Der freundliche Gender-Diskussionsthread

So ist das zu sehr vereinfacht. Du musst erst mal klar abstecken, was genau (inklusive Sprache, Gendern, Gendersternchen) einen Gewinn bringt. Was ist „das“? Da wird in dieser Diskussion ständig aneinander vorbei geredet.
Ich glaube nicht, dass hier jemand abstreitet, dass inklusive Sprache gut ist.

Wenn in einem Land mit geschlechtsneutralen Berufsbezeichnungen ein gesellschaftlicher Vorteil entsteht, ist noch nicht automatisch klar, ob ein Konstrukt wie Lehrer*in genau das gleiche in der Deutschen Sprache herstellen kann.

Wie inklusiv ist denn der Genderstern? Angenommen, bei „Hörer und Hörerinnen“ fühlen sich mehr angesprochen als bei „Hörer*innen“, dann gäbe es nach deiner Argumentation ja gar keinen Grund den Stern zu verwenden.

Genau das habe ich ja gesagt: Potentieller Gewinn an gesellschaftlichem Vorteil. Wie groß der ist und ob es andere Formulierungen / Formen gibt, die ggf noch besser geeignet sind ist doch eine völlig andere Debatte. Fakt ist doch, dass es diesem Ziel nicht schaden kann, sondern im aller schlechtesten Fall neutral dazu steht.

Und ja: wie das passiert ist - wie mehrfach erwähnt - eine nochmals andere Debatte. Ich bin da auch nicht auf eine Weise festgelegt.

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Ich finde das witzig. :smiley:

Ich glaube übrigens auch nicht, dass das Sternchen oder der Doppelpunkt ein elegantes und geeignetes Mittel auf Dauer ist. Da sollte was anderes gefunden werden. Ist halt nicht so einfach wie auf Englisch, wo dieses Problem kaum entsteht. Da gibt es auf Deutsch keine Lösung, die der schon bestehenden Sprache entnommen werden kann („Spielende“, „Lehrende“, ist auch unelegant und kann nicht immer verwendet werden), sondern es muss – so man denn möchte – was neues her. Ob das aber ein Zeichen, das sonst nicht in Wörtern vorkommt (Auch wenn gerade das die Absicht ist, ein Fremdkörper, um Aufmerksamkeit zu wecken) sein kann – ich bezweifle es. Als Germanistiker bin ich gespannt, was da in 10, 20 Jahren draus geworden ist. Bis dahin werde ich aber gerne das Sternchen verwenden oder „sprechen“, sofern es mir der Situation entsprechend angebracht erscheint, es tut mir nicht weh. Aber wie gesagt: Das wird keine dauerhafte Lösung werden, und gerade dieses Fremdkörper-Gefühl führt zu den meisten Diskussionen, weil es nicht zur restlichen Sprache passt und extrem ungewohnt ist. Mit einer leichter zu verdauenden Lösung wären die Diskussionen nicht so hitzig, aber da fällt mir auch keine ein. :frowning:

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Wie schon gesagt, mir geht es ausschließlich um die Schreib- und Sprechweise des Unterstrichs, Doppelpunkts oder Sternchens.

Ne, so ist das nicht gemeint. Die Frage war ehrlich gemeint. Dieses Thema ist so präsent, da muss es doch mal eine Umfrage unter Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau verstehen, geben, ob sie sich durch z.B. “Hörer_innen“ angesprochen fühlen. Das interessiert mich.

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Da würde ich doch direkt wieder das Orkenspalter-Video zum Thema verlinken, in dem zur Abwechslung mal nicht über, sondern mit einer betroffenen Person gesprochen wird: https://www.youtube.com/watch?v=L6DgYGgeWYM
Eine vollumfängliche Studie fällt mir auf Anhieb nicht ein, aber ich kann mich demnächst mal auf die Suche begeben.

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Man kann es zynisch sehen als Werbung und aufspringen auf einen Trend.
Aber muss man ja nicht, vielleicht finden die Leute in der Firma die das macht gut und wollen ihre Einstellung und Unterstützung signalisieren.

Die Wahrheit ist vermutlich ein Zwischending.

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Sternchen oder Doppelpunkt haben ja noch weiter das Problem, dass die Artikel davon nicht befreit werden.

Bei der/die Hörer*in hat man direkt zwei Sonderzeichen in den Wörtern. Und dann hat man extra den Stern gewählt um ein drittes Geschlecht so ein bisschen mit zu inkludieren, hat aber nur zwei verschiedene Artikel.

Ich sehe daher Entgenderungsvorschläge (z.B. das Höry) in allen Belangen überlegen.

Es ist doch eigentlich immer so, dass das Geschlecht egal ist. Man will doch gar nicht Wert darauf legen, ob die Hörer männlich und/oder weiblich sind. Angenommen, man möchte einen Personenkreis ansprechen wo alle Teilnehmer zufällig weiblich sind. Wenn man dann korrekt „Hörerinnen“ sagt, wirkt das doch trotzdem irgendwie geschlechtsbetont (ihr seid ja wohl alles Frauen!!). Warum haben wir keine Flektionen um Personengruppen den Schulabschluss oder die Hautfarbe anzuheften?

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Wie geht das im Plural? Die Hörys?

Ja. Sehr einfach.
Details gibt es z.B. da:

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Hm… also soweit ich weiß gibt es im Englischen ähnliche Diskussionen wie bei uns. Oder hat da jemand andere Informationen?

Sprich halt mal mit Menschen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich mit dem Thema lange gefremdelt habe, bin ja auch in einem sehr anderen Deutschland aufgewachsen. Aber die Rückmeldungen sind eindeutig - und wenn man mit Leuten unter 30 spricht, ist einigermaßen selbstverständlich die Mehrheit fürs Gendern (in irgendeiner Weise). Meine Tochter versteht das Problem schlicht nicht.

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Dort sind Pronomen das Thema.

Es gibt zum generischen Maskulin im Englischen dieses Rätsel, das man spätestens im ersten Semester Anglistik kennenlernt (ich weiß, für manche ist das ein alter Hut):

A father and son were in a car accident where the father was killed. The ambulance brought the son to the hospital. He needed immediate surgery. In the operating room, a doctor came in and looked at the little boy and said I can’t operate on him he is my son. Who is the doctor?

Mum

Haben englische Muttersprachler mit diesem Rätsel weniger Probleme als Deutsche?

Ähnliche, ja, bzgl. der Pronouns. Aber nicht das konkrete Thema, dass Wörter gegendert sind. „Baker“ steht für alle Geschlechter, es gibt keine anderen Formen. Gibt natürlich Ausnahmen wie Actor und Actress, weiß nicht, ob es da Diskussionen gibt.

Ich bin nicht Manfred Güllner, aber es geht um die Bilder im Kopf, die erzeugt werden, wenn man von „a doctor“ spricht, und dass man beim vermeintlich neutralen „a“ einen Mann im Kopf hat, zumindest bei gewissen Berufen. Das kann man ja mal an sich selbst testen, wen man bei Aufforderungen wie „imagine a judge in the courtroom“ oder „imagine a soldier on the battlefield“ als erstes vor sich sieht - vielleicht sehen manche ja auch im ersten Affekt eine schwarze Frau mit Afro in Richterrobe vor sich.

Hat das nicht eher etwas mit bias zu tun, und nicht mit generischem Maskulinum? Es gibt nun mal keine „Doctress“. Ich dachte der Witz wäre da eher, die Vorurteile aufzuzeigen.

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Leicht andere Baustelle, aber weil es ein Beispiel aus meiner Vergangenheit ist an das ich mich erinnere.
Als irgendwann aufkam, dass man nicht mehr „Mohrenkopf“ und „Negerkuss“ sagen sollte und die Verpackungen auch geändert wurden war meine erste Reaktion: „Was soll denn der Mist? Wir haben das immer so genannt und hatten keine rassistischen Gedanken oder so. Warum soll das denn nun geändert werden?“
Und dann hat es etwas gedauert bis ich zu dem Schluss kam: Das anders zu nennen (oder gar die Umbenennung der Hersteller einfach zu akzeptieren) ist für mich nur eine minimale Befindlichkeit. Dass so ein Name Leute stört ist völlig nachvollziehbar.
Irgendwann sollte man es ändern und Umstellungen sind für die „Alten“ oft doof, aber die Menschen die dann direkt damit aufwachsen werden keinen Gedanken mehr dran verschwenden oder den alten Begriff sogar absurd und furchtbar finden.

Der erste Schritt ist ja drüber nachzudenken und auch wenn Leute es nicht mögen und ablehnen, so denken sie vielleicht trotzdem drüber nach.

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Ach weißt Du, eigentlich ist es mir auch nicht so wichtig, das Thema ist für mich seit 20 Jahren durch. Es ging ja irgendwo mal darum, ob das Englische eine vermeintlich neutrale Sprache sei wegen „a“ und „the“, aber das können andere glaube ich besser ausdiskutieren.