Auch wenn es ein wenig aufs Nebengleis führt, wenn man mal ins Gedächtnis ruft, wer Battlecruiser 3000 AD entwickelt hat und wo er heute steht: Derek Smart, den Jüngeren vermutlich nur noch bekannt als massiver und stellenweise enthemmter Kritiker von Chris Roberts und Star Citizen. Auch wenn das Marketing sicher vom Publisher gesteuert wurde, man schaut da so drauf und denkt sich, da könnte durchaus sowas wie Karma im Spiel sein.
DAS ist exakt, was ich in meinem ersten Post meinte, ich empfinde solche Anzeigen als beleidigend, denn ich bin Teil der Zielgruppe und SO wird um mich geworben, wie sehr kann man die Kunden verachten?!
Spannend übrigens: Das Thema scheint damals durchaus in der Presse gewesen zu sein. (Computerspiel-Werbung gerade eher rauhbeinig)
Seite 20.
Da sind auch 2 weitere gems dabei. Red Alert hat mal einfach in die damals noch populäre Deutschenfeindlichkeit gegriffen:
(Was Red Alert mit „Total European Domination“, gerade aus britischer Sicht zu tun hat, erklärt mir mal noch wer)
Und THQ hat einfach eine Parodie der BC 3000AD-Werbung.
(Ich hab zu beiden versucht, originalscans und nicht nur die Bilder aus dem Artikel zu finden, aber nix gefunden)
Ich glaube mich zu erinnern, dass die Anzeige damals in der Powerplay direkt vor der Komplettlösung zu Baphomets Fluch positioniert war, weshalb ich sie des öfteren gesehen habe. Da war ich 16, also eigentlich hätte ich voll drauf anspringen müssen, stattdessen habe ich das beworbene Spiel eher direkt gedanklich in die Kategorie „billig“ eingeordnet, ich wollte halt Wing Commander, nicht so Softporno Gedöns.
Dabei will BC3000AD doch die Hardcore-Variante von Wing Commander sein.
Sorry.
Ja, vieles in der Werbebranche ist schon erschreckend simpel gestrickt. Meine Frau hat während ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin für ein Unternehmen in der Branche gearbeitet und damals war zum Beispiel klare Ansage, keinesfalls Stock Photos “mit Schwarzen” zu nehmen; damit könnten sich die Leute nicht identifizieren. Irgendwann kam dann die Umkehr und gefühlt jede Reklame brauchte ein, zwei people of color, weil das halt gerade in ist oder war.
Daher ist meine Theorie persönliche Theorie eher, dass in der Regel einfach der Weg des geringsten Widerstands gegangen und den aktuellen Trends nachgehechelt wird. Ich glaube schon, dass “sex sells” auch heute noch gelten und (je nach Produkt) ganz gut funktionieren würde, aber man es des Shitstorms wegen vermeidet.
Ich persönlich finde mich in der Battlecruiser-Werbung natürlich auch nicht wieder, gleichzeitig lässt sich aber auch nicht abstreiten, dass beispielsweise der Nackt-Cheat/Patch für Tomb Raider auf den Schulhöfen absolut ein Thema war. Oder das Lara-Model, wenn wir schon von Booth Babes sprechen.
Dass die Zielgruppe damals das Gefühl hatte, auf etwas reduziert zu werden, das man nicht war oder sein wollte… mag es gegeben haben, aber entspricht zumindest nicht meiner Erinnerung an die Zeit.
Ich habe doch noch das Bild zu Thema wann Werbung sexy und wann sie sexistisch ist gefunden:
In diesem Thread geht es um Werbung und in einer längeren Diskussion um Sexismus in der Werbung. Aber was ist, wenn das Spiel selbst sexistisch ist? Wird es dann auch so beworben oder wird es verharmlost? So wie im ersten Beitrag dieses Threads in der Quake Werbung die Gewalt nicht gezeigt wird. Da sieht man statt Blut und Monster eine brave Klischee-Familie.
Meist ist es anders herum. Das Davis Cup World Tour Tennis Spiel ist völlig harmlos. Spielerinnen sind im Spiel völlig normal gekleidet. Nur in der Werbung zieht die Spielerin ihren Rock hoch und hat nichts drunter.
Also ich kann mich in diesen Sex sells Anzeigen echt nicht wiederfinden. Man bekommt das Model doch nicht zum Produkt. Wenn dann wirkt das echt nur bei Softcore Spielen (sorry, mit der aktuellen Landschaft bin ich nicht mehr vertraut, da ich lieber echten Sex habe).
Gleiches gilt für den Einsatz von Plus-Size Models und PoCs. Das wirkt, für mich, einfach nur gezwungen. Wenn ich etwas kaufe, mache ich das an den Fakten des Produkts fest. Ende.
Damit bin ich aber wahrscheinlich der Untergang der Werbeindustrie. Die letzten Spots, die bei mir gezündet haben, waren Brettspielwerbungen 90ern.
EDIT: Natürlich spreche auch ich auf Werbung an. Irgendwo her muss ich ja wissen was es Neues gibt. Aber dann informiere ich mich und kaufe sicher nicht wegen eines Models oder eines vermittelten Lebensgefühls.
Nun, mit welcher Wahrscheinlichkeit hättest Du jemals von Battlecruiser 3000 AD gehört, wenn nicht in diesem Thread? ![]()
Damit hat die Werbung durchaus einen Effekt erzielt. Einziges Problemen aus Sicht des Werbers: Effekt != Konvertierungsrate
Ehrlich gesagt habe ich die Diskussion um Derek Smart in Printmedien verfolgt, ohne das Spiel je gespielt zu haben, da es ja nicht unbedingt gut war. Die Werbung kannte ich nicht mal, bzw. habe sie nicht abgespeichert.
Also ist bei mir Effekt gleich Konvertierungsrate. Also 0=0 ![]()
Battlecruiser war damals schon bekannt, auch durch die Presse, vor allem als Bugfest.
Smart war ja schon fast ein frühes internet-meme.
Um das nicht unbelegt hier stehen zu lassen:
Much like the Candyman, Derek Smart has a tendency to show up after his name is said three times. However, unlike the Candyman, Mr. / Dr. / Lieutenant Governor Derek Smart sometimes skips the „three times“ part and and appears before anybody even has a chance to begin talking.
Something Awful, 2001
Der gute Herr hat den Ruf, sehr früh, äh, Direktmarketing (Derekmarketing?) im Internet betrieben zu haben.
In der Rückschau finde ich es eher faszinierend, wie man sich damals an dem Menschen Derek Smart aufgehangen hat. In der Berichterstattung hat er in der gleichen Liga gespielt, wie Peter Molyneux und Richard Garriott. Die beiden haben ihren Zenit auch mehr als überschritten, aber haben die Games-Welt nachhaltig geprägt. Derek Smart hat nicht ein gutes Spiel geliefert (hat es ein Spiel in seinem Oeuvre je über die aggregierte 70% Marke geschafft?) und wurde nur dadurch bekannt, dass er seinen Output bis aufs Messer verteidigt hat. Und damit hat er sich von 1996 (-der Entwicklungszeit von Battlecruiser 3000 AD, also um 1992) bis 2014 erfolgreich durchgeschlagen. Da frag ich mich dann immer, wer so jemand noch Geld gibt, bzw. wie man sich daraus einen Gewinn verspricht.
View = Conversion ist nicht unbedingt immer Ziel des Werbers. Es reicht oft auch, wenn viele nur darüber reden und einige es dann kaufen (die sogar nicht mal zwingend die Anzeige gesehen haben). Ist wie mit der Rolex-Werbung im Spiegel-Magazin. Die soll gar nicht Leser direkt dazu ermutigen eine zu kaufen, sondern das Image der Marke pflegen (jeder, egal ob Kunde oder nicht, denkt dann bei Luxusuhren an diese Marke).
Ich glaub bei Smart kommen mehrere Sachen zusammen:
- Die Spiele sind zwar am Ende nicht gut und buggy, aber das liegt mehr am viel zu grossen Scope für ein viel zu kleines Team, als irgendwas anderes.
- Battlecruiser war so ein bisschen Duke Nukem Forever vor Duke Nukem Forever.
- Derek Smart war „extremely online“ und damit in Szeneboards bekannter als e.g. Molyneux oder andere. Das hat ihn natürlich nahbar und erinnerbar gemacht. Die Chance, mal nen Forenthread mit Smart geteilt zu haben, ist hoch.
- Derek Smart ist aus Gewohnheit jemand, der die Gegenposition bezieht. Das bleibt in Erinnerung.
- Er hat auch kein Problem damit, zu werten (siehe Star Citizen).
Dazu kommt allerdings:
- Derek Smart ist kein Schwurbler und schon garnicht dumm. Seine Kritik an Star Citizen ist zwar rumpelig, aber hat es ja sogar in 10 Jahre klüger mit dem Fazit „war was dran und ist was dran“ geschafft.
- Er ist eigentlich garnicht so uncool zuzuhören. Das The Pod-Interview war auch ganz cool.
- Er ist engagiert (er ist ja glaube immernoch strukturell sehr in Entwicklerorganisationen in den USA).
- Er ist durchaus gewieft. Nach dem Battlecruiser-Bauchplatscher hat er sich da ja das Produkt aus Take 2 rausgekauft und selbst weiterentwickelt.
Zu dem Geld: Ich glaub nicht, dass Smart soviel Geld braucht. BC3000AD wird ihm Take 2 bezahlt zu haben. Es gibt eine Fan-Basis, die Patch um Patch von dem Spiel kauft - irgendwie wirds ja schon besser und macht sein ganz eigenes Versprechen. Ich kann mir auch sicher vorstellen, dass der noch ein Consulting-Business nebenher hat.
Also, ich glaub an Derek Smart wird sich nicht nur abgearbeitet, sonder er ist mehr ein Faszinosum, leider eins, das einem hin und wieder ins Gesicht mault.
Derek Smart will die Aufmerksamkeit und er hat Wege, sie zu kriegen. Und er ist ein Unikat und sich dessen sehr bewusst.
Ich find das jetzt nicht so schlimm, in einer Welt, in der alles geleckt und durch die PR-Abteilung nochmal abgesegnet wird, find ich den eher bereichernd als irgendwas anderes. Auch wenn er manchmal ein ziemlicher Arsch ist.
Ich muss mir mal wieder das The-Pod-Interview mit ihm anhören.
Ja, aber wir reden über eine Battlecruiser-Werbung von Gametek 1996, die eher nischig waren und kurz vor der Pleite. Da war das Ziel Verkäufe.
Ja, in dem Fall wohl wahr
Zumindest hat diese spezifische Werbung hier noch eine zusätzliche Ebene drin, weil sie nicht nur auf Sex abzielt, sondern eine (pop-)kulturelle Referenz zu einer der populärsten Photografien im Tennis-Sport darstellt.
Kurze Referenz für die Interessierten: Tennis Girl – Wikipedia
Naja ich sag mal, in unserem heutigen Alter mit deutlich mehr Lebenserfahrung und Reflektion sehe ich das auch so, aber damals mit pubertierenden 14-15 Jahren hat mich sowas dann doch angesprochen ![]()
Wenn man sich die in der englischsprachigen Anzeige gewählten Presse-Zitate durchliest, kann man die Interpretation auf dem Nebengleis aber durchaus wieder verstehen. ![]()
„Davis Cup is the cream of tennis games“ - „The definitive tennis game is here at last… Fast, loads of shots to choose from and highly addictive.“
Um mal einen weiteren Klassiker aufzugreifen, Kingpin:
Gab damals afaik einen großen Aufschrei unter Jugendschützern und Hütern des guten Geschmacks. Dank an Paul Kautz fürs Konservieren.






