Kann es sein dass die Verwendung des Wortes Tatsächlich in den letzten Jahren stark zugenommen hat und meistens einfach falsch verwendet wird oder komplett überflüssig ist?
Bei Podcasts fällt es mir derzeit am stärksten auf. Es gibt bei einem anderen Retropodcast jemanden, der das Wort so oft fallen lässt dass man leicht ein Trinkspiel daraus machen könnte. Musste aufhören das Format zu hören.
Mein Eindruck ist auch dass es im Fernsehen bei Interviews oder verschiedenen Reality Formaten ständig verwendet wird, sobald keinem vorgeschriebenen Script gefolgt wird und es keine professionellen Sprecher sind.
Woran liegt es denn dass sich das so eingeschlichen hat? Muss aufgrund von Fake News und Corona Schwurblern jetzt jede Aussage immer von harten Tatsachen untermauert werden, sogar wenn ich mir tatsächlich nur die Schnürsenkel binde?
Soll jetzt keine Kritik an Einzelnen sein, ist nur ein Phänomen das ich nicht verstehe und nervt wenn ich das Wort bei manchen öfter als 1x in nem Satz höre.
Ja, „tatsächlich“ ist ein Füllwort geworden. Das ist mir selbst erst aufgefallen, als mich jemand daraufhinwies, dass ich häufig den Begriff „Tatsache“ benutze - und ihn lustigerweise bei Füllwortverwendung anders betone, als wenn ich den Begriff im ursprünglichen Sinn benutze. Im ursprünglichen Sinne ist es eine TATsache; wenn ich das Wort zum Füllen benutze, sage ich „tatSACHe“.
Das hat mich auf eine linguistische Expedition geführt, wann ich mir das wohl angeeignet habe. Da ist mir dann aufgefallen, dass das einige andere Leute auch tun - aber eben mit dem Wort „tatsächlich“.
Für mein Empfinden hat ‚tatsächlich‘ das ‚wirklich‘ etwas abgelöst, was sprachlich etwas plumper wirkt.
Ich habe mich vor einigen Jahren als Schriftsteller versucht und mich dabei ausgesprochen ausführlich mit der Verwendung von Füllwörtern beschäftigt - weil das eines meiner größten Probleme war
Tatsächlich oder wirklich unterstreicht ja gewissermaßen die darauf folgende Aussage, was dieser vielleicht mehr Bedeutung beimessen soll - das geschieht aber denke ich eher unbewusst. Mmn hat sich das einfach in den Sprachgebrauch eingeschlichen wie als Kind ein ständiges ‚Halt‘, ‚Guck‘, ‚hier‘, ‚ja‘, ‚dann‘ und 'dann und ‚dann‘ und ‚dann‘
Ich habe diese Neigung tatsächlich auch, aber eher beim Schreiben.
Das ist eine gute Anmerkung. Ich nehme das zum Anlass, um mich zu sensibiliseren. Ich habe mir ohnehin vorgenommen vermehrt auf Füllwörter zu verzichten.
Ich wusste nicht so richtig, wohin damit. Und da es hier wohl (noch?) keinen Laberthread im Off-Topic gibt, hijacke ich einfach den hier und schlage den Bogen folgendermaßen:
Boris Schneider-Johne arbeitet tatsächlich wieder in der Spieleindustrie:
Ihr hört das Wort „tatsächlich“ in den SF-Folgen nur gelegentlich … was daran liegt, dass ich aus jeder Folge rund 20 davon rausschneide. Also ja, mir kommt das auch so vor, als hätte das zugenommen und ist meistens überflüssig.