Tja. So ungern ich das mache - so sehr ich auch alte Rollenspiele abfeier und mit ihnen im Hier und Jetzt noch fast genau so viel Spaß habe, wie Anno damals (Amberstar, Ambermoon, Dungeon Master, Baldur’s Gate 2 undfünfhundertandere)…in diesem speziellen Fall muss ich mich leider @Icetrack anschließen. Ich weiß nicht, wie weit er gespielt hat, bevor er’s aufgegeben hat. Ich hatte beim dritten Besuch des Sumpfes keine Lust mehr auf das ewige rumgerenne bei „The Witcher“. Es kennt keinerlei Scham und schickt dich von A nach Z - und wieder zurück. Ohne die Möglichkeit, bereits besuchte Orte via Teleport zu erreichen. Oder wenigstens eine Art " Auto-Navigation" einzuschalten. So dass der weiße Wolf automatisch zum Zielpunkt läuft, während ich mir einen Kaffee kochen kann.
Ständig bleibt man dabei an Levelbegrenzungen hängen, an Bürgersteigkanten (!), die der Hexer nicht überspringen kann. Jungejunge…
Wenn es das alleine wäre…okay. Würde ich mit klar kommen. Hinzu kommt aber dieses mega-langweilige Kampfsystem, was im Grunde nur eine Art Quicktime-Event ist. Im richtigen Moment die Maus zu klicken, um eine Kombo auszuführen: Gähn. Der taktische Anspruch beschränkt sich darauf, das richtige Schwert - mit der richtigen Angriffskombo - auszuwählen. Was ja im Grunde nix mit Taktik, als viel mehr was mit auswendig lernen zu tun hat.
Es gibt in „The Witcher“ einfach keinen spannenden Loot. Futter ohne Ende - viel zu viel. Viel mehr, als man jemals essen könnte. Ich könnte einen eigenen Händlerstand mit Futter in Wyzima aufmachen und Stinkereich werden! The Witcher Goes Döner-Bude! Aber Ausrüstung gibt es nur an speziellen Stellen im Spiel käuflich zu erwerben. Ein erstes Silberschwert bekommt man erst nach so einigen Stunden im Spiel. Ein erstes Upgrade für das normale Schwert? Da müssen erst rare Meteoritenstücke gesammelt werden - nach vielen Stunden im Startgebiet und so einigen Quests in der Hauptstadt kann man endlich mal upgraden, aber auch nur, weil es das Spiel exakt so vorgesehen hat.
Überhaupt: dieses kleinfummelige (begrenzte) Inventar.
Kostet richtig Nerven. Das Würfelspiel und die Faustkämpfe: doof. Ersteres völliger Zufall. Letzteres spielerisch so anspruchsvoll wie ein Cookie-Clicker.
Die Sprachausgabe wurde damals ja komplett Neu aufgenommen. Und konnte man mit einem dicken, fast 2 Gigabyte großen Patch ersetzen. Aber…verdammt nochmal, das ist doch nicht gut! Klingt alles viel zu aufgesetzt, mir nicht authentisch genug (kein Vergleich mit den deutschen Synchronsprechern aus einem „Knights Of The Old Republic“).
Der Zahn der Zeit hat am allerersten Witcher nicht nur genagt. Es wurde ihm gleich ein ganzes Bein und die linke Hand abgerissen. 
Jetzt verstehe ich auch, warum sie den ersten Teil noch einmal überarbeiten wollen. Dem spielerisch gewachsenen Anspruch von Heute kann das Spiel einfach nicht mehr folgen. Und hat in Sachen Steuerung, Pacing, Loot und Kampfsystem eklatante, wichtige Spielmechanismen eines RPGs, die nicht gut gealtert sind und 2023 einfach keinen Bock mehr machen.
Da bin ich raus. Hab mich über den (immer noch!) rauhen, erwachsenen (teils sogar vulgären) Ton im Spiel gefreut. Aber das alleine reicht dann doch nicht, um mich mehr als 10, 15 Stunden im Spiel zu halten.
Es ist am besten, das Spiel so in Erinnerung zu behalten, wie man’s beim allerersten Mal empfunden hat.
Tschüss, Hexer. 