Monkey Island 2 (SF 129)

Ich muss sagen, je größer meine Distanz zu den Adventures meiner Kindheit wird desto mehr kann ich da Gunnars und Christians Einstellung nachvollziehen.

Die meisten Grafikadventures - von Ausnahmetiteln wie MI 2 abgesehen - sind sehr schlecht gealtert und in dem Segment entwickelt sich bis heute auch relativ wenig weiter

versteh ich aber nicht, warum es da so wenig Neues gibt. P&C-Adventure-Games wären doch ideal für Touch-Screen-Tablet-Steuerung (was ScummVM auf dem Tablet auch beweist). klar, bleibt die Frage der Monetarisierung, aber man könnte ja das Ganze in Episoden Teilen und die erste 4free in den App-Store stellen.

1 „Gefällt mir“

Weil das Genre Grafikadventures so Insulär Deutsch ist und weil es selbst heute ein relativ aufwändig zu produzierendes Genre ist.

Selbst in den Neunzigerjahren war einer der Hauptabsatzmärkte für Adventures Deutschland und Lucas Arts hat ganze Projekte beerdigt (zum Beispiel einen Indy Nachfolger) weil man sich relativ sicher war dass man das Spiel mit dem geplanten Konzept nicht in Deutschland verkaufen kann.

Monkey Island 2 z.B. hat in Deutschland mehr Exemplare verkauft als in den USA

Gilbert war ja sogar mal auf einer kleinen Deutschland-Tour um Thimbleweed Park zu promoten.

Schau dir die Credits für Monkey Island 3 (Gilbert Interpretation) an, dass ist eine relativ große Anzahl von Leuten (kein Wunder bei der Qualität der Produktion) und die Verkaufszahlen brechen keine Rekorde.

Es ist zwar laut Devolver Digital “the fastest selling game in the franchise” aber das heißt nicht viel weil Curse of Monkey Island (der bis dato erfolgreichste Teil der Serie) zwischen 1998 und 2003 insgesamt 300,000 Einheiten umgesetzt hat.

Devolver hat außerdem keine Verkaufszahlen herausgegeben. Hätte MI 3 alle Rekorde gebrochen hätten sie es aber angegeben.

Ich möchte den Erfolg gar nicht klein reden aber Grafikadventures sind eine Nische und eine mit relativ hohen Produktionskosten noch dazu.

Deshalb gibt es halt auch weniger Angebot und das Angebot das es gibt ist eher Risikoavers

2 „Gefällt mir“

Tolle Folge für eins der Spiele meiner Kindheit, die „Wusstet ihr schon“ Folge hat das Potenzial nochmal genauso lang zu werden. Das Spiel hat auch ein paar amüsante Szenen von denen ich früher nichts gewusst hatte.
https://www.youtube.com/playlist?list=PLPtyoZRmt6lKqbA38VOi37CLOoDawkEu0

Damals hatte ich auch die Amigaversion und erinnere mich dass man die Diskette dreimal wechseln musste um die Szene zu sehen wie Largo an die Wand spuckt.
Ich habe da auch nur den leichten Schwierkeitsgrad gespielt und erst als Jugendlicher auf den PC das vollständige Spiel erlebt und dann alle Jahre wieder gespielt. Zwar hat das Spiel natürlich seine Schwächen aber die Nostalgie ist da bei mir einfach stärker.

2 „Gefällt mir“

Chris, Gunnar, das ist wirklich eine fantastische Folge geworden!
Vielen Dank!

5 „Gefällt mir“

Eine fantastische Folge, sicher eine eurer besten. Und weil ich ja wegen der letzten Musikfolge so viel gemeckert habe… hier waren der Musikeinsatz und die Erklärungen dazu grandios! MI2 wäre ohne seine Musik ein ganz anderes, deutlich schlechteres Spiel.

5 „Gefällt mir“

Hallo zusammen,

habe mich gerade frisch angemeldet und diese Episode zum Anlass genommen.

Was mir bei den Lucasartsadventures und insbesondere den früheren Werken ab »Secret of Monkey Island« aufgefallen ist, dass sie im Unterschied zur Konkurrenz, z.B. Sierra, sehr stark am narrativen Schema des Blockbusterkinos (Exposition (X) Konfrontation (X) Auflösung)* orientiert sind. Nachdem ich »Return to Monkey Island« gespielt habe, muss hier Schaefer besonders beigetragen haben.

*mit dem von Syd Field in »Das Drehbuch« beschriebenen Schema eines Drehbuchs.

Ich bin fest davon überzeugt, die Tatsache der Anbindung zur Skywalker Ranch und mutmaßlicher Austausch der dortigen Filmschaffenden bzw. Ressourcen haben dafür gesorgt, dass diese Spiele so zeitlos erzählt sind. Lucas war ja z.B. auch mit Campbell, dem Autor von »Der Heros in 1000 Gestalten«, befreundet. Seine großen Bockbuster waren davon beeinflusst, seine Art zu erzählen. An dem Beispielerzählstrang habt Ihr sehr schön gezeigt, 1. wie komplex Monkey Island 2 hier erzählt und dass 2. die Rätsel nicht einfach abiträr als bloße Hindernisse eingebaut sind, sondern damit auch eine Dramaturgie verbunden ist. Wenn man das mit den Lucasartsadventures davor vergleicht, ist das ein Quantensprung. Die Höhe der Erzählkunst dieser Spieleschmiede findet sich dann später in zunächst »Day of Tentacle« und später »Grim Fandango«.

Bemerkenswert ist, dass Gilbert das Erzählen in einer vernünftigen Erzählstruktur in seinem neuen Spiel scheinbar vergessen hat. Mich würde ja mal ein Interview mit Tim Schaefer über seine Einflüsse auf Monkey Island interessieren. Hat er sich mit Erzähltheorie beschäftigt oder gab es Schulungen der Entwickler durch Lucasfilm?

Die von Gunnar erwähnte besondere Erzählform von Monkey Island 2 durch eine erzählerische Klammer, d.h. die Rahmenerzählung, die Analepse und später wieder zusammenlaufen mit der Rahmenerzählung zeugt schon ein wenig davon, dass jemand weiß, mit Drehbüchern umzugehen.

Sorry, wenn ich zu sehr ausgeufert bin.

2 „Gefällt mir“

Wow. Was für eine tolle, detaillierte Folge zu meinem absolutem Lieblings-Adventure Monkey Island 2. Viele passende Kapitelbilder, musikalische Einspieler, Anekdoten und ein passender Walkthrough durch Woodtick. Auch wenn Gunnars Kritik natürlich völlig unangebracht ist und Christian in seinem überschwänglichen Lob alles richtig gemacht hat. :laughing:

Ich habe viele nostalgische Erinnerungen an dieses Meisterwerk und es ist glaube ich eines der letzten Adventures, bei der ich ohne falschen Stolz sagen kann, dass ich ohne Lösung durchgekommen bin. Aber gedauert hat es glaube ich ca. 3 Monate insgesamt. Auch wenn das Ende bei mir den totalen „WTF“ Moment ausgelöst hat, ist es in der Rückschau doch ein genialer Schachzug von Ron gewesen.

Ich freu mich schon wie Bolle auf die „Wusstet ihr eigentlich Folge“ :smiley:

2 „Gefällt mir“

Monkey Island 2 ist damals tatsächlich ein bisschen an mir vorbeigegangen. Teil 1 hab ich auf dem Amiga durchgespielt und geliebt. Das war auch das erste Adventure, das ist selbst gespielt habe. Teil 2 hab ich nur bei einem Freund gesehen und als Copilot mitgespielt. Ich glaube auch bis zum Ende. Der Cliffhanger dort war mir zumindest geläufig. Ich hab es glaub ich erst viele Jahre später selbst mal durchgespielt. Meine Monkey Islands waren immer eher Teil 1 und 3. Deswegen kann ich Teil 2 nicht so sehr im Schlaf zitieren wie die anderen beiden :smiley:

Spannend fand ich in der Podcast-Folge die Diskussion, ob Guybrush schon in Teil 1 so rücksichtslos war wie im 2. Mir kamen dazu ein paar Gedanken in Hinblick auf Return to Monkey Island:

Dort wird das Ganze als logische Fortsetzung zu Teil 1 und 2 noch weiter getrieben und die Kollateralschäden, die Guybrush anrichtet um seine Ziele zu erreichen als wichtiger Handlungsfaden etabliert. Er schadet eigentlich jedem, mit dem er zu tun bekommt und
später im Spiel gibt es eine längere Szene, in der Elaine ihn mit seinen Taten konfrontiert. Leider wird das danach wieder fallgelassen.

Tolle Folge :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

MI2 = Beste Teil der Serie!
(…wenn auch das Ende eine Katastrophe ist)

1 „Gefällt mir“

Ich hab Monkey Island 2 nie gespielt. Da ich schon den ersten Teil eher langweilig fand. Mit dieser Meinung steh ich wahrscheinlich alleine in Deutschland. :smile:

Man muss schon irgendwie auf diese Piraten Slapstick Schiene stehen, um MI richtig zu lieben oder? Für mich waren die beiden prägenden Adventures eher Maniac Mansion (zum großen Teil) und Zak Mckracken (zum kleineren Teil). Ich kann aber auch die Piratenbraut (Film) nicht leiden. :sunglasses:

2 „Gefällt mir“

Ich bin da derselben Meinung wie du. Wahrscheinlich muss man MI zum Release erlebt haben. Ich hatte vorher schon Dutzende Adventures gespielt. Außerdem spricht mich dieses Piratenthema nicht so an.

Meine unpopuläre Meinung ist, dass Simon the Sorcerer 1 & 2 die besten Adventures der 90er sind, gefolgt von der Kyrandia-Reihe*. (Ich kann das auch mit Argumenten belegen, über die man aber natürlich diskutieren kann.)

*) Unpopuläre Meinung innerhalb der unpopulären Meinung: Kyrandia 3 war der beste Teil der Reihe

5 „Gefällt mir“

Ich habe damals MI 1 und 2 gespielt jeweils als sie neu waren, und mir geht es auch so: dieses Piratenzeug hat mich nie groß interessiert. Vom Thema her war das auch damals schon etwas altmodisch, fand ich.

Im Mainstream scheint es aber als Thema damals wie heute sehr angesagt zu sein, man siehe nur den Erfolg von Pirates of the Carribean oder früher auch den Film Piraten mit Walter Matthau.

Es ist halt Geschmacksache.

1 „Gefällt mir“

Grundsätzlich ist das Piratenthema nicht totzukriegen, wie bei allen großen Themen ist die Populärität aber schwankend. Vor Fluch der Karibik galten Piratenfilme beispielsweise als Kassengift:

In den 80ern lief außer dem von dir angesprochenen Matthau-Film nicht soo viel. Und in den 90ern gab es im Wesentlichen Parodien und Kinderfilme mit dem Thema (Muppets Treasure Island u.a.) und den grandios fehlgeschlagenen Cutthroat Island, der Carolco in die Pleite getrieben hat und für fast eine Dekade den Studios die Lust auf Piraterie ausgetrieben hat.

1 „Gefällt mir“

Ich fand Monkey Island 2 optisch immer super schön, schon als Kind, obwohl da gerade N64 und PS1 aktuell waren. Hab das das erste Mal auf dem Amiga von meinem Opa gesehen und erst nochmal 10 Jahre später selbst gespielt. Da hatte ich dann gerade ein Interesse für Spiele entdeckt die älter sind als ich und darum habe ich Monkey Island 1 gespielt und den zweiten gleich drangehängt. Trotz dass das immernoch ein optischer Schritt vorwärts war, wirkte das dann im direkten vergleich irgendwie kulissenhafter auf mich als der erste Teil. Ich kann gar nicht sagen warum genau. Gerade Melee Town war ja hauptsächlich blau mit leuchtenden Fenstern, das sollte eigentlich auf dem Papier viel minimalistischer daherkommen, wirkte auf mich aber so viel plastischer und begehbarer und einfach nützlich als Computerspielgrafik, wo Monkey Island 2 oft mehr wie Zeichnungen aus einem Kinderbuch daherkam. Dass die Art wie die Hintergründe gezeichnet wurden ein Grund dafür sein könnte hab ich jetzt erst in der Folge gelernt.

1 „Gefällt mir“

Für mich standen Simon 1 & 2 früher in etwa auf einer Stufe mit MI 1 &2, superschöne Grafik und dann noch der Bonus, dass es gleich mit deutscher Sprachausgabe daherkam.
Beim heutigen Nachspielen fällt mir jedoch auf, dass Simon (zumindest für mich) nicht mehr so eingängig erscheint. Das Rätseldesign ist an machen Stellen irgendwie zweifelhaft … und wo Guybrush rücksichtslose, egomanische Züge erreicht, kommt Simon wie ein total versauter, rüpelhafter Chauvinist daher :joy: also manche Antwortmöglichkeiten, die er erhält … die klickt man dann ja sogar gern an :face_with_peeking_eye:
Aber ich finde es insgesamt schlechter gealtert als MI.

Thematisch allerdings ist Simon schon ziemlich genial, wie es die Märchenwelt derart verwurstet.

Das nächste waren für mich übrigens noch Goblins 1-3, wobei ich später gelernt habe, dass dies ja doch eher Knobel- als Adventurespiele sind. Aber wirklich nett gemacht und mit teils anspruchsvollen Rätseln auf so wenigen, kleinen, aufgeräumten Screens.

2 „Gefällt mir“

Seit gerade eben fühle ich mich zum ersten Mal in meinem Leben alt.

4 „Gefällt mir“

Meinst du dabei Teil 1 oder Teil 2? Oder beide?

Die sind nämlich recht unterschiedlich in der Herangehensweise der Rätsel. Teil 1 war eine riesige, verbundene „Open World“ mit Schnellreisemöglichkeit, wobei man die Schnellreiseziele einmalig zu Fuß erreicht haben musste, um dort hinreisen zu können – dafür konnte man auch an jedem Ort der Welt die Schnellreise nutzen und musste nicht erst „zum Rand der Location laufen“ (was bei Simon 2 schon mal mehrere Bildschirme sein konnten). Da die Welt fast zur Gänze von Anfang an begehbar war, hatte man so viele Rätsel und Spuren gleichzeitig zu verfolgen, dass man immer irgendwo weiterkam. Der einzige Nachteil war das Pixel Hunting – ich habe lange gebraucht, um den Stein vor der Goblinfestung zu finden, wo der Einkaufszettel der Goblins für den Händler im Dorf drunter lag. :see_no_evil_monkey: Aber abgesehen vom Pixel Hunting bin ich damals durch den ersten Teil recht zügig durchgekommen, wobei wir den auch zu dritt gespielt und uns in der Schule ausgetauscht haben.

Teil 2 hatte dann die Hotspot-Markierfunktion (F10), somit wusste man in jeder Location sofort, womit man interagieren konnte. Dafür war das Spiel nicht mehr „Open World“, sondern in Abschnitte unterteilt, wobei man nicht in vorherige Gebiete zurückgehen konnte; außerdem waren die Locations in einem Abschnitt nicht verbunden, sondern beim Verlassen der Location kam man auf eine Karte, wo verschiedene Locations erreichbar waren – was mich am Anfang sehr irritiert hat: Woher weiß Simon von Anfang an, welche Orte in dieser Welt überhaupt interessant sind? Was liegt zwischen diesen Orten – das will ich doch auch sehen? Aber abgesehen davon sind die Rätsel im zweiten Teil aus meiner Sicht einfacher, weil linearer (und kein Pixel Hunting – Simon 2 war übrigens anscheinend das erste Adventure, das diese Hotspot-Markierfunktion hatte).

Durchaus, vor allem im zweiten Teil. Wobei man sagen muss, dass Simon ja unfreiwillig in dieser Fantasywelt ist, von der alle (inklusive ihrer Bewohner) wissen, dass sie eine Parodie ist. Der Humor passt halt voll in die 90er und zum Klischee des rotzigen Teenagers. Wir haben insbesondere den zweiten Teil damals gefeiert. :slightly_smiling_face: Als Terry Pratchett-Fan kann ich da heute noch was dran finden.

Oh ja. Märchen und Fantasy, aber auch andere Klischees wie z.B. Piraten oder Rollenspieler, werden da auf einmalige Weise durch den Kakao gezogen. Die Rollenspieler am Fuße des Todesvulkans sind legendär:

2 „Gefällt mir“

Ich dachte mir gerade zuerst „was hat der Kerl denn, die waren doch echt nett gemacht!“ und Teil 2 eben angeworfen… Uff, ich fand es tatsächlich von der ersten Sekunden an furchtbar, das hatte ich definitiv anders in Erinnerung. Zwar kann man jederzeit in den klassischen Modus wechseln, aber dort ist dann eine ganz andere Musik (wahrscheinlich die Amiga-Musik?), auf deren Stil ich einfach nicht klar komme, weil ich mit dem klassischen PC-Soundtrack aufgewachsen bin… Die einzigen Sachen die mir gefallen haben, ist die jetzt vorhandene Sprachausgabe und die modernisierte Steuerung

Wahrscheinlich ist es die Kombi Fantasy+Mystery+Piratenthema.

Filme wie »Die Goonies«, »Die Braut des Prinzen«, »Hook« und eben »Fluch der Karibik« haben Märchen- und Fantastikelemente. Und in dieselbe Kerbe schlägt eben Monkey Island. Das pure Piratenthema wie zu Zeiten Erol Flynns oder ein »Die Schatzinsel« ist sicherlich etwas angestaubt. Es gibt ja die ein oder andere jüngere Qualitätsserie, die das Thema ernst genommen hat. Es ist dieser Steven Spielberg-George Lucas-Punk, der jedes Thema gefällig werden lässt.

2 „Gefällt mir“