Monster-Menagerie: Der Ork

Die D&D-Nerdbubble ist ja auch nur maßgeblicher Einfluss für die Entstehung des Rollenspiel-Genres an sich. :grin:

Ich hatte zumindest den Eindruck, dass durch das ständige referenzieren des Warhammer-Orks in Abgrenzung zum Tolkien-Ork die ganze Zeit über bereits zwei Archetypen gegeneinander abgewogen wurden. Daher halte ich es für nachvollziehbar, wenn die Beschränkung auf Verwunderung stößt.

Die Ausblendung von Shadowrun kann ich nachvollziehen, da es sehr deutlich vom Schema abweicht. Das Argument, dass DSA zu nischig sei, weniger. DSA ist für unseren Sprachraum sehr einflussreich und DSA orientierte sich für die eigene Welt immer auch an Figuren und Wesen der europäischen Folklore (Stichwort Tatzelwurm). Würde mich daher wundern, wenn deren Ableitung des Orks frei im Raum schweben würde. Da der Podcast ja u. a. auch Spiele bespricht, die hauptsächlich in unserem Sprachraum Anerkennung erfahren haben ( z.B. Anstoss, Albion), hätten mich da ein paar Worte mehr durchaus gefreut. Gerade auch, weil es da deutschsprachige Ansprechpartner gegeben hätte. :slightly_smiling_face:

Natürlich verstehe ich auch, dass zu Tolkien, D&D, Warcraft und Warhammer mehr Quellen existieren und die englischsprachigen Franchises mit ihrer Marktmacht die regionalen immer stärker zurückdrängen/beeinflussen. Das war aber nicht immer so, die regionalen sind halt schlechter dokumentiert, gerade im langezeit sehr fantasyfeindlichen Land der Dichter und Denker. Da der Altersdurchschnitt ja scheinbar ist wie er ist, gibt es da recht offensichtlich ein, zwei Leute mehr, die das dann verwundert. :joy:

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Das bin ich nicht so sicher. Die Moomins gab es ja auch schon auf englisch relativ zeitnah zu den Veröffentlichungen und in den USA gibt es ja auch eine schwedische Minderheit in Folge einer Massenauswanderung um die Jahrhundertwende. Einen massiven Einfluss kann man aber sicher vergessen.

Wie sieht es denn mit dem Werk von Frazetta aus, finde seine Conan-Sachen oder Neandertaler haben schon einen orkischen Einschlag.

Stellvertretend mal dieses Detail aus dem Bild namens Bran Mok Morn aus den 60ern:

Das erinnert schon sehr an die spätere Darstellung der Orks im LotR Zeichentrick.

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Erstkontakt mit etwas ist stets prägend. Ralph Bakshis Orks in seinem Zeichentrick-LotR… Orks sind für mich seit 30 Jahren kein Witz. Und Balrogs.

Aus der PnP-Ecke: Orks sind so, wie sie inszeniert werden. Manche geben ihnen die dümmliche, schnarrende Snaga-Kriecher-Attire. In anderen Erzählwelten sind Orks das Rückgrat des Untergangs und hochdämonisiert. Gusto.

So. Und nun die Folge hören. hust

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Frohe Weihnachten!

Im Bereich »ähnliche Konzepte mit unklarer Inspiration« würden mir noch die Morlocks aus Die Zeitmaschine (1960) und natürlich aus der Buchvorlage (1895) einfallen.

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Spannend, dass du sie nennst. Die Morlocks standen tatsächlich in meinen Notizen zu Tolkiens Inspirationen. Aus Zeitgründen habe ich sie dann aber gestrichen.
Man kann stark davon ausgehen, dass Tolkien Wells’ Werk gelesen hat. Wenn ich mich recht entsinne, steht es aber nicht 100% fest.

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Großartige Folge, ich habe sie mir gleich zweimal hintereinander angehört. Mir gefällt es zwei Geisteswissenschaftlern dabei zuzuhören, wie sie ein Thema nerdig ernst nehmen und sich gleichzeitig bewusst sind, dass es eben auch Fiktion ist und vielleicht keine wissenschaftliche Klassifikation und Taxonomie á la von Linné erfordert. Im Gespräch harmonieren die Beiden für meinen Geschmack ausgesprochen gut, konnte erst gar nicht glauben, dass dies erst die zweite Folge im Format ist.

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Shadowrun Orks sind übrigens keine „genetisch veränderten Menschen“ das greift in der Shadowrun/Earthdawn Mythologie von FASA so zu kurz das es eigentlich schon falsch ist.

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Shadowrun dürfte, glaub ich, das erste Mal sein, dass man einen Ork als Helden-Klasse spielen kann. Hab aber nicht so weit in die Richtung gesucht, weil es eher im die Orks als Feinde ging.


Hier ein Orc aus Dark Omen. Das sind schon Karikaturen - die Orcs in Warhammer scheinen der „lustige“ Teil der Welt von Warhammer zu sein.

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Aber das waren m.W. die menschlichen Wissenschaftler, die den Atomkrieg in Bunkern überlebten und degenerierten oder?

Orks sind in soviele Systeme und Welten eingewandert, dass es wohl am besten wäre, einen Stammbaum zu bilden: System/Welt, Farbe, „Gesinnung“,…

Es ging mir hier um die Bemerkung eines anderen Posters hier im Thread.

Im Shadowrun Universum ist keine der Fantasy-Rassen ein genetisch veränderter Mensch. sondern wenn überhaupt dann eher ein magisch veränderter Mensch.

Earthdawn, dass auch von FASA stammt, ist die offizielle Vorgeschichte zu Shadowrun und die Lore sagt, grob zusammengefasst, dass es hierbei um den “Magie-Pegel” des Universums geht.In Earthdawn ist der auf dem Höhepunkt angekommen und droht wieder zu sinken und die Erde ist hoch magisch, bevölkert von allerlei fantastischen Kreaturen, bis hin zu Dämonen und Drachen und wirklich jeder und alles wird magisch hergestellt oder getätigt.

In unserer Welt hat das Magie-Niveau dann irgendwann den Tiefststand erreicht, alle magischen und mystischen Kreaturen sind verschwunden, bis auf einzelne Ausnahmen (Drachen z.B. liegen im Tiefschlaf oder agieren in menschlicher Gestalt weiter) und zum Start der Shadowrun Lore steigt es wieder weit genug an, dass die fantastischen Rassen wie Zwerge und Elfen sowie die Drachen wieder erscheinen.

Selbst in der Erstauflage wird nicht von genetisch manipulierten Menschen gesprochen. Im Gegenteil ist der Menschheit überhaupt nicht klar wieso das passiert. Menschlichen Eltern werden Elfen- Zwerg, Ork oder Trollkinder geboren mystische Kreaturen tauchen wieder auf und Drachen übernehmen mit ihrem unermesslichen Hort an Gold und Besitz die Kontrolle über die Megakonzerne der Welt (oder hatten sie die schon immer?)

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Die Orks in Warhammer Fantasy waren schon immer der „Comkc Relief“.

Habe ganz unwissenschaftlicg gerade »Morlocks« und »Tolkien« in die Suchmaschine eingegeben.
Offensichtlich hat er sich sogar in seinen Essays zu den Morlocks geäußert:

» J. R. R. Tolkien mentioned Morlocks three times in his 1939 essay On Fairy-Stories, which discusses the genre now called fantasy. The first reference occurs where Tolkien attempts to define the genre, and he suggests that the Morlocks (and Eloi) place The Time Machine more in the genre than do the Lilliputians in Gulliver’s Travels

Quelle: Morlock - Wikipedia

Jetzt muss man sich nur sein Essay besorgen.

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Danke für den Fingerzeig.

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Ein rein anekdotischer Post - mir geht es da ähnlich (muss gestehen dass ich die Folge auch noch nicht gehört habe), wollte mich aber dem Ersteindruck durch Bakshi’s Herr Der Ringe anschliessen. Der Begriff des Orks war für mich als Kind Sinnbildlich lange hiervon geprägt:

image

… und ich fand’s toll.

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Aus meiner eigenen Spieler-Erfahrung aus den letzten 25 Jahren gibt es noch einige Spiele, in denen Orks als deutlich stärker ausdifferenzierte Charaktere auftreten. Neben älteren Klassikern wie Heroes of Might and Magic (insbesondere 2 und 3) auch das deutlich neuere „Battle for Wesnoth“, dass sich auch stark an Herr der Ringe und Warcraft orientiert. Diese sind allerdings deutlich seltener als die Spiele, in denen der Ork als generisches Kanonenfutter vom Spieler zu Hackfleisch verarbeitet werden soll, darunter der fast schon moderne Klassiker „Orcs must Die“.

Was mich besonders interessiert, ist die unterschiedliche Lebensweise, die der Ork in seiner typischen Umgebung an den Tag legt. Wie auch in Warhammer Fantasy, ist der Ork in HoMM auch ein Steppenbewohner, und fühlt sich in der Weite der Prärie wohler als im Wald oder Gebirge (was ihn wahrscheinlich spielerisch auch vom Elf oder Zwerg abgrenzen soll). Für mich platziert das den Ork in eine kulturelle Nähe zu den Steppenvölkern Mittelasiens, zu denen auch Zentauren in ihren vielfältigen Ausprägungen sehr gut passt, vor allem da Orks in vielen Situationen auch eher das plündern und brandschatzen nach Art der Goldenen Horde praktizieren, anstatt ein Gebiet zu übernehmen und schlussendlich sogar zu assimilieren. Ebenfalls passt dazu auch die animistische und stammesorientierte Lebensform, und sogar die Zelte und jurtenähnlichen Behausungen, in denen Orks in Warcraft leben (in HoMM 2 und 3 sind es dagegen eher Festungen in kargen Vorgebirgen, aber hier leben die Oger auch unter der Brücke). *Der Kommentar ist entstanden bevor ich die Folge zu Ende gehört hatte.

Was man noch am Rande erwähnen kann ist die ethische Nähe zwischen Orks und Elfen/Elben, die in einigen Szenarien thematisiert wird. Während in HdR Orks ja eine durch aggressive Kreuzung entstandene niedere Form der Elben sind, werden Orks (bzw. „Orsimer“) in „the Elder Scrolls“ sogar offiziell zu den verschiedenen Elfenvarianten gezählt.

(Während meiner eigenen kurzen Recherche bin ich auf einen englischsprachigen Artikel mit einem ähnlichen Thema gestoßen, dieser greift auch meine Gedanken zum Vergleich „Orks - Steppenvölker“ auf.)

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Was Darstellungen angeht, bin ich heute in ein richtiges Rabbithole gefallen als ich mich in der nordischen Mythologie und entsprechenden Illustrationen umgesehen habe. Wenn man die Jötunn / Riesen anschaut haben diese Aspekte die sich durchaus auch in den tolkienschen Orks wiederfinden. Speziell die Untergattung der Trolle wird schon früh recht „orkisch“ dargestellt. Sie gelten als hässlich und gewalttätig und sind der Christenheit feindlich gesonnen, können sogar deren Blut riechen. Gleichzeitig leben sie im Verborgen und Dunklen. Und in Form und Größe sind sie variabel, die Mächtigeren unter ihnen sind riesig - und es sind buchstäblich Naturgewalten.

Stellvertretend mal dieses Bild:

Das ist eine Illustration zu Grimms Märchen aus dem Jahr 1923 von Gustaf Tenggren.

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Auch dieses Bild von John Bauer von 1912 hat für mich ganz starken „grüne Orks“-vibe und könnte ein stückweit auch WarCraft Fanart sein:

Und noch ein Nachtrag: laut Wikipedia ist Herr Bauer wohl eine große Nummer gewesen, dessen Werke noch heute die Trolldarstellungen beeinflussen. Chancen stehen also nicht schlecht das es im Laufe der Zeit auch zur Inspiration für Orkoide/trollartige Wesen wurde.

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Vielen Dank für die super interessante Folge.

Neben der Frage, wie Orks in Computer- und Videospielen verwendet werden, ist auch ein Blick in genuine Orks aus Filmen sehr interessant.

Im Allgemeinen: wenn Orks in Filmen vorkommen, dann meist entweder in Verfilmungen (von Büchern, Spielen) oder als der generische Ersatz für Menschen, zu denen man nicht erklären muss, warum diese getötet werden dürfen.

Meist sind genuine Filme mit Orks ohne andere Grundlage offensichtlich von sehr schmalem Budget und wenig Anspruch.

Beispiel:
Orcs - Sie kommen um uns alle zu töten (2011) - IMDb (Bitte nur schauen, wer Trash movies mag)

Orks nehmen in Filmen heute die Rolle ein, die früher Zombies hatten (bevor sie schnell und gefährlich wurden). Leichte Beute für den Protagonisten.

Die Emanzipation der Orks in den großen Rollenspielsystemen und den Computer- und Videospielen ist noch nicht im Fernsehen angekommen. Ich warte noch auf eine erfolgreiche Fantasy- Serie mit Orks, die ausgefeilte Charaktere und Rollen darstellen und die nicht auf einer Vorlage basiert.

Die Preisfrage für Medienwisschenschaftler: warum sind Orks im TV noch so eindimensional wie in der Nerdkultur der 80er während im Videobereich es schon eine sehr viel komplerexes Bild gibt?

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