Ich finde es toll wie ihr es immer wieder klarstellt, dass der Amiga technisch in der Jay Miner Evolutions-Linie VCS TIA > 400/800/XL/XE ANTIC/GTIA → Amiga OCS steht. Ich finde das sehr wichtig, weil doch viele C64-Anwender in dem Amiga „ihren“ Nachfolger Computer gesehen haben. Der Atari 400/800/XL war in Westdeutschland nicht sehr verbreitet und so ist es nicht verwunderlich das viele User das nicht wussten.
Ich gebe zu das ich als 8bit-Atarianer da etwas vorbelastet bin. Aber mit dem Wissen über die Funktionsweise des Atari 400/800 Chipsatzes fühlt man sich in der Amiga Hardware sofort zu Hause. Die Ähnlichkeit der Display List / Copper List und dem DMA-Prinzip bei GTIA (PMG) undAgnus (Sprites) ist so enorm, das mir fast die Tränen kommen. Jaja , gute alte Zeiten.
Witzig ist übrigens das man den 400/800 und den Amiga auch im „Racing the beam“ Style programmieren konnte. Da sind auch lustige Effekte ganz „ohne Grafik“ möglich. Aber zugegeben mit Display/CopperList & DMA war es doch einfach einfacher
Das Amiga-Basic stammte ja auch von Microsoft. Glücklicherweise war es die einzige Software für den Amiga von denen.
Das fehlen von richtiger Anwendersoftware würde ich im Nachhinein auch als Mangel bezeichnen. Als Kind war mir das nicht so bewußt, verhinderte aber, daß ich den Amiga für die Schule einsetzen konnte, was ich eigentlich ganz gern gemacht hätte. Also, wir haben damals unsere Eltern nicht angelogen, sondern Commodore hat damals einfach nicht richtig geliefert
Später beim Amiga 1200 war das dann anders. Als ich mir meinen Amiga 1200 gekauft habe, lag durchaus brauchbare Anwendungen dabei, wie die Textverarbeitung Wordworth und TurboCalc. Die waren schon gut. Allerdings war Commodore da schon Geschichte und der Amiga gehörte zu Escom.
Zur Verteidigung des Amigas sollte man erwähnen, dass ihm im Jahr 1992 mit VGA 256 Farben und Auflösung auf dem PC der Rang abgelaufen wurde. Das sieht man z.B. an Space Quest 4. Aber so eine PC Wundermaschine eines 386er mit 33Mhz, 14 Zollmonitor und 4MB Speicher kostete im Komplettpreis so ca. 3350 DM. Das musste man erst mal haben und war für das Kinderzimmer zu teuer.
Ich habe mir 1994 vom Ersparten einen PC AMD 486er 40 Mhz gekauft. Da gab es auch schon den Pentium. Der war aber unerschwinglich.
Dagegen war Monkey Island 2 und Indy 4 im Jahr 1992 auf dem Amiga 500 noch sehr hübsch. Eine 1,8 MB Speicherkarte über einen internen Adapter war erschwinglich und hat dem Amiga 500 mehr Spielqualität verliehen. Der Diskettenwechsel wurde damit auf ein Minimum beschränkt.
Mit dem Amiga 1200 wurde das Betriebssystem extrem mächtig. Davor war es eher nur ok. Wobei Textomat von Data Becker auch auf dem 500er schon eine ziemlich coole Textverarbeitung war.
Aber auf dem Amiga 1200 ging es dann richtig ab. Es gab MUI (beste GUI auch heute noch, komplett konfigurierbar), AmIRC (bester IRC Client), AmFTP, Datatypes, AmigaGuide, Locale, Term (bestes Terminalprogramm aller Zeiten), AmiXpress (bestes Mailboxprogramm), Directory Opus (der beste Dateimanager, auch heute noch in der modernen Windows Version). Maxon C (mit Autodocs!) und MaxonTwist (richtig gute Datenbank), KingCon (beste Shell), das Aminet (!), XPK Library usw. Ich war mit dem Amiga 1200 in Mailboxen, dann mit Gopher im Internet, als das WWW gerade erst anfing. Das war schon der Hammer.
Für einen Amiga 1200 Benutzer wie mich wurde der PC erst mit Windows 95 überhaupt annähernd benutzbar. Alles davor (Win 3.1, DOS) kam einem verglichen mit dem Amiga OS völlig steinzeitlich vor, z.B. Dateinamen mit 8.3 Zeichenbegrenzung und so weiter.
Wenn der SFT Podcast in Richtung Amiga 1200 geht, hoffe ich, dass ein echter Experte dabei ist, der damals einen 1200er oder 4000er als Poweruser ernsthaft benutzt hat, sonst wird man dem nicht gerecht werden können. Leute, die schon in den frühen Neunzigern auf den PC gewechselt sind, haben die Blütezeit des Amiga OS 3.1, als es der Konkurrenz Jahre voraus war, verpasst.
Ich fand die Datatypes dann echt cool. Mit dem passenden Datatype konnte jedes Programm das Dataypes unterstützt hat auch das Dateiformat lesen.
Hat ein Grafikprogramm jpg nicht gekannt und man hatte eine jpg datatype konnte es das dann.
Und das hat die Dateien nicht nach der Endung im Dateinamen erkannt. Das ist auch völlig bekloppt, weil es da im Laufe der Zeit immer mehr Dopplungen gibt bei den Endungen. Die Datatypes wurden aufgrund bestimmter Bytes im Header angewendet. Man konnte seine jpg Datei also benennen wie man wollte, auch ohne .jpg am Ende, und das Betriebssystem hat den Dateityp trotzdem korrekt erkannt. Das geht heute bei anderen Betriebssystemen immer noch nicht.
Commodore hatte natürlich schon Erfahrung mit der Vermarktung des C64 und hat beim Amiga ziemlich schnell erkannt, dass zu teure Geräte sich eben nicht gut verkaufen. Das haben manche andere Hersteller nicht so ganz kapiert. Das meinte ich mit intelligenter Preispolitik. Leider hat Commodore das dann aber bei den späteren Modellen 3000 und 4000 verbockt. Und mit dem Preiskrieg hat Commodore sich auch selbst geschadet. Da stimme ich zu. Aber das hat sich teilweise auch aus der schwierigen Marktsituation ergeben, in der jeder versucht hat, den anderen zu unterbieten.
Es war ja nicht alles schlecht von Microsoft. Das Basic v2 für den C64 war schon recht ordentlich und auch das spätere v7 für den C128. Aber da war der Interpreter halt auch sozusagen Bestandteil des Betriebssystems, anders als beim Amiga.
An Anwendersoftware hat mir beim Amiga 500 eigentlich nichts gefehlt. Es gab schon unter Kickstart 1.3 für jeden Bereich eine gute Auswahl an ziemlich professionellen Anwendungen, die dem PC in nichts nachstanden. (Beckertext II, DPaint II, zahlreiche Compiler usw). Außer vielleicht im Bereich Tabellenkalkulation, die nicht so ganz den Funktionsumfang von MS-Excel ereichte. Hinzu kam der riesige PublicDomain Pool, was man heute als open source Software bezeichnen würde.
Da der Amiga bei mir natürlich auch größtenteils die „Spielemaschine“ war und ich nur abundzu mal versucht habe, Hausaufgaben oder irgendwas produktives drauf zu machen (Ende der 80er in Deutschland Hausaufgaben am Computer machen… haha. funny, sind die Erinnerungen und Einordnungen natürlich schwierig.
Daher kann ich jetzt natürlich auch ganz falsch liegen, aber sooooo schlecht stand es auch nicht um „productive“ Software für den Amiga? Klar, in den ersten ein, zwei Jahren … eher schwierig und die großen Namen fehlten. Und natürlich waren das retrospektive die entscheidenden. Aber dann sah es doch ganz okay aus? Wenn ich mich nicht täusche gab es sogar WordPerfect für den Amiga. Und das war in den 80ern einer der beiden wenn nicht der Marktführer für Textverarbeitung mit Crossplattform Funktionalität. Lotus 1-2-3 oder Quattro Pro wären vielleicht noch wichtig gewesen, so musste man sich mit MaxiPlan? oder SuperPlan? oder so begnügen … weiß jetzt nicht, wie konkurrenzfähig die beiden waren. Tabellenkalkulation war jetzt kein sooooo wichtiges Thema für Schüler.
Es gab alles für den Amiga. Nur waren Anwendungen und Bürosoftware für den privaten Gebrauch auch noch Anfang 1993 sehr teuer. Die Textverarbeitung kostete stets 300 DM und WordPerfect 600 DM. Ich habe mal den Test aus der Amiga 2-1993 abgebildet.
Listenpreise für Bürosoftware waren (und sind) auch am PC nicht von schlechten Eltern gewesen. Also wenn man UVP bezahlt hat und nicht über irgendwelche Bundles herangekommen ist … Ich meine, das WordPerfect 5.0 für DOS 88/89 Liste auch um die 600 bis 650 Mark gekostet hat.
Man bekam halt viel als Bundle deutlich günstiger. Kann mich beispielsweise an absurde CorelDraw Bundles erinnern. CorelDraw 4.0 hätte auch irgendwas 700 Mark kosten sollen. Hat man in der Metro CorelDraw2.0 mit der 4.0 Upgrade Lizenz gekauft (also zwei zusammengeschweißte Vollversionspackungen), waren es nur noch 250 Mark
(Nagelt mich bitte nicht auf die Preise fest, irgendwas in dieser Größenordnung herum war das)
Hab ich tatsächlich genauso in Erinnerung. Ein Bekannter hatte ne Firma, in der er mit Bildverarbeitung rumhantierte, der hat sich schlicht alles gekauft.
So kamen mein Bruder und ich an CorelDraw 4 (Jungs, wisst ihr wie scheiß teuer das vor einem Jahr war …?) und einen Handscanner (sic). Mit beidem haben wir nicht viel anfangen können, aber es war schon erstaunlich das Dokument auf dem Tisch plötzlich auf dem Monitor zu sehen
Ich weiß jetzt nicht, ob du meinst, dass alle anderen Betriebssysteme das nicht können, aber:
Linux hat den file-Befehl, der genau das tut.
Die meisten Programme schauen sich auch die Header an. Wenn du z.B. mit „7zip“ ein .zip-File öffnest, welches eigentlich ein RAR-Archiv ist, oder Gimp ein PNG als Gif oder Jpeg verkaufen willst geht das ohne Probleme. Viele Programme nehmen meiner Wahrnehmung nach die Dateiendung eher als Indikator für „Soll ich das im Öffnen-Dialog anzeigen?“ und entscheiden bei Öffnen dann anhand der Header, was es jetzt eigentlich ist. Wenn es quakt wie eine Ente und watschelt wie eine Ente, wird es selten als Hund behandelt.
In diesem Video werden die ausgefeilten Sprite Tricks bei Leander auf dem Amiga 500 erklärt, der Copper macht es möglich:
Das Spiel ist finde ich großartig! Ich hatte es früher als Orginal aber erst neulich als Erwachsener zum ersten Mal durchgespielt. Zum Glück bekommt man nach jedem Level ein Passwort.
Das Spiel hat meiner Meinung nach auch einen der besten Soundeffekte aller Zeiten, die Smartbombe mit einem irrem Flangereffekt:
Das war dann etwas auf das ich am PC erstmal klar kommen musste. Der Sinn von Dateiendungen war mir schon klar, aber dass die PC Programme da sooo stoisch dran hängen …
Unter Linux/Unix gibt es immerhin den file Befehl, ich vermute daraus wurde der Gedanke dann auch ganu natürlich übernommen am Amiga.
Ich verstehe nicht genau warum Coding Secrets daraus so einen großen Deal macht mit der clickbait-Überschrift, bei Galahad auf dem Mega Drive ist gibt es die Berge im Hintergrund auch (mit mehr Farben und so wie ich das sehe wird ein längeres Stück Landschaft wiederholt), aber zusätzlich auch noch ein Parallax-Meer und Parallax-Wolken.
Die Idee ist cool das so auszunutzen, genau wie die Erklärung aber imo wird da nichts „geschlagen“ weil dieser Effekt ohne Tricks genau die Stärke der Konsolen war.
Leider gibt es Galahead / Leander (seit heute weiß ich endlich wie das korrekt ausgesprochen wird) nich auf SNES - aber es gibt ein anderes Extrembeispiel auf dem SNES für Parallaxoverkill (lustigerweise auch von ehemaligen Amigarianern):
Lionheart habe ich selber gehabt im Original und auch auf meinem A500 durchgespielt, ist wirklich schick - leider mit der Stummelreichweite des Helden bisschen nervig.
Es färbt halt monochrome Sprites mit nem Coppergradient ein und kann dann keine bunten Objekte darstellen weil die Palette halt limitiert ist. Das ist in den Leveln mit Parallax-Hintergründen schon auffällig, die Innenlevel wirken nochmal anders, aber wo es bunt sein soll sind die Hintergründe dann auch einfacher - also man sieht schon das es erkämpft wurde. Endergebnis jedenfalls geil, da will ich gar nix sagen. Aber Lionheart ist ja quasi auch DAS letzte Amiga-Spiel. Würde mir wünschen Hardware / Engines heutzutage würden SO ausgereizt.
Die Lavawelt aufm CRT damals hatte einen wirklichen tollen „glow“.