Was lese ich aktuell

Als Jugendlicher fand ich den unendlichen Anfang im Auenland super öde. Mittlerweile ist es mein liebster Abschnitt, gerade weil er so langsam ist, und es noch nicht um die Rettung der Welt geht.

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Einspruch! Ich meine mich zwar auch zu erinnern, dass Rothfuss die Serie mit einem dritten Teil abschließen will, ABER: bei all dem, was in der bisherigen Erzählung angeteasert wurde, bei all der Zeit, die der Autor auf die wirklich enorm detailreiche Schilderung der Szenerie und die GANZ langsame Entwicklung insbesondere des Hauptcharakters verwendet, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein dritter Teil genügt, um Kvotes Geschichte zu Ende zu erzählen.

Rothfuss verwendet (gefühlt oder tatsächlich, ich hab’s nicht überprüft) allein 900 Seiten auf die 2 Jahre, die Kvote an der Universität verbringt. Und nun will er in ca. weiteren 1.000 Seiten die - ich behaupte mal: mindestens zweieinhalb Dekaden erzählen, die dem noch folgen? Mark my words: Das kann nicht funktionieren.

Entweder Rothfuss gibt die ganz behutsame Entfaltung der Handlung, die seine Bücher bisher auszeichnet, auf und reitet im Schweinsgalopp durch einen dritten Teil, damit er auf Teufel komm raus endlich fertig wird, oder er verwendet mindestens noch mal die gleiche Seitenzahl, die er bisher geschrieben hat, auf den Rest der Erzählung.

Wenn ich mich täusche und er alle losen Fäden binnen 1.000 Seiten zusammenführen kann: chapeau und Asche über mein ungläubiges Haupt. Wenn ich aber recht behalte:

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Ich mahne und erinnere.

Diesen Tipp kann ich nur unterstützen und möchte darauf hinweisen, dass man, wenn man Tollkühn in Kombination mit dem eigenen allerersten Lesedurchgang hören will, sich die Tollkühn-Episoden von April 2020 bis November 2021 anhören sollte. Aktuell wird der Herr der Ringe zwar auch gelesen und durchgesprochen, aber das ist der zweite Durchgang, beide Podcaster kennen jetzt das Buch (und noch viel mehr aus Tolkiens Werken) und gehen davon aus, dass die Zuhörer*innen es auch kennen.

Ach, nun. Auri ist eher ein Kind und nur zufällig weiblich.

Von Fela wissen wir wenig, ausser dass sie „prachtvolle Brüste“ hat. Devi ist faszinierend, aber nicht sehr ausgearbeitet. Denna ist theoretisch cool, aber die Art wie sie beschrieben wird ist… sehr fokussiert auf das Optische.

Das wird alles im zweiten Band besser, stilistisch - inhaltlich ist der ganze Fokus auf Sex ein bisschen mühsam. Weiß schon, dass der Charakter ein sechzehnjähriger Junge sein soll, aber meh.

Ist ja noch ein bisschen mehr: Weibliche Professoren gibt es nicht, Studentinnen kaum. Kann man alles aus der feudalen Welt erklären, jaja, wird aber halt auch nicht groß thematisiert.

Ist trotzdem ein tolles Buch, aber ich empfehle mal, es frisch zu lesen - mit dem Blick auf „Was würde meine 12-16jährige Tochter an dieser Stelle denken?“

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Das macht sicherlich Sinn - aus den von dir geschilderten Gründen, aber umso mehr, als ich bis zum Erscheinen einer Fortsetzung wohl nicht nur die Namen der Charaktere, sondern auch weite Teile der Handlung vergessen haben werde. Bis dahin wird unsere Tochter auch in dem von dir genannten Alter sein.

Ich erinnere aber zumindest, dass ein Part, den ich unserer Tochter nicht ohne Weiteres vorsetzen möchte, derjenige im Reich von Felurian ist. Da lag der Fokus zumindest zu Beginn über längere Strecken auf Erotik, möchte ich meinen.

Ich höre das englische Hörbuch zu The Fifth Season von N K Jemisin. Es gibt eine Booktrack Edition mit atmosphärischer Hintergrundmusik, die mir sehr gefällt.

Es ist eine Fantasygeschichte in einer Welt, in der Leute mit einer Fähigkeit geboren werden, die ihnen erlaubt, Erdbeben zu erzeugen, ganze Berge oder tektonische Platten zu verschieben, und allgemein extreme Kontrolle über die Natur auszuüben. Die Bewohner der Welt haben demnach ihre gesamte Lebensweise darauf eingestellt, dass ständig ein Erdbeben alles zerstören kann.

Die Schreibweise gefällt mir außerordentlich gut. Zum Beispiel wird in manchen Kapiteln, wenn es um einen bestimmten Charakter geht, eine Du Perspektive verwendet, wie ich sie sonst nur aus Abenteuerspielbüchern kenne. Andere Kapitel benutzen andere Erzählperspektiven.

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Oh, klingt… ungewöhnlich. Ich tu’s mal auf die „Reinschauen“-Liste.

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Es ist an sich ein gutes Buch und grundsätzlich schon genau das, was man erwarten durfte. Das soll also keine Kritik am Inhalt sein, nur isses mir in seiner Gesamtheit irgendwie zu dunkel und einfallslos. Über weite Strecken Logo an Logo auf dem immer gleichen, schwarzen Hintergrund. Wie man das anders lösen könnte? Gute Frage, aber für ein „Spaktakulär!“, den Joker-Hit oder eine 5/5 dürfte es schon etwas mehr sein, als das Aneinanderreihen aller GIFs und PNGs aus dem „A500 Demo Art“ Ordner :wink:

Das hier kam am Freitag mit der Post, hab jetzt ca. 1/3 hinter mir und mag es sehr:

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Shareware Heroes habe ich auch vor einer Weile erstanden, steht aber noch ungelesen im Regal. Gut zu wissen dass es gefällt. Ich fand Moss’s Secret History of Mac Gaming schon super.

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Ich bin jetzt mit Die Insel der Tausend Leuchttürme fertig und ich versuche mal ein kurzes Fazit zu ziehen. Das fällt mir gar nicht so leicht, weil ich das Buch aufgrund meiner Erwartungshaltung nicht unvoreingenommen beurteilen kann.

Was ich oben geschrieben habe, gilt bis zum Ende des Buchs:

Das Hauptproblem von Moers bleibt aber bestehen: Er hat sein Gefühl für ein gutes Erzähltempo verloren. Wieder verliert sich die Geschichte am Anfang in detaillierten Beschreibungen, im Klein-Klein und es geht einfach nicht voran.
Viel zu spät beschleunigt sich die Handlung und hat auf einmal ein gegensätzliches Problem: Wichtige, potentiell faszinierende Figuren und Orte werden hastig eingeführt und bekommen viel zu wenig Platz. Das Ende hat meiner Meinung nach einige Logiklücken und fühlt sich deshalb unbefriedigend an. Ich kann es aber nicht besser erklären, ohne zu spoilern. :neutral_face:

Im Nachwort zieht Moers ein eigenes Fazit… und irrt.

Die Insel der Tausend Leuchttürme ist… nett, aber von der grandiosen, fantastischen Liebeserklärung ans Lesen und die Literatur von Die Stadt der Träumenden Bücher trennt es Welten!

Nichtsdestotrotz habe ich es nicht bereut das Buch zu lesen. Es hat sich ganz gut dahingelesen und mich nicht verärgert wie Das Labyrinth der Träumenden Bücher. Weiterhin habe ich das Gefühl, dass Moers langsam wieder besser wird.

Die 42,00 €, welche für das gebundene Buch aufgerufen werden, finde ich allerdings hammerhart, 20,00 € für das Taschenbuch immer noch zu viel und 34,99 (!) für das eBook sind eine Unverschämtheit. :smile:
Zamonienfreunde sollten mMn schauen, ob sie es irgendwo gebraucht ergattern können.

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Danke für Deine Kritik. Bedeutet für mich, das Werk irgendwann mal aus der Stadtbücherei auszuleihen. Vielleicht…

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Daniel Kahneman - Schnelles Denken, Langsames Denken

Es ist anscheinend ein Must-read. Na dann… (inspiriert durch den Podcast „Alles gesagt?“)

Zuletzt las ich Der König in Gelb - Ein Drama herausgegeben von Levin Handschuh und der Deutschen Lovecraft Gesellschaft: PRESSEMITTEILUNG: Lovecraft-Horror trifft auf Meta Fiction in „König in Gelb“ - Deutsche Lovecraft Gesellschaft (Vorsicht: ein besonderer Kniff des Buches wird gespoilert!)

Es ist ein Regiebuch über eine ins Wasser gefallene Inszenierung des Stücks. Das Skript selbst fand der Regisseur in Eco’scher Manier zufällig. Es finden sich dann auch allerhand Notizen des Regisseurs, die eine zweite Erzählebene eröffnen. Kurz zum Hintergrund: The King in Yellow kommt in einigen Kurzgeschichten von Robert W. Chambers vor, dort jedoch höchstens in wenigen kurzen Auszügen. Dadurch und den Fakt, dass das Lesen des gesamten Werkes zu Wahnsinn und Tod führt, erlangt das Stück eine ganz eigene Faszination. In Handschuhs Interpretation finden wir nun die ersten beiden Akte. Der erste Akt ist wie von Chambers beschrieben relativ gewöhnlich. Meinem Deutsch Grundkurs sei Dank erinnert es mich an griechische Dramen und den Sturm und Drang. Es geht um Liebe, Eifersucht, Herkunft und Schicksal. Tatsächlich ist es ganz interessant geschrieben.
Interessant wird es dann im zweiten Akt, der ja nun in den Wahnsinn führen soll. Hier löst es das Buch ganz geschickt, denn die starre Reihenfolge der Szenen wird gebrochen und man kann sich die Reihenfolge ähnlich wie in einem Abenteuerbuch zu einem gewissen Grad aussuchen. Diese Rahmung passt hier aber tatsächlich richtig gut sowohl in Hinsicht auf den Inhalt des Stückes als auch auf die Rolle des Regisseurs, die wir als Lesende einnehmen und selbst eine passende Reihenfolge der Szenen finden sollen. Es erinnert dann zeitweise auch etwas an Danielwskis House of Leaves, ohne jedoch die gleiche Wirkmacht zu entfalten. Dafür finde ich den Wahnsinn, in den der Regisseur abgleiten soll, zu plötzlich und schwach.
Die Idee zum Finale des Buches finde ich hingegen wieder grandios, da man selbst zur performativen Kunst gezwungen wird - konnte ich mich aber noch nicht zu durchringen.

Insgesamt eine interessante Lektüre, die aufzeigt, dass es doch immer noch neue Pfade für Bücher gibt.

Zuletzt hab ich »Nullerjahre« gelesen. Das ist eine recht lose Aneinanderreihung teils echt biographischer Anekdoten aus Stralsund während der Nullerjahre. Verrohung, Drogen, Probleme mit Rechtsradikalismus – alles einsortiert in die nur mäßig gelungene Wiedervereinigung und die damit einergehende Perspektivlosigkeit in vielen Regionen – das ganze Programm eben. Bis auf den exzessiven Drogenkonsum und die viele Gewalt im Buch hab ich aber auch meine eigene Jugend im Brandenburg der 90er Jahre wiedererkannt und war entsprechend gar nicht mal so schockiert. Da war es genauso perspektivlos. Dennoch harter Tobak, das Ding.

Aktuell bin ich davon wieder weg und lese die aktuelle Stephen-King-Geschichtensammlung »Ihr wollt es dunkler«. Dachte beim Titel erst, was für 'ne dämliche Übersetzung, aber das heißt im Original ja auch so. :sweat_smile: Na jedenfalls bin ich so halb durch und kann das Ding bisher empfehlen – allein für die wirklich gute und lange Story »Danny Coughlins böser Traum«. Überhaupt fast immer bei King: Richtig gut sind die ganz dicken Romanklopper und die Kurzgeschichtenbände.

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