Gerade fertiggespielt: Final Fantasy VII: Rebirth
Ich dachte ja, ich hätte alles schon erlebt. Spiele, die ich mochte, Spiele, die ich geradezu liebte, solche, die ich hasste, weil sie unfair waren, Mechaniken doof waren, was auch immer. Aber irgendwie war es am Ende immer so, dass ich ein Spiel doch im Großen und Ganzen in eine der Schubladen einsortieren konnte.
Aber dieses! Machwerk! Alter!
Grundsätzlich muss ich den Entwicklern zugutehalten, dass sie das Original, das ich sehr mochte (wenn auch nicht ganz so sehr wie FF VIII, hehe), mit großem Respekt behandelt haben, gerade was die Charaktere angeht. War auch schon beim ersten Teil des Remake so. Im Original sind da schon ziemlich schräge Figuren dabei und die Entwickler haben sich nicht gescheut, diese Merkwürdigkeiten auf die neu designten, wirklich wahnsinnig detaillierten Charaktermodelle zu übertragen. Ich glaub, das hätte man absolut nicht besser machen können. Ganz großes Kino. Ich hatte ein paar mal gerade während der Erzählpassagen echt Gänsehaut. Zudem sieht das alles streckenweise einfach super gut aus.
Über die Änderungen in der Handlung kann man natürlich streiten, aber da ich das Original schon kenne, habe ich mich wieder sehr gefreut, nicht noch mal eins zu eins dasselbe in schöner(er) Grafik zu spielen. Also auch hier: Hut ab, passt für mich, auch wenn ich nicht immer alles verstanden habe – aber das Kryptische ist ja spätestens seit FF XIII irgendwie Standard.
Doch dann … diese Open World! Hat man sich da Hilfe von Ubisoft geholt? Das gute an Ubisoft ist ja, dass immer auf der Packung steht, dass es sich um ein Spiel von denen handelt, sodass ich es dann natürlich nicht kaufe (wie auch bei EA, deren Logo ich auch eher als Warnschild verstehe). Aber wenn da Square Enix draufsteht, dann will ich kein Spiel mit Ubisoft-Formel – die Zeitvergeudung des Grauens! Und ja ich weiß, Square Enix ist auch schon lange nicht mehr, was Square Soft mal war.
Man kann offene Welten ja nun trotz sich wiederholender Elemente interessant gestalten, wie bspw. Zelda oder Elden Ring gezeigt haben. Oder man kann es eben so machen wie bei FF VII: Man kopiert einfach alles, was schon bei Ubisoft beschissen ist, schmeißt es wieder und wieder auf die eigentlich schön gestalteten Karten und lässt dafür alles raus, was die Welt organisch und lebendig gestaltet hätte. Ey, selbst bei Zelda wirkt die Welt lebendiger, weil man da zumindest hin und wieder wandernden Händlern und dergleichen begegnet, aber hier: Nix! Das ist einfach eine tote Welt, die mich als Spieler verhöhnt, indem sie sagt: Hier, ich ballere dir die Karte zu mit Icons, die kannst du jetzt mal alle abklappern und sei dir sicher, ich halte hier kaum Überraschungen für dich bereit, und das Erkunden lohnt sich für dich auch nicht. Bah, sowas will ich 2025 echt nicht mehr haben.
Dann das Kampfsystem: Mit dem wurde ich beim Vorgänger schon nicht warm, aber das liegt sicher an mir. Man malträtiert die Gegner in Echtzeit mit Hit-Combos, die quasi kaum Schaden machen, weil man immer wieder per Menü kurz pausieren muss, um eine der starken Attacken auszuwählen, die den Gegner hoffentlich „schocken“, muss zudem ständig zwischen den drei im Kampf aktiven Charakteren wechseln, weil die alleine so gut wie nichts auf die Kette kriegen, sodass die Kämpfe irgendwie immer in hektische Gamepad-Akrobatik ausarten. Das kann man mögen, meins ist es nicht so. Aaaaber: Wenn ich mich 30 Minuten lang oder sogar länger gegen einen Bossgegner abmühe, nur damit der dann, kurz bevor er das Zeitliche segnet, eine alles vernichtende Attacke triggert, weil ich nicht schnell genug seinen Schockbalken auf Anschlag gebracht habe, dann schwillt mir echt der Kamm. Dass der komplette Kampf dann von vorn losgeht, ist ja klar, ne? Immerhin nur die jeweilige Phase, aber ey, wenn ich noch mal was an den Charakteren optimieren möchte, dann soll ich doch bitte das letzte Savegame vor dem Kampf laden. Das sind Spielmechaniken, die waren schon vor 20 Jahren Mist! Macht es gerne schwer, aber macht es doch nicht unfair schwer.
Von den unzählbaren Minigames, die fast alle keinen Spaß machen, fang ich am besten gar nicht erst an. Da hat man sich wohl am Original orientiert und gedacht, ach komm, die Leute mochten das, also packen wir einfach das Zehnfache an Minigames rein.
Wie können die Entwickler so respektlos mit meiner Zeit als Spieler umgehen? Ich war wirklich hin und hergerissen, denn wie gesagt, die Charaktere sind so toll, die Geschichte ist wunderbar erzählt, die Emotionen funktionieren, der originale Soundtrack ist grandios neu eingespielt (die neueren Stücke dagegen kriegen mich so gar nicht), aber am Ende muss ich sagen: Ich hätte das alles wahrscheinlich lieber als Film gehabt.
Auf jeden Fall ein Wechselbad der Gefühle und aus irgendeinem Grund freue ich mich trotzdem auf die Fortsetzung. Ich hoffe, dort korrigieren sie einige der Designsünden, aber große Hoffnung hege ich da nicht.