Ich erstelle hier mal einen Thread für Brett- und Kartenspiele, nachdem es bisher nicht wirklich einen dafür gibt und es erfahrungsgemäß eine beachtliche Schnittmenge von Computerspiel- und Brettspiel-Interessierten gibt.
Hier kann alles rein, was mit dem Thema zu tun hat: Empfehlungen, Tipps, neue Kickstarter-Projekte, was ihr aktuell gerade spielt …
Ich fange mal an: Vor einigen Wochen habe ich Star Realms entdeckt, ein schnelles Deckbuilding-Spiel mit vier Fraktionen und vielen Synergieffekten zwischen den Karten. Lässt sich in unterschiedlichsten Formaten spielen, neben 1v1 auch Multiplayer in Teams, Free For All oder kooperativ gegen verschiedene Bosse. Ist aktuell mein Lieblingsspiel, heute habe ich mir zwei weitere Kartensets geholt. Es gibt auch eine Fantasy-Variante namens Hero Realms.
Sonst ist Xia: Legends of a Drift System mit der Erweiterung Embers of a Forsaken Star einer meiner zeitlosen Favoriten. Ein SciFi-Openworld-Brettspiel mit einer zufälligen Karte aus Hex-Tiles, wo man als Händler, Pirat, Weltraumpolizei, Kopfgeldjäger, Space Taxi oder alles auf einmal unterwegs ist. Hat was RPG-haftes mit vielen unterschiedlichen Schiffen (quasi „Charakterklassen“) und Ausrüstungen für dieselben, es wird auch viel gewürfelt. Man braucht allerdings Sitzfleisch, drei bis vier Stunden sitzt man jedenfalls für eine Partie zu viert.
Bei Xia muss man halt beachten, dass es einerseits erst mit der Erweiterung richtig „rund“ wird (im Basisspiel sind einige Arten, zu gewinnen, einfacher/schneller als andere – war halt ein Kickstarter-Spiel) und dass es je nach Spielrunde recht viel Downtime geben kann, bis man wieder dran ist, da jeder Spieler in seinem Zug potenziell sehr viele Aktionen machen kann. Wenn man damit umgehen bzw. sich darauf einlassen kann, ist es genial. Bin nach einer Partie Xia trotzdem immer erschöpft. Ist einfach ein richtig massives Spiel mit ordentlich Tiefgang. Alleine zum Erklären der Regeln brauche ich eine gute halbe Stunde, und das bei Spielern mit durchaus viel Brettspiel-Vorerfahrung.
Ah, Azul ist so ein fantastisches Spiel. Wenn ich mir unsicher bin, was ich an Spielen anbieten soll, kommt mittlerweile im Zweifelsfall einfach Azul raus. Hat bisher noch allen Zielgruppen gefallen.
Habt Ihr mal die diversen Nachfolger gespielt? Falls ja: Sind die deiner Meinung nach auf ähnlichem Niveau? Habe bisher gemischtes gehört.
Geht mir genauso. Gerade für Brettspielrunden, wo die Spieler nicht ganz so auf komplexe Spiele stehen, ist Azul perfekt (übrigens auch Quacksalber, einfache Regeln und push-your-luck kommt eigentlich immer gut an).
Bisher nicht. Auf Boardgamegeek sind die aber ganz gut bewertet, was ich gesehen habe.
Puh, bin ja aktuell großer Fan von entweder viel zu großen Spielen (Scythe, Twiligt Imperium, Lobotomy 2, Legens of Void) oder storygetriebenen wie z.B. Mansions of Madness oder Arkham Horro Living Card Game. Spielt ihr eher kooperativ oder kompetitiv?
Das Merchants and Marauders sieht wirklich cool aus, würdest du aber insgesamt eher Merchants and Marauders oder Xia empfehlen.
Wo ich gerade bei dir Gloomhaven lese - mögt ihr auch Kampagnenspiele? Dann könnte dir Stars of Akarios noch gefallen
Merchants & Marauders haben wir erst einmal gespielt, ist etwas weniger komplex als Xia und hat weniger Möglichkeiten. Man kommt langsamer über die Karte als bei Xia, sind ja auch Segelschiffe, aber dadurch ist es auch weniger spannend (in Xia kann man mit etwas Würfelglück in einem Zug quer durch die Galaxie zippen). Persönlich würde ich zu Xia tendieren, vor allem, wenn ihr eh schon komplexe Spiele gewöhnt seid. Aber unbedingt mit Erweiterung, ohne ist das Spiel leider nicht so gut balanciert (Handel ist im Basisspiel zu stark).
Ich selbst bin bei Legacy-/Kampagnenspielen immer etwas zwiegespalten, weil wir zu unregelmäßig und in zu stark wechselnder Besetzung zusammenkommen und es dann schwierig ist, die Kampagnen auch durchzuspielen – aber einer aus unserer Runde ist ein großer Fan des Genres. Werd ihn bei Gelegenheit mal fragen, ob er Stars of Akarios kennt.
Wobei ich letztes Jahr auf Kickstarter Arydia: The Paths We Dare Tread gebackt habe, das ist auch ein Kampagnenspiel (von den Machern von Xia) … das soll im Juni ausgeliefert werden. Mal sehen, ob mich das dann begeistern kann.
Habe gerade auch von Chip Theory Games Hoplomachus: Victorum erhalten, das erste richtige Solo Boardgame für mich - das macht auch echt Laune, wenn man mal Lust hat aus Prinzip und kurzweil ein Brettspiel auszupacken.
Interessant, von Arydia hab ich noch gar nichts gehört, muss ich später mal googeln
Interessant, Solo-Brettspieler gibt es nicht so viele. Ich bin da auch nicht so der Typ für, ich mag da die Dynamik mit mehreren Spielern (schon zu zweit spiele ich eher ungern, zu dritt sollte es schon mindestens sein), dafür spiele ich wiederum Computerspiele eigentlich fast nur solo.
Xia hat mit der Erweiterung übrigens auch einen Solomodus bekommen, insofern wär das vielleicht auch aus dieser Perspektive was für dich.
Es könnte sein, dass ich mir Xia in näherer Zukunft zulegen werde… in diesem Sinne schon mal Danke für den Tipp
Ja gut, ich spiele ehrlicherweise auch lieber mit Anderen, aber manchmal hab ich einfach Lust auf drauf und dann sind Solo Brettspiele wirklich cool. Vor allem wenn sie eben eine gute Geschichte erzählen oder ihre Atmosphäre gut vermitteln.
Bei PC und Konsolen bin ich sehr gemischt unterwegs Zocke allerdings lieber mit anderen, vor allem wegen Voice Chat und Co.
Ich war bis Corona anfing auf der Arbeit in einer Brettspiele Gruppe. Wir haben hauptsächlich kooperative und komplexe Spiele gespielt. Am meisten gefallen haben mir folgende 3:
7th Continent. Das ist auch ein Kickstarter Survival-Abenteuer-Karten-Rollenspiel-Light Spiel mit dynamisch zusammengesetzter Landkarte. So richtig mit Kartographieren. Es hat jeder Charakter hat einen Charakterbogen ohne Pen mit Inventar in dem Karten und Stati abgelegt werden. Das Spiel ist meiner Meinung nach eines der besten Koop-Spiele.
Folklore - The Affliction. Das ist ein echtes Pen and Paper RPG, aber ohne Dungeon Master. Es gibt ein Abenteuerheft aus dem vorgelesen wird. Es gibt eine Weltkarte und dynamisch zusammengesetzte Karten bei Kämpfen.
Villen des Wahnsinns. Ein Chtulu-Abenteuer-RPG-Light Brettspiel/App Hybrid wo die App den Geschichten-Vorleser und die Gegner übernimmt. Ziemlich schwer, weil mit jedem Zug die Wahrscheinlichkeit steigt, dass man wahnsinnig wird. Das hemmt leider die Erkundung, weil man in möglichst wenig Zügen zum Endgegner kommen will.
Ich muss Dir recht geben, die Azul-Spiele sind großartig und holen auch Gelegenheitsspieler gut ab.
Ich hab sowohl die Azul: Die Buntglasfenster von Sintra als auch den Sommerpavillon neben dem Orginal gespielt.
Den Sommerpavillon kann ich sehr empfehlen, der ist mittlerweile meine Lieblingsvariante (wegen der „Joker“-Mechanik) und bei uns am meisten gespielt. Ansonsten halt das Original.
Die Buntglasfenster von Sintra ist zwar an sich gelungen und wieder ein bisschen anders, macht aber insgesamt nicht so viel Spaß und kommt nach ein paar Partien am Anfang überhaupt nicht mehr auf den Tisch. Auch von der Optik der Steine eher schwächer als die anderen.
Tales from the Red Dragon Inn: Kooperativer Dungeon-Crawler mit durchdachten, simplen Mechaniken. Sehr einsteigerfreundlich und schnell zu lernen. Vorgedruckte Maps für insgesamt 25 sehr unterschiedliche Szenarien. Der beste Dungeon Crawler, den ich je gespielt habe.
Robot Quest Arena: Roboter kämpfen in einer Arena gegeneinander, gesteuert von bis zu sechs Spielern (mit Erweiterungen). Deckbuilder von den Star Realms-Machern. Die Hitpoints der gegnerischen Roboter sind gleichzeitig die Siegpunkte, die man sammelt. Energie dient sowohl zum Kaufen von Karten als auch zur Bewegung.
Arcs: Die ungewöhnlichste Mischung aus Spielmechaniken, die ich je in einem Spiel gesehen habe (Mischung aus Weltraumstrategie, Stich-Spiel, Aktionspunkten, manipulierbarem Würfelglück und mehr). Gilt vielen als bestes Brettspiel des Jahres 2024. Braucht aber eine gewisse Eingewöhnungszeit und ist eher was für erfahrene Spieler.
Arcs ist derzeit auch meine große Obsession. Die Kombination aus Stichspiel, Wargame und Player-driven Scoring ist unheimlich faszinierend und das ist nur das Grundspiel. Pack die Blighted Reach Erweiterung dazu und das ganze wird zu einem Storygenerator mit dem man wirklich eine Art Space Opera zum Mitspielen hat. Funktioniert auch zu zweit überraschend gut. Man sollte aber halt schon damit klar kommen, dass man hier nicht einfach nur auf sein eigenes Puzzlequadrat schauen kann und am Ende derjenige gewinnt, der sein persönliches Puzzle am besten optimiert hat.
Und ich sehe jetzt erst, dass es hier auch einen Brettspiel-Thread gibt. Da kann ich mitmachen! Laut Boardgamegeek umfasst meine Sammlung inzwischen 268 Einträge. Klar, da sind auch einige Erweiterungen bei und auch so olle Standards aus den 80ern wie Monopoly, Risiko oder Spiel des Lebens. Aber von den Top 15 Spielen mit den besten Bewertungen habe ich immerhin 12. Die Spielekartons quellen so langsam aus allen Schränken hier.
Hier meine Sammlung bei BGG:
Und hier meine Instagram Seite mit Brettspielen. Meistens spielen wir montags. Momentan ist so ein wenig Pause bei uns im Brettspielkreis, da einer operiert wurde und bis Februar zur Reha ist.