keinen HC leisten können. Hätte mich auch nie dafür angestellt, weil ein Amiga zuhause. Heute kann ich einige Spiele (Adventure Island 2+3 z.B.) auch optisch wertschätzen und das war natürlich etwas überheblich von mir, damals. Auch dem PC gegenüber war das so. Bei Martin stand ein PC mit Bernsteinmonitor und ohne Soundkarte. Lemmings auf Bernstein mit Piepstönen, eine einmalige Erfahrung. Erst als ich das erste Mal bei Arndt Monkey Island in der VGA-Version mit Soundkarte gesehen habe, gab es den ersten Stich ins Amigaherz. Allerdings waren wir uns beide einig, dass der Sound auf dem Amiga besser klingt. Bei Monkey Island 2 lag es daran, dass die Macher vieles streichen mussten, um das Spiel möglichst hübsch auf die unverschämten 11 Disketten zu packen. Und da gab es diese T-Bird-Werbung. Dieser für damals wunderschöne (Heute hässliche) schwarze gesprenkelte Computer im Bundle mit Monkey Island 2 war mein unerreichbarer Traum. Muss dazu sagen, dass ich ab 91 zum Adventuregamer und Strategiespieler wurde. Was Ballerspiele und Sound anging war der Amiga für mich weiterhin das Gerät. Und Indy 4 sowie Sherlock Holmes, später DOTT, waren einfach der Todestoß für meine Amigaliebe. Adventures sahen am PC einfach geiler aus. Also 92 bin ich gefühlt ausgestiegen.

Der Amiga hatte seine Chance und hat sie nicht genutzt. Hätte mir auch Apple als Investor vorstellen können. Vielleicht würden die Avids heute mit Amigas betrieben. Er wurde eine ganze Weile, genau wie der ST, von Techno-Djs mitverwendet. Dietmar hatte z.B. auch so eine Art Steckmodul, mit welchem man Techno auf dem Amiga machen konnte.

Der Gameboy war so der Weg zur Konsolenwelt für mich. Der obige Thorsten hatte nen Game Gear. Dafür fand ich Konsolen schon ok. Dass große Konsolen auch tolle Spielgeräte sein können, kam mir erst mit der PS2 in den Sinn.

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Das ist ein guter Hinweis, denn in der Erinnerung verschwimmt die Zeit zwischen 1987 bis 1993 gerne mal zu einem einzigen Klumpen. In der Zeit ist aber verdammt viel passiert. Und jenachdem ob mann schon 87/88 eingestiegen ist oder erst Anfang der 1990er sah die Welt halt doch anders aus.

War relativ häufig in der Quelle in der Fürther Straße in Nürnberg, vielleicht lief man ja sogar zufällig mal @Chris über den Weg, und natürlich Vollsortimentern wie „Meister“ in Nürnberg/Fürth. Und da hat sich die Auslage schon von Jahr zu Jahr verändert.

Dass man Amiga eher bei den Arbeitscomputern gefunden hat und Nintendo/Sega im Spielzeugbereich kann ich so - meiner Erinnerung nach - voll und ganz bestätigen.
Commodore hat es halt aus einer Mischung von falschen unternehmerischen Entscheidungen und Geldsorgen in wichtigen Momenten halt einfach nicht geschafft, das Momentum und die Vorschusslorbeeren zum Start vom Amiga und dann nochmal Ende der 1980er mitzunehmen und auszubauen.

Wer mal einen Amiga hatte, mag und vermisst ihn bis heute. Hab mir vorhin einen Amiga Fever Aufkleber (Replica) auf eBay gekauft :sweat_smile:

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Haha, ja … genial, den Amiga Fever Aufkleber hatte ich vor geraumer Zeit mal bei irgendner Retro-Bestellung beiliegen, keine Ahnung, vielleicht beim Amiga Germany Fanzine oder bei der Amiga Joker Neuauflage? Ist inzwischen auf der Abdeckhaube meines Plattenspielers gelandet! :grinning_face_with_smiling_eyes: Ich freu mich jedenfalls immer wieder, wenn es was neues aus der Amiga-Szene gibt. Ein neuer Joker ist für Oktober angekündigt, pünktlich zur Amiga40 Messe!

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Naja, auf meinen Rega kleb ich dann doch nichts drauf, aber ich denke der Amiga Sticker kommt aufs Arbeitsnotebook. Als Statement beim nächsten Vor Ort Workshop :joy:

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Das ging mir genauso. Für mich waren Adventures (insbesondere DOTT und Sam & Max) sowie Battle Isle 2 der Grund, mir dann doch einen PC zu kaufen. Meine Liebe zum Amiga hat das zwar nicht wirklich geschmälert, aber nach dem aus von Commodore, dem Scheitern von Escom und dann auch noch der Einstellung des Amiga Joker war mein Herz dann doch gebrochen :sob:

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Plattenspieler-Abdeckhauben gehören beklebt, alte Metaller-Weisheit :rofl:

Auf meinem Arbeitsrechner hab ich nen Guru-Meditation Bildschirmschoner,
da gucken die Kollegen dann manchmal auch etwas verwirrt! :sweat_smile:

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In meiner Klasse war ein Ingo, der sich, inspiriert von meinem Amiga, tatsächlich noch 92 erst einen 600er (Der überflüssigste Amiga ever, in gewisser Weise auch eine Mogelei) und einige Jahre später einen 1200er gekauft hat. Da habe ich ihm schon gesagt, dass er das nicht machen solle, weil der Amiga tot ist und der PC das nächste Ding.

Jaaa.
Ich hab die Tage, einfach aus Neugier, mal auf ebay nach Gebrauchtem geschaut … leck mich fett, was die inzwischen aufrufen. Dann emulier ich lieber weiter :melting_face::see_no_evil_monkey::man_shrugging:

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Hol Dir doch son neues 500er-Gehäuse bei 1200 Net und baue da mit nem Keyrah 3 eine günstige gebrauchte Amiga-Tastatur und ein Raspi mit Retropie rein. Biste so bei 200 Ocken.

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Wird hier nicht gerade einer im Flohmarkt-Thread feilgeboten?
Guckst Du hier: Die Stay Forever Verkaufsbörse - #39 von peppy

Ich habe meinen A500 vor ca. einem Jahr für einen Hunni abgegeben, fand ich eigentlich okay für funktionale Oldschool-Technik.

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Ich hab mir 92 auch noch einen A1200 gekauft, obwohl man ja eigentlich da schon wusste, wohin die Reise geht. Fand den trotzdem Klasse damals, auch wenn ein Jahr später dann der PC einzug, hab ich ihn immer mal wieder gerne angeschmissen. Vielleicht hab ich damals auch einfach auf ein Wunder gehofft. Und Rückblickend, wenn man die Commodore bzw. Amiga-Geschichte so verfolgt hat, gab es solche Wunder ja anscheinend immer wieder mal, nur dieses mal war dann leider wirklich Schluss.

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Auch ne Idee. Aber am Ende steht auch das ungenutzt einfach rum :man_shrugging: ich merke immer mehr, dass ich nicht mehr die Zeit aufbringe, mich wirklich mit den Dingen zu beschäftigen, ich schwelge doch mehr in Erinnerungen.
Verlockend, aber leider unvernünftig …

Für die Nostalgie habe ich immer noch meinen C64. Den geb ich auch niemals her!

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Den 500er bekommt man eigentlich schon noch für nen recht fairen Preis, beim 1200er wirds aber teuer, wobei das Gerät gerade fürs Retro-Vergnügen perfekt ist, insbesondere wenn man ihn mit ner CF-Karte und WHDload betreibt, dann ist das eine wahre Freude.

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