Der Amiga (SFT 19.3)

Direkt mal die Boxed-Version geschopped :smiley: Bin ich gestern schon drüber gestolpert, hab aber erst gedacht, dass das so ein inoffizieller Homebrew-Port ist. Aber das ist ja richtig offiziell mit Box und allem.

Die Systemanforderungen sind natürlich ordentlich. Ich hoffe das auf meinem A1200 zum Laufen zu bekommen. Aber wenn nicht erfreue ich mich trotzdem an der Box :smiley:

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Und nochwas, über dass ich die Tage gestolpert bin:

Endlich! eine gute Version von OutRun für den Amiga:

Installation war ein bisschen frikkelig. Dies ist nämlich eine unlizensierte Homebrew-Version und man muss erst die Roms der Arcade-Version auftreiben, sich dann eine Python-Umgebung mit numpy und co einrichten (uv for the rescue) und dann mit einem beigelegten Python-Script die assets aus den roms in ein amigafreundliches Format konvertieren. Würde ich den Python-Kram nicht beruflich machen hätte ich da wohl ganz schön gestruggelt :smiley:
Anschließend muss das Ergebnis auf einen AGA-Amiga mit mindestens 25MHz gebracht werden.

Aber dann läuft das auch:



Das ist glaub ich die beste OutRun-Version nach dem Original, die ich je gespielt habe. Fühlt sich sehr nahe an der Arcade-Version dran.

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Ich weiß nicht ob es hier schon gepostet wurde, aber in einem aktuellen Video von Amiga Bill zur Amiga/40 Messe kann man u.a. einen Blick auf den Lorraine Prototyp werfen, der damals zur Vorstellung des Amiga auf der CES Messe 1984 genutzt wurde. Auch der Power-Stick und das Joyboard werden gezeigt.

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Denke das passt hier ganz gut rein:

Das sieht ganz, ganz furchtbar aus - und ist auch irgendwie ohne Not, da man die Project X S.E. eigentlich noch sehr gut spielen kann. Nun ja.

Nett, aber mit einem rein digitalen Joystick macht Outrun doch vom Gameplay her überhaupt keinen Sinn. Man braucht eine analoge Lenkung (analogen Stick oder Lenkrad) und analoges Gas (Schultertaste oder Pedal). Auf das analoge Gaspedal könnte ich eventuell noch verzichten, aber die analoge Lenkung muss schon mindestens sein.

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Magst Du elaborieren, was daran so furchtbar ist? Finde, dass sieht echt nett aus. Erinnert hinten und vorne (Musik, Sprache, Grafik) an das Original. Habe die Demo gleich mal eingesackt.

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Es sieht für mein Empfinden sehr billig aus, verschiedenste Stile zusammengewürfelt - nichts passt zueinander. Du hast diesen Kugelboss mit dem knackscharfen 3D-Schild, dann hast du handgezeichnete Objekte mit einer gefühlt doppelten so hohen Auflösung wie die Hintergrundobjekte, dann ein Spektakel an Gloweffekten und Farben (Hallo Lesbarkeit!), dann wieder Elemente die stilistisch ganz anders sind (geradezu cartoony - was sind das für Asteroiden!?) und warum sind teils riesige Hintergrundobjekte so super-blurry (die Raumstation bspw.) um dann vor einer knackscharfen Weltraumnebeltextur rumzuwabern? Sicherlich war Project X auch im Original stilistisch nicht 100% stringent und teils Renderlook und Handgepixeltes nicht allzu erfolgreich vermengt, aber das hier ist einfach auf einem ganz anderen Level.

Das was man da an neuer Mucke hört klingt auch super 08/15.

Und der ganze Stil / Flair erinnert mich einfach kaum an Project X sondern wie ne random Weltraumballerei, das wirkte im Original in Teilen ja eher wie Shadow of the Beast im Weltraum bzw. hat so ganz szenische, teils fast schon surreale Welten. Und so memberberries in Form von Sprachsamples rettet dann auch nichts mehr.

Von diesen ganz schlimmen Render-Szenen im Trailer will ich gar nicht anfangen, keine Ahnung ob das 90er Flair einfangen sollte - finde die todeshässlich.

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Das Lenkrad kann ich verstehen, aber war am Automaten das Pedal auch analog?

Ja, sowohl Lenkrad als auch Gaspedal waren im originalen Automaten analog:

Wobei ich zugeben muss, dass ich eigentlich immer mit 100% Bleifuss spiele. Zum Abbremsen schalte ich abrupt runter, das ist so ein Trick bei alten Rennspielen.

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Ja, so hatte ich da auch in Erinnerung, als ich vor kurzem mal an einem OutRun-Automaten stand :slight_smile:

Amiga OS
Die Workbench 3.0/3.1 auf dem Amiga 1200 war schon der Wahnsinn, auch optisch, und so erweiterbar. Zum Glück habe ich meine alte Amiga Festplatte damals auf den PC kopiert, für WinUAE, bevor ich den A1200 verkauft habe. Auf dem MiSTer FPGA konnte ich meine Platte von damals auch einbinden.

So sah bei mir zum Beispiel AmIRC aus, immer noch das beste IRC Programm:

So sah damals meine Workbench auf dem A1200 aus. Ja ich weiss, etwas peinlich mit dem Manga Bild und den Verzeichnisnamen. Ich wollte damals irgendwie cool sein wie die Vorbilder aus der Demo- und Crackerszene, und habe alles mit diesem Kauderwelsch aus Gross- und Kleinschreibung benannt („Cool Speak“ oder wie das in der Szene hiess). Im Nachhinein ist das völlig affig :confused:

Ein Copper Farbverlauf war auch möglich, dank dem Programm WBVerlauf. Die Workbench hat Gebrauch von den Grafikchips des Amiga gemacht, zum Beispiel wenn man Fenster oder Icons verschoben hat. Das ging alles ohne Verlust von CPU Rechenzeit. Bei Windows 95 dagegen ging die CPU in die Knie, während man ein Icon verschob. Das fand ich damals schon ziemlich peinlich. Moderne Betriebssysteme wie Windows 11, MacOS 10 oder Linux (Wayland) machen natürlich auch guten Gebrauch von der GPU. Aber damals war das auf dem Amiga schon eine Besonderheit.

Die Erweiterbarkeit der Workbench war irre. Mit Programmen wie MUI, MagicWB, MCP, Toolmanager, ScalOS, Cycle2Menu und vielen anderen Tools, die es im Aminet oder auf Fish Discs gab, konnte man das Aussehen und Verhalten sehr fein anpassen. Das alles funktionierte mit nur 16 Farben. MacOS oder Windows 11 sind dagegen vom Design sehr steril und langweilig geworden, und trotzdem laufen sie immer noch nicht performant. Man bedenke, dass die modernen Betriebsysteme mit weniger als 8 GB RAM und 1 GHz CPU langsam wie eine Schnecke laufen. AmigaOS dagegen lief mit 10 MB (2 MB Chip und 8 MB Fast) RAM und einer 14 MHz CPU (!) dagegen schnell wie eine Rakete.

Vergleich Amiga zum Rest der Welt

Auf der einen Seite liebe ich moderne Computer, gerade auch, weil mir dank Emulation die alten Systeme erhalten bleiben. Aber andererseits blicke ich auch mit Wehmut auf die Amiga 1200 Zeit zurück.

Beispiel 1
Als erstes Beispiel nenne ich die Tatsache, dass das Script, was beim Starten des Computers ausgeführt wurde, einfach Startup-Sequence hiess. Man konnte das mit einem Texteditor wie dem genialen CygnusEd (bester Editor?) editieren. Man versuche das mal bei Linux, MacOS, oder Windows zu finden. Bei Linux gibt es diese ultrakomplizierten Runlevels oder wie sie heissen, die noch aus der Grossrechner und Terminalzeit aus den Siebzigern stammen. Bei MacOS und Windows hat man als User gar keine Kontrolle über den Bootvorgang. Das ist alles unnötig kompliziert. Beim Amiga hat man kurz die startup-sequence oder, noch instruktiver, die user-startup geändert, und fertig. Es ist wie bei einem alten Auto, wo man noch selber am Motor schrauben kann.

Beispiel 2
Als zweites Beispiel hebe ich hervor, dass man beim Amiga, selbst wenn der Bootvorgang komplett abgebrochen wurde, ein AmigaDOS in einem Fenster (!) bekam, mit hardwarebeschleunigtem Mauszeiger, Fensterrahmen, denn man vergrössern und verkleinern konnte, und allem drum und dran. Die GUI war also immer vorhanden, im ROM. Bei Windows und Linux bekam man dagegen einen reinen hässlichen Textbildschirm, entweder in diesem MS-DOS Look aus den Achtzigern, oder eine Linux Shell, auch im MS-DOS Look. Bei Mac ging in diesem Fall gar nichts da kam nur so ein unglückliches Smiley Symbol. Nur der Amiga hat einem selbst bei fehlendem Bootvorgang ein Fenster gezeigt:

Beispiel 3
Ein drittes Beispiel: Der anpassbare Bootvorgang erlaubte mir beim Amiga 1200, eine Animation einzublenden, die mir die Specs meines Computers anzeigt, mit einer animierten Schrift und einem Bild, was wunderschön flüssig ein- und ausgeblendet wird:

Das Freeware Programm aus dem Aminet dafür heisst syspic, ist gerade mal 24 kB gross, und benutzt die Amiga Customchips für die Animation. Das beigelieferte Bild AWScbm.ilbm, ist gerade mal 27 kB gross, und das vorgefertigte Script awscbm.script ist 990 Bytes lang. Der simple Eintrag, den ich in die Startup-Sequence hinzufügte lautete
sys:c2/syspic cdh0:tools2/syspic/demos/awscbm.script
(Man beachte, dass Laufwerksnamen länger als ein einziger Buchstabe sein können, also cdh0: statt wie bei Windows nur C: oder D:, seufz)

Wie sieht das dagegen bei modernen OS aus? Windows 11 sieht so aus:

MacOS sieht inzwischen so aus:

Ich glaube langweiliger und deprimierender geht es kaum.

Beispiel 4
Als viertes Beispiel sei erwähnt, dass die Verzeichnisse auf dem Amiga einleuchtende Namen hatten wie Devs Libs usw. sogar mit Gross- und Kleinschreibung und oft mehr als acht Zeichen! Bei Linux gibt es dagegen usr lib bin usr/bin, usr/local/bin usw. Das ist alles so verwirrend abgekürzt, dass man sich ein 52 Seiten langes Reference Manual durchlesen muss, bis man diese unlogische Linux Filesystem Hierarchy versteht. Die geht auf wenig durchdachte Entscheidungen aus den Siebzigern zurück, die heute keinen Sinn mehr ergeben, aber im Nachhinein rationalisiert und standardisiert wurden, mit einer gehörigen Menge Cruft. Zum Beispiel wird im Dokument davon abgeraten, bestimmte Verzeichnisse zu benutzen, weil sie deprecated sind, aber viele grosse Linux Distros verwenden sie weiterhin.
Link:

(viel Spass beim Lesen und an den Kopf fassen).

Bei Windows und MacOS sind die Standardverzeichnisse inzwischen völlig chaotisch ohne Sinn und Verstand. Bei MacOS gibt es zwar Applications und User aber auch trotzdem noch dev, etc, bin, opt usw., also eine Mischung aus logisch, leserlich, modern und unlogisch, unleserlich abgekürzt, und auf die Siebziger zurückzuführen. Bei Windows gibt es sowas wie das offizielle Verzeichnis C:Users\rsn8887\Saved Games wo man denkt, Spiele speichern dort, machen sie aber explizit nicht :confused:

Fazit
Es gibt noch dutzende solcher Beispiele, die beweisen, dass damals beim Amiga 1200 das Arbeiten am eigenen Betriebsystem richtige Freude bereitet hat, während es bei modernen Betriebsystemen entweder nervige Arbeit und Frust bedeutet, oder gar nicht mehr möglich ist. So sehe ich das zumindest. Ich freue mich über jedes Gegenargument :slight_smile:

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Lieber @Henner_Thomsen, eine wirklich super recherchierte Trilogie, die mir viel neues Hintergrundwissen und wieder viel Spaß gebracht hat! Danke :+1:

Allerdings haben sich für mich beim Hören zwei Fragen ergeben:

  1. Warum seid Ihr direkt nach der Markteinführung des A500 schon auf den Niedergang des Amigas gekommen? Für mich fehlen die erfolgreichen Jahre 1988-1990 in Eurer Darstellung. Warum?
  2. Eure Recherche beruht naheliegenderweise viel auf englischsprachigen Medien, kurioserweise mit Ausnahme des Amiga Jokers. Dabei war das deutsche Leitmagazin der Plattform damals meines Erachtens das Amiga-Magazin von Markt&Technik, welches sogar über europäische Entwicklungen im Amiga-Kontext berichtete. Gibt es einen Grund dafür, dass Ihr diese Quelle nicht benutzt habt?

Die Runlevels werden im SysVinit benutzt, dass von den 1970ern bis heute eingesetzt wird. In den 2010er Jahren haben aber alle großen Distributionen SysVinit durch systemd abgelöst. Mit systemd ist es tatsächlich nicht mehr ganz so einfach wie mit SysVinit, wo man auch mit einem Editor nur eine einfache Datei namens rc.local anpassen musste, um irgendwelche Programme beim Boot zu starten.

Interessant finde ich, dass der Amiga gar keinen echten einfachen Text-Modus hat sondern nur Grafik kann. Da braucht man ja jede Menge graphische Routinen, wahrscheinlich sogar den Blitter, um effizient Text darzustellen und zu verschieben, wenn man im Terminal nur ein paar Zeilen scrollt.

Als Admin bin ich den Textmodus gewöhnt. Egal ob direkt oder in einer grafischen Konsole. Gerade im Server und embedded Bereich, wo Linux auch häufig eingesetzt wird, ist man ohne GPU komplett headless unterwegs. Da spart man sich natürlich alles grafische im ROM und vor allem auch im RAM.

Die grafische Oberflächen der verschiedenen Betriebssysteme sind trotz all ihrer grundsätzlichen Ähnlichkeiten wie Mauszeiger und Fenster sehr unterschiedlich. Eine grafische Oberfläche muss gebrauchstauglich sein. Dafür muss sie erwartungskonform sein. Und da viele grafische Oberflächen abseits der grundsätzlichen Ähnlichkeiten teilweise völlig andere Bedienkonzepte haben, ist jede andere grafische Oberfläche als die, mit der man sozialisiert wurde, nicht mehr erwartungskonform.

Als ich mit dem Amiga 600 vom Flohmarkt Ende der 90er anfing, habe ich am Amiga OS erstmal verzweifelt, weil ich GEOS, Supra, OS/2, FVWM(95), Windows 3.11 und Windows 98 gewöhnt war :person_facepalming:

Auf der Arbeit gab es ca. 2015, als einige Kollegen auf Mac umgestiegen sind, sehr witzige Situationen, wenn Windows Entwickler beim Pairprogramming auf dem Mac zwar die selbe IDE wie auf Windows benutzt haben, dabei aber pausenlos über die Mac Tastatur und deren Belegung geflucht haben :grin:

Endgültig im Bereich der Geschmacksfragen sind dann Farbgebung, Zeichensatz, Icons, etc. Was das betrifft, habe ich ehrlich gesagt keinerlei wohlige Erinnerungen an irgendeine Oberfläche. Außer vielleicht den Startbildschirmen vom VC-20 und vom C64 mit typischen Farben und Zeichensatz :smiley: