Ich kopiere mal ein paar meiner Gedanken aus dem anderen Thread rüber:
Ich fand das Ende, zusammen mit dem Anfang, sehr clever.
Zum einen löst es genau das ein, was eigentlich alle wissen wollten: Was ist denn nun das Geheimnis von Monkey Island?
Gilbert und Grossmann lösen das ganz explizit auf:
Das Geheimnis von Monkey Island ist, dass es ein Freizeitpark ist, in dem sich Guybrush aufhält und Abenteuer erlebt. Gilbert hat darüber erst kürzlich bei Cressup im Detail gesprochen. Das war die ursprüngliche Idee für das Geheimnis im ersten Monkey Island, was dann im fertigen Spiel nicht mehr explizit aufgelöst wurde, weil es in der Geschichte eigentlich auch nicht um das Geheimnis ging. Aber die ganzen Andeutungen (Getränkeautomaten, das T-Shirt in der Schatzkiste, etc) blieben erhalten.
Am Parkausgang neben Elaine hängt auch eine Plakette, die das unmissverständlich mitteilt:
„Historic landmark: The Original Secret, a pirate adventure park. Established 1989 by R. Gilbert.“
Die Auflösung ist konsequent und basiert auf den ursprünglichen Gedanken der beiden. Sie lässt sich aus den beiden Vorgängern herleiten. Sie wissen, dass es nach 30 Jahren nichts geben kann, was die Erwartungen irgendwie übertreffen könnte, daher habe ich großen Respekt davor, dass sie ihrem Werk treu geblieben sind.
Man kann kritisieren, dass das Ende antiklimaktisch ist. Aber auch das war eine bewusste Entscheidung und wird bereits über das Spiel hinweg aufgebaut:
Während des gesamten Spiels wird klar, dass Guybrush und LeChuck nur noch in Relation zueinander existieren und dass der Rest der Spielewelt daran nicht mehr interessiert ist. Keiner fürchtet sich vor LeChuck, keiner interessiert sich für Guybrush’s heroische Geschichten mehr, keiner ist ernsthaft am Geheimnis von Monkey Island interessiert, nicht mal LeChuck’s Crew. Ihre Jagd nach dem nächsten Macguffin ist reiner Selbstzweck und auf dem Weg werden auch Kollateralschäden in Kauf genommen.
Muss ich da nun wirklich zum x-ten Mal einen großen Showdown spielen, obwohl schon vorher klar ist, wie er ausgehen muss? Das abrupte, antiklimaktische Ende unterstreicht, dass RtMI die Geschichte von zwei Charakteren ist, deren Fehde zum Selbstzweck geworden ist.
Das fand ich einen sehr interessanten Ansatz für die Geschichte von RtMI.
Und wer sich darauf nicht einlassen will, für diejenigen gibt es noch einige alternative Enden, welche jedem ermöglicht die eigene Interpretation der Ereignisse umzusetzten.
Ich verstehe, dass das nicht für jeden befriedigend ist, weil sich manche Menschen eben klare Antworten oder einen Kanon wünschen. Aber Gilbert hat in Interviews (zB bei Cressup) ganz klar gesagt, dass das nicht das ist, was er für seine Erzählung von Monkey Island möchte. Er wollte explizit Interpretationsspielraum lassen und das respektiere ich als seine künstlerische Entscheidung. Das er damit aneckt, war bereits vorher klar.