Die Welt von Dune

Jubiliert habe ich, als Villeneuve und Dune verkündet wurden. Arrival, Blade Runner… so würdevoll und ruhig.

Stimme dir zu, 2021 ist ruhig genug in vielen Szenen. Alleine die Gom Jabbar Szene begeistert mich so hart, dass ich applaudieren muss. Jedes mal. Oder die Stille, wenn sie trainieren oder sich die Sardaukar in die verlassene Fabrik „abseilen“. Die gehörten Gedanken hätte ich aber sehr gerne mitgenommen aus dem Lynch-Streifen.

Dem gegenüber knallt uns Villeneuve aber schon visuellen Bombasmus ins Gesicht und das völlig off-Buch. Wie erwähnt, im Buch keine Ankunft auf Arrakis mit Dudelsäcken, kein 40k Einschwören auf den Imperator auf Salusa Secundus. Kein Marvel Duncan Idaho.

Sardaukar übrigens einfach nur Überlebende auf einer harten Gefängniswelt. Keine Dark-40k-Trooper mit sakralen Adepti Mechanikus, die sie mit eigenem Blut weihen. Freedom!

Wir müssten nen Fancut machen, alles rausschneiden, was nicht Gespräch ist. Hey, Dune könnte ohne Probleme hart als Hörspiel produziert werden und wäre nahe am Buch.

Bin nun mit 2/3 „Der Herr des Wüstenplaneten“ durch und stelle fest, dass Edric (Der Navigator) echt erst in diesem Buch eingeführt wird. Hatte ich verdrängt. Sehen wir vielleicht in Part 2 oder gar nicht.

Und ich verlange als treuer Cineast eine Halleck-Baliset-Szene!

Da nur sehr oberflächlich geblieben wird in der Folge und sie sich mit wenigen Ausnahmen irgendwo in Band 1 aufhalten (Erinnerungsfragmente zum zweiten Buch höchstens), gibt es wenig Spoiler zu weiteren Geschehnissen.

Im Mittelteil wird etwas tiefer über Elemente der Schreibe/Welt gesprochen, aber man bleibt weiter bei Band 1. Cave: Habs nicht mehr stark in Erinnerung, also nicht sauer sein. Kannst aber nach meinem Dafürhalten hören.

Prequel-Romane werden etwas aufgegriffen.

Dann lieber nicht diesen Thread lesen, da hauen ein paar hier ordentlich auf die Spoilerkacke.

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Ich verstehe deine Kritikpunkte, muss sie für mich aber relativieren.

Die fanatischen 40k esken Szenen haben gut ins Setting gepasst. In einer Welt voller Intrigen, in denen Verräter ohne zu fackeln abge…fackelt werden ist es doch blinder Gehorsam oder gar nichts. schreit Atreides! Atreides! … :laughing:

Bei der Ankunft auf Arrakis konnte ich die Hitze und die vom Planeten ausgehende Gefahr förmlich spüren. Selten hat mich eine Szene so erdrückt.

Die Sardaukar Szene hab ich sogar richtig gut gefunden. Wer sind die Sardaukar? Alle Verurteilten des Imperiums werden auf Salusa Secundus inhaftiert. Ein Planet der extrem lebensfeindlich ist. Es ist aber nicht nur einfach ein Gefängnis. Es ist ein Boot Camp, Ausbildungslager oder eben dein Grab. Wer dort überlebt wird automatisch indoktriniert und ein dem Imperator höriges Tötungswerkzeug mit der Überzeugung zum militärisch besten zu gehören was die Menschheit zu bieten hat. Ein bisschen Blutopfer von geschlagenen Feinden ist da doch legitim. Steht zwar nicht im Buch, aber es hat irgendwie zur Vorlage gepasst.

Der Marvel Duncan war dann irgendwann too much. Da könnte man meinen die Sardaukar wissen dann doch nicht wie man einen gegner dazu bringt nicht mehr aufzustehen…

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War es nicht wichtig, dass die Sardaukar sich als Harkonnen verkleiden? Im alten Film kam das klarer rüber, meine ich.

Fällt es Euch beim Villeneuve Film auch auf, dass der Film ganze Sequenzen vom alten Lynch Drehbuch übernimmt? Gefühlt haben die Villeneuve Drehbuchautoren 1:1 beim Lynch Drehbuch abgeschrieben, statt bei Herberts originalem Werk, wo die Dialoge zum Teil schon anders waren. Nur ist es im neuen Film eben ohne die Gedankenflüsterstimmen gelöst und daher oft still.

Auch die Frage, welche Szenen aus dem Buch im Film überhaupt vorkommen, ist oft genauso wie bei Lynch, gerade bei den Szenen am Anfang mit der Box und dem Gom Jabbar usw. Ich finde das etwas kurios.

Der neue Film zeigt viel weniger vom Dune Universum als der alte Film. Und dafür braucht er auch noch doppelt so viel Zeit, wenn man bedenkt, dass er ein Zweiteiler ist. In dem Sinne war der alte Film sehr effizient und hat wirklich eine Menge an verschiedenen Sachen gezeigt. Den Zuschauern war es sicherlich zu viel, und auch etwas schwer verständlich, aber ich fand es schon immer toll, wie viele kleine Details und Sachen im alten Lynch Film drin stecken.

Der neue Film ist dagegen eher minimalistisch, aber natürlich auch grandios. Ich liebe sie beide.

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Yes!

Du, um nicht falsch wahrgenommen zu werden muss ich nachhaken. Ich war beim obigen Post im Thema „Was vom Buch wird zum Film verarbeitet“ und dass Band 1 unglaublich wenig von all dem pompösen zeigt, das wir in den Filmen sehen. Und vieles anders ist.

Die von dir sehr geil beschriebenen Szenen gefallen mir 112% gut, aber echt jetzt. Alleine die ungefähr 75 Sekunden lange Szene auf Salusa Secundus möchte ich mir auf die Netzhaut tätowieren lassen, damit sie immer da ist. Ne, eigentlich möchte ich anfangen, Obertonsingen zu lernen, um diesen Chant selber produzieren zu können.

Ich würde den ganzen Tag nichts anderes mehr machen als das. o.O

Aber gerade weil ich frisch im Reread bin: Das Buch ist so bereinigt um Visuelles und um Geschehnisse und eigentlich um alles, was wir so cooles aus den Filmen kennen, es ist irre. Habe Band 1 nun das dritte mal gelesen (in 25 Jahren etwa) und vergesse immer wieder, wie karg das geschrieben ist.

Da gibt es kaum Spannungs-Crescendo. Dialog. Wir sind hier. Dialog. Wir sind da. Dialog. Es ist das alles bereits passiert.

Herr des Wüstenplaneten (Band 2) ziemlich zäh, zäher als in Erinnerung. Obwohl nur 250 Seiten. Zieht sich etwas.

Dein letzter Satz: This! Was ich wirklich nicht mag in Geschichten/Filmen ist, dass mir z.B. die boah-toll-absurd-krassen Sardaukar gezeigt werden, die dämonischer nicht sein könnten und dann flext einer - auch wenn er der große Duncan Idaho ist - sie galant nieder. Der soll sie angestrengt und zäh niederflexen, ist immer noch cool. Aber eben nicht so schnibbel-di-schnick. Das ist aber jetzt wirklich Kritik am 2021er, da bricht er aus. Und das mag ich nicht.

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Ja, verkleidete Sardaukar. Was für ein Gewese im Wüstenplanet darum gemacht wird, dass NIEMAND jemals herausfindet, dass die Sardaukar mit auf der Seite der Harkonnen kämpfen. Das wäre schlimm für den Imperator. Der gesamte Landsraad würde sich gegen ihn erheben.

Die Gom Jabbar Szene ist Pflicht, ohne die kann ein Dune-Film nicht aus dem Haus gehen. Daher nicht verwunderlich, dass sie enthalten ist, enthalten sein muss.

Dem gegenüber wurde - ok, Teil 1… das kommt sicher noch - auf die gesamten Szenen mit und um den Imperator verzichtet im 2021er, was genau genommen stark nach dem Buch ist. Aber da sehen wir in Part 2 sicherlich mehr.

Was Deine Aussage stützt ist, dass teils auf dieselben Szenen verzichtet wurde. Wo ist z.B. Thufirs Misstrauen gegen Jessica, die Überwachungspassage, der geschlossene Garten in Arrakeen (gut, sind wohl dann die Palmen geworden).

Gerade Thufir Hawat ist ziemlich wenig gezeichnet im Neuen, was sehr schade ist. Er ist eine tragende Rolle und hat sehr viel mehr verdientes Spotlight im 1984er. Und der 1984er Hawat ist Bombe. Piter De Vries auch. Zwei irre tolle Mentatencharaktere.

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Ich glaube ich gebe mir den 1984er nochmal. Ich habe ihn vor ca. 10-15 Jahren das letzte Mal gesehen und schlecht in Erinnerung. Aber ihr macht mir hier voll Bock drauf.

Ich mach vielleicht nochmal eine Dunarath…Duneatho…egal. ich binge nochmal alles an Videomaterial durch bevor Villeneuves zweiter Teil raus kommt. Die Bücher hab ich bis auf den 6. Band auch schon alle wieder gehört.

Ich gelobe auch, das ich meine Buch-Nazi vibes zurück fahre beim Lynch Film :astonished: :raised_hand:

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Kleine Anekdote am Rand:
Meine Lieblingsband Iron Maiden veröffentlichten auf ihrem 1983er Album „Piece Of Mind“ das Lied „To Tame A Land“, dessen Lyrics sich um eben Dune drehen. Die Band hätte diesen Song auch gerne „Dune“ genannt und bat daher im Vorfeld bei Herberts Management um Erlaubnis.
Sie bekamen die folgende Antwort:
„Frank Herbert doesn’t like rock bands, particularly heavy rock bands, and especially bands like Iron Maiden“.

Moral von der Geschicht:
Ein Rocker war der Herbert nicht.

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Interessanterweise ist der Song ja ein reines Name-Gedroppe ohne Sinn und Verstand:

Arrakis, Caladan, Muad’dib, Dune, Kwizatz Haderach, Fremen et cetera. Dagegen scheint Herbert nichts gehabt zu haben oder konnte es nicht verhindern.

War zu der Zeit ein großer Fan von Maiden, aber der Text wirkt schon sehr so als hätte Harris das Buch nicht gelesen, nur eine Zusammenfassung.

The time will come for him to lay claim his crown
And then the foe, yes they’ll be cut down
You’ll see he’ll be the best that there’s been
Messiah supreme, true leader of men
And when the time for judgment’s at hand
Don’t fret he’s strong, and he’ll make a stand
Against evil the fire that spreads through the land
He has the power to make it all end

Dickinson erzählt die Geschichte hier, btw:

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Das ist meinem Gefühl nach aber oft die Art Umsetzung in Songs, sehr abstrakt und bildhaft, wenig konkret. Oft kann man nur am Titel oder einer einzelnen Zeile erkennen, welche Story mit der Metapher gemeint ist.

ABER DOCH NICHT BEI MAIDEN!

Die gehen doch oft all in mit ihren Literaturvorlagen, ich rufe in den Zeugenstand:

(1) IRON MAIDEN - RIME OF THE ANCIENT MARINER ( official music video ) - YouTube

Da erzählen sie quasi das ganze Gedicht nach, sogar relativ nachvollziehbar. Auch als Student der Anglistik und Fan von Samuel Taylor Coleridge konnte ich das ohne Cringe genießen, GANZ ANDERS ALS BEI TO TAME A LAND. Hust.

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Obwohl ich ihn schon zweimal im Streaming gesehen habe, musste der Film jetzt auch als 4K Scheibe her:

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Gerade den „Herrn des Wüstenplaneten“ beendet im Reread. Band 2. Also, wenn ich nicht so gehyped gewesen wäre durch unseren Thread hier, hätte ich mich schwer getan und es vielleicht zwischendrin wieder weggelegt. Obwohl es halt echt nur 250 Seiten sind.

Die ganze Erzählung wird hier zwar vorgespult (was aus Space-Opera-Sicher total lässig ist, weil man sieht, was später mit der Welt Arrakis und dem Universum geschieht), aber dann ordentlich gestoppt. Stagnation, Höhenflug auf dem Gipfel, beginnender Verfall. Und alles, was passiert, erscheint mir etwas dröge und so determiniert, dass ich es fast zu unwirklich wirkt.

Sehr coole Randnotiz und stilbrüchig irgendwie: Paul befürchtet eine unnötige Gewichtszunahme und lehnt deswegen manche Speisen ab und sorgt sich um sein Haar, dass ähnlich licht wird wie das seines Großvaters. Das ist so… normal und natürlich. Und das im Wüstenplaneten. Völlig super, aber völlig deplatziert.

Für das Worldbuilding ist es dennoch ein wichtiger Teil, da wir nichts über die Bene Tleilax wissen bisher und das wird nun geändert.

Teil 3 (Die Kinder des Wüstenplaneten) sofort gestartet und der ist gleich in den ersten Kapiteln um längen stärker und packender.

Also gutes Durchhalten an alle, die sich neu durch die Serie wühlen und gerade beim Zweiten sind.

Nach Abschluss der ersten Trilogie ist unbedingt die Miniserie von 2003 fällig, die ja komplett die erste Trilogie umfasst. Die ist wirklich nicht zu vernachlässigen, wie einige hier auch bekräftigen.

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so kann es gehen, Teil 2 ist meine absoluter Liebling der Reihe, wahrscheinlich weil er sich mehr auf die Charaktere fokusiert

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Das finde ich großartig und kann es ohne Weiteres nachvollziehen.

Lieblingscharakter(e) bei dir? In Band 2 oder generell?

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Liebling ist aus irgendwelchen Gründen die ich selber nicht so recht weiß Irulan
Liegt wahrscheinlich aber eher an Serie und Film als an den Büchern

Äusserst gespannt bin ich auf die Irulan in Dune - Part 2. Im ersten Band sehr am Rande inszeniert und doch immer präsent, da sie die Autorin der vielen Einleitungstexte ist. Sie moderiert und das macht sie irgendwie zur stillen Protagonistin obwohl sie das niemals ist.

Ihre Rolle finde ich später markanter und sie wandelt sich sehr. Auffallend emotional, aber es wird erwähnt, dass sie keine sehr tiefe oder erfolgreiche Ausbildung in der Schwesternschaft genossen hat.

Sie kommt mir sehr verachtet und gering geschätzt vor und dennoch erhebt sie sich selbst, so gut es eben möglich ist. Findet Ziel und Zweck.

Völlig nachvollziehbar, diesen Charakter toll zu finden.

„Der Beginn ist eine äusserst delikate Angelegenheit…“

Ich bin über die positiven Äußerungen zu den Büchern überrascht.
Nachdem ich beide Filme gesehen habe, war mal das erste Buch fällig.
Mir gefällt einfach diese SciFi Welt, weil sie mit ihrem feudalistischen und weitgehend Technikproben Ansatz erfrischend anders ist, wenngleich auch immer ein wenig dystopisch. Die Beschreibungen sind sehr detailliert und lassen einen in Stimmung und Umgebung eintauchen.
ABER: Wo ist der Spannungsbogen? Die Geschichte plätschert vor sich hin und das Plätschern macht vor dem Ende nicht Halt.
Mir ist klar, dass die Stimmung vermutlich die meisten begeistert, aber für mich muss einfach ein Mindestmaß an Spannung daei sein. Da kann mir auch gleich ein Benutzerhandbuch durchlesen. :wink:
Ja, die Meinung könnte jetzt ein bisschen für Aufruhr sorgen, aber ich finde eine alternative Meinung tut dem Threads auch mal gut.

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Oh, dann sollte ich vielleicht doch mal auch eins der Bücher lesen. Ich liebe Geschichten, die einfach so dahinplätschern und dabei Atmosphäre erzeugen. :see_no_evil:

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Ich fange mal an: Mir gefällt die Thematisierung und Darstellung einer scheinbaren Entscheidungsfreiheit angesichts einer unvermeidbaren Schicksalhaftigkeit. Das hat freilich einen strukturell antisemitischen Anstrich, wie oben gesagt wurde, allerdings würde ich da einwenden, dass die „Verschwörungen“ durch den Imperator oder die Bene Gesserit hier ja real sind, wogegen es beim Antisemitismus noch nicht einmal reale Juden braucht, um an ihre Verschwörung zu glauben.