Ah, grad wieder.
Habe hoffnungsvoll in den Podcast Macht&Millionen #43 reingehört, weil eine Aufarbeitung des Dieselskandals versprochen wurde. Interessantes Thema, bin ich so nicht drin, hoffte, was Neues zu erfahren.
Aber es begann, natürlich, mit 3 Minuten Geplänkel über das Outfit des Moderators. Nicht per se schlimm, aber halt vage cringy.
Naja, ok.
Schlimmer: Weil sie zusätzlich Video aufnehmen, wird fast nicht geschnitten, das Gespräch ist voller Füllwörter, Wiederholungen, Relativierungen und halber Sätze. Die Moderatoren sprechen schon sehr sauber für eine Live-Aufnahme, aber Radiostandard ist es eben nicht, lange nicht.
Als dann die Moderatorin (bei einem Podcast über die Autoindustrie!!!) noch sagte, „da arbeitet jeder 10. Deutsche, glaube ich, bei einem Zulieferer oder so“, musste ich abschalten. Zum einen wegen des „glaube ich“ (das könnte man ja auch genau wissen, wenn man über das Thema redet), zum anderen ist die Zahl schlicht falsch. Das bleibt aber unwidersprochen.
Das klingt sehr kleinlich, aber hier sprechen Kayhan Özgenc, Chefredakteur von „Business Insider“ und Solveig Gode, letztes Jahr unter die „30 unter 30“ im Bereich Wirtschaftsjournalismus gewählt. Das ist ein erfolgreicher journalistischer Profi-Podcast, mit Live-Tour und allem.
Ich bin da vermutlich ungerecht, mache ja auch genügend Fehler, aber das Schöne an einem Podcast ist doch, dass man ihn schneiden kann - wenn ich ein zentrales Faktum vergessen habe, unterbreche ich, frage den Gesprächspartner, schaue nach und setze dann wieder ein. Wenn ich einen Satz nicht zuende bekomme, wiederhole ich ihn. Aber geht ja bei M&M nicht, soll ja auch als Video verwendet werden. Seufz.
Ehrlich, mir gehen die deutschen Podcasts aus. Gebt mir nochmal ein paar Tipps: Idealerweise in diesem Bereich, also Politik, Wirtschaft, meinetwegen auch Gesellschaftswissenschaften oder Popkultur, aber keine News, nur Analyse und Aufarbeitung.
Mein Medienkonsum besteht zum wesentlichen Teil aus YT-Essays (random Beispiele: 1 2 3) und Substack-Newsletter (1 2 3), etwas auf dem Niveau muss es doch auch auf Deutsch und als Podcast geben.