Was lese ich aktuell

Danke für die ausführliche Review. Bin eigentlich auf dem Weg die Bitmap Books zu sammeln (bin inzwischen bei neun) und war echt scharf auf das Run’n Gun-Buch. Hab’ mir aber, weil Halloween, erstmal das Horror-Werk besorgt, das übrigens echt dick ist und somit zumindest eine gewisse tiefe Beschäftigung mit dem Thema erhoffen lässt.
Ich kann immer gar nicht so richtig was zum Inhalt sagen, weil ich die nicht beflissen durchlese, sondern immer mal was rauspicke. Ist für mich hauptsächlich ein Nostalgietrip und ein Guide um Hidden Gems zu finden. Dementsprechend reicht für mich oberflächlich das Format der Review-Sammlung wohl erstmal.
Was historische Analyse und Einordnung angeht, sind wir von Stay Forever ja nunmal „leider“ schon enorm hohe Standards gewohnt. Ist vermutlich schwierig ein ähnliches Niveau für eine ganze Gattung zu erwarten.

Ich glaube, das ist auch eine anspruchsvollere Aufgabe als man denkt sie zum Beispiel in eine vernünftige Anordnung zu verfrachten, durchaus auch im Bezug auf die Entwicklung eines Genres. Bei Resident Evil als Exemplar aus einer anderen Kategorie wäre es wohl nicht zielführend, wenn man eine historische Entwicklung nachzeichnen möchte, alle Teile der Serie hintereinander innerhalb ihrer eigenen Geschichte zu betrachten, wenn einige hart vom Ursprungskonzept abweichen (Lightgun-Shooter) und/oder das Genre stark in eine andere Richtung geführt haben (Resident Evil 4).

Aber du hast ja bereits gesagt, dass das hier nicht zu nützlichem Effekt umgesetzt wurde und die Mega Man-Spiele unterscheiden sich zugegebenermaßen alle nicht so gravierend.

Insgesamt klingt deine Kritik aber sehr nachvollziehbar. Was die Genreklassifizierung angeht, sehe ich das jedoch deutlich weniger eng. Hotline Miami ist für mich klar ein Run’n Gun. Rogue-like/lite ist ja eher eine strukturelle Charakteristik, die nicht viel mit dem zugrundeliegenden Genre zu tun. Titel wie Mega Man hätte man früher wohl eher als Action-Jump’n runs/Platformer bezeichnet. Die Schnittmengen sind aber unbestreitbar da und verschiedene Evolutionszweige aufzuzeigen, gehört für mich auf jeden Fall zur historischen Aufbereitung. Genres so elitär eingeschränkt zu bestimmen ist meiner Meinung nach auch relativ unsinnig. Furi ist zugegebenermaßen allerdings schon echt weit hergeholt. :sweat_smile: Und das der PC da so vernachlässigt wird, klingt wirklich enttäuschend.
Run’n Gun ist aber auch eine Spielegattung mit enorm vielen (ähnlichen) Titeln. Einerseits versucht das Buch ja eine möglichst große Zahl davon abzudecken. Andererseits werden immer noch einige Favoriten fehlen. Ich weiß nicht, scheint mir auch kein Genre zu sein, bei dem man jetzt seitenweise feine spielerische Unterschiede und extraordinäre Entwicklungsgeschichten zwischen jedem einzelnen Titel aufdröseln kann, besonders wenn man das Genre deutlich enger fasst.

Was würdest du dir denn für eine solche Abhandlung wünschen? Eine tiefere spielmechanische Analyse einzelner Titel? Mehr jeweilige Entstehungsgeschichte und allgemein historischer Kontext?
Welche der früheren Bücher erfüllen denn eher deine Vorstellungen? Hab’ ja einige hier. Würde gerne vergleichen. Sind übrigens ernstgemeinte Fragen.

Weiß nicht, ob ich sagen könnte, dass sich die Qualität allgemein verschlechtert hat. Da sind ja auch immer wieder unterschiedliche Autorinnen und Autoren beteiligt. Das Run’n Gun-Buch kommt wohl vom selben Schöpfer wie das von dir ebenfalls geschmähte Beat’em up-Werk. Oft sind es ja auch unterschiedliche Schwerpunkte. Bei den Cover-Art-Büchern und Visual Compendiums erwarte ich persönlich gar nicht so viel detaillierte Geschichte und Analyse. Bei Genre-Guides wäre das natürlich eher angebracht.

Dass nächstes Jahr ein Fighting Game-Buch erscheinen soll, wusste ich noch gar nicht. Der Gedanke begeistert mich ja sehr, weil ich genau darauf gehofft habe. Für einen Kenner, Enthusiasten und Sammler wie dich kann so ein Werk aber vermutlich nur scheitern. Das ist wohl das Dilemma: Wenn man in einem Bereich einen hohen Kenntnisstand und eine große Leidenschaft hat, wird man darin immer weniger finden, was unbekannt oder erhellend ist. Schwierig da die Balance zwischen Zugänglichkeit und tiefgehender Behandlung zu finden, gerade bei einer ganzen Spielegattung.

Will damit deine Kritik gar nicht invalidieren. Wie gesagt, ziemlich nachvollziehbar. Und ich kenne das Buch ja noch nicht.
Ich hoffe, ich komme hier nicht angreifend oder provokant rüber. Mir geht’s nur um fruchtbare Diskussionen. :smiley:

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Sammelbar sind die Bitmap Books auf jeden Fall, auch wenn ich hier „hate“ – ich habe trotzdem fünf Teile von denen im Schrank stehen und bin grundsätzlich an deren Output interessiert. Ich habe nur den Eindruck, dass sie sich gerade auf eine „style over substance“-Nische einschießen, allerdings bei Spielen und Genres, die durchaus mit Tiefe und Gamedesign-Details aufwarten, die man eingängiger betrachten könnte. Mitnichten sind das alles stumpfe Spiele, und solche oberflächlichen Betrachtungen erweisen diesen meiner Meinung nach einfach einen Bärendienst. Für mich ist es ein wenig wie die Wiederholung der 90er, als planlose Redakteure irgendwelche Genre-definierenden All-Time-Classics mit 60 % abgewatscht und sinngemäß „ist halt Street Fighter 2, schon wieder“ druntergeschrieben haben.

Das Horrorwerk war mir irgendwie zu konfus; den roten Faden habe ich etwas vermisst – eventuell erfüllt das aber tatsächlich eher die Anforderungen, die ich sowohl an das Beat-'em-up- als auch das Run-‚n‘-Gun-Buch habe. Mag da aber auch keinen Fuchs auf den Tisch legen, um dann wieder enttäuscht zu werden.

Den Nostalgietrip kann ich nachvollziehen, aber es ist halt in der aktuellen Ausgabe nur ein Fitzelbild – für die Nostalgie wäre es meiner Meinung nach sinnvoller, mehr Bilder/Artworks/Promo-Kram abzudrucken und sich die Texte eher zu sparen oder nur mit Untertiteln zu arbeiten. Deshalb finde ich das Super Famicom Coverart-Buch konzeptionell auch am besten. Das hat noch einen klaren Fokus und versucht nicht, alles zu sein. Die kleinen und hässlich platzierten Screenshots im Game-Boy-Nachfolger empfinde ich als störend beim Genuss der Boxarts.

Klar ist StayForever Bombe bei allem, was sie so tun, aber es gibt ja mehr als genug In-Depth-Analysen von quasi allem im englischsprachigen Raum – insofern mag ich mich nicht so recht mit dieser dürftigen „Historie“ zufriedengeben, die ja eigentlich gar keine ist – weil es dafür, meiner Meinung nach, irgendeiner Einordnung / Verortung bedarf.

Es hätte ja auch niemand etwas gesagt, wenn das hier quasi das „Lexikon der Run-‚n‘-Guns“ geworden wäre. Dann hätte das Alphabet schon für eine klare Anordnung gesorgt, ganz automatisch, und der Rest hätte dann mit kurzen Steckbriefen/Eckdaten ergänzt werden können. Strukturell hätte es da schon Möglichkeiten gegeben, finde ich, ohne dass es wie „Etikettenschwindel“ wirkt.

Was dein Resident-Evil-Beispiel angeht: Ich finde, dass man solche „Branches“ oder Generationen eines Genres schon darstellen und da auch Bezüge herstellen kann. Spin-Offs, die nicht zum Genre gehören, lässt man dann einfach weg. Rockman Soccer oder Rockman: Battle & Chase kommen im RnG-Buch ja auch nicht vor und behandeln nur die „klassischen“ Mega-Männer. Und gerade Mega Man hat ja ähnlich wie Resident Evil durchaus mehrere „Flavours“ anzubieten, die trotzdem alle RnG sind, zumindest nach der sehr breit gefassten Definition des Buches. Trotzdem unterliegen sie ja auch einer zeitlichen Entwicklung und leiten sich voneinander ab, auch wenn teils mehrere „Flavours“ parallel existieren – aber auch diesen Umstand kann man ja herausarbeiten und versuchen zu erklären, warum das so ist.

Was die Genreklassifizierung angeht, sehe ich das jedoch deutlich weniger eng. Hotline Miami ist für mich klar ein Run-‚n‘-Gun. Rogue-like/lite ist ja eher eine strukturelle Charakteristik, die nicht viel mit dem zugrunde liegenden Genre zu tun hat. Titel wie Mega Man hätte man früher wohl eher als Action-Jump-’n’-Runs/Platformer bezeichnet.

Puh, da bin ich vielleicht zu sehr Purist oder Grognard. Aber ich sehe wenig Gemeinsamkeiten im Gameplay von Hotline Miami und Mega Man. Das sind für mich wirklich fundamental andere Spielerfahrungen. Mega Man und Contra sind für mich deutlich dichter beieinander. Ich finde eben auch, dass durch übergestülpte Rogue-Mechaniken einige definierende Tugenden des Genres wie Patterns, Fairness, „on-point“-designte Level, schnörkellose Spielsysteme usw. ausgehebelt werden bzw. auch hier die Spielerfahrung eine andere ist. Die Top-Down-Level in Contra 3 sind nicht Hotline Miami, sind nicht Nuclear Throne. Die einzige Gemeinsamkeit ist eventuell die Perspektive, ansonsten würde ich niemals auf die Idee kommen, jemandem, der Contra mag, Nuclear Throne oder Hotline Miami zu empfehlen (was nicht heißt, dass NT oder HM nicht tolle Spiele sind, aber sie haben meiner Meinung nach keine Gemeinsamkeit mit Contra, und zwar nicht einmal in den Leveln, in denen sie sich die Perspektive teilen). Ich führe das gerne noch weiter aus, aber eventuell weißt du, wie ich es meine. Und in dem Buch sind halt auch Spiele, die wirklich klar Charakteristika anderer Genres wie Shmups haben; da reicht mir einfach ein Männchen, das rumrennt und ballert, nicht, um es mit den anderen Titeln in einen Topf zu werfen.

Ein anderes Beispiel, seit Jahren kontrovers diskutiert: „klassische“ Fighting Games und Platform Fighter – mittlerweile beides als Fighting Games akzeptiert, folgen sie dennoch ganz eigenen Regeln und sind im Kern einfach nicht vergleichbar, auch weil es kaum bis gar keine nennenswerte Übertragung an Skill zwischen den beiden gibt (allgemeine Fingerfertigkeit mal außen vor). Du kannst der beste Street-Fighter-Spieler sein und wirst dich mit Smash schwer tun, und vice versa. In Hotline Miami hast du kein Platforming, das gehört für mich beim Running und Gunning aber auch irgendwie dazu. Warum ist DooM im Buch nicht aufgeführt? Das Strafe-Run-Geballere ist pures running und gunning und das ließe sich solange fortführen, bis man am Ende bei einem Sammelbecken-Begriff wie Actiongame angekommen ist, dann kann man es auch lassen. Meiner Meinung nach ist eine genaue Definition eines Genres schon wichtig (macht man in der Biologie ja auch so), um überhaupt erst sinnvoll Entwicklungen aufzuzeigen.

Man hätte ja auch große Vorbilder ausreichend und im Detail würdigen und dann eben Derivate vorstellen können (ggf. deren Nuancen herausarbeiten). Teils sind die Texte aber so 08/15 und lieblos, dass sie mehr wie Fleißarbeit als alles andere wirken. Dann lieber noch einen Screenshot posten, wenn man nichts zu erzählen hat, anstatt heiße Luft.

Was würdest du dir denn für eine solche Abhandlung wünschen?

In erster Linie wohl ein klares Ziel/einen roten Faden. Was will dieses Buch erreichen? Bzw. ist man nach dem Lesen schlauer/wird die Versprechung des Titels eingelöst? Ich habe gar nichts gegen eine Bibel oder ein Nachschlagewerk/Katalog, aber dann erwarte ich da auch keine „Historie“. Eine solche Abhandlung müsste, sofern möglich, auf Kontext eingehen (was machen andere Genres zu einem Zeitpunkt X, wohin verlagert sich der Mainstream usw.), prägende Spielfeatures und Mechaniken auseinandernehmen (wie funktioniert es, warum macht es Spaß, warum war es wegweisend, wen hat es inspiriert), vielleicht sogar psychologische Aspekte beleuchten, Entwickler zu Wort kommen lassen und auch den Impact beleuchten (Reviews, Sales). Also in irgendeiner Form eine ernsthafte Auseinandersetzung und Ergründung des Kerns der Sache.

Eine tiefere spielmechanische Analyse einzelner Titel?

Allein zur Realisation der Grafik von Gunstar Heroes könnte man viele spannende Seiten füllen, Techniken und Eigenheiten der Hardware erläutern usw., auch spielen sich Gunstar Heroes und Contra anders, selbst Contra 3 und Contra Hard Corps sind so unterschiedlich (von regionalen Unterschieden wie den Probotectoren fange ich gar nicht an) – spätere Spiele zielen deutlich mehr auf „mastery“ und verlangen hartes „memorizen“/Optimierung für optimales Vorankommen, andere wildern eher bei Bullet-Hell oder gehen eher in die Action-Adventure-Richtung mit Upgrades und Exploration. Das wird teils mal in einem Satz erwähnt, aber das ist doch arg dünn.

Mehr jeweilige Entstehungsgeschichte und allgemein historischer Kontext?

Sofern das möglich ist, auf jeden Fall. Auch Referenzen sind ja in dem Fall cool, bspw. der harte Giger-Einschlag bei Contra. Aber eben auch Technologie und Zeitgeist haben ja direkten Einfluss – auch Events wie das Sterben der Arcades oder das finanzielle Aus bestimmter Firmen (z. B. SNK) und daraus resultierend eher bescheidene Nachfolger wie bei Metal Slug sind interessant. Das muss nicht ausufern, aber eine Orientierung wäre fein.

Welche der früheren Bücher erfüllen denn eher deine Vorstellungen?

KoF und Metal Slug sind okay, da ginge in Sachen Tiefe noch was, und wie oben erwähnt, finde ich das Super Famicom Boxartbook gelungen. Gremlin war auch gut, wenn auch sehr business-lastig, und das CRPG-Buch, auch wenn ähnliches Konzept, funktioniert für mich irgendwie besser. Allerdings bin ich da nicht so sehr in der Materie drin und habe da tatsächlich einige spannende Titel gefunden. Meine favorisierten Retrospielbücher sind aber alle eher von Read-Only-Memories (Street Fighter, Bitmap Brothers) bzw. einige habe ich nur in E-Book-Form. Hatte auch mal eine tolle Abhandlung über Dark Souls und Bloodborne, finde nur gerade den Autor nicht. Die behandeln halt alle auch Aspekte jenseits des Offensichtlichen.

Weiß nicht, ob ich sagen könnte, dass sich die Qualität allgemein verschlechtert hat.

Nur mein subjektiver Eindruck – ich hatte den Eindruck, die Frühwerke waren „enthusiastischer“ – mittlerweile wirkt das, was sie tun, etwas formelhaft/seicht. Zumindest bei diesen Schwerpunktbüchern.

Dass nächstes Jahr ein Fighting-Game-Buch erscheinen soll, wusste ich noch gar nicht.

David L. Craddock :: Book Announcement: FIGHT! Wobei David gute Sachen macht; das hatte ich schon wieder vergessen, dass er da involviert ist – könnte also doch gut werden.

Das ist wohl das Dilemma: Wenn man in einem Bereich einen hohen Kenntnisstand und eine große Leidenschaft hat, wird man darin immer weniger finden, was unbekannt oder erhellend ist.

Run-‚n‘-Guns (in der klassischen, zweidimensionalen Sorte) waren unser Leben, und wie gesagt, ich habe eine absurd hohe Zahl der Titel in dem Buch mindestens gespielt, meist aber sogar besessen oder habe sie sogar heute noch. Insofern ja, Unbekanntes oder Erhellendes gibt es eigentlich so nicht mehr (deswegen ist StayForever mit deutschen Spielegeschichten ja auch so eine Goldgrube), und ich bin zunehmend obskurer unterwegs – freue mich bspw. sehr auf den Release vom Spectrum „Mini“ in diesem Monat.

Schwierig, da die Balance zwischen Zugänglichkeit und tiefgehender Behandlung zu finden, gerade bei einer ganzen Spielegattung.

Trotzdem scheitert das Buch meiner Meinung nach auch strukturell als Nostalgietrip (zu wenig Bilder, Texte nicht von Fans geschrieben)/Nachschlagewerk (Anordnung, Sortierung, teilweise Gestaltung, Inhalt) – ich bemängele ja nicht nur die mangelnde Tiefe, sondern auch die mangelhafte User Experience, wodurch es in meinem Fall wirklich ungenießbar wird.

Will damit deine Kritik gar nicht invalidieren. Wie gesagt, ziemlich nachvollziehbar. Und ich kenne das Buch ja noch nicht. Ich hoffe, ich komme hier nicht angreifend oder provokant rüber. Mir geht’s nur um fruchtbare Diskussionen. :smiley:

Alles cool. Mich würde tatsächlich interessieren, wie du das Buch findest, wenn du es vor dir hast. Freue mich darauf, deine Eindrücke zu lesen und wie du meinen Text dann empfindest.

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„Die Kunst des Krieges“

Das Sun Zi dürfte sich gut im Triplett mit dem Hagakure und den Fünf Ringen zurecht finden.

Einfach und vermeintlich stupide, vielleicht overhyped, aber ein lehrreicher Genuss.

Ich habe in letzter Zeit wieder ein bisschen mehr gelesen.

Unter anderem diese drei Bücher hier:


Piranesi von Susanne Clarke

Ein gut geschriebenes Buch von einer Autorin, die ihr Handwerk versteht, mit einer wirklich interessanten und fantasievollen Prämisse, über welche ich leider nicht mehr schreiben kann, ohne zu spoilern.
Die Geschichte schafft es irgendwie eine ruhige, leicht melancholische Grundstimmung zu erzeugen und trotzdem spannend zu sein. Ich kann es nicht richtig in Worte fassen…

Mir hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen und ich kann es guten Gewissens empfehlen.


Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Sturmnacht von Jim Butcher

Das erste von zwei Büchern, welche ich mir auf der Suche nach „Noir + Fantasy“ gekauft und gelesen habe, stammt vom Autoren Jim Butcher und ist offensichtlich der Start zu einer sehr erfolgreichen Reihe.

Wegen des großen Erfolgs habe ich im besten Fall einen echten Kracher und schlimmstenfalls ein banales aber doch zumindest unterhaltsames Buch erwartet.

Leider konnte ich mit dem Roman gar nichts anfangen.

  • Der Protagonist „Harry Dresden“ ist ein wirklich unsympathischer Depp mit einem creepy Frauenbild.
  • Die Geschichte, die einigermaßen spannend beginnt, zerfällt schnell, wirkt zusammenhanglos, unwichtige Orte und Charaktere bekommen viel zu viel Platz eingeräumt, während andere untererklärt bleiben.
  • Die von Butcher für sein Buch geschaffene Prämisse der „Magie in der modernen Welt“, die ja eigentlich das spannende Element sein sollte, hat mehrere, harte Logiklücken und funktioniert für mich leider extrem schlecht.
  • Aber am meisten habe ich mich über den Schreibstil des Autors geärgert: Wenn es heißt „show, don’t tell“, dann macht Butcher das exakte Gegenteil. Zum Beispiel lässt er seinen Hauptcharakter äußern, dass er „große Angst“ habe, beschreibt danach jedoch nicht, wie sich diese Angst anfühlt, wie sie sich auf ihn auswirkt. Nämlich gar nicht! Stattdessen meistert er dann völlig abgeklärt und lässig die extrem gefährliche Konfrontation, vor der er angeblich so große Angst hat.
    Solche Beispiele gibt es viele und sie machen das Buch sehr, sehr ärgerlich.
    Der Stil von Jim Butcher wirkt auf mich ganz allgemein unprofessionell und eher wie von einem bemühten Laien.

Zusammenfassend ist es mir wirklich ein absolutes Rätsel, wie dieses Buch so erfolgreich sein und eine ganze Reihe starten konnte.


Die Flüsse von London von Ben Aaronovitch

Das zweite Buch, das ich mir auf der Suche nach „Noir + Fantasy“ gekauft habe, lese ich aktuell noch, bin aber fast fertig.

Es ist dem Harry Dresden Roman erstmal erstaunlich ähnlich:
Magie in der heutigen Zeit, nur noch wenige / fast keine Magier mehr unterwegs, ein schrecklicher Mord passiert, Ermittlungen werden aufgenommen, usw.

Der Hauptunterschied ist, dass Aaronovitch, im Gegensatz zu Butcher, wenigstens unterhaltsam schreiben kann.
Die Geschichte liest sich gut weg und bei mir hat sich ziemlich schnell ein „es geht also doch besser“ Gefühl eingestellt.

Der Protagonist „Peter Grant“ soll eine Art sympathisches Schlitzohr sein, macht eine Menge dumme Sprüche und erzählt seine Geschichte überhaupt immer mit einem Augenzwinkern (z.B. wenn beiläufig beobachtet wird, wie die Riot Police nach erfolgtem Schlagstock-Einsatz wieder die Identifiaktionsnummern an die Uniformen heftet, usw.).
Das funktioniert zumindest bei mir tatsächlich ganz gut, ist aber mit Sicherheit nicht jedermanns Sache.

Die Nebencharaktere sind wesentlich besser ausgearbeitet als bei Butcher und auch wenn die Story einige komische Abschnitte beinhaltet*, wirkt sie insgesamt einfach wesentlich… runder.

Ich möchte jedoch nicht außen vor lassen, dass auch „Peter Grant“ ein teilweise wirklich problematisches Frauenbild an den Tag legt. Ein Satz wie „Die Stimme gehörte zu einer rundlichen Frau von dem Typ, der eine gute Persönlichkeit entwickelt, weil die einzige Alternative Selbstmord wäre.“ lässt mich einfach ratlos zurück.

Zusammenfassend hat mir „Die Flüsse von London“ (bis jetzt) wesentlich besser gefallen als „Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Sturmnacht“. Auch wenn es bei weitem nicht perfekt ist, würde ich von dieser Reihe viel eher ein weiteres Buch lesen.

*Was sollte dieser weirde Abschnitt mit den beiden Vampiren? Wir blasen zwei gefährliche Kreaturen in einem Haus mitten im Wohngebiet mit Brandgranaten in die Hölle, ohne dem Neuling vorher zu sagen, was ihn überhaupt erwartet? Was zum Henker?

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@pipboy2000 Vielen Dank für die interessanten Vorstellungen. Ich musste jetzt einfach mal direkt schreiben, weil ich über die von dir zitierte Frauenbeschreibung bei Aaronovitch gerade ziemlich schockiert bin. Sowas hätte ich bestenfalls noch in den 1990er Jahren erwartet, aber heute? Aber es gibt wahrscheinlich sogar wirklich einige, die so eine Beschreibung „lustig“ finden. Mich würde mal die Formulierung im Original interessieren. Ich habe das „Rivers of London“ hier auch noch ungelesen liegen und ärgere mich so sehr über soetwas, dass ich das bestimmt nicht mehr lesen werde. Das ist einfach nur erbärmlich und ein totales Armutszeugnis für diesen Autor - zumal der Typ selbst so aussieht, als würde er seit Jahren unter der Brücke leben. Und ja, jetzt werden sicherlich Leute mit der altbekannten Autor-und-Werk-Trennung um die Ecke kommen. Aber das zieht hier nicht, weil es dem Autor mit so einer Formulierung ganz offensichtlich um den „Witz“ und nicht um die Charaktersierung seines Protagonisten geht.

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Um da gerade mal eine Lanze für „Rivers of London“ zu brechen: Ein entscheidender Punkt der Reihe ist - und zwar sehr gezielt, nicht aus Versehen -, dass der Protagonist Peter Grant als notgeiles Ekelpaket anfängt und dann als Charakter wächst. Sprich: Das bleibt nicht so. Und ja, Aaronovitch macht beim Schreiben viele Witze - aber es ist eben immer deutlich, dass das Peter Grants Erzählstimme ist. Der soll einfach am Anfang kein Held sein.

Den Autor dafür abzustrafen mit den Worten, er sähe so aus, „als würde er seit Jahren unter der Brücke leben“, ist erstens ein krasses Statement Obdachlosen gegenüber (das sind keine verachtenswerten Menschen, sondern immer noch Menschen) und zweitens etwas zu kurz gedacht. Ich verstehe aber, dass man nach dem ersten Band erst einmal nicht weiterlesen möchte. Ging mir damals ganz ähnlich, bis mich dann eben jemand darauf hingewiesen hat, dass Charakterentwicklung möglich ist und hier auch passiert.

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Was Rahel sagt. Kann man schon gut weiterlesen, wird besser und vielschichtiger.

Aber was vor allem der Hammer ist: die englischen Hörbücher dazu. Gelesen von Kobna Holdbrook-Smith, der superkreativ die ganzen Dialekte und Regiolekte hörbar macht, die die Figuren im Buch sprechen. Da gibt es nicht nur „den Russen“ oder „den Schotten“ und auch nicht nur die bekannten englischen Dialekte wie Geordi oder Mancuniuan, nein, da wird deutlich der Unterschied zwischen dem Englisch der Einwanderer aus Sierra Leone und dem von Ghanaern gemacht. Und der zwischen Cockney und Estuary Englisch. Und mir so eine Welt öffnet, vor allem von schwarzen Engländern, die mir beim reinen Lesen verschlossen geblieben ist.

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Mensch Gunnar, jetzt musste ich bei meinem aktuellen „Broken Homes“-Relisten Pause machen, um mich auf deinen Kommentar zu konzentrieren.

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Dann springe ich hier noch mal eben Jim Butcher bei:

Auch hier ist das Frauenbild nicht die Sicht des Autors sondern des Hauptcharakters. Dresden ist in mancherlei Hinsicht ein klassischer Chauvinist und wird auch gern mal dafür von seiner Umwelt gerügt. Liest man mal andere Stories von Butcher mit anderen Protagonisten, wird schnell klar, wie sehr wir die Dresden Files eben wirklich durch Harrys Augen mit eben seiner Färbung sehen. Generell stimme ich aber zu, dass ich Harrys Blick auf Frauen durchaus schwierig finde und es einen … hm, Wendepunkt im späteren Verlauf der Serie gibt, durch den sich der weitere innere Dialog nachgerade creepy liest, aber in der Story begründet und auch gechallenged wird. Ich sach ma: Der Harry Dresden ist nicht immer ein verlässlicher Erzähler.

Was deine Kritik am Stil angeht: Stormfront bzw. Sturmnacht ist in der Tat ein schwaches Buch. Hat Butcher gegen Ende seines Studiums geschrieben, um seinen Schreib-Prof zu „ärgern“. Das ist wirklich sehr ungeschliffen. In der Leserschaft, die Reihe erst mit Band 3 oder 4 zu beginnen. Denn der erste liest sich wie gesagt holprig und der zweite ist, naja, langweilig. Ab Buch 3 findet die Serie allmählich mehr ihren Ton, ab Buch 4 fließt es dann durch. Da sind alle Werke ein fluffig-rasanter Lesefluss mit schnellen Dialogen, ordentlich Action und einem sich schön ausbauenden Cast an Charakteren. Letztere sind eine Stärke der Reihe, die Fülle an wiederkehrenden Charakteren und die Metaplots, die sich durch die Reihe ziehen. Nichtsdestotrotz sind die Dresden Files eher Flughafenliteratur (so nannte mein Prof an der Uni das immer^^) als Werke tiefschürfender Prosa. :smiley: Ich, für meinen Teil, hab echt Spaß daran und lese da ein bis zwei Titel im Jahr fluffig weg, aber da der Ich-Erzähler eben als etwas eckig-eigensinniger Typ angelegt ist, mag das den Lesegenuss durchaus trüben - immerhin ist es ja eine Ich-Perspektive, die per se mehr Immersion einfordert.

Und zu der „Rivers“-Reihe: Was Rahel und Gunnar sagen. Der Peter ist schon okay, der muss erst ein paar Schlüsselevents durchmachen, damit sein Charakter sich umentwickelt. Find das eigentlich ganz gut, denn ich war für meinen Teil mit Anfang 20 auch arschig-arrogant-ignoranter als ich es heute mit 44 bin. Ich bin eigentlich heutzutage eher genervt von jungen Protagonisten, die allesamt immer bereits die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. :slight_smile: Und sowohl Dresden und Grant sind zu Beginn ihrer Reihen ungefähr in dem Alter, wenn ich mich recht erinnere.

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alle 3 Bücher habe ich gelesen/gehört, den Aaronovitch als Hörbuch mitgenommen:

Piranesi hat wir RIESIGgut gefallen, eine ganz schöne morbide irgendwie zauberhafte Stimmung, am Ende, richtig: Spoilern wäre ganz doof, keine Sorge, hat mir die Auflösung sehr gut gefallen, was nicht unbedingt bei allen so sein muß, für mich passte an dem Buch alles und es hallte bei noch einige Zeit nach.

Den Harry Dresden halte ich für ausgesprochen unterhaltsam, davon habe ich inzwischen drei gelesen, das ist nichts für`s Feuilleton, vielleicht als einer von vielen Vertretern von Urban Fantasy, was das über uns sagt oder was es uns gibt usw…, das ist vielleicht nicht glänzend geschrieben, Sprache, Handlung, da kann man bestimmt an vielem rummäkeln, NUR: ich habe da gar keine Lust mich zu beschweren, weil alles so schön dahinfließt und mich so gut unterhält, würde ich immer wieder gerne mal einen von lesen, wenn etwas „schmökerhaftes“ sein soll.

Die Flüsse von London, da habe ich vorab ganz viele hymnische Begeisterung gehört, was fies ist, das tut nie einem Buch gut, bzw. dem eigenen Herangehen und der realistischen Einschätzung, aber irgendwie war das alles ganz smart, ganz okay, so, wie man einen Serienerfolg wohl schreiben sollte, nur irgendwie hat`s mich nicht wirklich gekriegt, es ist bei einem Hörbuchhör geblieben.

Ganz spannend, vielleicht zwei ähnliche Bücher, vielleicht gar nicht Welten voneinander entfernt, aber in ihren Nuancen funktioniert das eine für die einen und das andere für die anderen gut, da sieht man wofür die große Auswahl an ähnlichen Genrevertretern gut sein kann, man findet das, was zu einem passt :slight_smile:

edit: oooh, Korrektur, vom Harry Dresden habe ich 4 Stück gelesen, es verschwimmt etwas und verdübelt sich nicht so doll im Gedächtnis, obwohl ich mich erinner, daß mir im 4 die Atmosphäre und Stimmung schon gut gefielen, das war, wenn ich das noch richtig parat habe, Elfen, im urban style, etwas gegen den Strich gebürstet.
Bestätigt aber den von mir inzwischen gelesenen Beitrag von K3nza, 4 Teil, schon schön zu lesen, stimmt, wenn ich drüber nachdenke, hat sich auch gesteigert.

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@Rahel Hinsichtlich meines Statements betreffend Obdachlose interpretierst du jetzt aber auch eine Aussage rein, die ich so nicht getätigt habe. Das hat nichts mit „verachtenswert“ zu tun und das habe ich auch nicht geschrieben.

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Warum man einen Autor anhand seines Aussehens kritisieren muss, weil einem dessen Schreibstil nicht gefällt erschließt sich mir nicht. Du magst seinen Stil nicht, ok, aber sein Aussehen hat Null mit seinem Werk zu tun. Wenn er als Modekritiker für die Vogue schreiben würde, klar dann könnte man über sein Aussehen ein Wort verlieren, aber so. Hmm.

Meine Güte, ich habe nicht seinen „Stil“ kritisiert, sondern mich - in dem Moment - über diese Formulierung aufgeregt, die ich für mehr als problematisch halte. Und mir ist es völlig egal, wie der Autor aussieht. Diese Aussage ist einfach eine unmittelbare Reaktion auf dessen Formulierung gewesen, die sich ja explizit auf das Aussehen von Frauen bezieht. Also sozusagen eine 1:1-Retoure. Ich dachte, dass man diese Kurzschluss-Äußerung in diesem Kontext als solche erkennt und nicht Fuilleton-like bis ins letzte Detail sezieren muss. Offensichtlich falsch gedacht. Und dann nochmal zum Autor-Werk-Trennung-Argument: Dieses ist mir natürlich nicht unbekannt. Es hat allerdings schon einen Geschmack, wenn sich diese Art der Beschreibungen, die offensichtlich auch auf den (billigen) Lacher hoffen, wie ein roter Faden durch dieses und auch andere Werke des Autors ziehen. Denn offenkundig ist das auch keine singuläre Beboachtung, wenn ich mir Rezensionen auf goodreads und diverse reddit-Threads so ansehe. Und ja, reddit ist natürlich nicht die SZ oder FAZ, aber es zeigt, dass sich offensichtlich auch andere Menschen diese Frage stellen bzw. es ihnen negativ aufgefallen ist. Was man daraus macht, ist dann ja jedem selbst überlassen.

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Ich habe kürzlich Die Insel der tausend Leuchttürme von Walter Moers fertig gelesen, das ist der jüngste Zamonien-Roman. Fängt recht gemächlich an, wird dann immer mysteriöser, gegen Ende wird alles klar und die Erzählung steigert sich in ein furioses Finale.

Walter Moers ist ja bekannt dafür, bei fast jedem Zamonien-Roman ein neues Genre auszuprobieren – diesmal ist es ein Briefroman mit Cosmic Horror-Anleihen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, für mich der beste Zamonien-Roman seit Die Stadt der träumenden Bücher.

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Piranesi habe ich vor einigen Jahren gelesen, war durch eine Rezension drauf aufmerksam geworden und hatte einiges an Vorfreude mitgebracht. Das Buch selbst hat mir insgesamt recht gut gefallen, blieb jedoch hinter meinen persönlichen Erwartungen zurück (dazu gleich etwas mehr) - was ich dem Buch aber nicht wirklich vorwerfen kann, oder nur bedingt.

Die Prämisse gefiel mir, der Schreibstil durchaus auch; allerdings wurden mir die Geschehnisse der Geschichte zum Ende des Buchs hin zunehmend übermässig konkret ‚ausbuchstabiert‘ und erklärt; da hätte ich vielleicht weniger als mehr empfunden.

Und kurz zu den Erwartungen: seitdem ich in den frühen 2000ern Mark Z. Danielewski’s House of Leaves las, bin ich stets auf der Suche nach Büchern, die mir ein ähnlich trippiges Lesererlebnis bescheren - und daher wirklich eher ein me-Problem, da ich mich bewusst dabei zurückhalten muss, neue Bücher rückwirkend damit zu vergleichen :grinning:

Würde abschließend sowohl Piranesi als auch House of Leaves empfehlen, beides schöne Bücher.

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Hallo, hat schon jemand in das Buch über Legend Entertainment von Jürgen Hüsam reingelesen? Ist das empfehlenswert?

Du kannst ganz einfach selbst einen Blick reinwerfen, die digitale Ausgabe kann kostenlos bei DKSN angesehen werden: Legend Entertainment: Texte, Bilder, Explosionen - Das klappt so nicht.

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Vielen Dank für den Tipp! Da gucke ich doch gleich mal rein.

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Mal wieder mit einem Bitmap Book durch.
Prinzipiell ähnliche Kritik wie bei den anderen Genre-Sammlungen (Beat 'em ups, Run and Guns), aber tatsächlich macht dieses Buch ein paar Dinge besser.

Zum einen gibt es eine Aufteilung in Jahren mit Kontext in Form einleitender Texte die Trends und Entwicklungen aufzeigen (bspw. 3D Technik oder shift hin zu multiplayer) zum anderen sind die Texte wohl alle von der gleichen Person verfasst, sodass ein ähnlicher Stil und einigermaßen gleiche Tiefe in den Texten herrscht. Zusätzlich gibt es immer wieder einseitige Screenshots auf denen man über den Vergleich schon gut Veränderungen an Grafik, HUDs / OSDs und Stil ablesen kann. Das eine oder andere Spiel wird auch etwas ausführlicher und mit mehr als einer halben Seite besprochen (nennenswert in die Tiefe geht das aber leider nicht). Ein paar (teils etwas random wirkende) Interviews runden das Ganze ab.

Kern des Buches sind auf jeden Fall die 90er, sowohl in der Anzahl der Spiel als auch in der Schreibe - zum Ende des Buches nimmt die Quantität der Titel doch stark ab und auch die Texte sind etwas weniger enthusiastisch. So ziemlich jeder Shooter der mir einfällt ist drin und dazu noch einige unbekanntere Titel (und obwohl das gar nicht mein Genre ist habe ich doch erstaunlich viel von den 180 Titeln gezockt/besessen). Leider Retail und teils downloads / freeware gemischt - was es für mich als Freund physischer Releases etwas unattraktiver macht. Persönlich hätte es mir wohl besser gefallen wenn die wirklich Genre-definierenden Titel mehr Raum bekommen und die B- bis Z-Ware anders abgehandelt worden wäre. In der aktuellen Form ist es ein Mischmasch an Titeln die imo teils einfach den Platz den sie bekommen nicht verdienen weil es wirklich Randnotizspiele sind.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich das etwas unhandliche Format, zwei ca. A4-Seiten im Querformat bei 400+ Seiten und einem ordentlichen Gewicht ist kein Lesegenuss und schwer zu handhaben. Für ein Coffeetable-Book ist es dann aber auch zu viel Text und zu wenig Bild bei einem insgesamt bestenfalls soliden Layout, von der Gestaltung her reißt es leider keine Bäume aus.

Insgesamt trotzdem eines der besseren Bitmap Books neueren Datums, allerdings fehlt mir für richtige Begeisterung dann doch wirklich die ernsthafte Auseinandersetzung (auch weil hier wieder mit „ultimate guide“ maßlos übertrieben wird). Einen dauerhaften Regalplatz wird es nicht bekommen - aber es ist insgesamt schon nett. Mal sehen ob es dazu mal eine Erweiterung oder gar einen zweiten Teil gibt, denn Titel wie Half-Life 2, FarCry, Bioshock oder Crysis fehlen dann schon irgendwie - von Indie-Boomershootern wie Ion Fury oder Boltgun will ich gar nicht erst anfangen, dabei müssten die sogar genau das Ding des Autors sein.

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