Gunnar stellt in der Folge „Hit&Run“ eine Hypothese auf, die mich seitdem ins Grübeln gebracht hat. Um den zur Folge gehörigen Forenbeitrag nicht komplett zu sprengen, lagere ich das Thema in einen eigenen Thread aus.
Gunnar sagt in der Folge (ich kürze etwas):
Ein paar Einschränkungen zur Hypothese möchte ich direkt mit reinreichen:
- Gunnar im Discord explizit die Lucas Arts-Sachen ausgeklammert, weil es sich hier ja quasi um „In-House-Produktionen“ gehandelt hat. Ich stimme ihm zu, das wäre nicht ganz fair.
- Ich würde mich hier konkret auf Serien- und Filmadaptionen beschränken. Adaptionen von Rollenspiel- oder Tabletopwelten würde ich aus der Diskussion ausklammern. Das sind technisch gesehen natürlich auch Lizenzspiele, aber ich denke es ist klar, dass Gunnar hier nicht „Blood Bowl“, „MechWarrior“ oder die Gold-Box-Reihe meinte. Bücheradaptionen sind so ein Mittelding.
Dennoch lässt mich der Gedanke seitdem nicht los: Ist das so? Waren Lizenzspiele vorher wirklich immer einfach nur ein Cashgrab? Waren Spiele seitdem wirklich so viel besser?
Meine prägende Zeit des Spielens waren die 00er, da war ich Teenager. In den 90ern habe ich auch gespielt, meine Wahrnehmung von Spielen war aber deutlich begrenzter. Doch auch in den 00ern galt eigentlich an den meisten Stellen, dass Lizenzspiele ganz schlimmer Schund waren. Gerade die Wii hatte da meiner Erinnerung nach eine Unmenge an absolutem Schrott. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Spiele vor 2001, die heißgeliebt werden. Dass das meiste Zeug von Ocean eher mies ist, geschenkt, geh ich mit. Aber sonst:
- Viele der Disney-Spiele waren für ihre Zeit durchaus solide Jump’n’Runs (sowohl auf dem SNES als auch auf der PS1). DuckTales wurde ja schon bei Stay Forever besprochen.
- Auch auf der PS1 gab es eine Reihe guter oder zumindest solider Adaptionen wie z.B. Muppet Monster Adventure, Spider-Man oder Alien Resurrection. Und jede Liste strotzt natürlich nur so von den Disney-Platformern, die es außerdem noch so gab.
- Auf Nintendos Konsolen tummeln sich Turtles in Time und natürlich GoldenEye 007. Auch die Power-Rangers- sowie Looney-Tunes-Adaptionen sollen wohl ganz gut sein.
- Auf dem PC gab es Titel wie Star Trek: 25th Anniversary, Hype: The Time Quest oder LEGO Racers. Hier ist mein Wissen allerdings deutlich begrenzter, weil viel meiner Kenntnis aus der Zeit von den eher konsolenfokussierten US-YouTubern stammt.
(Wenn man Buchadaptionen mit zulässt kommen auch noch Tom Clancy’s Rainbow Six, Dune/Dune 2, Discworld, Shannara, Parasite Eve und verschiedene Sherlock Holmes-Spiele in den Sinn. Die sind aber wohl eher nicht gemeint, da sich hier wohl kaum Fanmassen an Kindern begeistern lassen…)
Ist meine Wahrnehmung wirklich so verzerrt? Liegt es vielleicht daran, dass die Zeit vor ~1998 nur aus Podcasts und AVGN-Episoden bekannt ist und nur die guten Spiele „überdauert“ haben, wohingegen ich den absoluten Schrott, der in den 00ern zu jedem Film rauskam (im Zweifelsfalle ein 3D-Platformer oder ein Covershooter, passt schon!) sehr bewusst miterlebt habe? Wohlgemerkt eine Zeit, wo das Spiel dann meist auch unbedingt direkt mit dem Filmstart draußen sein musste, was nicht selten zu desaströsen Ergebnissen führte…
Oder ist es andersherum vielleicht eine verklärte Erinnerung an die 00er, wo schlichtweg die „Mindestqualität“ von Spielen eine ganze Ecke höher war als noch in den 80ern und 90ern, weil im Zweifelsfalle einfach eine Handvoll bewährter Mechaniken zusammengeklatscht wurden und die Engines von der Stange den Rest übernommen haben?