Skyward Sword gilt als einer der weniger beliebten Zelda-Titel. Auch ich schaute damals abschätzig auf dieses Spiel herab. Während andere Konsolen HD-Grafik und immersive Erzählung boten, kam Link auf der hoffnungslos veralteten Wii klobig und farbarm daher. Die Bewegungssteuerung ließ es wie ein Casual-Spielchen anmuten, es gab nicht einmal eine richtige Oberwelt. Das einzige Zelda, das ich nicht zu Ende spielte.
Dann kam das HD-Remaster auf der Switch und ich probierte es nochmal aus. Es stellte sich heraus, dass viele meiner Vorurteile unbegründet gewesen waren, bzw. in dem Remaster gekontert wurden.
Die Grafik profitiert deutlich von dem HD-Upscale. Alles wirkt schön und rund, die Pastellfarben sind saftiger als zuvor, man kann weit sehen und viele kleine Details befüllen die Welt.
Als Prequel der Serie spielt Skyward Sword auf einer schwebenden Insel. Ihre Bewohner reiten riesige Vögel, huldigen ihrer Göttin und trauen sich nicht unter die Wolkendecke… bis Zelda durch einen Zwischenfall genau dorthin abstürzt. Link hechtet ihr natürlich hinterher und landet so auf der „Unterwelt“, die aus drei großen Gebieten besteht. Ein Wald, ein Vulkan und eine Wüste erstrecken sich in drei Richtungen und müssen nun nacheinander erkundet werden. Es gibt keine zusammenhängende Open World, stattdessen bildet die schwebende Insel mitsamt des Archipels um sie herum das Verbindungsstück zwischen den weitläufigen Spielgebieten. Jede Welt bietet wie üblich ihre Herausforderungen, Secrets, Rätsel, Gegner und Story-Elemente. Am Ende wartet jeweils ein Dungeon. Drei Dungeons scheinen nicht viel zu sein, aber natürlich ist alles nicht so, wie es scheint. Ja, es gibt wieder diesen Twist in der Mitte des Spiels, der die Spielewelt erst so richtig aufmacht. Tatsächlich handelt es sich hier mit 40-50 Spielstunden um eines der umfangreichsten klassischen Zelda-Titel.
Apropos Dungeons. Diese waren für mich die größte Überraschung im Spiel, da nicht nur groß und weitläufig, sondern auch sehr clever und originell designt. Dasselbe gilt für die Gebiete um die Dungeons herum. Unter anderem manipulieren wir, wie in Braid, die lokale Zeit, segeln durch einen Sandozean, erkunden Unterwasserwelten und balancieren auf Kugeln in Lavabecken. Skyward Sword kann in dieser Hinsicht als ein Gegenentwurf zu den offenen aber generischen Tempeln aus Breath of the Wild bzw. Tears of the Kingdom angesehen werden - eine schöne Abwechslung.
Dasselbe gilt für die Gadgets. Diese sind zahlreich und teilweise einmalig in der ganzen Serie. Mein Favorit ist ein ferngesteuerter fliegender Roboterkäfer, mit dem man hinterste Ecken erforschen und unerreichbare Gegenstände aufschnappen kann. Werkzeuge und Waffen können per Crafting aufgestuft werden.
Wer Bootsfahrten in Wind Waker zum Schnarchen fand, wird wohl auch die Vogelreitsequenzen hassen. Immerhin sind sie dynamischer und kürzer. Im Himmel gibt es viele kleine Inselchen, die wir so erreichen können. Die meisten sind optional und enthalten Secrets und Schätze, die wir zuerst auf der unteren Ebene freischalten müssen.
Die Erzählung ist Nintendo-typisch seicht, gefiel mir aber besser als die der meisten anderen Zelda-Teile. Es gibt viele nette Ideen: Link und Zelda sind ein Liebespaar, der eifersüchtige Nebenbuhler wird schön in Szene gesetzt, die hysterischen Tiraden des Oberfieslings offenbaren seine Unsicherheiten. Wendungen in der Handlung sind etwas abgedroschen und vorhersehbar, dafür wachsen einem die Hauptcharaktere richtig ans Herz.
Nun zu den Schwächen des Spiels. Die Bewegungssteuerung wurde im Remaster zum Glück optional, dafür ist die alternative Controller-Steuerung leider nicht besonders präzise geraten. Vor allem bei komplexeren Manövern muss man viel mit dem Analog-Stick und mit ungewöhnlichen Tastenkombinationen arbeiten. Das war mir besonders bei Bosskämpfen zu fummelig. Überhaupt sind einige der Bossgegner die schwächsten der Serie. Manchmal wusste ich lange Zeit nicht, wie ich eine Schwachstelle bei einem Boss überhaupt treffen kann - für Nintendo-Verhältnisse eine Kardinalsünde. Dazu kommt noch, dass man einen Boss im Laufe des Spiels gleich drei Mal besiegen muss - mit verschiedenen Mitteln zwar, aber trotzdem eher eintönig.
Als letztes noch ein paar Worte der Kritik an den Vater von Zelda. Nachdem seine Tochter nämlich von einer schwebenden Insel zur Erde fällt - durch die Wolkendecke, die nie durchbrochen werden darf - hockt dieser Typ weiter in der Bibliothek rum und schwätzt davon, dass er sich sicher sei, seine Tochter sei am Leben und Link werde sie retten. Kein Anzeichen von Sorge, keine Eile, keine Proaktivität… Es ist deine Tochter, verdammt noch mal! Schäm dich, alter Mann! Mir ist völlig schleierhaft, warum Nintendo-Designer solche Unglaubwürdigkeit in ihre Charaktere einbauen.
Trotz der Kritikpunkte gefiel mir das Spiel aber sehr. Gutes Pacing, stillsichere Grafik, viele Geheimnisse und durchdachte Rätsel machen den Titel für mich zu einem der besten 3D-Zeldas. Nach hunderten von Stunden mit den modernen Open-World-Ablegern war Skyward Sword eine tolle Rückkehr zu den Wurzeln der Reihe.