Alan Wake 2
Nach 13 Jahren gibt es endlich einen Nachfolger, und auch wenn es vielleicht nicht der spielerisch stärkste Titel ist, ist er dank seiner Handlung, seiner durchaus charmanten, wenn auch ungewöhnlichen Ideen und seiner Atmosphäre ein sehr spielenswerter Titel – besonders, wenn man den Vorgänger mochte.
Das Spiel bietet zwei Hauptcharaktere: Einerseits Saga Anderson, eine FBI-Agentin, die einen Ritualmord in Bright Falls aufklären möchte, und andererseits natürlich den Titelhelden Alan Wake, der aus dem dunklen Ort entkommen will.
Grundsätzlich wechseln sich die Abschnitte mit den beiden Charakteren ab, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt kann man selbst auswählen, wann man wen spielt und welchen Handlungsfaden man folgen möchte.
Beide Figuren spielen sich zwar grundsätzlich ähnlich, auch wenn es Unterschiede gibt. Die Abschnitte mit Saga Anderson ähneln am ehesten dem ersten Teil: Es gibt mehrere offene Abschnitte mit einem Hauptziel, aber man kann diese recht weitläufig erforschen und Dinge finden, die entweder reine Ressourcen wie Munition oder auch Upgrades sind. Diese sind relativ gut versteckt, und manchmal muss man dafür auch Rätsel lösen, die meist nicht sonderlich schwierig sind, aber hin und wieder doch etwas Nachdenken erfordern.
Die Kämpfe sind jedoch eher durchschnittlich. Wie im ersten Teil muss man die besessenen Gegner zunächst mit der Taschenlampe anstrahlen, um die Dunkelheit zu entfernen, bevor man sie abschießt. Das ist nicht sonderlich anspruchsvoll, und die Waffenauswahl ist sehr begrenzt, aber es funktioniert.
Zwischendurch darf man sich in Sagas sogenanntes Gedankenkabinett begeben, wo man Verknüpfungen herstellt, indem man Bilder an die richtige Stelle legt oder ein Profiling erstellt. Spielerisch ist das anspruchslos, und ich fand es eher nervig, aber leider notwendig, um die Handlung voranzutreiben.
Die Abschnitte von Alan Wake laufen ähnlich ab, sind aber teilweise abgehobener. Der größte Unterschied besteht darin, dass man sich im sogenannten dunklen Ort befindet, wo die Umgebung durch die Schreibkünste von Alan Wake beeinflusst werden kann. Dadurch öffnet man neue Abschnitte oder entsperrt versperrte Wege. Spielerisch ist das nicht anspruchsvoll, und es ist manchmal etwas zu vage, wie es weitergeht. Dennoch wird dadurch eine dichte Atmosphäre aufgebaut, und die Abschnitte sind gut gestaltet.
Die Kämpfe in den Alan-Wake-Levels fand ich allerdings weniger gelungen. Das liegt daran, dass in seinen Abschnitten viele Schattenwesen herumlaufen, von denen die meisten einen nicht angreifen. Um herauszufinden, welche gefährlich sind, muss man entweder wertvolle Taschenlampenenergie verschwenden oder sich angreifen lassen, was ich als eher nervig empfand.
Trotz dieser spielerischen Schwächen wurde ich von dem Spiel gut unterhalten, was vor allem an seiner Atmosphäre und der Handlung liegt.
Ähnlich wie in den anderen Werken von Remedy gibt es immer wieder interessante Ideen. Besonders die Verknüpfung mit Live-Action-Aufnahmen fand ich sehr spannend. Natürlich gibt es auch teilweise abgehobenes Zeug, wie eine Musicalsequenz, die aber ganz witzig ist. Die Verknüpfungen zu den anderen Remedy-Werken sind ebenfalls gelungen, wobei die Bezüge zu Control am deutlichsten sind, da sie das gleiche Handlungsuniversum teilen. Zu anderen Spielen wie Max Payne oder Quantum Break gibt es zwar nur Anspielungen, aber diese fügen sich gut ins Konzept ein. Dadurch wird die Handlung teilweise sehr verkopft, doch ich fand sie trotzdem interessant und sie bietet einige Überraschungen.
Was ich allerdings etwas nervig fand, ist, dass man das wahre Ende nur erreicht, wenn man das Spiel zweimal durchspielt. Das wird zwar handlungstechnisch erklärt, aber die Begründung ist eher ein Feigenblatt, und die Unterschiede innerhalb des Spiels sind nur geringfügig. Immerhin hat man beim zweiten Durchgang gleich alle Waffen dabei.
Atmosphärisch fand ich das Spiel sehr gelungen. Die einzelnen Abschnitte sind detailliert gestaltet. Das Einzige, was ich nervig fand, ist, dass man ein paar Mal zu oft versucht hat, ein Horrorspiel zu sein, und dabei auf billige Jumpscares zurückgreift. Oft wird für Sekundenbruchteile ein Bild eingeblendet und ein lautes Geräusch wie ein Schrei ertönt. Das war eher nervig und nur selten erschreckend.
Technisch fand ich das Spiel äußerst gelungen. Es sieht wahnsinnig gut aus und läuft auch flüssig. Allerdings empfehle ich dringend, es auf einer SSD zu installieren. Das hatte ich anfangs nicht getan und musste mit ein paar technischen Problemen kämpfen.
Auch musikalisch ist das Spiel gelungen, und die Gods of Asgard haben wieder ein paar schöne Stücke dabei.
Ich habe auch die Deluxe-Version gespielt, in der sämtliche DLCs enthalten waren, und ich kann nur empfehlen, das Spiel auf diese Weise zu erleben. Die DLC-Abschnitte kann man entweder an den passenden Zeitpunkten innerhalb der Handlung starten oder separat aus dem Hauptmenü auswählen.
Die DLCs unterscheiden sich nicht großartig vom Hauptspiel. Man spielt verschiedene Figuren, aber sie bieten einen guten Einblick in das erweiterte Remedy-Universum und ergänzen die Handlung auf sinnvolle Weise, was mir gut gefiel.
Insgesamt also ein toller Titel, den ich nur empfehlen kann – besonders, wenn man schon den Vorgänger und Control mochte.